LONDON: Der Fall Graham Young (1972)
Der "Hobbymörder" Graham Young
Einer der sensationellsten Giftmordfälle dieses Jahrhunderts fand in England im Juni 1972 seinen Abschluss. Die Geschichte des „Hobbymörders“ Young begann schon in seiner frühen Jugend. Psychiatrische Sachverständige bescheinigten dem 14jährigen eine hart an der Geniegrenze liegende Intelligenz bei gleichzeitiger unterentwickelter moralischer Reife. Der Junge interessierte sich für Giftstoffe und deren Wirkung. Die Menschen seiner Umgebung waren für ihn nichts mehr als nur Versuchskaninchen.
Einer der sensationellsten Giftmordfälle dieses Jahrhunderts fand in England im Juni 1972 seinen Abschluss. Die Geschichte des „Hobbymörders“ Young begann schon in seiner frühen Jugend. Psychiatrische Sachverständige bescheinigten dem 14jährigen eine hart an der Geniegrenze liegende Intelligenz bei gleichzeitiger unterentwickelter moralischer Reife. Der Junge interessierte sich für Giftstoffe und deren Wirkung. Die Menschen seiner Umgebung waren für ihn nichts mehr als nur Versuchskaninchen.
Graham Young Foto: Polizei |
Er besaß ein Privatlabor, in dem er mit toxischen Stoffen experimentierte. Besonders das für Morde und Selbstmorde wenig bekannte Gift Thallium hatte es ihm angetan.
Im Juni 1962 stand der damals 14jährige erstmals vor einem Londoner Schwurgericht, weil er dieses Gift seinem Vater, seiner Schwester und einem Schulfreund verabreicht hatte. Die „Versuchskaninchen“ überlebten zwar, doch bekam Young eine Gefängnisstrafe von „mindestens 15 Jahren“. Der Richter schickte ihn in die besonders für geistig gestörte Verbrecher bestimmte Anstalt Broadmoor.
In diesem Gefängnis war er seit 1885 der jüngste Häftling. Er „arbeitete“ auf seinem Sachgebiet weiter, legte sich einen Pflanzengarten an und extrahierte Gifte aus Nachtschattengewächsen. Bald erkrankten in Broadmoor mehrere Personen an einer seltsamen Krankheit, deren Ursache nicht bekannt war. Allerdings konnte Graham Young nicht als Urheber dieser Erkrankung ausfindig gemacht werden. Von ihm stammte der Ausspruch: „Gift gibt mir Macht.“ Häftlingen gegenüber soll er gesagt haben, dass er einmal als Massenmörder in die Geschichte eingehen werde. Neben toxikologischen Büchern las er Biografien von Hitler und dem englischen Frauenmörder Christie.
Nach neun Jahren wurde er 1971 aus Broadmoor entlassen. Schon bald fand er Anstellung als Lagerarbeiter in einer Firma für Fotoausrüstung. Alsbald kam es wieder zu einer Reihe unerklärlicher Erkrankungen unter Youngs Kollegen. Er mischte ihnen besagtes Thallium in den Frühstückstee, wie aus seinen wissenschaftlich detaillierten Tagebuchaufzeichnungen hervorging. Zwei seiner Kollegen starben später an den Vergiftungen. Graham Young wurde abermals festgenommen.
Graham Young bei Seiner Verhaftung. Foto: Polizei |
Das Schwurgericht von St. Albans bei London verurteilte den 24jährigen Young am 29. Juni 1972 wegen des Giftmordes an den beiden Arbeitskollegen zu viermal lebenslangem Zuchthaus und zweimal fünf Jahren Zuchthaus für zwei weitere nachgewiesene Morde und zwei nachgewiesene Mordversuche.
Vor Gericht hatte er eiskalt, ohne das mindeste Zeichen von Reue, ausgesagt, er habe die Absicht gehabt, einmal der größte Massenmörder der Kriminalgeschichte zu werden. Sein Bestreben war, „ein perfektes Gift zu finden, das langsam tötet und das die Ärzte nicht im Körper nachweisen können“. Über seine Giftversuche hatte er genau Tagebuch geführt. Seine größte Sorge während des Prozesses war, in das Wachsfigurenkabinett von Madame Tussaud aufgenommen und neben den berühmtesten Mördern Englands, Dr. Crippen und Dr. William Palmer, aufgestellt zu werden.
Zu den nachgewiesenen Morden gehörte auch der an seiner Stiefmutter Molly Young, die am 24. April 1962 an dem Gift gestorben war, das ihr Graham Tage zuvor ins Eis gemischt hatte. Um ihn jedoch vor einer Strafverfolgung zu schützen, hatte sie keine Anzeige erstattet (sie wusste genau, dass ihr Stiefsohn auch ihr Mörder war) und ließ sich Feuer bestatten, um dadurch alle Spuren des Giftes in ihrem Körper zu beseitigen.
Quellen: - Das große Verbrecher-Lexikon (von Dieter Sinn)
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