JOHN UND JANE DOE DES MONATS: Tötungsdelikt z. N. von Sanda John Doe (2011)

Der Mord an Sanda John Doe 

Wer kann Sanda John Doe identifizieren und wer ist für seinen Tod verantwortlich?

Ich möchte Euch den neuen "John und Jane Doe des Monats" vorstellen. Diesen Monat soll ein japanischer Cold Case aus dem Jahr 2011 im Fokus stehen. Da viele Leser dieses Blogs, auch aus dem asiatischen Raum kommen [Japan, Südkorea, China, Vietnam, Thailand...], wollte ich mich erneut mit einem asiatischen Cold Case beschäftigen. Letzten Monat stand ein südkoreanischer Cold Case im Fokus und diesen Monat möchte ich im Rahmen meiner Möglichkeiten auf diesen japanischen Cold Case und auf das Schicksal dieses Mannes aufmerksam machen. Der Fall ereignete sich am Senjoji-See in Sanda, Präfektur Hyogo, Japan. Bisher ist es den japanischen Strafverfolgungsbehörden leider nicht gelungen, den Mann oder den Mörder zu identifizieren. 

Gesichtsrekonstruktion von Sanda John Doe.
Der Mord an Sanda John Doe wirft viele Fragen auf. Der Fall und die Identität sind seit 2011 ungeklärt.

Wer kann Sanda John Doe identifizieren?
Foto: Polizei 

Die Entdeckung 

Am 14. Februar 2011 war ein 16-jähriger Gymnasiast am Senjoji-Sees Angeln. Der junge Mann befand sich gegen 10.45 Uhr im Uferbereich des Sees, auf Höhe des Aono-Staudamms und der Kurogo-Brücke, als er einen Betonblock entdeckte. Der Block soll die Größe eines Rucksacks gehabt haben und 26 cm hoch, 35 cm breit und 17 cm dick sein. Der Senjoji-See litt seit Dezember 2002 mangels Regen unter einer schweren Dürre. Aufgrund dieser langen Dürre tauchten auch Teile der ehemaligen Präfekturstraße auf dem ausgetrockneten Seegrund auf. Das war wahrscheinlich auch der Grund, warum der Betonblock freigelegt wurde. Der junge Mann untersuchte den Betonblock und stellte fest, dass aus dem Betonblock Knochen herausragten, die wie menschliche Knochen aussahen. Der Gymnasiast rief sofort die Polizei an und meldete seinen Fund.

Der Betonblock wurde unterhalb der Kurogo-Brücke am Aono-Staudamm in der Nähe des Senjoji-Sees im Kamo-Viertel von Sanda in der Präfektur Hyogo entdeckt.
Foto: Google Maps 

Die Kurogo-Brücke am Aono-Staudamm in der Stadt Sanda in der Präfektur Hyogo, Japan. 
Foto: Google Maps 

Der Leichenfundort 

Der Leichenfundort befindet sich in der Präfektur Hyogo in der Nähe des Fußes der Kurogo-Brücke, die sich über die Ostseite des Senjoji-Sees im Kamo-Viertel von Sanda erstreckt. [Anm. Sanda ist eine Stadt in der Präfektur Hyōgo in Japan. Sie liegt etwa 25 Kilometer nördlich von Kōbe und westlich von Takarazuka. Sanda hat 109.243 Einwohner.]

Der Leichenfundort befindet sich direkt unter der Kurogo-Brücke am Aono-Staudamm in der Nähe des Senjoji-Sees im Kamo-Viertel von Sanda.
Foto: Google Maps 

Der Leichenfundort. Dort, wo die blaue Plane platziert ist, wurde der Betonblock entdeckt.
Foto: Polizei 

Polizei erreichte Fundort 

Schon kurze Zeit später, war die Polizei am Fundort. Die Ermittler identifizierten die Knochen ebenfalls menschlichen Ursprungs. Anschließend wurde der Uferbereich und auch teilweise der Senjoji-See abgesucht. Die Ermittler fanden einen einen Halswirbelknochen und einen linken Knöchel unter der Kurogo-Brücke am Aono-Staudamm. Die Ermittler gehen davon aus, dass der Betonblock von der Kurogo-Brücke geworfen wurde. 

Die Ermittler und der Rechtsmediziner bei Arbeiten am Leichenfundort unterhalb der Kurogo-Brücke.
Foto: Polizei 

Die Autopsie 

Der Rechtsmediziner untersuchte zunächst den Betonblock von außen und die gefundenen Knochen. Er bestätigte, dass es sich um menschliche Knochen handelt. Anschließend wurde der Betonblock vorsichtig im Beisein der Ermittler geöffnet. Im Inneren des Betonblocks befand sich ein männlicher Schädel. Die Knochen seines Kopfes und Oberkiefers lagen frei und brachen vollständig zusammen. Die Knochen sind braun, was darauf hindeutet, dass der Mann seit 1 bis 5 Jahren tot ist. Etwas, das wie Haare aussah, blieb in der Masse zurück, und in der Nähe wurden auch die Knochen des linken Knöchels und der Halswirbel gefunden. Es ist jedoch nicht bekannt, ob der Torso und der Unterkörper auch dort irgendwo im Gebiet des Senjoji-Sees begraben sind oder sich an einer ganz anderen Stelle befinden. Auch die genaue Todesursache konnte nicht bestimmt werden. Die Auffindesituation und die Gesamtumstände sprechen für ein Tötungsdelikt.

Weitere forensische Untersuchungen 

Die weiteren forensischen Untersuchungen ergaben, dass es sich bei der Leiche um einen Mann zwischen 30 und 40 Jahren handelte und der klein gebaut ist. Darüber hinaus wurde seitens der Ermittler erwartet, dass seine Zähne bei der Identifizierung von John Doe helfen würden. Der Rechtsmediziner stellte fest, dass seine Zähne sehr schlecht ausgerichtet waren und er wohl nicht häufig eine zahnärztliche Behandlung in Anspruch genommen hat. Der Oberkieferknochen ist klein, aber der Unterkieferknochen ist groß. Im oberen rechten Zahn befand sich ein Schraubstift aus rostfreiem Stahl [Gesamtlänge 9,9 mm, Schraubendurchmesser 1,3 mm], und die unteren Vorder- und Hinterzähne waren zur Zunge hin geneigt.

Zusammenarbeit mit Zahnärzten gefordert 

Aus diesem Grund forderte die Polizeistation Mita die Zusammenarbeit von Zahnärzten bei der Überprüfung der Krankenakten. Obwohl die Angelegenheit im Dental Society Monthly, einem Newsletter für Mitglieder der Zahnärztekammer, veröffentlicht wurde, gab es bei der Untersuchung und der Identifizierung keine Fortschritte. Selbst als die bei der Nationalen Polizeibehörde gespeicherten Daten von Verdächtigen abgefragt wurden, gab es keine Ergebnisse.

Was ist alles über Sanda John Doe bekannt?
  • Sanda John Doe wurde am 14. Februar 2011 unter der Kurogo-Brücke [am Aono-Staudamm] im Uferbereich des Senjoji-Sees entdeckt.
  • Es wurden nur sein Kopf, ein Halswirbelknochen und sein linker Knöchel gefunden. Alle anderen Körperteile wurden bis heute nicht gefunden.
  • Es ist jedoch nicht bekannt, ob der Torso begraben ist oder sich an einer anderen Stelle befindet.
  • Sanda John Doe starb zwischen 5 Jahren und 1 Jahr vor seiner Entdeckung. Das bedeutet, dass Sanda John Doe irgendwann im Zeitraum zwischen 2006 und 2010 gestorben ist.
  • Sanda John Doe war zum Zeitpunkt seines Todes zwischen 30 und 40 Jahre alt.
  • Er ist von asiatischer Abstammung.
  • Er war zwischen 1,45 m und 1,65 m groß und war zierlich gebaut.
  • Er hatte dunkles Haar. 
  • Die Augenfarbe ist nicht bekannt, aber man vermutet, dass sie braun waren.
  • Er hatte einen kleinen Kopf, einen kleinen Oberkieferknochen und einen großen Unterkieferknochen. 
  • Sanda John Doe hatte die Blutgruppe AB.
  • Er hatte einen Schraubstift aus rostfreiem Stahl im oberen rechten Zahn [Gesamtlänge 9,9 mm, Schraubendurchmesser 1,3 mm].
  • Er war zu Lebzeiten nicht oft beim Zahnarzt gewesen.
  • Die Ausrichtung seiner Zähne war schlecht. Vorder- und Hinterzähne waren in Richtung seiner Zunge geneigt.
  • Möglicherweise hatte Sanda John Doe zu Lebzeiten eine Gaumenspalte gehabt, die operativ behandelt wurde.

Die Gesichtsrekonstruktion

Obwohl die japanische Polizei auf Hochtouren ermittelte, gelang es einfach nicht, Sanda John Doe zu identifizieren. Die Polizei ließ deshalb eine Gesichtsrekonstruktion von Sanda John Doe erstellen. Die herkömmliche Methode besteht darin, nach Übereinstimmungen zu suchen, indem man die Form des Schädels, Fotos der betreffenden Person, bevor sie noch am Leben war, und Augenzeugeninformationen überlagert. Dieses Mal gab es jedoch keine anderen Daten als den Schädel, und es fehlten eindeutig Informationen. Trotzdem gelang es den Experten, eine gute Gesichtsrekonstruktion von Sanda John Doe herzustellen. Die Bilder der Gesichtsrekonstruktion wurden an alle Polizeistationen im gesamten Land verteilt und auch in den Medien wurden die Bilder von Sanda John Doe veröffentlicht, aber die Identität von Sanda John Doe blieb unbekannt. 

Gesichtsrekonstruktion von Sanda John Doe.
Frontansicht von Sanda John Doe. 
Foto: Polizei 

Gesichtsrekonstruktion von Sanda John Doe.
Foto: Polizei 

Mit diesem Plakat suchte die Polizei im Jahr 2011 nach Hinweisen .
Foto: Google Maps 

Weitere Ermittlungen 

Die Präfekturpolizei von Hyogo ging am 10. Jahrestag der Entdeckung mit dem Fall im Jahr 2021 erneut an die Öffentlichkeit. Auch wurde der Fall noch einmal neu aufgerollt. Man war hochmotiviert hinter das Geheimnis von Sanda John Doe zu kommen. Obwohl die dreijährige Verjährungsfrist für den Vorwurf des Zurücklassens einer Leiche bereits abgelaufen ist, ermittelt ein gemeinsames Ermittlungsteam des Polizeireviers und der Ermittlungsabteilung 1 der Präfekturpolizei wegen Mordverdachts weiter in dem Fall. Auch wenn die genaue Todesursache nicht bekannt ist, sprechen die Auffindesituation und die Gesamtumstände für ein Tötungsdelikt. Leider haben es die Ermittler nicht geschafft, hinter das Geheimnis von Sanda John Doe zu kommen. Weder Sanda John Doe noch sein Mörder konnten identifiziert werden. Die Polizei gibt den Fall nicht auf und wird weiterhin versuchen, den Fall doch noch aufzuklären.

Die Nachwirkungen 

Der zuständige Ermittler möchte, dass die Leute ihn kontaktieren, auch wenn es sich nur um triviale Informationen handelt. Er ist sich sicher, dass es Personen gibt, die über wichtige Informationen verfügen. Auch in diesem Jahr haben Polizeibeamte am 14. Februar vor der Mita-Station Flugblätter wieder verteilt in denen sie dazu aufrufen. 

Das neue Plakat von Sanda John Doe wird seit 2021 verteilt und verbreitet. 
Foto: Polizei 

Aktuelle Einstufung des Falls 

Der Tod von Sanda John Doe wurde als Tötungsdelikt eingestuft. Obwohl der Fall ein Cold Case ist, wurde der Fall nie ganz geschlossen. Die Ermittler sind weiterhin auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen, um neue Ermittlungen anzustoßen. Jeder Hinweis könnte wichtig sein. 

Fragen der Ermittler:
  1. Wer kann Sanda John Doe identifizieren?
  2. Wer kennt eine Person aus seinem Umfeld [Familienmitglied, Freund, Bekannter, Arbeitskollege], der Sanda John Doe ähnlich sieht?
  3. Wer kennt eine Person, die in der Zeit zwischen 2006 und 2010 aus seinem gewohnten Lebensumfeld verschwunden ist und Ähnlichkeit zu Sanda John Doe hat?
  4. Wer hat irgendwann im Zeitraum zwischen 2006 und 2010 am Aono-Staudamm oder auf der Kurogo-Brücke am Senjoji-See im Kamo-Viertel von Sanda eine verdächtige Person oder ein verdächtiges Fahrzeug wahrgenommen?
  5. Wer kennt die genauen Umstände und Hintergründe des Mordes an Sanda John Doe?
  6. Wer weiß, wer für den Tod von Sanda John Doe verantwortlich gewesen sein könnte?
  7. Wer hat andere Beobachtungen gemacht, die mit dem Mord an Sanda John Doe in Zusammenhang stehen könnten?
  8. Wer hat Gerüchte über den Fall gehört?
  9. Wer hat sonstige Informationen zu diesem Fall?

Hinweise zum Fall nimmt das gemeinsame Ermittlungsteam der Polizeistation Sanda und der  Präfekturpolizei Hyogo unter der Rufnummer (079) 563-0110 entgegen. 

Die Polizei sichert Vertraulichkeit zu. Wenn ein Hinweisgeber anonym bleiben möchte, dann darf er das auch gerne.

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