SCHWEDEN/STOCKHOLM: Der Tod von Cats Falck und Lena Gräns (1984)

Unfall oder Mord? 

Heute möchte ich Euch einen Fall vorstellen, der dich im Jahr 1984 in Stockholm ereignete. Ich sage bewusst "einen Fall", da es bis heute unklar ist ob es sich überhaupt um einen Mordfall handelt. Es könnte auch ein Unfall gewesen sein. 



Cats Falck und Lena Gräns
Foto: Polizei Schweden 

Als man am 29. Mai 1985 die Journalistin Cats Falck (Maureen Cathryn Harriet Falck) und ihre Freundin Lena Gräns aus dem Hammarbykanalen in Stockholm fischte, waren die Frauen seit dem 19. November des Vorjahres vermisst worden. Der erste Gedanke im Mai war dann, dass die beiden Frauen mit ihrem Auto in den Kanal gefahren waren und dabei ertranken, es sich also um einen Unfall handelte, auch wenn es keine logische Erklärung dafür gab. Das war vor genau vor 35 Jahren.

Diese Theorie der Polizei wurde jedoch im September 2003 in Frage gestellt, als die Berliner Zeitung berichtete, dass Cats Falck, die als Journalisten beim schwedischen Fernsehen arbeitete, einem Waffenschmuggel zwischen Schweden und der damaligen DDR auf die Spur gekommen war und darüber berichten wollte. Da dies dem Sicherheitsdienst Stasi sehr ungelegen kam, schrieb die Zeitung, habe man die Journalistin ermordet und die Freundin war nur im falschen Moment an der falschen Stelle.
Viele Menschen in Schweden sind daher bis heute überzeugt davon, dass der Tod der beiden jungen Frauen aus Stockholm sich einreiht in eine Kette mysteriöser Todesfälle zwischen 1983 und 1987, die mit der umstrittenen schwedischen Rüstungsexportpolitik jener Jahre zu tun haben könnte. 


Zu den Opfern dieser mutmaßlichen Mordserie gehörten neben Cats Falck und Lena Graens
der Vizechef des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri, Hilding Eek, der seit August 1983 vermisst war und den man drei Monate später unweit seines Wohnortes in einem Straßengraben ertrunken auffand; Svante Odén, ein Meeresforscher, der am 1. Juli 1986 spurlos verschwand; 
Olof Palme, schwedischer Ministerpräsident, der am 28. Februar 1986 in der Stockholmer Innenstadt erschossen wurde; 
und Carl Algernon, oberster Rüstungskontrollinspektor der Regierung, der am 15. Januar 1987 vor eine U-Bahn in Stockholm fiel – oder gestoßen wurde.
So sehen es auch eine vielzahl von pensionierten  schwedische Richtern und Richterinnen. 


Seit den späten 80er-Jahren versuchen einige befreundete Richter,  die Hintergründe dieser Todesfälle zu recherchieren. Sie taten das ohne offiziellen Auftrag, neben ihrer eigentlichen Arbeit als Richter und Richterinnen.

Wie die Richter und Richterinnen haben auch schwedische Journalisten viele Jahre lang versucht, die Hintergründe im Fall Cats Falck zu recherchieren und herauszufinden, an welchem Thema die 31-jährige Reporterin kurz vor ihrem Tod gearbeitet hatte.

So finden sich in ihren wenigen überlieferten Notizen – Falcks von den Ermittlern beschlagnahmte Arbeitsaufzeichnungen, die 
auf rätselhafte Weise bei den Behörden verschwunden sind– Anmerkungen zum Export einer Hochdruckpresse des schwedischen Rüstungskonzerns Asea, die für die Herstellung von Kernwaffen nötig ist. 
Solche Anlagen waren tatsächlich in die DDR gelangt. Das bestätigt ein Schreiben des schwedischen Außenministeriums vom Januar 1985, das sich im Stasi-Archiv befindet. Darin wird bestätigt, dass die sozialdemokratische schwedische Regierung im November 1984 die Ausfuhr von sogenannten isostatischen Pressen in die DDR genehmigt habe, die auch für die Produktion von Atombomben benutzt werden können. Von diesen ganzen neuen Erkenntnissen haben schwedische Journalisten alles in ihren Artikeln ausführlich berichtet.

Als die schwedische Polizei nach diesen Artikeln den Fall neu aufrollte, konnte man zwar nie die Wahrheit erfahren, aber man stellte so viele Ungereimtheiten fest, dass der Mord zumindest eine Möglichkeit wurde, denn obwohl das Auto der Freundin gehörte und Cats Falck eine sehr ungeübte Fahrerin war, die zudem vorher Wein getrunken hatte und sehr hohe Schuhe trug, saß die Journalistin am Steuer. Und man fragte sich, warum sie nachts im Hafengebiet unterwegs gewesen sein sollte, denn die Strecke war nicht auf dem Heimweg. Alle ihre Freunde meinten, dass dieses Verhalten nicht dem Charakter von Cats entsprach, aber nach der langen Zeit waren viele Spuren bereits für immer verschwunden.

Der Stockholmer Rundfunkjournalist Christoph Andersson, der jahrelang schwedischen Rüstungsgeschäften nachgeforscht hat, hält es für sehr wahrscheinlich, dass Cats Falck dieser Geschichte auf der Spur war.

Ob ihr Tod im Hammarby-Kanal aber damit zu tun hatte und wer, sollte es ein Mord gewesen sein, dafür die Verantwortung trägt, darauf will sich Andersson nicht festlegen.
Auch heute stellen sich viele Menschen immer wieder die gleichen Fragen. Diese aber bleiben bis heute nicht beantwortet. Viele Schweden haben das Gefühl, das in diesem Fall nicht konsequent ermittelt wurde und nur das bekannt gegeben wurde, was die Journalisten sowieso recherchiert hatten. 

Dieser Fall ist bis heute ungelöst. Man weiß bis heute nicht, ob dies ein Unfall oder ein Mord war.

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