COLD CASE DER WOCHE: Der Tod von Krzysztof P. (2012)

Der Tod von Krzysztof P.

Was ist mit Krzysztof P. passiert?

Ich habe es geschafft, den neuen Beitrag für das Format "Cold Case der Woche" früher fertigzustellen und einen Tag früher zu veröffentlichen. Diese Woche ist der Beitrag für das eben genannte Format etwas anders, denn es ist nicht klar, ob es sich um einen echten Kriminalfall handelt. Ich wollte aber unbedingt über diesen Fall berichten, deshalb habe ich mich entschieden diesen Fall in dem genannten Format zu veröffentlichen. Natürlich sollen auch solche Fälle hier seinen Platz finden und ich wollte Euch diesen doch recht interessanten Fall nicht vorenthalten. Was haltet ihr von dem Fall und was glaubt ihr?
Im heutigen Beitrag geht es um einen polnischen Cold Case. Dieser Cold Case stammt aus dem Jahr 2012 und ereignete sich in Warschau. Bis heute konnte weder geklärt werden, ob es sich bei dem Tod von Krzysztof P., um einen Suizid oder einen Mord handelt.

Der Tod von Krzysztof P. ist seit Oktober 2012 ungeklärt. Was ist mit Krzysztof P. passiert?
Foto: Privat

Der Fall Krzysztof P.

Krzysztof P. wurde im Jahr 1988 in Polen geboren. Er wuchs im Osten des Landes in der Kleinstadt Biała Podlaska auf. Dort lebte er gemeinsam mit seinen Eltern in einem Haus. [Anm. Biała Podlaska ist eine kreisfreie polnische Stadt in der Woiwodschaft Lublin.]

Krzysztof P. wuchs in der Kleinstadt Biała Podlaska auf. Dort lebte er gemeinsam mit seinen Eltern in einem Haus.
Foto: AutoMapa

Introvertiert und von Computern begeistert

Laut seinen Verwandten und Freunden war Krzysztof P. ein typischer introvertierter Mensch. Er war ruhig, schüchtern, zurückhaltend und vermied Menschenmassen. Als er in der Grundschule seinen ersten Computer bekam, war er von dessen Möglichkeiten fasziniert. Er entdeckte nicht nur fesselnde Spiele, sondern versuchte auch, die Konten anderer Spieler über das Internet zu hacken, manchmal gelang ihm das auch.

Beigeisteter Real-World-Gameplayer

Als Jugendlicher begeisterte Krzysztof P. sich für das aufregende Real-World-Gameplay. [Anm. Rollenspiel] Bei Treffen mit anderen Usern, spielten sie gemeinsam stundenlang Rollenspiele und schlüpften in verschiedener Charaktere aus der Fantasiewelt. Krzysztof P. organisierte schon als Jugendlicher solche Treffen. Seit dem Jahr 2005 organisierte er Rallyes für Fans von Literatur und Real-World-Gameplay. Doch schon zwei Jahre später [2007] hörte er auf, sich zu engagieren und Rallyes für Fans zu organisieren, da er anfing zu studieren.

Studium der Technischen Universität Warschau

Im Jahr 2007 begann Krzysztof P. ein Studium der Robotik an der Mechatronik-Fakultät der Technischen Universität Warschau. [Anm. Warschau (polnisch Warszawa) ist seit 1596 die Hauptstadt Polens und die flächenmäßig größte sowie mit über 1,75 Mio. Einwohnern bevölkerungsreichste Stadt des Landes. Warschau gehört zur Woiwodschaft Masowien.]

Er zog im selben Jahr von seiner Heimatstadt Biała Podlaska nach Warschau um. Er lebte von diesem Zeitpunkt im Żaczek-Wohnheim [Anm. Das Żaczek-Wohnheim ist Studentenwohnheim] in der Wołoska-Straße 141a im Warschauer Stadtteil Mokotów. [Anm. Das trendige Wohnviertel Mokotów ist für seine zahlreichen Grünanlagen bekannt, darunter der Park Pole Mokotowskie auf dem Gelände eines ehemaligen Flugplatzes und der Park Morskie Oko mit Teichen, Springbrunnen und einem Kriegsdenkmal. Es gibt mehrere große Einkaufszentren wie die beliebte Galeria Mokotów.

Die Karte zeigt Warschau mit ihren Stadtteilen. Der Stadtteil Mokotów ist rot markiert.
Foto: Wikipedia

Die Technische Universität Warschau [Polytechnikum Warschau]. Dort studierte Krzysztof P. Robotik.
Foto: Wikipedia


Das ist die Entfernung von Kleinstadt Biała Podlaska und Warschau.
Foto: Google Maps

Freizeit am Computer

Die anderen Studenten und Mitbewohner des Studentenwohnheims erinnerten sich später daran, dass Krzysztof P. das Żaczek-Wohnheim nicht sehr oft verließ. Er ging nie in Discos auf, vermied laute Partys und trank keinen Alkohol. Nur gelegentlich nahm er eine Einladung, um seine Freunde zu treffen. Er kam damals nicht mit leeren Händen, sondern brachte einen selbstgebackenen Kuchen mit. Er war hauptsächlich mit seinen Mitschülern von seinem ehemaligen Gymnasium befreundet, die ihn von Zeit zu Zeit besuchten. Vor allem verbrachte er aber seine Freizeit vor dem Computer. Er tauchte meistens in das faszinierende Universum verschiedenster Spiele ein. Er war auch ein großer Japan-Fan und versuchte auch Japanisch auf eigene Faust zu lernen. Er interessierte sich jedoch nicht für aktuelle Ereignisse oder lokale Politik. Der introvertierte und schüchterne Krzysztof P. hatte dann irgendwann auch eine feste Freundin, von der er sich jedoch lange vor der Tragödie trennte. 

Das Żaczek-Wohnheim [Studentenwohnheim] in der Wołoska-Straße 141a im Warschauer Stadtteil Mokotów. 
Foto: Google

Neuer Mitbewohner im neuen Studienjahr

Zu Beginn des Studienjahres 2010/2011 bekam Krzysztof P. einen neuen Mitbewohner in sein Zimmer im Żaczek-Wohnheim. Der neue Mitbewohner war ebenfalls ein Student der Robotik. Die beiden Männer verstanden sich gut, obwohl sie ihre Freizeit nicht miteinander verbrachten, abgesehen von gelegentlichen Einkaufsbummeln oder dem Besuch der Eisbahn in der Stadt. Manchmal besuchten sie gemeinsame Freunde.

Zusätzliches Einkommen mit unfairen Mitteln

Krzysztof war beliebt, er explodierte nicht vor Wut oder anderen heftigen Emotionen. Es gab keinen Hinweis darauf, dass er finanzielle oder persönliche Probleme hatte. Zu dieser Zeit war er in keiner Beziehung und verbrachte weiterhin jede Minute vor dem Computer. Seine fùrsorglichen Eltern schickten ihm sowohl Geld als auch Essen. Krzysztof besuchte seine Eltern nur selten, aber er kontaktierte sie regelmäßig per E-Mail oder Telefon. Er verdiente sich mit einem zusätzlichen Einkommen etwas hinzu, indem er Abschlussarbeiten für andere Studenten der Technischen Universität schrieb. Das war natürlich nicht legal und auch unfair gegenüber anderen Studenten, die fleißig lernten. Wer eine fremde Arbeit als seine eigene Leistung ausgibt, fälscht eine Prüfungsleistung und begeht damit bewusst eine Täuschung. Und ich kann persönlich nur jedem davon abraten, das gleiche zu tun, denn früher oder später kommt die Wahrheit sowieso ans Licht und man verbaut sich seine Zukunft.

Krzysztof P. schrieb für andere Studenten gegen Bezahlung ihre Abschlussarbeiten.
Foto: Privat

Krzysztof veränderte sich

Obwohl Krzysztof Mitglied des Fakultätsrates der Mechatronikstudenten war und er für Geld seinen Kollegen Abschlussarbeiten schrieb, widmete er dem Unterricht nicht viel Aufmerksamkeit zu und nahm nicht aktiv am Leben der Universität teil. Auch zu seiner Familie nahm der Kontakt zunehmend ab. Obwohl Krzysztof sehr intelligent war, langweilte sein Studium und die Vorlesungen ihn. Deshalb besuchte er die meisten Vorlesungen nicht und lernte nicht, sondern er verbrachte immer mehr vor dem Computer. Das hatte natürlich negativ Auswirkungen.
Seine Ingenieursabschlussaufgabe bestand darin, einen Roboter so zu programmieren, dass er Hindernisse auf dem Weg erkennt. Leider konnte er die Aufgabe nicht bewältigen und musste nachfolgende Nachholtermine immer wieder verschieben.

Krzysztof wurde im Herbst 2012 exmatrikuliert

Bei der Rekonstruktion der Ereignisse tauchten Informationen auf, dass der 24-jährige Krzysztof im Juni 2012 einen alten Freund aus der Zeit der RPG-Spiele traf und mit ihm ein längeres Gespräch führte. Er erzählte dem Freund, dass er mit der letzten Abschlussprüfung, um den Ingenieurtitel zu erhalten, sehr zu kämpfen hatte. Er wurde aber im Herbst 2012 von der Universität exmatrikuliert und musste somit natürlich auch das Studentenheim verlassen. Zwar teilte er seinen Eltern mit, dass er am Montag, dem 1. Oktober 2012, nach Hause kommen werde, aber er erzählte ihnen nicht, dass er exmatrikuliert wurde.

Verlassen des Wohnheims

Der Abreisetag war in der Regel immer im Herbst. Der vertriebene junge Mann verbrachte den Tag damit, seine Sachen im Wohnheim zu packen. Krzysztof teilte seinem Mitbewohner mit, dass er zu seinen Eltern nach Biała Podlaska fahren würde, aber in einer Woche wieder zurück wäre. Er bat ihn auch, wenn er in einer Woche wieder zurückkommen würde, die Nacht im Wohnheim verbringen zu dürfen, falls er es nicht schaffen würde, schnell genug eine geeignete Unterkunft in Warschau zu finden. Der Freund antwortete, dass es kein Problem für ihn wäre. Beruhigt verabschiedete sich Krzysztof und ging, wobei er seine gepackten Taschen zurückließ. Er nahm nur einen Regenschirm mit.

Überwachungskamera des Żaczek-Wohnheims nahm Krzysztof auf 

Die Überwachungskamera des Żaczek-Wohnheims nahm Krzysztof P. auf, als er genau um 14.14 Uhr das Gebäude verließ. Etwa 25 Minuten später, um 14.40 Uhr, fand er sich auf einer weiteren Aufzeichnung wieder, diesmal im Bus 164. 

Aufnahme des Überwachungskamera am 1.Oktober 2012 um in der Buslinie 164 um 14.40 Uhr. Man erkennt Krzysztof P. deutlich.
Foto: Polizei

Einer der Mitfahrer des Studenten war ein dunkelhaariger Mann, der auf der Rückseite des Fahrzeugs stand und von der Polizei später vergeblich gesucht wurde. An diesem Tag trug der nicht identifizierte Mann, eine helle Hose und eine leichte schwarze Jacke. 

Der unbekannte Mann, der an der Haltestelle Bartyki, ebenfalls Krzysztof P. den Bus verließ.
Foto: Polizei

Sowohl Krzysztof als auch die erwähnte Person stiegen um 15.20 Uhr an der Haltestelle Bartyki in der Nähe der Weichsel aus. Der mysteriöse Mann schaute beim Verlassen des Fahrzeugs auf einen Zettel.

Krzysztof P. beim Verlassen des Busses an der Haltestelle Bartyki. Der unbekannte Mann hat kurz vor ihm den Bus verlassen.
Foto: Polizei

Das ist die Strecke vom Wohnheim bis zur Haltestelle Bartyki, die Krzysztof P. am Nachmittag des 1. Oktober 2012 mit dem Bus der Linie 164 zurückgelegt hat. Die Haltestelle Bartyki befindet sich in der Nähe der Weichsel.
Foto: Google Maps

Eltern versuchten Krzysztof zu erreichen

Als Krzysztof nicht wie vereinbart am 1. Oktober 2012 bei seinen Eltern erschien, machten sie sich sofort große Sorgen. Die Eltern spürten sofort, dass etwas nicht stimmt. Sie versuchten vergeblich, ihren Sohn telefonisch zu erreichen. Auch auf E-Mails der Eltern reagierte Krzysztof nicht. Die Angehörigen begannen zunächst alleine mit der Suche, irgendwann verständigten sie dann aber auch die Polizei.

Die Entdeckung

Am 4. Oktober 2012 [Donnerstag] um 16.50 Uhr, machte ein Student einer anderen Warschauer Universität eine schreckliche Entdeckung. Der junge Mann war am späten Nachmittag auf der Wał Zawadowski in Warschau unterwegs, um nach einem geeigneten zu Ort suchen, um Fotos zu machen. [Anm. Der Wał Zawadowski ist eine Straße bzw. ein Weg, der direkt neben der Weichsel verläuft.] Er fand die Leiche eines jungen Mannes, etwa 500 Meter von der Bushaltestelle und 10 Meter vom linken Ufer der Weichsel entfernt, im Bereich einer Sandgrube liegen. Der Student alarmierte sofort den Notarzt und die Polizei.

Das ist die Strecke, die Krzysztof P. von der Bushaltestelle bis zum späteren Leichenfundort am Wał Zawadowski zurückgelegt haben muss. Der Student fand direkt in der Nähe des Wał Zawadowski in einer Sandgrube die Leiche von Krzysztof.
Foto: Google Maps

Das Ufer der Weichsel. In unmittelbarer Nähe verbindet sich der Leichenfundort.
Foto: Google

Das Sandwerkgelände und der Wał Zawadowski an der Weichsel.
Foto: Google

Originalaufnahmen der Polizei. Die Polizei sucht den Leichenfundort und die Umgebung ab. Man hat mit Scheinwerfern alles ausgeleuchtet.
Foto: Polizei

Identität der Leiche unbekannt

Der herbeigerufene Arzt erklärte den Verstorbenen noch am Fundort für tot. Der Arzt stellte den Totenschein mit einer ungeklärten Todesursache aus. Die Staatsanwaltschaft ordnete eine Autopsie an. Zu diesem Zeitpunkt war die Identität der Leiche noch unbekannt.

Originalaufnahmen der Polizei.
Der Leichenfundort mit der Leiche von Krzysztof. Zu diesem Zeitpunkt war die Identität der Leiche noch unbekannt.
Foto: Polizei

Die Autopsie

Bei der Autopsie durch den Rechtsmediziner wurde festgestellt, dass sich an den Handgelenken des Verstorbenen sich Schürfwunden befanden, die auf den ersten Blick auf Abwehr oder Schleifen am Boden hindeuten könnten. Es wurden jedoch nicht das Vorhandensein typischer Spuren eines Kampfes mit einem Angreifer gefunden. Leider konnte der genaue Todeszeitpunkt nicht ermittelt werden. Der Todeszeitpunkt wurde mit einem Intervall zwischen dem 1. Oktober 2022 [Montag] und 4. Oktober 2012 [Donnerstag] festgelegt. Die genaue Todesursache war ein präziser Stich ins Herz, wodurch innere Blutung verursacht wurden. Es gab nur eine 1,5 cm tiefe Stichwunde auf der Brust. Wichtig ist, dass forensische Experten nicht ausschlossen, dass es das Ergebnis der eigenen Handlungen des Toten gewesen sein könnte. Laut den Ärzten zufolge könnte der Tod nach nur wenigen Minuten oder sogar nach mehreren Dutzend Minuten nach dem Angriff eingetreten sein, was von großer Bedeutung ist, weil das tödliche Werkzeug nie gefunden wurde. Der unbekannte junge Mann könnte sich noch einige Zeit bewegen [auch eine kleine Strecke gehen] und dann das Messer in die Weichsel geworfen haben. Es waren jedoch keine Blutspuren zu sehen. Es hatte die letzten drei Tage geregnet und das schlechte Wetter wirkte sich sicherlich negativ auf das Verhalten vieler sensibler Beweismittel aus.

Die Identifizierung

Bei der Leiche wurden weder Mobiltelefon, Dokumente noch eine Brieftasche gefunden, was eine Identifizierung sehr schwierig machte. Um die Identifizierung der Leiche zu beschleunigen, beschloss die Staatsanwaltschaft am 6. Oktober 2012 [Samstag], die Fotos des Verstorbenen in Presse und Fernsehen zu veröffentlichen. Krzysztofs Eltern, die bereits im Internet auf eigene Faust noch ihrem Sohn gesucht hatten, fanden sein Foto in der Presse. Am Montag, dem 8. Oktober 2012 bestätigten sie persönlich, dass es sich bei der gefundenen Leiche zweifelsfrei um ihren Sohn handelte. Das ahnte die verzweifelte Familie von Anfang an. Sie wussten, dass etwas mit ihrem Sohn passiert ist.

Die Leiche in der Sandgrube konnte als Krzysztof P. identifiziert werden.
Foto: Polizei

Die Ermittlungen

Die Polizisten konnten aufgrund der fehlenden Spuren am Fundort letztendlich nicht feststellen, ob sich die Tat in der Sandgrube oder an einem anderen Ort, von dem die Leiche überführt wurde, ereignet hat. Die Ermittler bemerkten in der Nähe des Fundortes eine Karte mit einer aufgezeichneten Route zur Wał Zawadowski [Straße neben der Weichsel in Warschau]. Später durchgeführte graphologische Analysen schlossen aus, dass die darauf befindliche Zeichnung und Schrift Krzysztof oder Personen, die er kannte, gehörte. Die Techniker stellten auch ein Ticket sicher, das darauf hindeutete, dass der Student den Ort mit öffentlichen Verkehrsmittel in den erreicht hatte. Danach begann sofort eine langwierige, mehrtägige Analyse der Fahrzeugüberwachung von mehreren Buslinien.

Das Ticket für die öffentlichen Verkehrsmitteln, das die Polizei sichergestellt hat.
Foto: Polizei

Wer ist der unbekannte Mann im Bus?

Nachdem sie mehrere Tage lang die Aufzeichnungen der Busüberwachung durchsucht hatten, fanden Polizisten der Hauptstadtabteilung zur Bekämpfung von kriminellem Terror und Mord schließlich ein Video von einem Bus der Linie 164. Sie kamen zu dem Schluss, dass der mysteriöse Mann, der vor dem Opfer ausstieg und sich die Karte ansah, der Mörder oder ein wichtiger Zeuge sein könnte. Das registrierte Bild wurde in den Warschauer Medien veröffentlicht, in der Hoffnung, dass dass sich der dunkelhaarige Passagier meldet oder jemand ihn identifizieren kann. Leider ist seine Identität bis heute unbekannt.

Diese Aufnahme von dem unbekannten Mann wurde in den Medien veröffentlicht.
Wer kann den Mann identifizieren?
Foto: Polizei

Tageszeitungen verbreiteten falsche Informationen

Internetdienste von Tageszeitungen gaben zunächst an, dass abgesehen von der Tatwaffe nie das Telefon oder die Brieftasche von Krzysztof gefunden worden wären, was zu dem Verdacht führte, dass der Mörder sie mitgenommen hatte. Ein Jahr später informierte der Reporter, der sich mit dem Fall befasste, jedoch über die Webseite der Zeitung, dass Krzysztof einige Gegenstände absichtlich im Wohnheim zurückgelassen hatte. Er stellte auch richtig, dass die Tatwaffe nie gefunden wurde. [Anm. Es ist wirklich unverständlich, warum man behauptet hat, dass die Tatwaffe gefunden wurde, denn die Polizei hat immer wieder betont, dass die Tatwaffe nicht gefunden wurde.] Für den Reporter sprach dieser Umstand für die Version eines geplanten Suizids, obwohl der junge Mann keinen Abschiedsbrief geschrieben hatte. Warum Krzysztof P. sich freiwillig an einem so abgelegenen Ort begab, war letztlich nicht zu erklären. In dieser Gegend war er noch nie gewesen. Seine Ex-Freundin erwähnte, dass Krzysztof kurz vor seinem Tod eine Uhr oder ein Mobiltelefon bei Allegro gekauft habe, und eine persönliche Abholung mit dem Verkäufer vereinbart hat. 

Die Theorien

Die Staatsanwaltschaft und die Polizei haben mehrere Theorien erarbeitet und überprüft. Auch unter der Bevölkerung wurden immer wieder einige Theorien diskutiert. Auf diese Theorien möchte ich kurz eingehen.

1. Theorie "Suizid"

Hat Krzysztof P. sich selbst das Leben genommen?

Weder Verwandte noch Freunde des Jungen glaubten auch nur einen Augenblick an die Selbstmordtheorie. Die Staatsanwaltschaft berücksichtigte jedoch verschiedene Versionen der Ereignisse, auch sie überprüfte die Selbstmordtheorie. Zunächst schloss die Staatsanwaltschaft einen Suizid nicht aus. Krzysztof wurde exmatrikuliert und er musste das Wohnheim verlassen. Er hatte seiner Familie davon nichts erzählt. Die Staatsanwaltschaft hielt es daher für möglich, dass der schüchterne und introvertierte junge Mann sich das Leben nahm. Die Staatsanwaltschaft argumentierte, dass Krzysztof sich aus scharm das Leben nahm und keine Kampfspuren am Leichenfundort gefunden wurden. Gleichzeitig sagte die Staatsanwaltschaft aber auch, dass alle möglichen Spuren durch die drei Tage Regenwetter zerstört wurden. Einige Jahre später sagten Staatsanwaltschaft und Ermittler, dass sie einen Selbstmord doch nicht für sehr wahrscheinlich halten, da dass Messer nicht gefunden wurde. Andere glaubten Krzysztof hätte das Messer in die Weichsel geworfen. Der Rechtsmediziner hat in seinem Gutachten erwähnt, dass die Zeitspanne vom Stich ins Herz bis zu seinem Tod, zwischen ein paar Minuten bis zu mehreren dutzenden Minuten gedauert haben kann und er sich dann auch durchaus auch noch bewegen konnte. Es wäre für ihn kein Problem, dass Messer in die Weichsel zu werden und ein paar Schritte zu gehen. Die Entfernung vom Polytechnikum und die Notwendigkeit, das Wohnheim zu verlassen, war jedoch ein schwerer Schlag für Krzysztof gewesen. Es war für Krzysztof so schlimm, dass er Angst hatte, nach Hause zurückzukehren. Das angefertigte psychologische Porträt wies auf die Möglichkeit hin, dass er sich das Leben genommen haben könnte. Den Eltern, von denen er abhängig war, erzählte er lange Zeit nichts von seinen Problemen. 

2. Theorie "Mord"

Wurde Krzysztof P. ermordet?

Auch diese Theorie wurde von den Strafverfolgungsbehörden untersucht. Die Ermittler hielten es für möglich, dass Krzysztof ermordet wurde. Aufgrund der fehlenden Gegenstände an der Leiche hielten sie auch einen Raubmord für möglich. Wenn es aber kein Raubmord war, was war dann das Motiv für einen Mord? Es konnte kein offensichtliches Motiv gefunden werden. 

Die Polizisten räumten aber ein, dass die Selbstmordthese durch das Fehlen eines tödlichen Messers widerlegt wurde. Wie sie sagten, ist es jedoch möglich, dass der Junge, nachdem er getroffen wurde, die Klinge zum Beispiel zurück in die Weichsel warf. Leider wurde zum Nachteil der Ermittler der Tod des Schülers nach drei Tagen entdeckt. Viele der Spuren könnten verwischt worden sein.

Nachdem sie mehrere Tage lang die Aufzeichnungen der Busüberwachung durchsucht hatten, fanden Polizisten der Hauptstadtbehörde zur Bekämpfung von kriminellem Terror und Mord schließlich das Video von Linie 164. Sie kamen zu dem Schluss, dass der mysteriöse Mann, der von dem Opfer stieg und sich die Karte ansah, es gewesen sein könnte der Mörder oder ein wichtiger Zeuge. Das registrierte Bild wurde in den Warschauer Medien veröffentlicht, in der Hoffnung, dass dass sich der dunkelhaarige Passagier meldet oder jemand ihn erkennt. Leider ist seine Identität bis heute nicht geklärt.

3. Theorie "Verabredung zum Tod" 

Hat Krzysztof P. sich mit einer Person zum Tod verabredet?

Diese Theorie besagt, dass Krzysztof P. sich nicht selbst töten konnte und er sich mit einer unbekannten Person verabredet hat, die ihm bei der Tötung helfen sollte. Diese Person soll dann Krzysztof P. mit seinem Einverständnis, die Schnittwunde zugefügt haben und sich dann vom Tatort entfernt haben. Diese Person hat die Tatwaffe dann irgendwo zum Beispiel in der Weichsel verschwinden lassen. Die Staatsanwaltschaft zog in Betracht, dass der Mann, der vor Krzysztof P. aus dem Bus ausstieg, etwas mit dem Tod von Krzysztof zu tun haben könnte. Diese Theorie konnte weder belegt noch widerlegt werden, da die Identität des Mannes bis heute ungeklärt ist.

Ermittlungen wurden offiziell eingestellt

Der Sprecher der Staatsanwaltschaft betonte erneut das Fehlen von Spuren eines Kampfes mit einem potenziellen Angreifer. Im Jahr 2014 las ein IT-Experte die Korrespondenz des Opfers von einem der Instant-Messaging-Dienste aus, aber auch diese Informationen trugen nichts Wesentliches bei. Der verstorbene Student hatte keine Schattengeschäfte oder traf verdächtige Personen. Die Worte seiner Familie und Freunde, dass Krzysztof ein gewöhnlicher, ruhiger Junge wäre, wurden erneut bestätigt. Am 21. Januar 2015 stellte die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen zu dem Mord wegen fehlender Identifizierung des Täters ein, was jedoch nicht bedeutet, dass das Interesse an ihm erloschen ist. Die tragische Geschichte eines jungen Mannes wird in drei verschiedenen TV-Shows präsentiert. Auch verschiedene Ermittler der operativen Fallanalyse [Profiler] beschäftigen sich mit dem Fall des 24-jährigen Studenten. Aber auch das führte zu keinen neuen Ermittlungen der Strafverfolgungsbehörden. 

Die Nachwirkungen

Die Familie und die Freunde von Krzysztof P. wurden mit vielen unbeantworteten Fragen zurückgelassen. Sie hoffen immer noch auf Antworten. Sie möchten wissen, was genau im Oktober 2012 am Ufer der Weichsel passiert ist.

Die Polizei glaubt, dass es da draußen Menschen gibt, die über wichtige Informationen verfügen, sich aber noch nicht bei der Polizei gemeldet haben.

Aktuelle Einstufung des Falls

Der Tod von Krzysztof P. wurde als ungeklärt eingestuft. Die Staatsanwaltschaft kann bis heute weder einen Suizid noch einen Mord ausschließen. Mittlerweile ist der Fall ein Cold Case. In dem Fall wird aktuell nicht ermittelt. Die Ermittlungen wurden offiziell eingestellt, was aber nicht heißen soll, dass die Behörden den Fall vergessen hätten. Sobald sich neue Hinweise ergeben, werden die Ermittlungen sofort wieder aufgenommen.

Fragen der Ermittler: 
  1. Wer hat Krzysztof P. am 1. Oktober 2012 gesehen oder gesprochen?
  2. Wer kannte Krzysztof P. und hat noch nicht mit den Ermittlern gesprochen?
  3. Wer hat Krzysztof P. am Nachmittag des 1. Oktober 2012 in der Buslinie 164 gesehen?
  4. Wer hat den unbekannten Mann, der ebenfalls am Nachmittag des 1. Oktober 2012 mit der Buslinie 164 fuhr, gesehen oder ihn identifizieren?
  5. Wer weiß, was Krzysztof P. am Nachmittag des 1. Oktober 2012 an dem abgelegenen Ort an der Weichsel wollte?
  6. Wollte er sich dort mit jemandem treffen?
  7. Wer hat im Zeitraum zwischen dem 1. Oktober 2012 und dem 4. Oktober 2012 an der Wał Zawadowski oder an der Sandgrube an der Weichsel eine verdächtige Person wahrgenommen?
  8. Wer weiß, ob Krzysztof P. nach seinem Besuch an der Weichsel noch woanders war oder sich die ganze Zeit an der Weichsel aufhielt?
  9. Wer weiß, was oder wer für den Tod von Krzysztof P. verantwortlich gewesen sein könnte?
  10. Wer kennt die genauen Umstände und Hintergründe dieses Falles?
  11. Wer kannte Krzysztof P. und kann mehr über ihn als Person, über seinen psychischen Zustand vor seinem Tod, seinen Kontakten, sein Umfeld oder seine Gewohnheiten sagen?
  12. Wer hat andere Beobachtunfen gemacht, die mit dem Tod von Krzysztof P. in Zusammenhang stehen könnten?
  13. Wer hat die Tatwaffe gefunden oder weiß, wo sie abgeblieben ist?
  14. Wer hat sonstige Informationen zu dem Fall?

Hinweise nimmt die Warschauer Polizei
Nowolipie 2
00-150 Warschau
unter der Rufnummer +48 47 723 65 55 entgegen.

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