JOHN UND JANE DOE DES MONATS: Tötungsdelikt z. N. der Dorchester John Does "Clayton und Hooker" (1988)

Der Doppelmord an den Dorchester John Does

Wer hat die beiden jungen Männer getötet?

Es ist wieder Zeit für den neuen "John und Jane Doe des Monats". Diesen Monat möchte ich auf einen amerikanischen Cold Case aus dem Jahr aufmerksam machen, bei dem die Mordopfer bis heute nicht identifiziert werden konnten. Dieses Mal geht es tatsächlich um zwei unbekannte Mordopfer [John Does]. Ich interessiere mich schon seit Jahren für den Fall, deshalb möchte ich den Fall auch hier im Blog ausführlich von allen Seiten beleuchten. Der Fall hat sich in Boston im Stadtteil Dorchester im Suffolk County, im US-Bundesstaat Massachusetts ereignet. 

Der Mord an den beiden Dorchester John Does ist seit 1988 ungeklärt. Auch ihre Identität konnte bis heute nicht geklärt werden. 
Wer ist für den Tod der beiden Jugendlichen verantwortlich?
Foto: Google 

Die Entdeckung 

Am Nachmittag des 6. Oktober 1988 [Donnerstag] um 14.04 Uhr machte ein Spaziergänger eine schreckliche Entdeckung. Der Mann entdeckte die stark verweste Leiche eines jungen schwarzen Mannes in der Nähe der Geneva Avenue, auf einem unbebauten Grundstück nahe der Bahngleise gegenüber der 29 Eldon Street in Boston im Stadtteil Dorchester [Massachusetts]. Der Mann meldete seinen Fund sofort den Behörden. 

Der Leichenfundort befindet sich in Boston im Stadtteil Dorchester. Boston ist die größte Stadt Neuenglands, eines Gebiets im Nordosten der Vereinigten Staaten, und Hauptstadt des Bundesstaates Massachusetts an der Ostküste der Vereinigten Staaten. Boston liegt im Nordosten der Vereinigten Staaten an der nordamerikanischen Ostküste an der Massachusetts Bay. Ihre starke Zergliederung ermöglichte die Anlage natürlicher Häfen. Der Mystic River im Westen, der Neponset River im Süden und der Charles River im Norden begrenzen das Gebiet der Stadt grob. Die ursprünglich im Stadtgebiet vorhandenen Hügel wurden mit der Zeit abgetragen und im Bereich Back Bay und South End abgelagert, um der östlich anliegenden Bucht weitere Landflächen abzuringen. Boston ist Teil des Suffolk County des Commonwealth of Massachusetts und ist dessen Hauptstadt. Am 4. Oktober 2002 schloss die Stadtverwaltung Bostons die neue Einteilung des Stadtgebietes ab, das nun in 23 Stadtteilen untergliedert ist: Allston, Back Bay, Bay Village, Beacon Hill, Brighton, Charlestown, Chinatown, Dorchester, East Boston, Fenway–Kenmore, Hyde Park, Jamaica Plain, Mattapan, Mid Dorchester, Mission Hill, North End, Roslindale, Roxbury, South Boston, South End, West End, West Roxbury. Boston hat 675.647 Einwohner. 
Foto: Google Maps 

Der Leichenfundort befindet sich auf einem unbebauten Grundstück nahe der Bahngleise gegenüber der 29 Eldon Street in Dorchester. Der Leichenfundort befindet sich in der Nähe der Geneva Avenue und Four Corners. 
Foto: Google Maps 

Polizei erreichte den Leichenfundort 

Kurz nachdem die Polizei die Meldung über den Leichenfund erhielt, erreichten die Ermittler und Kriminaltechniker der Polizei von Boston den Fundort. Die Beamten schauten sich den Fundort und die Leiche an, um sich einen Überblick zu verschaffen. Die Ermittler entdeckten neben der Leiche eine Plane. Die Ermittler hoben die Plane an und entdeckten ein zweites Opfer unter der Plane. Bei der zweiten Leiche handelte es sich ebenfalls um einen jungen schwarzen Mann. Auch dieser Körper war stark verwest. Die Kriminaltechniker sammelten und sicherten Spuren und Beweise am Fundort. Anschließend wurden die Leichen geborgen und für weitere forensische Untersuchungen zum zuständigen Rechtsmediziner transportiert. 

Der Leichenfundort an der Eldon Street in Boston im Stadtteil Dorchester. Hier wurden am 6. Oktober 1988 die zwei Leichen der Jugendlichen gefunden, die bis heute nicht identifiziert werden konnten.
Foto: Google Maps 

Schaumstoffkissen entdeckt

Die Ermittler entdeckten neben den Leichen ein Schaumstoffkissen. Dieses Schaumstoffkissen war zu einem 40 cm langen Zylinder gerollt, mit zwei Löchern an beiden Enden und Schmauchspuren. Die Behörden vermuten, dass es als improvisierter Schalldämpfer verwendet wurde.

Dieses Schaumstoffkissen wurde am Leichenfundort von dem Täter oder den Tätern zurückgelassen. Dieses Schaumstoffkissen diente wohl als Schalldämpfer. 
Foto: Polizei 

Der Leichenfundort 

Der Leichenfundort befindet sich in der Nähe der Geneva Avenue, auf einem unbebauten Grundstück nahe der Bahngleise gegenüber der 29 Eldon Street im Bostoner Stadtteil Dorchester im Suffolk County [Massachusetts]. Die Umgebung rund um den Leichenfundort hat sich seit 1988 kaum verändert. Die Eldon Street, unweit der Geneva Avenue und Four Corners, liegt in einem Gebiet, das damals wie heute von Drogen- und Bandenkriminalität geprägt ist. Die Umgebung des Leichenfundortes war ein unübersichtliches, verwuchertes Gelände – ideal, um eine Leiche unbemerkt abzulegen. 

Der Leichenfundort und die Eldon Street in Boston im Stadtteil Dorchester mit Blick in westlicher Richtung. 
Foto: Google Maps 

Der Leichenfundort und die Eldon Street mit Blick in östlicher Richtung. In der Nähe befinden sich die Bahngleise und ein Bahnhof. 
Foto: Google Maps 

Die Autopsie 

Die Autopsie wurde vom zuständigen Rechtsmediziner des Office of the Chief Medical Examiner [OCME] in Boston durchgeführt. Das Office of the Chief Medical Examiner [OCME] ist praktisch das staatliche Amt des obersten Gerichtsmediziners von Massachusetts. Für das OCME arbeiten mehrere Rechtsmediziner, Anthropologen und andere forensische Mitarbeiter. Der Rechtsmediziner stellte fest, dass beide Opfer vom unbebauten Grundstück in Dorchester ermordet wurden. Die genaue Todesursache war Erschießen. Die beiden Jugendlichen wurden mit einem Schuss aus einer Pistole mittleren Kalibers in den Hinterkopf getötet. Beide Körper lagen nebeneinander, das ist ein deutlicher Hinweis auf eine gleichzeitige Tötung [oder kurz hintereinander] der beiden Opfer. Die Tötung der beiden jungen Männer hatte einen klaren Hinrichtungschrakter. Die beiden jungen Männer starben etwa zur gleichen Zeit und waren nur wenige Tage bis zu einer Woche der Witterung ausgesetzt gewesen. Ihre Leichen waren schnell verwest. Es wurde ein starker Insektenbefall an den Leichen festgestellt, der im Autopsiebericht dokumentiert wurde. Dieser starke Insektenbefall hat die Verwesung beschleunigt. Aufgrund der Verwesung mussten viele Daten durch Rekonstruktion oder spätere forensische Verfahren ermittelt werden. Nur von einem der Opfer konnte ein Phantombild und angefertigt werden, der andere war völlig unkenntlich. 

Warum scheiterte die Identifizierung?

Die Opfer hatten keine Papiere dabei, die einen Hinweis auf ihre Identität geben konnten. Die Opfer trugen keinen Schmuck, der auch bei einer Identifizierung helfen könnte. Die Leichen waren bei der Entdeckung bereits stark verwest, was die Identifizierung sehr erschwerte. Die entnommenen Fingerabdrücke, die erhobenen zahnärztlichen Dokumentationen und die Tätowierungen waren kaum verwertbar gewesen. 

Die Ermittlungen 

Obwohl die Ermittler des Boston Police Department umfangreiche Ermittlungen durchführten, gerieten die Ermittlungen schnell ins Stocken. Kurze Zeit später kam jedoch wieder Bewegung in den Fall. Die Polizei in Boston hatte eine drogenabhängige Frau wegen anderer Delikte festgenommen, die den Ermittlern mitteilte, dass sie möglicherweise die beiden toten Jugendlichen sowie einen dritten jungen Mann identifizieren könne. Sie erzählte den Ermittlern, dass die beiden unbekannten, toten Jungen, die auf dem unbebauten Grundstück an der Eldon Street "Clayton" und "Hooker" hießen. 
Die Frau behauptete, dass sie Clayton und Hooker sowie einen dritten Jugendlichen namens "Flip" auf demselben unbebauten Grundstück getroffen habe, auf dem die beiden Jungen später erschossen aufgefunden wurden. Sie erzählte den Ermittlern, dass Clayton und Hooker für Flip als Crackdealer gearbeitet hätten. Die Frau gab außerdem an, dass die drei Jungen angeblich aus der Bronx in New York City stammen würden. Das hätten sie ihr zumindest so erzählt. Da die Frau sich in der Drogenszene rund um die Eldon Street bewegte, könnten ihre Angaben durchaus korrekt sein. In den 80er Jahren reisten Dealer und Schmuggler  aus New York City in nahegelegene Städte wie Boston, um vom chaotischen Drogenhandel und der grassierenden Crack-Epidemie in der Region zu profitieren. Die letzte bekannte Adresse der Frau war eine Stadt in Tennessee, und sie wurde nur dieses eine Mal zu den beiden Jugendlichen befragt. Die örtlichen Strafverfolgungsbehörden haben keine Kenntnis von der Frau oder ihrem Aufenthaltsort, und sie wurde seit dem ersten Gespräch nicht mehr kontaktiert. Das FBI unterstützt die Ermittlungen der Bostoner Polizei. 

Was ist noch über die beiden Dorchester John Does bekannt?

1. Beschreibung des ersten Jungen "Clayton" [Dorchester John Doe #1]
  • Die Leiche von Dorchester John Doe "Clayton" wurde am 6. Oktober 1988 auf einem unbebauten Grundstück nahe der Eldon Street in Boston im Stadtteil Dorchester zusammen mit der Leiche eines anderen Jungen "Hooker" gefunden.
  • Der erste Junge trug möglicherweise den Namen Clayton. 
  • Der Fundort befindet sich auf einem unbebauten Grundstück nahe der Bahngleise gegenüber der Eldon Street 29 in Dorchester [Boston] im Suffolk County [Massachusetts].
  • Der Junge "Clayton" wurde einige Tage vor der Entdeckung getötet. 
  • Die Leiche war bei der Entdeckung bereits stark verwest. 
  • Der Junge "Clayton" starb an den Folgen einer Schusswunde im Hinterkopf. 
  • Der Junge war von afrikanischer oder afroamerikanischer Abstammung. Die Bostoner Polizei geht davon aus, dass beide Jungen aus der Bronx in New York stammen und möglicherweise jamaikanische oder karibische Vorfahren haben. Diese Vermutung basiert auf Kleidung, Stil, Frisuren, und Aussagen von Informanten.
  • Dorchester John Doe "Clayton" war zum Zeitpunkt seines Todes zwischen 14 und 16 Jahren alt.
  • Er war 1,63 m groß und wog zwischen 58 und 60 Kilogramm. 
  • Er hat braune Augen und schwarze, kurz geschnittene Haare. 
  • Zum Zeitpunkt seines Todes war Dorchester John Doe #1 mit einem grauen Pullover, einem grau-schwarzen Pullover, einem blauen Hemd, einer blauen Jeans, einer roten Sporthose, roter Jockey-Unterwäsche, weißen Socken und mit weiß-blauen Avia-Sneaker bekleidet. 
  • Es wurde außerdem eine blaue Reebok-Sporttasche in Körpernähe gefunden. 
  • Es stehen weder der Zahnstatus noch die Fingerabdrücke für eine Identifizierung zur Verfügung. 
  • DNA wurde extrahiert und steht für eine Identifizierung zur Verfügung. 
  • Das DNA-Profil wurde in die Datenbanken eingegeben, doch bis heute gab es keine Übereinstimmung.
  • Die DNA-Profile der beiden Opfer wurden auf eine mögliche verwandtschaftliche Verbindung überprüft. Das Ergebnis ist, dass beide Opfer nicht miteinander verwandt sind.
Das Phantombild zeigt Dorchester John Doe #1 "Clayton". Wer kann den Jungen identifizieren?
Foto: Polizei 

Die blaue Reebok-Sporttasche wurde bei den Leichen am Fundort gefunden. 
Foto: Polizei 

2. Beschreibung des zweiten Jungen "Hooker" [Dorchester John Doe #2]
  • Die Leiche von Dorchester John Doe "Hooker" wurde am 6. Oktober 1988 auf einem unbebauten Grundstück nahe der Eldon Street in Boston im Stadtteil Dorchester zusammen mit der Leiche eines anderen Jungen "Clayton" gefunden.
  • Der zweite Junge trug möglicherweise den Namen Hooker. 
  • Der Fundort befindet sich auf einem unbebauten Grundstück nahe der Bahngleise gegenüber der Eldon Street 29 in Dorchester [Boston] im Suffolk County [Massachusetts].
  • Der Junge "Hooker" wurde einige Tage vor der Entdeckung getötet. 
  • Die Leiche war bei der Entdeckung bereits stark verwest. 
  • Der Junge "Hooker" starb an den Folgen einer Schusswunde im Hinterkopf. 
  • Der Junge war von afrikanischer oder afroamerikanischer Abstammung. Die Bostoner Polizei geht davon aus, dass beide Jungen aus der Bronx in New York stammen und möglicherweise jamaikanische oder karibische Vorfahren haben. Diese Vermutung basiert auf Kleidung, Stil, Frisuren, und Aussagen von Informanten.
  • Dorchester John Doe "Hooker" war zum Zeitpunkt seines Todes zwischen 15 und 20 Jahren alt.
  • Er war 1,78 m groß und wog 73 Kilogramm. 
  • Er hatte braune Augen und schwarze, ca. 1,3 cm lange und lockige Haare. 
  • Zum Zeitpunkt seines Todes war Dorchester John Doe #2 mit einem schwarzen, langärmeligen Strickshirt oder Sweatshirt, einer schwarzen Joy Vence Hose mit dünnem grauen Nadelstreifen, einem grünen Armeegürtel, einer rot-weiß-olivgrünen Unterhose, blauen Socken und weiß-blauen Nike-Sneaker bekleidet. 
  • Es wurde außerdem eine blaue Reebok-Sporttasche in Körpernähe gefunden. 
  • Es stehen weder der Zahnstatus noch die Fingerabdrücke für eine Identifizierung zur Verfügung. 
  • DNA wurde extrahiert und steht für eine Identifizierung zur Verfügung. 
  • Das DNA-Profil wurde in die Datenbanken eingegeben, doch bis heute gab es keine Übereinstimmung.
  • Die DNA-Profile der beiden Opfer wurden auf eine mögliche verwandtschaftliche Verbindung überprüft. Das Ergebnis ist, dass beide Opfer nicht miteinander verwandt sind.
Von Dorchester John Doe #2 "Hooker" gibt es leider noch kein Phantombild. 
Foto: Google 

Die blaue Reebok-Sporttasche wurde bei den Leichen am Fundort gefunden. 
Foto: Polizei 

Die Theorien 

Der Doppelmord an den beiden Dorchester John Does und ihre Identität sind weiterhin ungeklärt. Es gibt jedoch einige Theorien darüber, was mit den beiden Jugendlichen passiert sein könnte und wer hinter dem Verbrechen stecken könnte. Auf diese Theorien möchte ich nun kurz näher eingehen. Es gilt natürlich die Unschuldsvermutung. 

1. Theorie "Verbindung zur Drogenkriminalität" 

Wurden die beiden Jugendlichen aufgrund ihrer Aktivitäten im Drogenmilieu getötet?

Diese Theorie ist durchaus möglich, denn in den 
späten 1980er Jahren war Boston stark von Crack- und Gangkulturen geprägt. Besonders stark waren Dorchester und Roxbury von Crack- und Gangkulturen geprägt. Die Tötung der Jungen hatte einen klaren Hinrichtungschrakter. Die Art der Tötung ist typisch für Gang-Konflikte in dieser Zeit.
Der selbstgebaute Schalldämpfer deutet auf einen Täter [oder auf mehrere Täter] aus dem Drogenmilieu oder Gang-Milieu hin.
Der Täter ging planvoll und mit einer gewissen 
Professionalität bei der Tat vor. Der Täter hatte 
Erfahrung im Umgang mit Waffen und die Verwendung eines Schalldämpfers deutet darauf hin, dass der Täter oder die Täter offensichtlich keinen Lärm verursachen wollten. Es wurde vermutet, dass beide Jugendlichen aus der Bronx in New York City stammten. Viele Drogenrouten verliefen aus New York City nach Boston. Damals wie heute wurden Jugendliche manchmal als Kuriere oder sogenannte "Runner" benutzt. Das könnte auf eine Verbindung zur Drogenkriminalität hindeuten. 
Es gibt aber auch einen Punkt, der möglicherweise gegen eine Verbindung zur Drogenkriminalität spricht und das war das Alter der Jungen. Die beiden Opfer waren sehr jung. Dennoch wurde in der Ära Crack-Krise durchaus auch mit Minderjährigen gearbeitet.

2. Theorie "Fehler innerhalb einer Organisation" [z. B. Verrat, Schulden]

Wurden die beiden Jugendlichen aufgrund eines von ihnen begangenen Fehlers innerhalb der Organisation getötet?

Dies könnte eine plausible Erklärung für den Doppelmord sein, denn manche Hinweise deuten darauf hin, dass die Jugendlichen möglicherweise für eine Person oder Gruppe gearbeitet haben. Sie könnten einen Fehler begangen haben und der Doppelmord war die Konsequenz [Abrechnung] für ihren begangenen Fehler. Sie könnten beispielsweise Geld verloren haben oder das Geld für sich selbst entwendet haben und es kam deshalb zu dieser Bestrafung innerhalb der Organisation. Es könnte aber auch sein, dass die Jugendlichen aus dem Weg geräumt wurden, weil sie einfach zu viel wussten. 
Die professionelle Tötung der beiden Jugendlichen spricht für eine Abrechnung innerhalb der Organisation. 

3. Theorie "Persönlicher Racheakt oder interne Streitigkeiten"

Steckt ein persönlicher Racheakt oder interne Streitigkeiten hinter dem Doppelmord an den beiden Jugendlichen?

Dies ist zwar möglich, aber wohl weniger wahrscheinlich. Trotzdem könnten die Jugendlichen in einen privaten Konflikt geraten sein. Die Täter könnten aus ihrem Umfeld stammen [z. B. Bekannte aus NYC].

4. Theorie "Fundort ist nicht der Tatort"

Wurden die beiden Jugendlichen an einem anderen Ort getötet und anschließend zum Fundort transportiert?

Das könnte tatsächlich so gewesen sein, denn es gibt Indizien dafür, dass der Leichenfundort nicht der ursprüngliche Ort der Tötung [Tatort] war. Ein Indiz für diese Theorie ist, dass beide Opfer dicht nebeneinander lagen. Der Schalldämpfer wurde zwar am Leichenfundort gefunden, doch er könnte bewusst dort abgelegt worden sein, um den tatsächlichen Tatort zu verschleiern. Die Umgebung rund um den Leichenfundort ist ideal, um eine oder zwei Leichen zu entsorgen, weil die Örtlichkeit ruhig und abgeschieden ist. 

Fazit:

Der Fall der Dorchester John Does gehört zu den tragischsten Doppelmorden an Jugendlichen der 1980er Jahre. Zwei junge Männer wurden brutal und professionell ermordet. Die Tötung war klar geplant und professionell umgesetzt, dies deutet auf erfahrene Täter hin. Ich bin überzeugt, dass mindestens zwei Täter an der Tat beteiligt waren.  
Man braucht mindestens zwei Personen, um die Leichen von einem Fahrzeug zum Fundort zu bringen. Es wäre zwar möglich, dass ein Einzeltäter es irgendwie geschafft hätte, die beiden Leichen zum späteren Fundort zu bringen, aber ich halte dies doch für eher unwahrscheinlich. Wenn wir davon ausgehen, dass eine kriminelle Gruppierung hinter dem Verbrechen steckt, dann könnten weitere Personen involviert gewesen sein.

Für mich war die Tat eine klare Hinrichtung. Es könnte sich durchaus um eine Art Abrechnung oder um einen Racheakt gehandelt haben. Möglicherweise sollte mit der Tötung der Jungen ein Exempel statuiert werden. Die Tötung sollte
Anderen zeigen, dass das Gleiche auch mit ihnen passiert, wenn sie dieses oder jenes gemacht oder eben nicht gemacht haben. So eine harte und drastische Strafe sollte eine abschreckende Wirkung auf andere Personen haben. 

Die Täter haben sich nicht wirklich Mühe gegeben, um die Entdeckung zu verhindern. Die Entdeckung wurde nur etwas verzögert. Die Leichen wurden zwar an einem unbebauten Grundstück abgelegt, aber nicht besonders versteckt. Die Täter mussten damit rechnen, dass die Leichen früher oder später entdeckt werden. Sie wurden auch innerhalb weniger Tage gefunden. Es könnte mehrere Gründe dafür geben, warum man die Leichen nicht so versteckt hat, dass man sie nicht so schnell findet. Ein Grund könnte dafür sein, dass man mit der Entdeckung der Leichen andere Personen abschrecken wollte. Ein weiterer Grund könnte sein, dass man durch die Entdeckung der Leichen keine Rückschlüsse auf ihre Identität und die Täter erhält. Was bis heute auch zutrifft. Es könnte auch sein, dass die Tötung und die Beseitigung der Leichen von Personen durchgeführt wurden, die keine Verbindung oder Vorbeziehung zu den Opfern haben. 

Ich beschäftige mich seit über zwanzig Jahren intensiv mit Vermissten- und Mordfällen und bin immer wieder erstaunt, dass manche Menschen einfach über Jahre oder Jahrzehnte nicht von ihrem sozialen Umfeld als vermisst gemeldet werden. Gerade in diesem Fall ist es für mich unverständlich, dass es niemanden gibt, der die beiden doch recht jungen Jugendlichen vermisst.
Es könnte sein, dass die beiden toten Jugendlichen "Clayton und Hooker" und auch der dritte Jugendliche "Flip" in einer Pflegefamilie gelebt haben könnten und in den 1980er Jahren weggelaufen sind. Das könnte eine plausible Erklärung dafür sein, warum niemand die Jungen vermisst gemeldet hat. In den 1980er Jahren war es im Pflegefamiliensystem keine Seltenheit, dass Kinder wegliefen, starben oder Vernachlässigung und Misshandlung erlitten. Solche Fälle wurden den zuständigen Behörden selten oder nie gemeldet. Die drei Teenager könnten aus dem Pflegefamiliensystem in New York weggelaufen und in Boston gelandet sein, wo Clayton und Hooker bald ein tragisches Schicksal ereilte. Die Tatsache, dass die Teenager aus einem anderen Bundesstaat stammten, könnte die Schwierigkeiten bei ihrer Identifizierung erklären: Niemand suchte in Massachusetts nach ihnen. Wenn ihre Familien aus Jamaika stammen, könnte dies – ebenso wie die Möglichkeit, dass ihr Verschwinden aus der Pflegefamilie nicht gemeldet wurde – bedeuten, dass die Familien gar nicht wissen, dass die Jugendlichen vermisst werden. Möglicherweise hatten die beiden auch keinen Kontakt zu ihren Familien, was das Fehlen von Hinweisen zusätzlich erklären könnte. Sie hatten offenbar Beziehungen nach New York, vielleicht in eine karibische bzw. jamaikanische Community. Vielleicht erkennt jemand aus dieser Community die Jungen.

Ich glaube, dass die Polizei den Fall lösen kann. Es wird nicht einfach sein, aber es ist möglich. Gerade weil viele Fälle in der letzten Zeit nun über die kommerziellen Gen-Datenbanken gelöst werden. Mit Hilfe dieser kommerziellen Gen-Datenbanken konnten Täter oder Opfer identifiziert werden und somit viele Vermisstenfälle und Mordfälle aufgeklärt werden. 

Der größte Schlüssel zur Lösung des Falles aus dem Jahr 1988 [Dorchester John Does] bleibt die Identifizierung der Opfer. Erst wenn man weiß, wer die Jungen waren, kann man rekonstruieren, warum sie starben und wer sie zuletzt lebend gesehen hat. Ohne Identifizierung ist es fast unmöglich, einen Täterkreis einzugrenzen. Viele Zeugen oder Beteiligte könnten heute brreits verstorben sein. 

Dritter Jugendliche "Flip" gesucht

Der dritte Jugendliche "Flip" wird von den Strafverfolgungsbehörden als Zeuge gesucht, da er wichtige Informationen über die beiden anderen Jungen und ihr Leben haben könnte. 

Beschreibung des dritten Jugendlichen "Flip"
  • Der dritte gesuchte Jugendliche "Flip" war von afrikanischer oder afroamerikanischer Abstammung. 
  • Er war zum Tatzeitpunkt zwischen 17 und 19 Jahren alt.
  • Er war zwischen 1,70 m und 1,73 m groß und hatte eine mittlere Statur. 
  • Flip trug reichlich Goldschmuck um den Hals, und sein auffälligstes Merkmal waren zwei goldene Schneidezähne mit Stern- und Halbmondmotiven. Flip ist bis heute verschwunden, und die Ermittler gehen davon aus, dass er nach dem Tod von Clayton und Hooker nach New York zurückgeflohen ist. Ob dies aufgrund seiner Beteiligung an dem Doppelmord oder aus Angst vor weiterer Gewalt geschah, ist unbekannt.

Die Nachwirkungen 

Auch wenn der Mord an den beiden Jugendlichen schon über drei Jahrzehnte zurückliegt, arbeiten die Ermittler weiterhin sehr motiviert an dem Fall. Eine forensische Spezialistin des NCMEC, hofft auf eine Exhumierung der Jugendlichen, um weitere Untersuchungen durchzuführen, ihr Zahnschema zu sichern und ein Phantombild von Hooker zu erstellen. Sie ist überzeugt, dass moderne forensische Technologien helfen könnten, das Alter der Jugendlichen genauer einzugrenzen, und dass weitere forensische Untersuchungen zu ihrer Identifizierung beitragen könnten. Der zuständige Ermittler ist sich sicher, dass jemand diese Jugendlichen kennt und dass jemand sie vermisst.




Aktuelle Einstufung des Falls 

Der Tod von den beiden Dorchester John Does wurde als Doppelmord bzw. als Tötungsdelikt eingestuft. Auch wenn der Fall heute ein Cold Case ist, arbeiten die Strafverfolgungsbehörden weiterhin an dem Fall. Auch das FBI unterstützt die Ermittlungen weiterhin mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln. Die Ermittler sind weiterhin auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen, um den Fall aufklären zu können. Jeder Hinweis könnte wichtig sein, auch wenn er unwichtig erscheint. 

Fragen der Ermittler:
  1. Wer kann Dorchester John Doe #1 "Clayton" anhand der Beschreibung und des Phantombildes identifizieren?
  2. Wer kann etwas zu den Kontakten, zum Umfeld oder zu den Gewohnheiten von Dorchester John Doe #1 "Clayton" sagen? Warum hielt sich Dorchester John Doe #1 "Clayton" in Boston auf?
  3. Wer kann Dorchester John Doe #2 "Hooker" anhand der Beschreibung identifizieren?
  4. Wer kann etwas zu den Kontakten, zum Umfeld oder zu den Gewohnheiten von Dorchester John Doe #2 "Hooker" sagen? Warum hielt sich Dorchester John Doe #2 "Hooker" in Boston auf?
  5. Wer kennt die genauen Umstände und Hintergründe des Doppelmordes an den beiden Dorchester John Does "Clayton und Hooker"?
  6. Wer weiß, wer für den Tod von den beiden Dorchester John Does "Clayton und Hooker" verantwortlich sein könnte?
  7. Gibt es Personen in der jamaikanischen oder karibischen Community in New York City, die sich an die Jungen und ihr plötzliches Verschwinden erinnern können?
  8. Wer hat in den Tagen vor der Entdeckung der beiden Opfer [6. Oktober 1988] verdächtige Personen oder ein verdächtiges Fahrzeug im Bereich des späteren Leichenfundortes wahrgenommen?
  9. Wer hat nach der Entdeckung der beiden Opfer irgendwelche Gerüchte gehört? Was wurde damals über den Doppelmord im Drogenmilieu gesprochen?
  10. Wer kann den gesuchten dritten Jugendlichen "Flip" anhand der Beschreibung identifizieren?
  11. Wer kennt den derzeitigen Aufenthaltsort von "Flip"?
  12. Wer hat andere Beobachtungen oder Wahrnehmungen gemacht, die mit dem Doppelmord an den beiden Dorchester John Does in Zusammenhang stehen könnten?
  13. Wer kann etwas zu den gefundenen Gegenständen [Reebok-Sporttasche und Schalldämpfer] sagen, die am Leichenfundort zurückgelassen wurden?
  14. Wer hat sonstige Informationen zu diesem Fall?

Wenn Sie etwas über diesen Fall wissen, das Phantombild erkennen oder sich an jemanden erinnern, der Flips Beschreibung entspricht, kontaktieren Sie bitte Detective Cronin unter der Rufnummer [617] 343-5837.

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