USA: Tötungsdelikt z. N. von Joann "Jody" Elizabeth LeCornu (1996)

Der Mord an Joann "Jody" Elizabeth LeCornu

Wer hat Joann "Jody" Elizabeth LeCornu getötet?

Im heutigen Beitrag geht es um einen amerikanischen Cold Case aus dem Jahr 1996. Der Mord ereignete sich in Baltimore im Viertel Towson, im Baltimore County, im Jahr Maryland. Bis heute ist es den amerikanischen Strafverfolgungsbehörden nicht gelungen, den Fall aufzuklären. 

Der Mord an Jody LeCornu ist seit 1996 ungeklärt. Wer hat Jody LeCornu getötet und warum?
Foto: Jennifer Carrieri 

Der Fall Joann "Jody" Elizabeth LeCornu

Joann "Jody" Elizabeth LeCornu wurde am 28. Oktober 1972 als Tochter von [Oberst] John LeCornu und Linda LeCornu in Washington [District of Columbia]. [Anm. Washington D.C. ist die Hauptstadt der Vereinigten Staaten von Amerika und Regierungssitz. Allerdings gehört die Stadt nicht einem Bundesstaat an, sondern steht unter einer eigenen Verwaltung. Die Abkürzung D.C. steht für District Columbia. Benannt wurde die Stadt nach dem ersten Präsidenten der Vereinigten Staaten, George Washington. Unterteilt ist die Stadt in 4 Stadtbezirke, in denen 600.000 Einwohner leben. Rechnet man den Ballungsraum um Washington dazu, sind es 8.100.000 Einwohner. Die Stadt liegt am Potomac River, gegenüber dem Bundesstaat Virginia, und grenzt im Norden und Osten an den Bundesstaat Maryland.] Joann Elizabeth LeCornu wurde von allen nur liebevoll Jody genannt. Ich werde das auch machen. Jody hat noch eine Zwillingsschwester namens Jennifer Carrieri. Beide sind eineiige Zwillinge. Jody wurde zuerst geboren und zwei Minuten später wurde Jennifer geboren. Jody hat noch zwei ältere Schwestern namens Laura und Diane.

John LeCornu mit seinen vier Töchtern Laura, Diane, Jody und Jennifer.
Foto: Jennifer Carrieri 

Arbeit beim Militär

Vater John LeCornu schloss im Jahr 1961 die Marineakademie ab und wurde in die Infanterie des Marine Corps berufen. Er diente in Vietnam und absolvierte zwei Einsätze an der Marineakademie als Kompanie- und Bataillonsoffizier, bevor er 1988 aus dem Militärdienst ausschied. Während seines Dienstes erwarb er im Jahr 1971 seinen Abschluss in Rechtswissenschaften an der Vanderbilt und war 16 Jahre lang im Judge Advocate General Corps und Chief Defense Counsel des Marine Corps [1985-1987]. Von 1988 bis 2004 war er stellvertretender Staatsanwalt für Anne Arundel County, wo er Drogendelikte und Gewaltverbrechen verfolgte.
Mutter Linda LeCornu kümmerte sich überwiegend um die Erziehung ihrer Töchter und den Haushalt. 

Umzug nach Annapolis 

Die Familie LeCornu lebte seit 1980 in Annapolis im Anne Arundel County, im US-Bundesstaat Maryland. Jody ist mit ihren drei Schwestern Laura, Diane und Jenny [Zwillingsschwester] in Annapolis aufgewachsen und zur Schule gegangen. Jody war aufgrund ihrer freundlichen, offenen und großzügigen Art immer sehr beliebt gewesen. Sie war aber auch sehr temperamentvoll und lebhaft.  Sie begegnete jedem, den sie kannte oder traf, mit der gleichen Offenheit, Freundlichkeit und Güte. Jody LeCornu kannte keine Fremden. Es gibt Geschichten darüber, wie sie das Hemd, das sie trug, jemandem anbot, der es bewunderte oder eines brauchte. Jody hatte ein sehr großes Herz und war trotz ihrer persönlichen Kämpfe voller Leben und Freude. [Anm. Annapolis ist die Hauptstadt des US-Bundesstaates Maryland in den Vereinigten Staaten und Sitz der Countyverwaltung (County Seat) des Anne Arundel Countys. Annapolis ist eine Hafenstadt an der Chesapeake Bay und Sitz der⁹⁹⁹in hatte Annapolis 40.812 Einwohner.]

Jody LeCornu lebte ab 1980 mit ihrer Familie in Annapolis, im Anne Arundel County, im US-Bundesstaat Maryland. 
Foto: Google Maps 

Jody und Jennifer waren unzertrennlich 

Jody hatte viele Interessen. Sie hatte ein Gespür für Mode und Make-up. Sie hat gerne neue Leute kennengelernt und unternahm gerne etwas mit ihrer Zwillingsschwester Jenny und ihren Freunden. Als Kinder und Jugendliche waren Jody unzertrennlich und teilten alles. Sie hatten dieselben Freunde, dasselbe Schlafzimmer und besuchten sogar dieselben Fächer in der Schule. Jody konnte immer gut auf Menschen zugehen und half der schüchteren Jenny, selbstbewusster zu werden.

Jennifer Carrieri [links] und Jody LeCornu [rechts]. Jennifer wurde nur zwei Minuten nach Jody geboren. Beide Schwestern fühlten sich immer sehr stark verbunden. 
Foto: Jennifer Carrieri 

Suchtproblematik in der Familie 

Da es in ihrer Familie eine lange Reihe von Alkoholikern gab, war es keine Überraschung, dass sie beiden Schwestern im Alter von zwölf Jahren ebenfalls Alkoholprobleme bekamen. Jody konsumierte außerdem auch Kokain. Nachdem ihre Eltern sie zu einer Entzugsklinik gezwungen hatten, war Jenny nicht bereit, wieder in dieselbe Welt zurückgeworfen zu werden. Sie ging mit ihrem Freund nach Kalifornien. Jody kehrte mit ihrem Freund, den sie während ihrer Behandlung kennengelernt hatte, in ihr altes Umfeld nach Baltimore zurück. Sie versuchte, eine positive Einstellung zu ihrem neuen Leben zu bewahren. Sie hatte schon immer eine Art gehabt, Situationen besser zu machen.

Jennifer Carrieri [links] und Jody LeCornu [rechts] im gleichen Outfit. Beide mussten schon sehr früh einen stationären Entzug in einer Klinik machen.
Foto: Jennifer Carrieri 

Studentin an der Towson State University 

Im März 1996 war Jody LeCornu Studentin an der Towson State University in Baltimore im Baltimore County, Maryland. Die 23-jährige Jody LeCornu hat Geriatrie studiert. Zu diesem Zeitpunkt lebte sie mit ihrem Freund Steve Dubin im 600er-Block der Gittings Avenue. Sie war im letzten Jahr ihres Studiums der Geriatrie und hatte vor kurzem als Empfangsdame bei der Eastern Savings Bank in Hunt Valley angefangen. Der Job gefiel ihr sehr. Jody war sehr froh, dass ihr sie mittlerweile ein recht stabiles Leben führte. Obwohl sie noch zeitweise mit ihrer Alkoholsucht zu kämpfen hatte und weiterhin unter lebenslangen Ängsten litt, war sie mit mit der Richtung, die ihr Leben nahm, doch sehr zufrieden.

Jody LeCornu [links] und Jennifer Carrieri [rechts]. Als Jennifer Carrieri mit ihrem Freund nach Kalifornien zog, blieb Jody LeCornu in Baltimore. Das war die erste große Trennung der Zwillingsschwestern. Das führte dazu, dass beide Schwestern nicht mehr so unzertrennlich waren. Jody und Jennifer lebten mit ihren jeweiligen Partnern in verschiedenen Bundesstaaten. So waren die Schwestern nicht mehr direkt in das Leben der anderen involviert. 
Foto: Google 

Im März 1996 war Jody LeCornu in ihrem Abschlussjahr an der Towson State University. 
Foto: Google Maps 

Die Entdeckung 

Die Leiche von Joann E. "Jody" LeCornu wurde in den frühen Morgenstunden des 2. März 1996 in ihrem weißen Honda Civic entdeckt, nachdem ein Lieferant des Giant-Lebensmittelladens auf der Plaza um 3.41 Uhr Schüsse gehört hatte. [Anm. Ich habe wieder eine interaktive Karte von den wichtigsten Orten des Falls erstellt. Ich möchte dieses Werkzeug immer mal wieder verwenden, da ich es einfach schöner finde, dass ihr einen genauen Überblick über die wichtigsten Orte des Falls bekommt. Diese Methode ist besser, als hier immer nur kleine Kartenausschnitte zu veröffentlichen. Ich habe Euch die Karte hier verlinkt oder unten unter diesem Abschnitt eingebettet.]
 

Die  Tage vor Jodys Ermordung

Jody LeCornu hatte am Abend des 29. Februar 1996 einen Streit mit ihrem Freund Steve Dubin. Es ist nicht sicher, worum es bei dem Streit ging, aber eine Quelle sagt, dass der Streit möglicherweise dadurch ausgelöst wurde, dass Jody abends lieber ausging, während ihr Freund lieber zu Hause blieb. Es ist allgemein anerkannt, dass sowohl Jody als auch ihr Freund ein gewisses Alkoholproblem hatten, aber sie unterschieden sich in der Wahl der Lokale. Jody hatte wohl ein recht gutes Verhältnis zum Manager ihres Lieblingslokals [Mt. Washington Tavern] und dass Steve davon nicht besonders begeistert war. Am nächsten Morgen, bevor sie beide zur Arbeit gingen, bat Steve sie, an diesem Abend nicht nach Hause zu kommen. Er wollte nach dem Streit etwas Abstand haben. Steve hatte angenommen, dass Jody nach der Arbeit bei der Eastern Savings Bank zu ihren Eltern nach Annapolis fahren würde, aber  stattdessen traf sie sich nach der Arbeit mit ihren Freunden in der Mt. Washington Tavern. Die Mt. Washington Tavern war ein beliebter Treffpunkt für Jody und ihre Freunde. Die Mt. Washington Tavern ist ein Restaurant und eine Bar. Sie befindet sich in der 5700 Newbury Street in Baltimore. [Anm. Die Mt. Washington Tavern gibt es auch heute noch.] Jody kannte dort alle Angestellten und die Betreiber. Sie und ihre Freunde waren dort gern gesehene Gäste. Jody verbrachte dort den Abend bis kurz vor 2.00 Uhr morgens. Nach der letzten Runde hatte der Manager der Bar noch eine Bitte an Jody. Er bat Jody darum, einen Mitarbeiter der Taverne [Anm. Eine andere Quelle spricht von einem behinderten Gast] nach Hause zu fahren. Jody LeCornu stimmte zu, weil es draußen kalt und verschneit war. Gegen 2.00 Uhr morgens fuhr Jody den Barangestellten nach Hause zum Roland Park. [Anm. Der Roland Park ist ein wohlhabender grüner Vorort und Stadtviertel von Baltimore, der für seine dörfliche Atmosphäre bekannt ist.]

Steve Dubin und Jody LeCornu.
Foto: Familie LeCornu 

Jody fuhr tatsächlich nicht in ihre Wohnung 

Jody LeCornu kam tatsächlich der Bitte ihres Freundes nach, nicht in die gemeinsame Wohnung zurückzukehren. [Anm. Ich kann nicht verstehen, warum Jody auf ihren Freund gehört hat, denn schließlich ist es auch die Wohnung von Jody. Ich bin der Meinung, wenn er Abstand möchte, dann hätte er die Wohnung verlassen können. Das wäre ein korrektes Verhalten gewesen, oder? Ich möchte gerne Eure Meinung dazu hören.] Nachdem sie den Angestellten der Mt. Washington Tavern abgesetzt hatte, fuhr sie zu einem Geldautomaten, um Geld abzuheben. Anschließend machte sie einen kurzen Halt, um Bier zu kaufen. [Anm. Es wurde nie veröffentlicht, wo Jody ihr Geld abhob und ihr Bier kaufte.] Gegen 3.00 Uhr morgens parkte sie mit ihrem weißen Honda Civic auf dem Parkplatz von Caldor [heute bekannt als Drumcastle Government Center] im Stadtteil Towson in der York Road 6401. Der Parkplatz befand sich in der Nähe ihrer Wohnung und fünf Kilometer von der Mt. Washington Tavern entfernt.
Zu dieser Tatzeit war der Parkplatz sehr dunkel und verlassen. 

Die Anrufe

Während sie alleine in ihrem Auto auf dem dunklen, verschneiten Parkplatz saß, tätigte sie mehrere Telefonate. Unter anderem rief Jody in der Mt. Washington Tavern an, um mit dem Manager zu sprechen, aber er sagte, dass er zu beschäftigt sei, um jetzt mit ihr zu reden. Dann rief sie den Freund einer Frau an, die in der Vergangenheit Jodys Zimmergenossin gewesen war. Sie sprach mit ihm, aber der Inhalt ihres Gesprächs ist nicht bekannt. Jody machte wahrscheinlich die Anrufe, um die Zeit tot zu schlagen, bis sie in die Wohnung zurück oder zur Arbeit kann.

Auf dem Parkplatz des Caldor [heute bekannt als Drumcastle Government Center] machte Jody mehrere Anrufe. Es ist für mich einfach unverständlich, dass Jody nicht in ihre Wohnung zurückgekehrt ist. Es war schließlich auch ihre Wohnung. 
Foto: Privat 

Der Mord 

Während die 23-jährige Jody LeCornu dort in ihrem weißen Honda Civic auf dem Parkplatz saß, näherte sich ein weißer BMW Jodys Fahrzeug. 
Der Mann stieg aus seinem Auto und näherte sich Jody. Sie kurbelte ihr Fenster herunter. Es ist nicht bekannt, ob Jody den Mann kannte.
Nach einem kurzen Austausch kehrte der unbekannte Mann zu seinem Fahrzeug zurück.
Um 3.40 Uhr feuerte der Mörder eine 38er-Pistole durch das hintere linke Beifahrerfenster von Jody’s Auto. Ein Angestellter, des Giant Food-Supermarkt auf der gegenüberliegenden Straßenseite, hörte einen Schuss. Eine weitere Person hörte ebenfalls den Schuss, als er gerade den Boston Market belieferte. Der Boston Market liegt ebenfalls auf der gegenüberliegenden Straßenseite des Drumcastle Centers. Die Zeugen schauten in die dunkle, verschneite Nacht hinaus und sahen, wie Jody LeCornu über die York Road und auf den Parkplatz des Giants Foods fuhr, bevor ihr weißer Honda Civic eine Wende machte und ausrollte, nachdem der Wagen zwischen dem Boston Market und dem Firestone Tire gegen einen Bordstein geprallt war.
Den Augenzeugen fiel auf, dass Jody von einem unbekannten Mann im BMW verfolgt worden war.
Der unbekannte Mann [Täter] blieb im Hintergrund und wartete darauf, dass die 23-jährige Jody LeCornu in ihrem Auto starb. Anschließend näherte sich der Mann dem weißen Honda Civic von Jody. Er griff hinein, zog die Handbremse und stellte den Wagen auf die Park-Funktion. Ohne Eile griff er über ihren Körper hinweg und nahm ihre Handtasche und ihr Autotelefon entgegen. Es könnte sein, dass der Täter noch einen weiteren Gegenstand mitgenommen hat, von dem niemand etwas weiß. Anschließend verließ der unbekannte Mann und Mörder den Parkplatz, bog nach Süden in die York Road und dann nach Osten in die Walker Avenue ein. 

Polizei erreichte den Tatort

Um 3.41 Uhr riefen die Augenzeugen die Polizei, die bereits kurze Zeit später am Tatort eintraf. Für Jody LeCornu kam jede Hilfe zu spät, denn bei Jody konnte nur noch der Tod festgestellt werden. Die Polizei sperrte großflächig die Straße und den gesamten Tatort ab. Die Kriminaltechniker trafen ebenfalls am Tatort ein und begannen sofort mit der Sicherung von Spuren und Beweisen. Die Ermittler der Mordkommission verschafften sich zunächst einen kurzen Überblick, bevor sie mit den Zeugen sprachen. Die Leiche von Jody LeCornu wurde für weitere forensische Untersuchungen in das zuständige Rechtsmedizinische Institut Baltimore gebracht.

Die Autopsie 

Bei der Autopsie durch den zuständigen Rechtsmediziner konnte festgestellt werden, dass Jody LeCornu Opfer eines Gewaltverbrechens geworden ist. Die genaue Todesursache war eine Schusswunde in den Rücken. Die Kugel drang in den Rücken ein und durchtrennte die Wirbelsäule. Der Täter hat einmal auf Jody geschossen. Es gab weder Spuren oder Hinweise auf einen Kampf. Sie hatte keine Abwehrverletzungen. Der genaue Todeszeitpunkt wurde auf den 2. März 1996 um 3.40 Uhr festgelegt. Die toxikologische Untersuchung ergab, dass Jody eine nicht näher spezifizierte Menge Alkohol in ihrem Körper hatte. Es wurden aber keine Anzeichen auf Drogen in ihrem Körper gefunden.

Die Ermittlungen 

Die Mordkommission des Police Department Baltimore untersucht den Mord an Jody LeCornu. Die Zeugen konnten eine gute Beschreibung des Mörders und seines Fahrzeugs abgeben. Anschließend sprachen die Ermittler mit der Familie und den Freunden von Jody. Zeugenaussagen zufolge verhielt sich Jody die meiste Zeit des Abends völlig untypisch. Sie traf Entscheidungen, die völlig untypisch für sie waren. 
Obwohl sie als netter und freundlicher Mensch beschrieben wurde, kannten ihre Freunde und ihre Familie sie auch als ängstliche junge Frau, die wusste, dass Baltimore nicht gerade der sicherste Ort der Welt war. Tatsächlich hatte sie Freunden gegenüber schon früher verbal zum Ausdruck gebracht, dass sie sich mit dem Leben in der Stadt unwohl fühlte. Wie bereits erwähnt, hatte Jody verschiedene Ängste und Befürchtungen, deshalb hatte sie für sich eine Liste erstellt, von Dingen die sie niemals tun würde. Auf dieser langen Liste stand zum Beispiel, dass sie niemals nachts oder im Schnee alleine mit dem Auto unterwegs ist. Jody war eigentlich schon immer davor zurückgeschreckt, bei schlechtem Wetter Auto zu fahren, aber an diesem Abend erklärte sie sich trotz des starken Schneefalls bereit, zu helfen und den Barangestellten nach Hause zu fahren. Die Freundinnen von Jody konnten es sich nicht erklären, warum sie sich entschieden hat, zu dem dunklen Parkplatz zu fahren und dort zu parken. Steve Dubin hat laut der Polizei nur wenig zu den Ermittlungen beigetragen. Steve Dubin sagte später aus, dass er Jody das letzte Mal lebend gesehen habe, bevor sie am Morgen des 1. März 1996 die gemeinsame Wohnung verließ, um zur Arbeit zu fahren. Er selber, war am 2. März 1996 bis 0.30 Uhr bei einer Arbeitsveranstaltung gewesen. [Anm. Er arbeitete als Spendensammler für die Universität und half bei der Aufsicht einer anderen Schulveranstaltung.] Jody war nicht in der Wohnung, als er zurückkam, aber er dachte, dass sie zu ihren Eltern nach Annapolis gefahren, um dort zu übernachten. Wie wir heute wissen, hatte Jody LeCornu aber andere Pläne. 

Beschreibung des Mörders
  • Der Mörder wurde von mehreren Augenzeugen als schwarzer Mann [Afroamerikaner] beschrieben. 
  • Der Mann soll im März 1996 zwischen 25 und Anfang 30 Jahre alt gewesen sein.
  • Der Mann soll zwischen 1,78 und 1,85 m groß und 90 bis 100 kg schwer gewesen sein. 
  • Allgemein wurde die Statur des Mannes als stämmig beschrieben. 
  • Der Mann trug eine armee-grüne Jacke im Militärstil und Camouflage-Muster.
  • Er war damals mit einem weißen BMW [möglicherweise auch Volvo] unterwegs. 

Die Theorien 

Der Fall Jody LeCornu ist weiterhin ungeklärt. Trotzdem gibt es Spekulationen und Theorien über den Fall, die ich näher beleuchten möchte. Natürlich gilt wie immer die Unschuldsvermutung.

1. Theorie "Misslungener Drogendeal"

Wurde Jody LeCornu bei einem misslungenen Drogendeal erschossen?

Das war zumindest die erste Überlegung der Polizei. Die Theorie besagt, dass sie den Mann, mit dem sie telefoniert hatte, aufgesucht haben könnte, um Drogen zu kaufen. Diese Person hat dann den Mann im weißen BMW zu ihr geschickt. Zu diesem Zeitpunkt geschah etwas, das den Mann mit dem weißen BMW dazu veranlasst hat, auf ihr Auto zu schießen. Es wurde auch vermutet, dass der Mann am Telefon und der Mann mit dem weißen BMW ein und dieselbe Person waren. Die Ermittler kamen nur auf die Theorie, weil es in der Familie eine gewisse Suchtproblematik gibt und Jody in der Vergangenheit eine Alkohol- und Drogenentwöhnungstherapie gemacht hat. Es gibt nicht einen Beweis, der in diese Richtung weist.

Warum musste Jody LeCornu sterben?
Kannte Jody vielleicht ihren Mörder?
War sie in einen misslungenen Drogendeal verwickelt, der mit ihrem Tod endete?
Foto: Polizei 

2. Theorie "Rache/Arbeit als Staatsanwalt"

Wurde Jody LeCornu Opfer eines Gewaltverbrechens, weil sich jemand an Jody’s Vater rächen wollte, der als
stellvertretender Staatsanwalt im Anne Arundel County gearbeitet hat?

Diese Theorie besagt, dass Jody's Ermordung damit zusammenhing, weil ihr Vater als Staatsanwalt an Fällen gearbeitet hatte, in denen es sowohl um Drogen als auch um Gewaltdelikte ging und er natürlich auch einige Menschen verurteilt hat. Es gibt jedoch nicht einen einzigen Beweis, der diese Theorie bekräftigt. 

3. Theorie "Gelegenheitsverbrechen/Raubmord"

Wurde Jody LeCornu nur durch Zufall Opfer eines Gewaltverbrechens?

Natürlich ist es immer möglich, dass Jody Opfer eines Gelegenheitsverbrechens eines Fremden wurde. Vielleicht fuhr jemand vorbei, sah sie allein auf dem Parkplatz sitzen und beschloss, ihre Verletzlichkeit auszunutzen.

Fazit:

Ich finde es dieses Mal schwierig, sich auf eine der oben genannten Theorien festzulegen. Ich werde kurz auf die einzelnen Theorien eingehen und sie näher beleuchten. Ich persönlich halte die Spekulation, dass Jody und der Mann mit dem weißen BMW sich auf dem Parkplatz getroffen haben könnten, um Drogen zu kaufen, nicht für komplett ausgeschlossen. Das hätte zumindest erklärt, warum Jody in dieser Nacht auf diesen Parkplatz gefahren ist und den Mann dort anscheinend erwartete. Der beschriebene Ablauf der Ereignisse könnte tatsächlich mit einer Art illegalem Austausch übereinstimmen. Es bleibt jedoch die Frage, was bei der kurzen Begegnung so schief gelaufen ist, dass der Mann mit dem weißen BMW Jody LeCornu erschießen wollte. Der Ausdruck "schiefgelaufener oder misslungener Drogendeal" wird so beiläufig verwendet, dass man leicht vergisst, dass die überwiegende Mehrheit der Drogendeals nicht mit Mord enden. Gewalttätige Szenarien können durchaus vorkommen und tun es auch, aber sie stellen eine vergleichsweise geringe Anzahl von Drogendeals dar, insbesondere wenn die Summen, um die es bei Geld und Drogen geht, relativ gering sind. Ich bin etwas skeptisch, dass Jody in den wenigen Minuten, in denen sie und der Mann miteinander sprachen, wegen Drogen einen riesigen Haufen Schulden angehäuft oder irgendwelche größeren Drohungen ausgesprochen hat.

Diese Theorie ergibt für mich nur dann Sinn, wenn Jody wiederholt Drogen gekauft hat, vielleicht vom selben Dealer, und ihm Geld schuldete. Wie so vieles in diesem Fall ist dies durchaus möglich, aber es gibt keine echten Beweise, die in diese Richtung weisen. Es könnte sein, dass er ihr die Drogen gegeben hat, sie ihm gesagt hat, sie würde ihm das Geld zu seinem Auto bringen, und dann versucht hat, wegzufahren, um nicht bezahlen zu müssen. Ich bezweifle jedoch, dass die meisten Drogenverkäufer leichtgläubig genug sind, auf so etwas hereinzufallen, wenn sie ihm das Geld genauso gut sofort durch das Autofenster geben könnte.

Eine andere Variante dieser Theorie ist, dass der Mann mit dem BMW zunächst aufgetaucht ist, um ihr die Drogen zu verkaufen, sich dann aber entschieden hat, sie stattdessen auszurauben. Es ist auch möglich, dass sie in dem kurzen Gespräch etwas gesagt hat, das den Mann glauben ließ, sie würde ihm unter Umständen große Probleme machen, aber auch das ist Spekulation. 

Ich sollte erwähnen, dass Jodys Schwester erklärt hat, wenn Jody an diesem Abend Drogen gewollt hätte, dann hätte sie diese wahrscheinlich ganz einfach in der Mt. Washington Taverne bekommen können, in der sie zuvor gewesen war. Dies schließt natürlich nicht aus, dass sie erst nach ihrem Weggang den Drang verspürte, Drogen zu wollen, oder dass sie am Abend in der Taverne keine Drogen kaufen konnte und auf andere Mittel zurückgreifen musste. Ich finde aber, dass die Möglichkeit eines misslungenen Drogendeals noch viele Fragen offen lässt und es keine Beweise gibt, die in diese Richtung weisen. Ich schließe nicht aus, dass Jody sich in der Nacht wegen dem Streit mit ihrem Freund Steve Dubin so schlecht gefühlt hat und sie sich deswegen Drogen besorgen wollte. Ich bin aber überhaupt nicht zufrieden mit dieser Theorie, weil Jody LeCornu eigentlich stabil war und konsequent auf ihren Abschluss hingearbeitet hat. Es wurden in ihrem Körper überhaupt keine Spuren von Drogen gefunden. Das ist natürlich kein Beweis, der diese Theorie widerlegt, denn Jody LeCornu hätte sich spontan in dieser Nacht für den Kauf der Drogen entscheiden können. Vielleicht haben die gesamten äußeren Bedingungen und Umstände dazu beigetragen, dass Jody sich an diesem Abend unerklärlicherweise so untypisch verhalten hat. 

Ich persönlich halte auch nicht besonders viel von der Theorie, dass der Mord an Jody irgendwie mit der Arbeit ihres Vaters als stellvertretender Staatsanwalt im Anne Arundel County zusammenhängt. Diese Theorie hat nie viel Anklang gefunden, was meiner Meinung nach größtenteils aus gutem Grund geschah. Es scheint doch recht unwahrscheinlich, dass jemand, der einen großen Hass oder einen Konflikt mit dem Staatsanwalt hat, sich an seiner Tochter etwas angetan hat, um sich an dem Staatsanwalt zu rächen. Bei dieser Art von Verbrechen hätte der Täter im Vorfeld recherchiert, Jody dann ins Visier genommen und anschließend höchstwahrscheinlich systematisch beschattet und verfolgt. Das Problem mit dieser Theorie ist, dass sie wenig mit Jodys zufälligen Bewegungen in dieser Nacht übereinstimmt. Wenn jemand sie vor ihrer Wohnung oder ihrem Arbeitsplatz erschossen hätte, könnte ich mir vorstellen, dass jemand geplant hatte, sie zu überfallen. Aber ihre Ermordung fand statt, nachdem sie die Arbeit verlassen hatte, mehrere Stunden in der Taverne verbracht hatte, jemanden bei dessen Haus abgesetzt hatte und dann auf einem leeren Parkplatz geparkt hatte. Wenn ihr während all dem ein Auftragsmörder gefolgt ist, war er auf jeden Fall hartnäckig. Ich bin aber auch mit dieser Theorie überhaupt nicht zufrieden. 

Ich persönlich halte es für durchaus möglich, dass Jody LeCornu in dieser Nacht einfach zur falschen Zeit am falschen Tatort war. Ich halte es für durchaus möglich, dass Jody LeCornu bewusst auf diesen Parkplatz gefahren ist, um sich die Zeit bis zum Morgen irgendwie zu überbrücken, bis sie wieder in ihre Wohnung zurückkehren kann oder zur Arbeit fahren kann. Ich kann mir vorstellen, dass das Sixpack Bier für sie bestimmt war.
Ich glaube, dass der Täter einfach die Gelegenheit genutzt hatte, um Jody LeCornu zu überfallen. Der unbekannte Täter hat Jody wahrscheinlich nur durch Zufall entdeckt. Er bemerkte, dass Jody allein war und auf dem dunklen Parkplatz stand und hat sich dann für diesen Überfall entschieden. Er hat einfach ihre Verletzlichkeit ausgenutzt. Ich habe aber mit dieser Theorie gleich drei Probleme. Erstens hat Jodys Familie erklärt, dass es doch recht unwahrscheinlich sei, dass die vorsichtige und ängstliche Jody einfach ihr Fenster herunter gekurbelt hätte, um mit einer völlig fremden Person zu sprechen, insbesondere mitten in der Nacht. Zweitens scheint es nicht so, als ob der Mann von Anfang an geplant hatte, Jody tatsächlich töten zu wollen. Er näherte sich ihrem Auto, sprach ein paar Minuten mit ihr und schoss erst auf ihr Auto, nachdem er zu seinem eigenen Fahrzeug zurückgekehrt war. Dies implizierte, dass er nicht einmal seine Waffe hatte, als er sich ihrem Fenster näherte und zum BMW zurückkehren musste, um sie zu holen. Drittens und letztens war dies ein schrecklich unpersönlicher Mord. Er hat nicht versucht, Jody zu entführen, um sie an einen Ort zu bringen, an dem er die Situation besser kontrollieren konnte, oder er hat auch nicht versucht, sie sexuell zu missbrauchen. Alles ist möglich und ich behaupte nicht, ein Experte auf diesem Gebiet zu sein, aber im Allgemeinen schießen die meisten Serientäter nicht ein einziges Mal durch die Heckscheibe ihres Autos auf ihre Opfer, während sie mehrere Meter entfernt stehen.

Es gibt so viele Details, die weder von der Polizei noch von irgendjemandem sonst jemals geklärt wurden. So ist es beispielsweise Teil der offiziellen Akte, dass Jody ein Sixpack Bier kaufte, bevor sie zum Parkplatz fuhr, aber es ist unklar, ob sie jemals etwas von dem Bier trank oder ob alle Dosen noch ungeöffnet in ihrem Auto waren. Es ist nicht sicher, ob das Bier überhaupt ursprünglich für sie bestimmt war oder ob sie noch eine Verabredung hatte. Wenn man noch weiter zurückgeht, ist auch nie geklärt worden, wie überhaupt bestätigt werden konnte, dass sie an diesem Abend in einem Geschäft anhielt. Die Strafverfolgungsbehörden sind nie näher auf diesen Umstand eingegangen. Es ist auch unklar, wo sie das Bier gekauft hat und an welchem Geldautomaten sie Geld abhob.
Wurde sie von einer Videoüberwachung erfasst oder stammen die Informationen von einer Quittung in ihrem Auto? Die Frage der Überwachungsaufnahmen des Tatorts ist ein weiterer unklarer Punkt. Angeblich seien die Aufnahmen aufgrund der Wetterbedingungen unbrauchbar. 

Der Giant Food Markt hatte zu diesem Zeitpunkt keine funktionierenden Kameras, aber es gab mindestens eine Kamera in einer nahegelegenen Bank, die die Stelle, an der Jodys Auto später gelandet war, hätte erfassen können. Die Polizei hat erklärt, dass die Aufnahmen dieser Kamera aufgrund des Schnees zu körnig für eine klare Sicht waren. Einige Quellen geben an, dass es schon Filmmaterial von dem Mord gibt, das jedoch nie öffentlich gezeigt wurde. Ob sich dies jedoch auf die körnigen Aufnahmen der Bank oder etwas anderes bezieht, ist ebenso unklar.

Ich sollte eine wichtige Tatsache erwähnen, die vielleicht hilft, die allgemeine Undurchsichtigkeit des Falles zu erklären. Als Jody LeCornu die Straße überquerte, überschritt sie buchstäblich die Grenze zwischen zwei Polizeibezirken, was bedeutete, dass der Mord auf der einen Seite begonnen und auf der anderen geendet hatte. Unnötig zu erwähnen, dass dies einen bürokratischen Albtraum verursachte und ihre Familie bei der Suche nach Antworten nicht gerade half. Noch heute glaubt Jenny Carrieri, dass sie und ihre Familie nicht über alle Entwicklungen in dem Fall informiert wurden. Laut den beteiligten Strafverfolgungsbeamten gilt der Fall noch immer als aktiv und sie halten Informationen zurück, um angeblich die Ermittlungen zu schützen. Oder um ihre Fehler bei den Ermittlungen zu verbergen?

Ich kann mir aber auch vorstellen, dass Jody ihren Mörder kannte. Sie könnte ihn entweder von früheren Begegnungen kennen oder sie hat sich ganz gezielt mit ihm verabredet und erwartet ihn dort zu sehen. Das Treffen stand vielleicht im Zusammenhang mit den Telefonaten, die sie vor ihrem Tod geführt hatte, oder auch nicht, und es könnte auch Stunden oder Tage im Voraus vereinbart worden sein. Ich glaube, dass die Möglichkeit, dass sie ihn zufällig traf, angesichts der uns vorliegenden Informationen am unwahrscheinlichsten ist. Es ist möglich, aber keineswegs sicher, dass Drogen im Spiel waren und dass ein Missverständnis zwischen den beiden Parteien zu Jodys Ermordung führte. Vielleicht hat, wie ich bereits angedeutet habe, einer von ihnen versucht, den anderen zu bestehlen, und dadurch hat sich die Situation verschlechtert.

Dieser Fall hat sehr viel mit mir gemacht, weil er nach fast drei Jahrzehnten immer noch ungeklärt ist. Ich persönlich glaube, dass man den Fall aufklären kann. In diesem Fall gibt es zahlreiche überzeugende Beweise [Mehrere Augenzeugen, 
die Beschreibung des Mörders, die Beschreibung des Fahrzeugs des Mörders, forensische Beweise,
Fingerabdrücke, Aufnahmen von Überwachungskameras, eine Kugel von einem bekannten Waffentyp und mögliche Verdächtige. Das ist viel mehr, als bei anderen vergleichbaren Cold Cases, die auch viele Jahre später gelöst werden konnten. Allgemein ist es für mich unverständlich, warum die Familie von Jody von der Polizei in Baltimore über die Ermittlungen nicht informiert wurde und man keine Einblicke in die Ermittlungsakten geben will. Die Kommunikation zwischen der Familie und der Polizei von Baltimore ist wirklich sehr schlecht. Normalerweise sollten Polizei und Angehörige immer die gleiche Sprache sprechen und gemeinsam an einem Strang ziehen. Leider wurden jegliche Fragen der Familie nicht beantwortet, was bei der Familie natürlich nicht gut ankam und jegliches Vertrauen in die Polizei und Ermittlungen zerstört hat. Auch wollte man den Fall nicht noch einmal aufrollen und den Fall mit den neuesten Analyseverfahren und Untersuchungsmethoden überprüfen. Ich möchte auch noch ein paar Worte zu Steve Dubin loswerden. Es ist für mich einfach unverständlich, dass er Jody praktisch für eine Nacht aus der gemeinsamen Wohnung geworfen hat, um etwas Abstand zu bekommen. Ich bin der Meinung, wenn er Abstand haben möchte, dann sollte er die Wohnung doch verlassen. Ich verstehe nicht, warum er davon ausgegangen ist, dass Jody nach einem stressigen Arbeitstag und einem Treffen mit Freunden am Abend mit ihrem Fahrzeug bei schlechten Wetterbedingungen noch 26 Meilen zu ihren Eltern nach Annapolis fahren würde. Mich ärgert das, weil er sowieso den ganzen Abend überhaupt nicht in der Wohnung war. Außerdem hat Jody auch ein Recht in der Wohnung zu sein, denn sie bezahlte ebenfalls die Miete. So musste Jody auf einem dunklen Parkplatz bei Schnee und Eis die Zeit überbrücken, bis sie wieder in die gemeinsame Wohnung kann. Ich finde, das Verhalten von Steve Dubin einfach nicht richtig, auch wenn er fest davon überzeugt war, dass Jody nach der Arbeit zu ihren Eltern nach Annapolis fahren würde. Vielleicht sehe ich das nur alleine so. Stimmt ihr mir zu, oder seht ihr das komplett anders?

Ich hoffe, dass die Polizei von Baltimore die Ermittlungsakten an die Cold-Case-Einheit übergibt und sie mit der neuen Untersuchung des Falls beauftragt. Ich wünsche mir, dass wir irgendwann doch die Wahrheit erfahren werden, wer für den Tod von Jody LeCornu verantwortlich ist und warum sie sterben musste. 

Fall wurde zum Cold Case 

Trotz der umfangreichen Ermittlungen konnte der Fall bisher nicht aufgeklärt werden. Der Fall wurde allmählich kalt, weil es keine neuen Ermittlungsansätze und Hinweise gab. Die Ermittlungen wurden zwar nie offiziell eingestellt, aber die Akte Jody LeCornu landete wohl in einem Schrank und geriet in Vergessenheit. 

Kaum Einzelheiten der Ermittlungen veröffentlicht 

Die Polizei von Baltimore hat es bis heute abgelehnt, Einzelheiten der Ermittlungen bekannt zu geben. Da sich der Vorfall auf Bezirksebene ereignete, fiel er in ihre Zuständigkeit. Hilfsangebote der State Police wurden ebenfalls abgelehnt. Es gab wohl auch drei Aufnahmen von Überwachungskameras, aber die Videosequenzen wurden nie veröffentlicht, um den Täter zu identifizieren. Die Polizei behauptet, dass die Videos wegen des Schneefalls zu unscharf seien, um damit arbeiten zu können.

Die Nachwirkungen 

Der Verlust von Jody, besonders auf die brutale Art und Weise, wie sie getötet wurde, und die anhaltenden fehlenden Antworten in diesem Fall haben Jodys Eltern und Schwestern für immer zutiefst erschüttert und traumatisiert. Die Trauer der Familie LeCornu wird noch dadurch verstärkt, dass sie seit fast drei Jahrzehnten in Ungewissheit lebt, wer Jody getötet hat. Diese Ungewissheit hat Jodys Familie den Frieden geraubt und ihr die Fähigkeit genommen, ihren Tod richtig zu betrauern. Wie bei vielen anderen ungelösten Mordfällen sagen die Familien der Opfer, dass der Vorfall nie vergeht, sie nie verlässt. Besonders herzzerreißend ist die Tatsache, dass Jody am Hochzeitstag ihrer Eltern ermordet wurde.

John LeCornu  bewahrte die Akte zu dem Fall immer auf seinem Nachttisch auf. Er ging sie jeden Abend vor dem Schlafengehen durch und wälzte sie, um herauszufinden, was er vielleicht übersehen hatte. John LeCornu starb am 6. August 2007 im Alter von 68 Jahren an den Folgen seiner Krebserkrankung. Er hat nie erfahren, wer das seiner Tochter Jody angetan hat. Jody's Vater hatte großen Respekt vor den Strafverfolgungsbehörden und großes Vertrauen in sie, insbesondere angesichts seines Hintergrunds. 

Jennifer Carrieri übernahm nach dem Tod ihres Vaters die Aufgabe, für Jody Gerechtigkeit zu fordern, und zwar auf ähnliche Weise und in ähnlichem Geist wie sie. Die Familie beantragte schließlich auf Grundlage des Freedom of Information Act offiziell die Herausgabe der Akten bei der Polizeibehörde. Dies war jedoch nicht der Punkt, den die Familie in ihrer Beziehung zur Autorität erreichen wollte. Ihre Anfragen nach dem Original-Polizeibericht oder das Gutachten von der Autopsie wurden beispielsweise abgelehnt und der Familie mitgeteilt, dass der Zugriff auf die Akten auf unbestimmte Zeit gesperrt bliebe. Die Bemühungen und die Fragen der Familie werden seit Jahren ständig abgeblockt. Die Familien der Opfer haben in diesen Fällen leider nur wenige Rechte. 

Keine Familie sollte solche Anstrengungen unternehmen müssen, um auch nur die grundlegendsten Informationen über die letzten Augenblicke ihrer geliebten Angehörigen auf dieser Erde zu erhalten. Es ist unfassbar, dass die Familie LeCornu Jahrzehnte des Schweigens ertragen musste. Jennifer Carrieri hat in den Jahren nach dem Mord an ihrer Schwester immer wieder versucht, an die Fallakten zu kommen, aber ohne Erfolg. Es gibt ein Gesetz, das es Beamten erlaubt, alle Akten geheim zu halten, solange der Fall noch nicht abgeschlossen ist. Allgemein ist die Kommunikation zwischen Jody’s Angehörigen und der zuständigen Polizeibehörde schwierig. Jennifer Carrieri hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Fall bekannter zu machen. Sie hat verschiedene Medien kontaktiert, die dann von dem Mord berichtet haben. Sie hofft auf neue Hinweise, die zur Aufklärung des Falls führen. Jennifer Carrieri ließ auch drei Werbetafeln aufstellen. Auf allen dreien steht in riesigen roten Buchstaben "Finde meinen Mörder". Jennifer hofft, dass die Botschaft neues Interesse an dem ungelösten Fall ihrer Schwester weckt. 

Die Werbetafel, die Jennifer Carrieri aufstellen ließ. Insgesamt wurden drei Werbetafeln aufgestellt.
Foto: Google 

Die Familie LeCornu erhielt zahlreiche großzügige Hilfsangebote von Menschen aus den unterschiedlichsten Fachgebieten. Darunter sind 
DNA-Experten, ein landesweit anerkannter Kriminalanalytiker, mehrere Ermittler außerhalb von Baltimore und Baltimore County und ein Polizeichef außerhalb von Baltimore County.
​Außerdem gibt es neue Technologien und Ermittlungsmethoden sowie Fortschritte in der Kriminologie, einschließlich der Anwendung von DNA-Analyse und Genealogie auf ungelöste Fälle, die möglicherweise auf Jodys Fall angewendet werden könnten. Es gibt aktuelle Beispiele für seit langem ungelöste Fälle, die mithilfe dieser neuen Technologien aufgeklärt werden könnten. Warum die Polizei von Baltimore sich so verhält und den Fall nicht noch einmal aufrollen möchte, entzieht sich mir jeder Kenntnis. 

Aktuelle Einstufung des Falls 

Der Tod von Jody LeCornu wurde als Mord bzw. als Tötungsdelikt eingestuft. Die Ermittlungen sind immer noch aktiv, obwohl der Fall mittlerweile als Cold Case bezeichnet wird. Die Ermittler sind weiterhin auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen, um neue Informationen anzustoßen. Jeder Hinweis könnte wichtig sein. 

Die Belohnung 
Für Informationen wurden von staatlicher und privater Seite insgesamt 100.000 US-Dollar ausgelobt, die zur Festnahme des Täters oder zur Aufklärung des Falls führen. 

Fragen der Ermittler:
  1. Wer hat Jody LeCornu in den frühen Morgenstunden des 2. März 1996 ab 3.00 Uhr morgens mit ihrem weißen Honda Civic auf dem Parkplatz von Caldor [heute bekannt als Drumcastle Government Center] in Baltimore im Stadtteil Towson in der 6401 York Road wahrgenommen?
  2. Wer weiß, was Jody LeCornu in dieser Nacht auf dem Parkplatz des Caldor [heute bekannt als Drumcastle Government Center] in Baltimore im Stadtteil Towson in der 6401 York Road wollte? War sie möglicherweise noch mit jemandem dort verabredet gewesen?
  3. Wer war Zeuge des Mordes und hat noch nicht mit den Ermittlern gesprochen?
  4. Wer kennt die genauen Umstände und Hintergründe des Mordes an Jody LeCornu?
  5. Wer weiß, wer für den Tod von Jody LeCornu verantwortlich gewesen sein könnte?
  6. Wer kann den Mann anhand der Beschreibung identifizieren?
  7. Wer kennt einen Mann, auf den die Beschreibung passt und im März 1996 einen weißen BMW besaß oder Zugriff auf so einen Wagen hatte?
  8. Wer hat andere Beobachtungen gemacht, die mit dem Mord an Jody LeCornu in Zusammenhang stehen könnten?
  9. Wer hat sonstige Informationen zu diesem Fall?

Wer über Informationen verfügt, sollte sich an die Abteilung für ungelöste Fälle der Mordkommission des Baltimore County Police Department unter der Rufnummer [Vorwahl USA/Mary]+410-887-3943 oder an das Kommunikationsteam unter +410-307-2020 wenden. 

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