COLD CASE DER WOCHE: Tötungsdelikt z. N. von Christiane Heiser (1992)

Der Mord an Christiane Heiser?

Wer hat Christiane Heiser getötet?

Im heutigen Beitrag geht es um einen belgischen Cold Case aus dem Jahr 1992. Ich möchte im Rahmen des Formats "Cold Case der Woche" besonders auf diesen Fall aufmerksam machen. Die belgischen Strafverfolgungsbehörden ist es bisher nicht gelungen, den Fall aufzuklären.

Der Mord an Christiane Heiser ist seit 1992 ungeklärt. Wer hat Christiane Heiser getötet und warum?
Foto: Polizei 

Der Fall Christiane Heiser 

Christiane wurde am 3. Juni 1971 als Tochter von Denise und Roby Heiser im luxemburgischen Esch an der Alzett geboren. Christiane ist in der luxemburgischen Stadt Fötz aufgewachsen. Dort lebte sie mit ihren Eltern und ihrem Bruder Claude in einem Haus. [Anm. Fötz (luxemburgisch Féiz, französisch Foetz) ist eine Ortschaft im Süden Luxemburgs mit 469 Einwohnern. Sie gehört zur Gemeinde Monnerich und liegt nördlich von Esch an der Alzette.]

Christiane Heiser ist in Fötz aufgewachsen und zur Schule gegangen. Sie lebte bis zum Beginn ihres Studiums bei ihrer Familie in Fötz in der Gemeinde Monnerich, im Großherzogtum Luxemburg. 
Foto: Google Maps 

Christiane Heiser hatte bereits als Kind immer eine positive Lebenseinstellung und viel Energie. Als Jugendliche entwickelte Christiane eine Liebe zur Musik und spielte gerne Tennis. Ihre Schulkarriere bestritt Christiane Heiser im LGE, wo sie nach einem Jahr als Austauschschülerin in den USA 1991 ihr Abitur machte. Nach der ''Première" besuchte sie zunächst den "Cours universitaire" auf Limpertsberg. Nach ihrer Rückkehr nach Luxemburg überlegte sie, ihr Studium in Schottland zu beginnen und wurde dann auch an der Universität St. Andrews angenommen. Doch aus unbekannten Gründen entschied sie sich stattdessen für ein Wirtschaftsstudium in der belgischen Hauptstadt Brüssel. Ihre Eltern freuten sich über die Wahl der Universität, da auch Schottland als Option zur Verfügung stand und Brüssel nicht sehr weit von Zuhause entfernt ist. So könnten sie Christiane häufiger sehen.

Wohnung gefunden 

Christiane Heiser hatte zunächst Probleme ein Zimmer oder eine Wohnung zu finden. Es gelang ihr dann schließlich mit der Hilfe und Unterstützung der Universiteit Libre de Bruxelles. Christiane bekam eine kleine Wohnung in einem Mehrfamilienhaus, das als Studentenwohnheim "Campus Irena V" genutzt wurde. Das Studentenwohnheim befindet sich in der 
Bd du Triomphe 151 in 1050 Brüssel-Ixelles. [Anm. Ixelles (französisch) oder Elsene (niederländisch) ist eine von 19 Gemeinden der zweisprachigen Region Brüssel-Hauptstadt in Belgien. Sie hat 87.052 Einwohner. Ixelles/Elsene liegt im Südosten der Brüsseler Innenstadt und grenzt an die Stadt Brüssel sowie an die Gemeinden Etterbeek, Auderghem/Oudergem, Watermael-Boitsfort/Watermaal-Bosvoorde, Uccle/Ukkel und Saint-Gilles/Sint-Gillis. Das Gemeindegebiet ist zweigeteilt, weil die mitten durch Ixelles/Elsene verlaufende Prachtstraße Avenue Louise/Louizalaan zur Stadt Brüssel gehört.]
Die kleine Wohnung hatte ein 21 Quadratmeter großes Zimmer mit einem Bad und einer Kochnische. Und das Beste war, dass die Wohnung bezahlbar war, sie in unmittelbarer Nähe zur Universität lag und auf ihrer Etage auch andere Studierende aus Luxemburg lebten.

Christiane fand eine Wohnung in Brüssel-Ixelles.
Das wohlhabende Ixelles, niederländisch Elsene, liegt rund um die breite, grüne Avenue Louise, die von exklusiven Boutiquen und schicken Restaurants gesäumt ist. Besonders bekannt sind die Jugendstilgebäude, die hier überall zu finden sind. Im Kunstmuseum Musée d'Ixelles sind Werke der Belle Epoque zu sehen. Im Kulturzentrum Flagey, das sich in einem Art-déco-Gebäude mit Blick über die Weiher von Ixelles befindet, werden Klassik- und Jazzkonzerte veranstaltet. Im riesigen Park Bois de la Cambre gibt es Rasenflächen, Seen und Wälder. Ixelles/Elsene hat 87.052 Einwohner. 
Foto: Google Maps 

Das Studentenwohnheim "Campus Irena V" befindet sich in der Bd du Triomphe in Brüssel-Ixelles und in unmittelbarer Nähe zur Universität.
Foto: Google Maps 

Das ist der Wohnblock "Campus Irena V" in Brüssel-Ixelles, in dem Christiane Heiser 1992 gelebt hat.
Foto: Google Maps 


Wochenende bei den Eltern verbracht 

Christiane Heiser hat das Wochenende bei ihren Eltern im luxemburgischen Fötz verbracht. Am Sonntag [8. November 1992] bereitete sich Christiane auf ihre Rückreise nach Brüssel vor. Sie bildete mit zwei Freunden eine Fahrgemeinschaft und benachrichtigte ihre Eltern bei der Ankunft in Brüssel. Die Reise verlief ereignislos.

Christiane verbrachte das Wochenende vom 6. November bis zum 8. November 1992 bei ihren Eltern in Fötz. Am 8. November 1992 reisten Christiane und ihre zwei Freunden gemeinsam zurück nach Brüssel.
Foto: Privat 

Das letzte Mal lebend gesehen 

Am Morgen des 9. November 1992 [Montag] nahm die 21-jährige Christiane Heiser wie gewohnt an den Kursen der Universität teil. Am Nachmittag traf sie sich mit einer Freundin, die später die letzte Person sein sollte, die Christiane lebend sah. Um 18.00 Uhr trennten sich die Wege der beiden Frauen. Die Freundin, die in einem anderen Wohnblock wohnte als Christiane, ging nach Hause. Es wurde angenommen, dass Christiane dann auch ohne Umwege in ihre Wohnung zurückgekehrt ist.
Außerdem hatte sie ihrer Freundin erzählt, dass es ihr nicht gut ginge.

Christiane war nicht im Unterricht anwesend 

Am 10. November 1992 [Dienstag] war Christiane nicht im Unterricht anwesend, aber niemand bemerkte es wirklich, da alle noch neu an der Universität waren. Wie bereits erwähnt, hatte Christiane ihrer Freundin am Montag gesagt, dass es ihr nicht so gut ginge, sodass ihre Freundin höchstwahrscheinlich gedacht hätte, dass sie sich den Tag frei genommen hätte, um sich zu erholen.

Die Universität der Freiheit in Brüssel bzw. die
Universiteit Libre de Bruxelles. Hier absolvierte Christiane Heiser 1992 hier Wirtschaftsstudium. Sie war erst fünf Wochen an der Universität, als sich der Mord ereignet hat.

Foto: Wikipedia 


Christiane war erneut nicht im Unterricht anwesend 

Am 11. November 1992 [Mittwoch] fanden keine Kurse statt, da der 11. November ein belgischer Nationalfeiertag bzw. ein Gedenktag ist, der in Belgien der Gedenktag ist. [Anm. An jedem 11. November gedenkt Belgien dem Ende des Ersten Weltkriegs, der sich zu großen Teilen in Belgien abgespielt hat. Inzwischen ist der "Waffenstillstandstag" aber zum Gedenktag für die Opfer aller Kriege geworden, die nach 1914 ausgebrochen sind.]
Dann, am 12. November 1992 [Donnerstag], drei Tage nachdem Christiane Heiser das letzte Mal lebend von ihrer Freundin gesehen wurde, bemerkte die Freundin, dass Christiane erneut im Unterricht fehlte. 

Freundin machte sich Sorgen 

Noch am 12. November 1992 [Donnerstag] beschloss die Freundin von der 21-jährigen Christiane Heiser, zu ihrer Wohnung zu gehen und nach dem Rechten zu sehen. Die Kommilitonin hatte Christiane den dritten Tag in Folge nicht in der Universität gesehen. Christiane Heiser hatte ihrer Kommilitonin vier Tage zuvor erzählt, dass sich sich nicht gut fühlen würde. Anschließend hatte sie Christiane weder gesehen noch gesprochen. Als  die Kommilitonin an der Wohnung von Christiane Heiser ankam, war es komplett still in der Wohnung und Christiane öffnete die Tür nicht. Sie schob sie einen Zettel unter die Tür und bat Christiane, sie zu kontaktieren. Die Freundin und weitere Bekannte von Christiane kamen gegen Mittag zurück und versuchten erneut, an die Tür zu klopfen, aber ohne Erfolg. Die Gruppe junger Leute erklärte dem Hausmeister des Wohnhauses die Situation. Der Hausmeister rief die Polizei und die Feuerwehr, um die Wohnung zu öffnen. 

Die Entdeckung 

Gemeinsam mit dem Hausmeister des Wohnhauses und mehreren Feuerwehrleuten brach die Polizei gegen 12.45 Uhr die verschlossene Wohnungstür auf. Beim Eintritt in die kleine Wohnung war sofort klar, dass etwas nicht stimmte. Auf dem Boden befand sich eine große Menge Blut und die Badezimmertür war verschlossen. Offensichtlich hatte jemand Christiane's Schlüssel oder einen Schlüssel, der für beide Türen passte, benutzt hat, um sowohl die Badezimmertür als auch die Außentür des Studios zu verschließen und dann den Eingang zu versperren. Nachdem auch diese Badezimmertür aufgebrochen wurde, fand die Polizei Christiane tot in der Dusche. Sie war unbekleidet und lag in einer Blutlache auf dem Boden. Über ihrem Kopf war eine Plastiktüte gezogen. Die gesamte Auffindesituation sprach für ein Tötungsdelikt. 
Christiane Heiser konnte ihr Studentenleben nur fünf Wochen genießen, bevor sie brutal ermordet wurde.

Christiane Heiser wurde tot im Badezimmer ihrer Wohnung gefunden. Sie lag unbekleidet in der Dusche und eine Plastiktüte war über ihren Kopf gestülpt.
Foto: Google 


Polizei leitete sofort Maßnahmen ein

Die Polizei sperrte nach dem Fund der Leiche von Christiane Heiser sofort den Tatort ab. Anschließend wurden das Haus und die Wohnung auf Fingerabdrücke und DNA-Spuren untersucht. Es konnten dann auch Fingerabdrücke und DNA-Spuren sichergestellt werden. Die Leiche von Christiane Heiser wurde für weitere forensische Untersuchungen in das Rechtsmedizinische Institut Brüssel gebracht. 

Die Autopsie 

Der Rechtsmediziner bestätigte offiziell, dass Christiane Heiser Opfer eines Gewaltverbrechens geworden ist. Der Rechtsmediziner stellte fest, dass Christiane Heiser bei der Auffindung bereits mehrere Tage tot war. Der Todeszeitpunkt konnte durch forensische Untersuchungen festgestellt werden. Der genaue Todeszeitpunkt wurde auf den 9. November 1992 [Montag] festgelegt. Die Todesursache war eine scharfe Gewalteinwirkung gegen den Körper. Der Täter hatte mindestens 33 Mal auf Christiane mit einem scharfen Gegenstand eingestochen. Es wurden Schnittwunden am linken Handgelenk, am rechten Unterarm, an beiden Ohren und am linken Auge gefunden. Es konnten keine Anzeichen eines sexuellen Übergriffs festgestellt werden, obwohl Christiane Heiser bei der Auffindung nackt war.

Die Tatwaffe 

Bei der Tatwaffe soll es sich um ein großes Küchenmesser gehandelt haben. Näheres ist leider nicht bekannt. 

Die Ermittlungen 

Die Ermittler hofften, wertvolle Hinweise von den anderen Studenten zu bekommen, die ebenfalls in dem Haus lebten. Sie befragten deshalb die Studenten, aber es stellte sich heraus, dass niemand etwas gehört oder gesehen hat. Die jungen Leute erzählten, dass in dem Haus eine Party stattgefunden habe, zu der die meisten Studenten gegangen seien, um ins Studentenleben zu starten. Christiane war eine der wenigen Studenten, die in ihrer Wohnung geblieben sind.

Familie befragt

Während der Ermittlungen sprachen die Ermittler auch mit Familienangehörigen und Personen aus Christianes unmittelbarem Bekannten- und Freundeskreis. Auch Christianes Freund und ihr Ex-Freund wurden einer intensiven Befragung unterzogen. Es stellte sich schnell heraus, dass der Täter nicht aus dieser Ecke stammt.

Was war das Motiv?

Die Ermittler fanden kein passendes Motiv für den Mord an Christiane Heiser. War Christiane auf einen Einbrecher getroffen? Handelte es sich vielleicht um einen gezielten Angriff auf die Studentin? Oder wurde Christiane mit einer anderen Person verwechselt? Es stellte sich während der Ermittlungen heraus, dass der vorherige Mieter der Wohnung im Drogenmilieu aktiv war. Es stellte sich heraus, dass ihre Schlüssel für ihre Wohnung, für ihr Auto, für das Haus ihrer Eltern in Fötz und Geld aus ihrem Portemonnaie verschwunden sind. 
Es ist nicht bekannt, ob Christiane Heiser noch weitere Wertsachen in ihrem Zimmer hatte.
Die Polizei war für alle Szenarien offen und hoffte, bald Antworten auf alle Fragen zu finden

Die Theorien 

Der Mord an Christiane Heiser ist weiterhin ungeklärt. In den Jahren nach dem Mord, gab es einige Theorien, die überprüft wurden. Ich möchte kurz auf die Theorien eingehen. Es gilt natürlich wie immer die Unschuldsvermutung. 

1. Theorie "Obdachloser"

Ein ein stadtbekannter Obdachloser etwas mit dem Mord an Christiane Heiser zu tun?

Die Polizei glaubte zunächst, dass ein stadtbekannter Obdachloser in den Mord an Christiane Heiser verwickelt ist. Sie entdeckten während der Ermittlungen, dass dieser Mann regelmäßig in der Halle des "Campus Irena V" schlief. Er hielt sich somit auf derselben Etage wie Christiane Heiser auf. Die Ermittler überprüften den Mann und sie entdeckten Zeitungsausschnitte über den Mord an Christiane bei ihm. Damit rückte er noch mehr in den Fokus der Ermittler und sie entnahmen ihm eine DNA-Probe, die mit dem genetischen Material vom Tatort verglichen werden sollte. Es stellte sich dann heraus, dass es keine Übereinstimmung mit den genetischen Spuren vom Tatort gab. Damit wurde der Mann von der Liste der Verdächtigen gestrichen. Nur weil jemand an einem Fall interessiert ist, ist er nicht zwangsläufig ein Mörder.

2. Theorie "Christian Heyens"

Hat Christian Heyens etwas mit dem Mord an Christiane Heiser zu tun?

Etwa acht Monate nach dem Mord an Christiane Heiser wurde die 24-jährige Studentin Inge Waeterloos in einem Studentenwohnheim in Leuven, in der Nähe von Brüssel, ermordet aufgefunde. Der Fall ähnelte in vielerlei Hinsicht dem von Christiane. So wurde beispielsweise auch IngeWaeterloos in der Dusche ihrer Wohnung, in dem sie erst eine Woche gelebt hatte, erstochen aufgefunden. Es gab dennoch mindestens einen großen Unterschied, denn in dem Fall Inge Waeterloos konnte ein Täter identifiziert und festgenommen werden. Bei dem Täter handelte es sich um Christian Heyens, der gestand, die 24-jährige Inge Waeterloos ermordet zu haben. Außerdem gestand Christian Heyens einige Studentinnen auf dem Leuvener Campus ausspioniert zu haben. Bei einer Hausdurchsuchung fand die Polizei falsche Polizeiausweise, Tausende Fotos und Adressdaten von Frauen. Christiane Heiser war einfach nicht dabei. Es wurde auch eine Art Dokument gefunden, in dem Christian Heyens beschrieb, wie er Frauen jagte, was er mit ihnen anstellte und wie er sie am besten tötete, ohne Beweise zu hinterlassen. Die von ihm in diesem Dokument beschriebene Vorgehensweise stimmte mit der Ermordung von Christiane Heiser überein. Er wurde von den Ermittlern, die den Fall Christiane Heiser untersuchten, einem strengen Verhör unterzogen. Auch wenn der psychopathische Mörder schnell unter Verdacht geriet, stellte sich schnell heraus, dass seine DNA nicht mit dem in Christianes Wohnung gefundenen Erbmaterial übereinstimmte. Als Gegenargument betonen Skeptiker weiterhin, dass die DNA-Forschung im Jahr 1992 noch in den Kinderschuhen steckte und dass in diesem Bereich möglicherweise Fehler gemacht wurden. Die Polizei sollte deshalb nochmals einen DNA-Test durchführen. 

Bis heute sind die Familie und ihr Anwalt davon überzeugt, dass Christian H. der Mörder ist. 
Sechs Wochen vor Christianes Tod wurde Christian Heyens in Gent willkürlich von der belgischen Polizei angehalten. Im Auto fanden sie Ketten und Handschellen. Er wurde in eine psychiatrische Klinik eingewiesen, erhielt jedoch die Erlaubnis, den ganzen Tag über seine Ausbildung außerhalb der psychiatrischen Anstalt fortzusetzen. Christian Heyens war zu diesem Zeitpunkt arbeitslos und wollte auf dem Bau arbeiten.

Außerdem nahm er am 10. November 1992 nicht am Unterricht teil, am selben Tag, an dem Christiane vermisst wurde. Dies könnte reiner Zufall sein oder auf seine Beteiligung hinweisen. Später stellte die Polizei fest, dass sich Christian Heyens am Abend von Christianes Tod tatsächlich in der Nähe von Brüssel aufhielt. Und es gab noch einen weiteren seltsamen Vorfall, denn Christiane Heiser und Christian Heyens könnten sich schon vor dem Mord kennengelernt haben.

Eines Tages fuhren Christiane Heiser und eine Freundin mit ihrem Auto aus Brüssel und wurden von einem Polizisten wegen Geschwindigkeitsüberschreitung angehalten. Der Beamte forderte beide auf, aus dem Auto auszusteigen und ihre Papiere vorzuzeigen. Die Polizei fand später gefälschte Polizeiausweise im Zimmer von Christian Heyens, was darauf hindeutet, dass er seine Opfer möglicherweise verfolgt und verfolgt hat. Doch trotz eingehender Befragung und eines DNA-Tests konnte die Polizei Christian Heyens nicht wegen Mordes an Christiane anklagen. Die DNA stimmte nicht überein.

3. Theorie "Raphaël Vinck"

Hat Raphaël Vinck etwas mit dem Mord an Christiane Heiser zu tun?

Im Jahr 2000 wurde Raphaël Vinck wegen Mordes an der französischen Studentin Charlotte Holvoet
in der Stadt Tournai verhaftet. Raphaël Vinck war seit 1990 in der Sozialverteidigungseinrichtung "Les Marronniers" in Tournai interniert und hatte bereits eine schwere Vergangenheit hinter sich, da er mehrere Dutzend schwere Verbrechen wie Vergewaltigungen, Angriffe, darunter auch Geiselnahmen, Diebstähle und unsittliche Übergriffe, begangen hatte. [Anm. Die Sozialverteidigungseinrichtung "Les Marronniers" in Tournai ist eine psychopathische und psychologische Pflegeeinrichtung. Dort gibt es eine forensische Einrichtung für straffällige Personen, die unter einer psychischen Erkrankung oder einer Verhaltensstörung leiden. Dieser forensische Bereich ist von den anderen Patienten getrennt und es gelten dort strenge Regelungen. Die Patienten, die dort behandelt werden, wurden alle durch einen richterlichen Beschluss in diese Einrichtung gebracht. Manche dieser Patienten leben für viele Jahre dort, bevor sie die Einrichtung wieder verlassen können.] Und auch Raphaël Vinck lebte seit 1990 in dieser Einrichtung. Aufgrund einer deutlichen Verbesserung seines Verhaltens beschloss die EDS-Komission aus medizinischen Experten, dass Raphaël Vinck sich gewisse Lockerungen verdient habe. Ihm wurden Ausgänge und Tagesurlaube gewährt, mit der Auflage, jeden Abend wieder in die Einrichtung zurückzukommen. Diese teilweise Freilassung unter Aufsicht war der Ursprung der Tragödie, die einer jungen Frau schließlich das Leben kostete. Charlotte Holvoet stand kurz davor, ihre Ausbildung zur Krankenschwester erfolgreich abzuschließen. 

Raphaël Vinck sollte während seiner Ausflüge eigentlich eine Berufsausbildung absolvieren. Es stellte sich heraus, dass er dieser Ausbildung nicht regelmäßig nachging, sondern sich dann den ganzen Tag in der Stadt herumtrieb. Als Raphaël Vinck ein halb geöffnetes Fenster in einem Schwesternwohnheim sah, betrat er das Zimmer, in dem sich zu ihrem großen Unglück Charlotte Holvoet befand. Das Opfer wurde angegriffen und starb an den Folgen einer scharfen Gewalteinwirkung gegen den Kopf und Körper. Eine dieser Verletzungen war auch die Durchtrennung der Halsschlagader.

Ich möchte erwähnen, dass Raphaël Vinck auch der Ermordung von Joanne Delbauve verdächtigt wird, die 1997 am anderen Ufer der Schelde im selben Bezirk ermordet wurde. Dieses abscheuliche Verbrechen war ebenso gegen eine junge und hübsche Frau.

Da Raphaël Vinck auch gestanden hatte, bis zwei bis drei Monate nach Christianes Ermordung in und in der Nähe von Brüssel gelebt zu haben, versuchte die Polizei, eine Verbindung mit der Tat herzustellen. Aber auch seine DNA stimmte nicht mit der DNA überein, die in Christianes Wohnung gefunden wurde. Auch dieser Mann musste von der Liste gestrichen werden. 

4. Theorie "Serienmörder Ronald Janssen und Michel Fourniret"

Hat der Serienmörder Ronald Janssen oder Michel Fourniret etwas mit dem Mord an Christiane Heiser zu tun?

Der Serienmörder Ronald Janssen und Michel Fourniret ermordeten voneinander getrennt mehrere Frauen. Diese beiden Kriminellen, die sich beide mehrerer Morde und Vergewaltigungen schuldig gemacht haben, rückten in den Jahren nach Christianes Ermordung ebenfalls in den Fokus der Ermittler. Allerdings sprach, wie auch bei den anderen Tatverdächtigen, unter anderem die DNA für sie, die in beiden Fällen nicht übereinstimmte.  Somit konnten die Serienmörder Ronald Janssen und Michel Fourniret ebenfalls von der Liste der Verdächtigen gestrichen werden. 

5. Theorie "Einbrecher"
 
Hat ein Einbrecher Christiane Heiser getötet?

Diese Theorie schließen die Ermittler zumindest nicht aus. Sie haben sich jedoch nie öffentlich dazu geäußert, warum sie diese Möglichkeit nicht ausschließen. Es scheint, dass keine Anzeichen eines gewaltsamen Eintritts in die Wohnung von Christiane Heiser entdeckt wurden. Wenn der Einbrecher aber einen Schlüssel [vielleicht hat er in der Vergangenheit in Christianes Wohnung gelebt] von der Wohnung hatte, dann hätte er natürlich ohne Einbruchspuren die Wohnung betreten können. Es ist bis heute unklar, ob Christiane weitere Wertsachen als ihr Portemonnaie in der Wohnung hatte. Wie bereits erwähnt, fehlen mit Sicherheit ihr Portemonnaie und ihre Schlüssel. Ob der Täter noch etwas entwendet hat, ist unklar. 

6. Theorie "Unbekannter Täter"

Hat ein unbekannter Täter mit Zugang zum Haus Christiane Heiser getötet?

Es könnte sein, dass ein ehemaliger Student und Mieter oder ein [ehemaliger] Mitarbeiter des Studentenwohnheims mit dem Zugang zum Haus Christiane Heiser getötet hat. Da keine Anzeichen eines gewaltsamen Eintritts in die Wohnung von Christiane Heiser gefunden wurden, könnte es möglicherweise darauf hinweisen, dass der Täter einen Schlüssel zur Wohnung hatte und Christiane in der Wohnung überrascht hat.

Fazit:

Ich werde mich dieses Mal kurz halten, weil mir einfach zu wenig Informationen vorliegen, um sich eine abschließende Meinung zu bilden. Ich weiß nicht, wer Christiane Heiser getötet hat und warum sie getötet wurde. Ich persönlich glaube auch nicht an einen Raubmord, auch wenn Geld aus dem Portemonnaie, die Autoschlüssel, die Wohnungsschlüssel und die Schlüssel für das Haus in Fötz entwendet wurden. Diese Dinge scheinen mir für einen klassischen Raubmord zu wenig Wert zu haben. Außerdem würde ich als Einbrecher ein Studentenwohnheim eher nicht für einen Einbruch wählen, weil die meisten Studenten bekanntlich nicht große Vermögenswerte besitzen und in einem Studentenwohnheim immer Publikumsverkehr herrscht. Ich halte es aber für möglich, dass die entwendeten Dinge eine Art Trophäen für den Täter sind. Ich kann es nicht erklären, aber ich habe das Gefühl, dass der Täter aus dem Umfeld des Studentenwohnheims oder der Universität stammt. Der Täter hatte sich auch einen guten Zeitpunkt für den Mord ausgewählt, denn die meisten Studenten waren auf der Party. Das kann natürlich ein Zufall sein, aber ich glaube nicht an Zufälle. Ich weiß nicht, warum die Polizei nicht alle [ehemaligen] Mitarbeiter und alle [ehemaligen] Studenten des Wohnheims und der Universität mit einem DNA-Test überprüft hat?! Damit hätte man zumindest eine große Menge an Personen ausschließen können. Natürlich waren DNA-Tests im Jahr 1992 noch nicht so selbstverständlich wie heute. Man könnte dies aber heute im Rahmen einer DNA-Reihenuntersuchung nachholen. Die Polizei hat zwar später, die aus Christianes Wohnung entnommenen DNA und Fingerabdrücke mit den europäischen Datenbanken ohne Ergebnis abgeglichen, aber wenn der Täter ein Ersttäter oder eine den Behörden unbekannte Person war, bringt ein Abgleich in den europäischen Datenbanken natürlich nichts.

Die Nachwirkungen 

Die Eltern von Christiane Heiser kämpfen weiterhin für die Aufklärung des Falls. Sie bekommen nur Unterstützung von ihrem Anwalt. Die Familie Heiser fühlt sich von den belgischen Strafverfolgungsbehörden nicht ernst genommen. Alle ihre Einwände und Vorschläge wurden in den Ermittlungen nicht berücksichtigt. Die Familie Heiser hofft, dass es jemanden gibt, der mehr über den Fall weiß und sich endlich traut, seine Geschichte zu erzählen.

Aktuelle Einstufung des Falls 

Der Tod von Christiane Heiser wurde als Mord bzw. Tötungsdelikt eingestuft. Aktuell wird nicht aktiv in dem Fall ermittelt. Trotzdem nimmt die Polizei weiterhin Hinweise in dem Fall entgegen. 

Fragen der Ermittler:
  1. Wer hat am Abend des 9. November 1992 eine verdächtige Person im Bereich des Studentenwohnheims "Campus Irena V" in der Bd du Triomphe 151 in 1050 Brüssel-Ixelles beobachtet?
  2. Wer hat am Abend des 9. November 1992 eine verdächtige Person mit möglicherweise blutverschmutzen Kleidung auf der Flucht im Bereich des Studentenwohnheims "Campus Irena V" in der Bd du Triomphe 151 in 1050 Brüssel-Ixelles wahrgenommen?
  3. Wer kennt die genauen Umstände und Hintergründe des Mordes an Christiane Heiser?
  4. Wer weiß, wer für den Tod von Christiane Heiser verantwortlich gewesen sein könnte?
  5. Wer hat andere Beobachtungen gemacht, die mit dem Mord an Christiane Heiser in Zusammenhang stehen könnten?
  6. Wer hat Gerüchte über den Mord an Christiane Heiser gehört?
  7. Wer hat sonstige Informationen zu diesem Fall?

Die belgischen Strafverfolgungsbehörden nehmen Hinweise aus Belgien unter der kostenlosen Rufnummer 0800 30 300 entgegen. Personen, die aus dem Ausland anrufen möchten, werden gebeten, sich unter der Rufnummer 0032 2 554 4488 bei den Ermittlern zu melden.

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