GROßBRITANNIEN: Vermisst Philip Roy Fudge (1995)

Das Verschwinden von Philip Roy Fudge

Was ist mit Philip Roy Fudge passiert?

Im heutigen Beitrag geht es um einen britischen Missing Cold Case [Vermisstenfall] aus dem Jahr 1995. Der Fall hat sich in Liverpool in der Grafschaft Merseyside, Großbritannien. Leider gibt es nur sehr wenige Informationen zu dem Fall, deshalb fällt der Beitrag etwas kürzer aus. Bis heute ist der Verbleib von Philip Roy Fudge völlig unklar. 

Das Verschwinden von Philip Roy Fudge ist seit 1995 ungeklärt. Das Verschwinden von Philip Roy Fudge hat sich am 10. Dezember 2025 zum 30. Mal gejährt. 
Was ist mit Philip Roy Fudge passiert?
Foto: Google 

Der Fall Philip Roy Fudge

Philip Roy Fudge wurde 1974 als Sohn von Nadine Fudge in Großbritannien geboren. Über den Vater ist nichts öffentlich bekannt. Philip hat drei Geschwister. Er hat noch einen älteren Bruder namens Darren Fudge, eine ältere Schwester namens Linda Fudge [Anm. Linda ist mittlerweile verheiratet und hat den Nachnamen Shields ihres Mannes angenommen] und eine jüngere Schwestern namens Joanne Fudge. Darren und Joanne Fudge leiden beide an der Erkrankung Hydrocephalus. [Anm. Hydrocephalus, auch als Wasserkopf bekannt, ist eine krankhafte Ansammlung von Hirnwasser (Liquor) in den Hirnkammern, was zu Druck auf das Gehirn führt und je nach Alter unterschiedliche Symptome wie Kopfschmerzen, Erbrechen, Entwicklungsverzögerungen (bei Kindern) oder Gangstörungen und Demenz (bei Erwachsenen) verursachen kann. Ursachen sind Störungen des Liquorflusses durch Fehlbildungen, Tumore, Blutungen oder altersbedingte Probleme, wobei die Diagnose oft mittels Ultraschall, MRT oder CT gestellt wird und die Behandlung häufig eine operative Anlage eines Shunts zur Ableitung des Liquors beinhaltet, was meist eine gute Prognose ermöglicht.] Die Familie lebte in der Stadt Kingston Upon Hull, die einfach nur kurz als Hull bezeichnet wird. Eigentlich sind die vier Fudge-Geschwister in einer ganz normalen Familie in Hull aufgewachsen. Sie lebten auf einem großen Anwesen in der Stadt. Nadine Fudge und die gesamte Familie Fudge waren in Hull sehr angesehen. Das lag vor allem daran, dass Nadine Fudge sich sehr in der Stadt und Politik engagiert hat. Später war sie sogar Oberbürgermeisterin und Stadträtin von Hull. [Anm. Kingston Upon Hull, kurz Hull, ist eine englische Stadt, die am Nordufer der Flussmündung des River Hull in den Humber gelegen ist. Hull liegt im Landesteil England, in der Region Yorkshire and the Humber und in der Grafschaft Yorkshire. Hull hat heute 275.000 Einwohner.]

Philip Fudge ist in Kingston Upon Hull [kurz Hull] aufgewachsen und lebte bis zu seinem Verschwinden in seiner Heimatstadt Hull.
Foto: Google Maps 

Kingston Upon Hull, kurz Hull, ist eine englische Stadt, die am Nordufer der Flussmündung des River Hull in den Humber gelegen ist. Hull liegt im Landesteil England, in der Region Yorkshire and the Humber und in der Grafschaft Yorkshire. Hull hat heute 275.000 Einwohner.
Foto: Google Maps 

Philip kümmerte sich liebevoll um seinen Bruder 

Als Kind interessierte sich Philip Fudge sehr für Fußball. Er spielte gerne Fußball mit seinen Freunden und war viel draußen unterwegs. Philip kümmerte sich auch liebevoll um seinen älteren Bruder Darren, der durch seine Erkrankung in vielen Dingen bedingt eingeschränkt war. Philip war gesund und versuchte, seinem Bruder alles zu ermöglichen, was er gerne machen wollte. Er kümmerte sich einfach mit sehr viel Liebe um seinen Bruder.

Arbeit als Lkw-Fahrer 

Nach seinem Schulabschluss hat Philip Fudge eine Ausbildung zum Koch und Bäcker erfolgreich abgeschlossen. Er arbeitete später jedoch als Lkw-Fahrer. Er mochte seinen Beruf als Lkw-Fahrer sehr. Philip Fudge war Mitglied der Territorialarmee. Im Jahr 1995 lebte Philip Fudge immer noch bei seiner Mutter in seiner Heimatstadt Hull. Philip hatte eine sehr enge Beziehung zu seiner Familie. Für Philip stand die Familie immer an erster Stelle. 
Er galt als äußerst zuverlässig, hilfsbereit und freundlich. Philip Fudge war gerne mit seinen Freunden unterwegs. 

Philip Fudge liebte seine Arbeit als Lkw-Fahrer. Er hatte Touren durch ganz Europa. 
Foto: Polizei 

Einladung zur Weihnachtsfeier der Marinereserveeinheit in Liverpool 

Im Dezember 1995 wurde Philip Fudge von einem guten Freund zu einer Weihnachtsfeier der Marinereserveeinheit in Liverpool eingeladen. Die Feier sollte am 10. Dezember 1995 in der Kaserne der HMS Eaglet in Liverpool stattfinden. Und Philip Fudge nahm die Einladung an. Am 10. Dezember war der 21-jährige Philip Fudge mit seinem Auto von seinem Wohnort Hull nach Liverpool gefahren, um an einer Feier in der HMS Eaglet, der Marinereserveeinheit nahe dem Stadtzentrum, teilzunehmen. An dieser Party nahm dann auch tatsächlich teil. Dort traf er sich mit zwei Freunden.

Die Strecke von Kingston Upon Hull nach Liverpool beträgt rund 200 Kilometer. Philip Fudge ist mit seinem Auto von Hull nach Liverpool gefahren. 
Foto: Google Maps 


Philip sollte bei seinem Freund in Liverpool übernachten 

Im Vorfeld hatte einer der beiden Freunde von Philip angeboten, dass Philip und der andere Freund bei ihm in Liverpool übernachten können, da er in der Nähe des Marinestützpunkts HMS Eaglet wohnte. Schließlich wollten alle etwas Alkohol trinken, da bot es sich natürlich an, gleich in Liverpool zu übernachten. Philip und der andere junge Mann nahmen die Übernachtungsmöglichkeit an. Die Party auf dem Marinestützpunkt HMS Eaglet in Liverpool war ein voller Erfolg. Es waren viele Leute da, es floss viel Alkohol und die Stimmung war sehr gut. Philip verhielt sich auf der Party ganz normal. Philip feierte ausgelassen mit seinen Freunden und war gut drauf. Irgendwann hatten die Freunde ihn aus den Augen verloren und konnten ihn nicht auf der Party wiederfinden. 

Die Weihnachtsfeier der Marinereserveeinheit fand am Abend des 10. Dezember 1995 auf dem Marinestützpunkt der HMS Eaglet nahe dem Stadtzentrum von Liverpool statt.
Foto: Google Maps 

Das Verschwinden 

Ein Wachmann auf dem Stützpunkt konnte der Polizei später melden, dass Philip Fudge zusammen mit zwei Mädchen und einem jungen Mann in einem Taxi gestiegen war und den Stützpunkt verlassen hatte. Nachdem die Überwachungskameras an den anderen Stützpunkt-Standorten abgeschaltet worden waren, lagen keine weiteren Informationen darüber vor, wohin das Taxi gefahren war oder zu welchem ​​Unternehmen es gehörte. [Anm. Es gibt eigentlich keine genaue Uhrzeit, wann Philip Fudge die Party verlassen hat. Es wird aber immer wieder die Uhrzeit 0.15 Uhr genannt. Diese Uhrzeit wurde zwar nie offiziell bestätigt, aber ich habe mich an dieser Uhrzeit orientiert.] 

Philip Fudge hat einfach die Weihnachtsfeier der Marinereserveeinheit mit drei unbekannten Begleitern [zwei Mädchen und einem jungen Mann] verlassen. Wer sind die drei unbekannten Begleiter und wo wollte Philip hin?
Foto: Polizei 

Freunde haben das Verschwinden von Philip zunächst nicht bemerkt 

Philip Fudge verließ die Party laut dem Wachmann mit zwei Mädchen und einem jungen Mann. Seine Freunde haben davon jedoch nichts mitbekommen. Philip war irgendwann einfach weg. Philip hat sich weder von seinen Freunden verabschiedet noch gesagt, was er noch vor hat. Danach fehlt jede Spur von Philip Fudge. Die Freunde gingen zunächst davon aus, dass Philip noch jemanden getroffen hat und später zum Haus seines Freundes nachkommen oder vielleicht doch mit seinem Auto nach Hull zurückfahren würde. 

Fahrzeug stand vor Haus des Freundes 

Die zwei Freunde von Philip warteten vergeblich auf ihn. Am nächsten Morgen sahen sie, dass das Fahrzeug von Philip immer noch vor dem Haus seines Freundes stand. Die beiden jungen Männer machten sich nun Sorgen um Philip und riefen deshalb bei Nadine Fudge an, um sich zu erkundigen, ob sie etwas von Philip gehört hatte. Sie wüssten nicht, wo er sich aufhält. Nadine Fudge hatte ebenfalls nichts von ihrem Sohn gehört und machte sich sofort große Sorgen um ihn. So ein Verhalten passte überhaupt nicht zu ihrem Sohn. 

Philip Fudge ist nicht nach Hause zurückgekehrt 

Seine Mutter wartete den ganzen Sonntag [11. Dezember 1995] vergeblich auf Philip. Als er bis zum Abend nicht nach Hause zurückgekehrt war, rief sie bei der zuständigen Polizeibehörde an, um Philip als vermisst zu melden. Da Philip Fudge bereits volljährig war, nahm die Polizei sein Verschwinden nicht besonders ernst. Sie wollten nicht einmal die Vermisstenanzeige annehmen. Sie sagten Nadine Fudge, dass man erst einmal vier Tage warten müsse, bevor man ihn offiziell als vermisst melden kann, denn schließlich sei Philip volljährig und könnte seinen Aufenthaltsort frei bestimmen. Bei einem Kind würden sie natürlich sofort handeln, bei einem Mädchen ginge es recht schnell, aber bei einem jungen Mann würden sie vier Tage warten. 

Mutter suchte selbstständig nach Philip 

Natürlich war die Mutter von Philip sehr unzufrieden mit der Antwort der Polizei. Leider kommt es bei Vermisstenfällen immer wieder vor, dass die Familien oder Angehörigen zunächst von der Polizei abgewiesen werden, wenn die vermisste Person sich im Alter eines Jugendlichen [minderjährig] oder eines Erwachsenen [volljährig]
bewegt. Nadine Fudge nahm das Verschwinden ihres Sohnes sehr ernst und wurde dann selbst aktiv. Sie rief Krankenhäuser in und um Liverpool an, Polizeistationen, Granada TV und die Radiosender. Radio Merseyside ließ eine Nachricht verbreiten, in der Philip Fudge aufgefordert wurde, sich bei seiner Mutter zu melden. Nadine Fudge verteilte 10.000 Flugblätter und wandte sich wiederholt mit Appellen an Presse und Fernsehen. Doch alle Bemühungen blieben erfolglos.

Nadine Fudge suchte selbstständig viele Jahre nach ihrem Sohn.
Foto: Hull Daily Press

Die polizeilichen Suchmaßnahmen 

Ein paar Tage nach dem Verschwinden von Philip Fudge wurde die Polizei dann auch aktiv und leitete polizeiliche Suchmaßnahmen ein. Insbesondere wurden bei diesen Suchmaßnahmen Taucher eingesetzt, die die Docks von Liverpool durchsuchten. Da die Kaserne nicht weit vom Wasser entfernt war, vermutete man, dass Philip vielleicht ins Wasser gefallen war. Nadine Fudge konnte sich jedoch nicht vorstellen, dass Philip dort ins Wasser gelangt ist, denn er hätte einen riesigen Zaun überwinden und die Sicherheitskontrolle [ungesehen] überwinden müssen. Die Taucher fanden dann auch tatsächlich eine Leiche, aber nicht die vom vermissten Philip Fudge, sondern von einem alten Mann. Die Polizei setzte auch Hubschrauber und Hundestaffeln bei der Suche nach Philip Fudge ein. Der Hubschrauber flog die 320 Kilometer lange Küstenlinie ab,doch von Philip Fudge fehlte weiterhin jede Spur. Die Polizei suchte fünf Wochen vergeblich nach Philip Fudge. Danach wurden die Suchmaßnahmen ergebnislos eingestellt. 

Die Theorien 

Das Verschwinden von Philip Roy Fudge ist weiterhin ungeklärt. Trotzdem gibt es einige Theorien darüber, was mit ihm passiert sein könnte. Auf diese Theorien möchte ich nun kurz näher eingehen. Es gilt natürlich die Unschuldsvermutung. 

1. Theorie "Unfall"

Ist Philip Roy Fudge verunglückt?

Diese Theorie wird häufig in Fällen junger Männer nach Feiern herangezogen, insbesondere in Hafen- oder Flussnähe wie in Liverpool. Ich beschäftigte mich schon über zwanzig Jahre sehr intensiv mit den verschiedensten Vermisstenfällen aller Art und ich konnte immer wieder ein Phänomen beobachten, dass junge und alkoholisierte Männer von Gewässern angezogen werden. Oft werden diese Männer Tage, Wochen oder Monate später aus dem Gewässer geborgen. Die meisten dieser Fälle sind einfach Unglücksfälle.

Und nun schauen wir uns die Argumente in Philip Fudges Fall an, die für einen Unfall sprechen. Ein Argument ist, dass Philip spät unterwegs war und vermutlich auch alkoholisiert war. Ein weiteres Argument für die Möglichkeit eines Unfalls ist, dass Liverpool zahlreiche Wasserwege, Docks und schlecht gesicherte Bereiche besitzt und die Sicherheitsvorkehrungen wie Absperrungen und Beleuchtungen viel schlechter waren als heute. 

Es gibt jedoch auch Argumente, die gegen die Theorie eines Unfalls sprechen. Es gab umfangreiche Suchmaßnahmen mit Booten, Tauchern, Hundestaffeln und Hubschraubern, die insgesamt fünf Wochen andauerten und jedoch ohne Ergebnis geblieben sind. Außerdem wurden nie persönliche Gegenstände [Kleidung, Geldbörse, Dokumente] gefunden. Und das wichtigste Argument gegen einen Unfall ist, dass nie die Leiche von Philip Fudge entdeckt wurde, obwohl die Gewässer regelmäßig kontrolliert wurden. Ä

Ein Unfall ist theoretisch möglich, aber nach über 30 Jahren ohne jeden physischen Hinweis zunehmend unwahrscheinlich, insbesondere in einem urbanen Gebiet mit regelmäßigen Kontrollen.

2. Theorie "Freiwilliges Verschwinden"

Hat Philip Roy Fudge freiwillig sein gewohntes Lebensumfeld verlassen?

Diese Theorie wurde von außen gelegentlich diskutiert, von der Familie jedoch stets zurückgewiesen. Ich möchte die Theorie jedoch von allen Seiten beleuchten. 

Ein Argument für ein freiwilliges Verschwinden ist, dass Philip noch recht jung war und beruflich durch Europa gereist ist. Außerdem war es in den 1990er-Jahren theoretisch leichter, unterzutauchen.

Es gibt aber auch sehr starke Argumente, die gegen ein freiwilliges Verschwinden von Philip Fudge sprechen, denn er hatte konkrete Zukunftspläne [Arbeit, Reisen]. Er ließ sein Auto, seine Kleidung, seine Dokumente und seine Familie zurück. Es gibt seit über dreißig Jahren kein Lebenszeichen von Philip Fudge. Außerdem hatte Philip Fudge zu seiner Familie ein sehr enges Verhältnis und er hat in all den Jahren nie versucht, Kontakt zu seiner Familie aufzunehmen. 

Die Theorie eines freiwilligen Verschwindens gilt als extrem unwahrscheinlich. Ein freiwilliges Verschwinden ohne jeden späteren Lebensnachweis passt nicht zu Philips Persönlichkeit oder zu seinen Lebensumständen.

3. Theorie "Verbrechen"

Ist Philip Roy Fudge Opfer eines Verbrechens geworden?

Diese Theorie muss definitiv in Betracht gezogen werden, da Philip Fudge mit drei unbekannten Personen in ein Taxi gestiegen ist und anschließend nie wieder gesehen wurde.

Es gibt einige Argumente, die für die Möglichkeit eines Verbrechens sprechen. 
Ein Argument ist, dass die drei Mitfahrer nie identifiziert werden konnten. Das ist ein erheblicher Ermittlungsnachteil. Das Taxi stellt den letzten sicheren Kontaktpunkt dar. Es ist auch sehr auffällig, dass diese drei Mitfahrer sich nie bei den Strafverfolgungsbehörden gemeldet haben, obwohl der Fall überall in den Medien brisant war. Es könnte zu einem spontanen Gewaltverbrechen, einem Raub oder einem eskalierten Streit gekommen sein.

Es gibt aber auch Gegenargumente, denn es wurden weder Gewaltspuren noch Blut- oder DNA-Spuren gefunden. Es gibt kein erkennbares Motiv [kein bekanntes Risiko- oder Konfliktverhalten] für ein Gewaltverbrechen. Es gibt keine Zeugen für eine Auseinandersetzung nach der Taxifahrt.

Die Theorie eines Gewaltverbrechens kann nicht ausgeschlossen werden, doch diese Theorie leidet unter einem völligen Mangel an stichhaltigen Beweisen. Sollte es sich um ein Verbrechen gehandelt haben, wäre es außergewöhnlich "sauber" verlaufen, was eher gegen spontane als für gezielte Handlungen spräche.

Fazit:

Der Fall Philip Roy Fudge ist kein klassischer Kriminalfall mit klarer Täter-Opfer-Struktur, sondern ein Beispiel für ein vollständiges Verschwinden eines Menschen ohne jegliche Spuren. Es ist deshalb wirklich schwer, sich auf eine der genannten Theorien festzulegen oder komplett auszuschließen. In diesem Fall habe ich mehrere Erklärungen für das Verschwinden in Erwägung gezogen. 

Ich halte einen Unfall für durchaus möglich, aber diese Möglichkeit konnte nur schwach belegt werden. Da Philip zu Fuß und später im Taxi unterwegs war, könnte er irgendwo verunglückt sein und sein Körper nicht gefunden worden sein. Die Polizei hat beispielsweise die Gewässer rund um die Docks mit Tauchern und die 320 Kilometer lange Küstenlinie mit Hubschraubern abgesucht. Damals haben die Ermittler die Möglichkeit in Erwägung gezogen, dass Philip alkoholisiert in das Wasser im Bereich der Docks gelangt ist und sein Körper durch die Strömung abgetrieben ist. Es wurden jedoch nie Hinweise oder Beweise gefunden, die in die Richtung eines Unfalls weisen.

Ein freiwilliges Verschwinden ist nahezu ausgeschlossen, aufgrund der Umstände des Verschwindens und der Persönlichkeit von Philip Fudge. Ich persönlich glaube nicht daran, dass Philip Fudge freiwillig sein gewohntes Lebensumfeld verlassen hat, um irgendwo ein neues Leben zu beginnen. Er hat weder Kleidung, Geld noch persönliche Dokumente mitgenommen. Sogar ein Fahrzeug hat er bei seinem Freund zurückgelassen. Außerdem war Philip sehr eng mit seiner Familie verbunden noch hatte er gravierende Probleme, die sein plötzliches Verschwinden erklären könnten. Philip hatte auch eine Lkw-Tour durch Europa für die nächsten Tage angenommen. Philip Fudge war ein sehr zuverlässiger junger Mann, der sich an zugesagte Vereinbarungen hielt und sich sehr auf diese Tour gefreut hatte. 

Ich muss aber noch erwähnen, dass Nadine Fudge einige Jahre [2003] nach dem Verschwinden von Philip einen Anruf von einer männlichen Person erhielt. Dieser junge Mann weinte am Telefon und entschuldigte sich immer wieder und sagte, dass er nach Hause möchte. Natürlich versuchte Nadine Fudge, ihm Fragen zu stellen, um mehr aus ihm heraus zu bekommen, aber er reagierte nicht auf ihre Fragen, sondern wiederholte immer wieder, dass er nach Hause möchte. Danach hat sich dieser Anrufer nie wieder bei Nadine Fudge angerufen. Daher muss man wohl davon ausgehen, dass es sich bei dem Anruf um einen sehr schlechten Scherz gehandelt haben muss. Außerdem hat Nadine Fudge den Anrufer nicht als ihren Sohn Philip identifiziert. Genauer gesagt, dass sie sich unsicher war, ob der Anrufer tatsächlich Philip war. Ich wollte diesen Anruf zumindest einmal erwähnen. 

Ich halte ein Verbrechen zwar für möglich, aber für diese Möglichkeit gibt es bisher keinen stichhaltigen Beweis. Da von Philip Fudge seit 30 Jahren jede Spur fehlt, könnte er möglicherweise tatsächlich Opfer eines Verbrechens geworden sein. 

Am wahrscheinlichsten ist eine Kombination aus tragischem Ereignis und frühen Ermittlungsgrenzen, die eine Aufklärung dauerhaft verhindert haben. Es sind einfach zu viele Punkte unbekannt oder unbeantwortet geblieben. Es gibt nur die Beobachtung des Wachmanns der Marinereserveeinheit der Kaserne der HMS Eaglet, dass Philip mit zwei Mädchen und einem Mann in ein Taxi gestiegen und weggefahren ist. Leider gab es damals entweder noch zu wenig Überwachungskameras auf dem Gelände der Kaserne und im Stadtgebiet von Liverpool oder die Aufnahmen der vorhandenen Überwachungskameras waren so schlecht oder die Aufnahmen waren nicht mehr verfügbar gewesen. Damit hätte man vielleicht einige Fragen beantworten können oder die Ermittlungen voranbringen können. Es ist doch wirklich sehr seltsam, dass sich die drei anderen Mitfahrer bis heute nicht bei der Polizei gemeldet haben, vor allem weil der Fall immer wieder in den Medien präsent war. Ich weiß nicht, warum diese Personen sich nie bei der Polizei gemeldet haben. Dafür könnte es mehrere Gründe geben. Entweder 
stehen diese drei Personen direkt mit dem Verschwinden von Philip Fudge in Verbindung oder sie gab es in Wirklichkeit nie und der Wachmann hat sich getäuscht, was ich eigentlich nicht glaube. Es konnte nie herausgefunden werden, mit welchem Taxiunternehmen Philip Fudge in dieser Nacht gefahren ist, wer der Fahrer war und was das genaue Ziel war. Es sind viel zu viele Faktoren des Falls unbekannt, was eine Aufklärung auch so schwierig macht. 

Abschließend möchte ich sagen, dass der Vermisstenfall Philip Roy Fudge zu jenen Fällen zählt, die weniger durch spektakuläre Spuren, sondern gerade durch ihre beunruhigende Leere auffallen. Trotz eines klar eingegrenzten Zeitfensters, mehrerer Zeugen und eines bekannten letzten Aufenthaltsortes existiert bis heute keine gesicherte Erklärung, was nach dem Einstieg in das Taxi geschah. Die verschiedenen Theorien lassen sich bewerten – keine jedoch vollständig bestätigen oder ausschließen. Ich hoffe, dass wir die Wahrheit erfahren werden, was mit Philip Fudge im Dezember 1995 passiert ist. Der Fall bleibt ein Mahnmal dafür, wie schnell ein Mensch "verschwinden" kann, wenn entscheidende Minuten, Namen oder Beobachtungen verloren gehen.

Beschreibung von Philip Roy Fudge 
  • Philip Roy Fudge wurde 1974 in Großbritannien geboren. 
  • Er stammte aus der Stadt Kingston upon Hull [Grafschaft Yorkshire].
  • Philip Roy Fudge wird seit dem 10. Dezember 1995 vermisst. 
  • Er befand sich am Abend des 10. Dezember 1995 bei der Weihnachtsfeier der Marinereserveeinheit in Liverpool. Zuletzt wurde Philip beim Verlassen des Marinestützpunkts der HMS Eaglet in Liverpool gesehen. Seitdem fehlt jede Spur von ihm. 
  • Philip Fudge ist ein weißer Mann.
  • Er ist 1,78 m groß und hatte zum Zeitpunkt seines Verschwindens eine kräftige Statur.
  • Philip Fudge hat blaue Augen und kurze, helle Haare [konkrete Farbe nicht genannt].
  • Zum Zeitpunkt seines Verschwindens war Philip Fudge mit einem blau-weiß gestreiften Hemd, einer blauen Stone-Washed Jeans und braunen Stiefeln bekleidet. 
Was ist mit Philip Roy Fudge passiert?
Foto: Polizei 


Fehlerhafte Ermittlungen?!

Obwohl ich ungern die Arbeit der Polizei kritisieren möchte, habe ich mich in diesem Fall jedoch mit der Frage beschäftigt, ob in den [frühen] Ermittlungen zum Verschwinden von Philip Fudge seitens der Strafverfolgungsbehörden vielleicht Fehler gemacht wurden?

Ich bin zumindest auf einige Ermittlungsdefizite gestoßen:
  • Es gab damals kaum oder keine verwertbaren Aufnahmen von Überwachungskameras.
  • Es gab zum Zeitpunkt des Verschwindens von Philip Fudge keine digitalen Taxi-Aufzeichnungen.
  • Und die entscheidenden Stunden könnten damals unzureichend dokumentiert worden sein.
  • Und das wichtigste Defizit ist, dass damals 
  • mögliche Zeugen nie identifiziert wurden oder sich zu spät meldeten. 
Es könnte durchaus möglich sein, dass es damals in den 1990er Jahren zu fehlerhaften Ermittlungen seitens der Strafverfolgungsbehörden gekommen ist. Auf diese fehlerhaften Ermittlungen und Ermittlungsdefizite wurden auch die später geführten Ermittlungen aufgebaut. Teilweise lag dies aber nicht an den Ermittlern selbst, sondern an den äußeren oder technischen Gegebenheiten. Es gab damals eine nur sehr sporadische Abdeckung mit Überwachungskameras und die Qualität war allgemein nicht immer gut. Auch dass viele Dinge einfach noch nicht digitalisiert waren, liegt an den damaligen technischen Gegebenheiten. Ich muss aber kritisieren, dass es den Ermittlern damals nicht gelungen ist, mögliche wichtige Zeugen zu identifizieren, wie beispielsweise die drei Begleiter von Philip Fudge. Dies ist vielleicht das wichtigste Detail dieses Falls.

Ich halte es für sehr plausibel, dass es damals fehlerhafte Ermittlungen gab, auf die alle späteren Ermittlungen aufgebaut wurden. Es ist möglich, dass ein entscheidendes Detail existierte, aber nie erkannt oder gesichert wurde – und der Fall dadurch irreversibel ins Leere lief.

Die Nachwirkungen 

Nadine Fudge ist im Jahr 2019 gestorben. Sie hat nie erfahren, was mit ihrem Sohn passiert ist. Nun kümmert sich Linda Shields [Schwester von Philip] um den Fall und die Suche nach ihrem Bruder Philip geht weiter. Sie ist sehr bemüht, den Fall in der Öffentlichkeit zu halten und endlich Antworten zu erhalten, was mit Philip in der verhängnisvollen Dezembernacht passiert ist. Die Familie möchte endlich Gewissheit haben, auch wenn diese Gewissheit vielleicht mit Schmerz und Trauer verbunden ist. 

Die englische Organisation "Missing People" hat ein Bild von Philip Fudge veröffentlicht, das mit dem Age-Progression-Verfahren bearbeitet wurde und zeigt, wie Philip Fudge heute aussehen könnte. 

Das Bild zeigt Philip Fudge, wie er heute aussehen könnte. Heute wäre er um die 50 Jahre alt. Das Bild wurde mit dem Age-Progression-Verfahren erstellt. 
Foto: Polizei 

Aktuelle Einstufung des Falls 

Philip Roy Fudge wurde von den britischen Strafverfolgungsbehörden als vermisste und gefährdete Person eingestuft. Die Ermittlungen dauern bis heute an und sind nicht abgeschlossen. Die Polizei von Liverpool ist weiterhin auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen, um neue Ermittlungen anzustoßen. Jeder Hinweis könnte wichtig sein. 




Fragen an Zeugen:
  1. Wer hat Philip Fudge am Abend des 10. Dezember 1995 auf der Weihnachtsfeier der Marinereserveeinheit in der Kaserne der HMS Eaglet in Liverpool gesehen? Wer hat dort mit ihm gesprochen?
  2. Wer hat Philip Fudge in der Nacht zum 11. Dezember gegen 0.15 Uhr [möglicherweise auch davor oder danach] allein oder in Begleitung von drei Personen [zwei Mädchen und ein Mann] beim Verlassen des Marinestützpunkt HMS Eaglet in Liverpool gesehen?
  3. Wer weiß, wo Philip Fudge und seine drei Begleiter mit dem Taxi hinfahren wollten? Was war ihr Ziel?
  4. Wer kann diese drei unbekannten Personen identifizieren?
  5. Wer war der Taxifahrer, der Philip Fudge und seine drei Begleiter in dieser Nacht gefahren hat? Vielleicht kann sich der Taxifahrer an Philip Fudge oder an seine Begleiter erinnern?
  6. Wer hat Philip Fudge auf der Weihnachtsfeier der Marinereserveeinheit mit diesen drei Personen wahrgenommen? Wer kann diese Personen beschreiben oder sogar identifizieren?
  7. Wer hat Philip Fudge in der Nacht des 11. Dezember 1995 nach 0.15 Uhr allein oder in Begleitung noch einmal irgendwo gesehen?
  8. Wer kennt die genauen Umstände und Hintergründe seines Verschwindens?
  9. Wer weiß, was oder wer für das Verschwinden von Philip Fudge verantwortlich sein könnte?
  10. Wer hat andere Beobachtungen oder Wahrnehmungen gemacht, die mit dem Verschwinden von Philip Fudge in Zusammenhang stehen könnten?
  11. Wer hat nach dem Verschwinden von Philip Fudge irgendwelche Gerüchte gehört?
  12. Wer kennt den derzeitigen Aufenthaltsort von Philip Fudge?
  13. Wer hat sonstige Informationen zu diesem Fall?

Wer Informationen über den Aufenthaltsort von Philip hat oder andere hilfreiche Informationen hat, wird gebeten, sich mit der Organisation Missing People unter der kostenlosen Rufnummer 116 000 oder per Email an 116000@missingpeople.org.uk [unter Angabe der Referenznummer 95-001285] in Verbindung zu setzen. 
Natürlich kann man auch die Hinweise über das Hinweisformular dieses Blogs an mich schicken. Ich werde sie dann an die richtigen Stellen weiterleiten.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

ÖSTERREICH/INNSBRUCK: Tötungsdelikt z. N. von Daniela Kammerer (2005)

COLD CASE DER WOCHE: Vermisst Michael Timothy Palmer (1999)

ÖSTERREICH/GELÖST: Tötungsdelikt z. N. von Raven Vollrath (2005)

COLD CASE DER WOCHE: Vermisst Peggy Anne McGuire (2015)

JOHN UND JANE DOE DES MONATS: Tötungsdelikt z. N. der Dorchester John Does "Clayton und Hooker" (1988)