COLD CASE DER WOCHE: Tötungsdelikt z. N. von Chaim Weiss (1986)

Der Mord an Chaim Weiss

Wer ist für den Tod von Chaim Weiss verantwortlich?

Diese Woche möchte ich im Rahmen des Formats "Cold Case der Woche" auf einen amerikanischen Cold Case aufmerksam machen. Der Cold Case stammt aus dem Jahr 1986 und der Mord ereignete sich in Long Beach im Nassau County, im US-Bundesstaat New York. Dieser mysteriöse Fall soll eine Woche hier im Fokus stehen und besondere Aufmerksamkeit erhalten. Leider ist es den amerikanischen Strafverfolgungsbehörden bisher nicht gelungen, den Mord an Chaim Weiss aufzuklären.

Der Mord an Chaim Weiss ist seit 1986 ungeklärt. Wer tötete Chaim Weiss?
Foto: Polizei 

Der Fall Chaim Weiss

Chaim Weiss wurde am 29. September 1971 als Sohn von Anton und Pessy Weiss im US-Bundesstaat New York geboren. Chaim Weiss ist das älteste Kind der drei Weiss Geschwister. Chaim ist auf Staten Island in New York aufgewachsen. Dort lebte er mit seinen Eltern und Geschwistern in einem Haus in Staten Island, New York. Die Großeltern von Chaim Weiss waren europäische Flüchtlinge, die vor den Nazis in die Vereinigten Staaten der USA geflohen sind. Chaim Weiss war der erste Enkel eines Holocaust-Überlebenden. Sein Vater Anton wurde nach dem Zweiten Weltkrieg in einem Flüchtlingslager in Deutschland geboren.
Die ganze Familie Weiss sind orthodoxe Juden. Der hebräische Spitzname von Chaim war Bal Kiahron [das ist hebräisch und bedeutet "eine Person, die verstehen kann"]. Vater Anton Weiss war ein erfolgreicher Schmuckverkäufer, der mehrere Läden betrieb. [Anm. Orthodoxe Juden machen nur etwa 1/10 von 1 % der amerikanischen Bevölkerung aus. Ihre Wurzeln reichen 5.000 Jahre bis in die Zeit Moses zurück. Gläubige orthodoxe Juden leben nach strengen sozialen und moralischen Verhaltenskodizes, die seit Jahrhunderten unverändert geblieben sind. Stundenlanges tägliches Gebet und eine strenge Ernährung gehören zu den alten Ritualen, die den orthodoxen Juden durch Geburt, Heirat und Tod begleiten.]

Chaim Weiss ist auf Staten Island, New York, aufgewachsen. Dort lebte er mit seinen Eltern und seinen beiden Geschwistern in einem Haus.
Foto: Google Maps 

Student an der Torah High School in Long Beach 

Chaim Weiss war Student an der Torah High School in Long Beach. Er war seit 1984 Student an Torah High School [Jeschiwas] in Long Beach, New York. [Anm. Um die Fortführung ihrer Traditionen zu gewährleisten, haben viele orthodoxe jüdische Gemeinden Jeschiwas gegründet. Jeschiwas sind Schulen, die die religiösen und ethischen Grundsätze des orthodoxen Judentums betonen. Die Torah High School in Long Beach ist eine solche Jeschiwa.]

Das ist die Jeschiwa [Torah High School] in der 205. West Beech Street in Long Beach, New York. 
Foto: Google Maps 

Torah High School mit Wohnheim

Die Torah High School befindet sich in der 205 West Beech Street in Long Beach, New York. Dort findet der ganze Unterricht statt. Die Schule hat aber noch ein Wohnheim, in dem die Schüler leben können.  Dieses Wohnheim befindet sich an der 63. East Beech Street in Long Beach, New York. Das Wohnheim der Jeschiwa ist drei Blocks von der Torah High School entfernt. Chaim Weiss wohnte auch in dem Wohnheim der Torah High School, obwohl seine Eltern das eigentlich nicht so gern wollten. Sie wollten eigentlich, dass er im Umfeld seiner Familie in Staten Island, New York, lebt. Als Chaims Mutter Pessy hörte, dass Chaim auf eine Jeschiwa gehen wollte, war sie zunächst in großer Sorge. Sie hatte Angst, dass er dann in einen anderen US-Bundesstaat umziehen musste und kaum zu Hause sein würde. Obwohl einige seiner Freunde in verschiedenen Bundesstaaten zu Jeschiwas gingen, wollten seine Eltern, dass er im Raum New York blieb. Tatsächlich wollten sie nicht einmal, dass er das elterliche Haus verließ. Das galt aber auch für die anderen Weiss-Kinder. [Anm. Anton und Pessy Weiss hatten große Angst, dass eines ihrer Kinder aufgrund ihres jüdisch-orthodoxen Glaubens oder ihrer Herkunft angegriffen werden könnte.] Chaim wollte unbedingt auf diese Schule gehen und auch dort im Wohnheim leben, denn er hatte das Gefühl, dass ihm die Jeschiwa sehr gut tun würde und er hervorragende Noten bekommen würde. Außerdem mochte er auch die anderen Studenten dort. Seine Eltern waren schließlich einverstanden.

Die Torah High School befindet sich in der 205. West Beech Street in Long Beach, New York.
Foto: Google Maps 

Das Wohnheim befindet sich in der 63. East Beech Street in Long Beach, New York. 
Foto: Google Maps 

Auf der Karte sind die Torah High School und das Wohnheim eingezeichnet. So kann man die Entfernung zwischen den beiden Einrichtungen besser nachvollziehen. Long Beach befindet sich auf Long Island, New York.
Foto: Google Maps 

Chaim bewohnte ein Zimmer im dritten Stock des Wohnheims 

Chaim Weiss hatte ein Zimmer im dritten Stock des Wohnheims in der 63. East Beech Street in Long Beach bezogen. Er hatte ein Zimmer für sich alleine. Die meisten Zimmer waren doppelt oder dreifach belegt, nur ein oder zwei Zimmer waren damals nicht von zwei oder drei Studenten bewohnt worden und Chaims Zimmer war eins davon. Natürlich lebten die Studenten der Torah High School in dem Wohnheim nicht alleine, es gab dort immer einen Wohnheimaufseher und einen Ansprechpartner für die Jungen. 

Das Wohnheim der Jeschiwa [Torah High School] in der 63. East Beech Street in Long Beach. Chaim bewohnte alleine ein Zimmer im dritten Stock des Wohnheims.
Foto: Google Maps 

Chaim gehörte zu den Besten seiner Klasse 

Chaim machte der Unterricht sehr viel Spaß und fühlte sich dort wirklich sehr wohl.
Chaim war ein kontaktfreudiger, sympathischer junger Mann, der zu den Besten seiner Klasse gehörte. Seine Freunde beschrieben ihn als sehr nett, klug und hilfsbereit. Er spielte gern Schach und Basketball. An der Schule studierte er neben den normalen Fächern, auch die Thora und den Talmud. Chaims Familie wusste nicht, ob er Rabbiner werden wollte [wie es viele Jeschiwa-Schüler taten] oder seinem Vater Anton in den Schmuckhandel folgen wollte. 

Chaim Weiss gehörte zu den Besten seiner Klasse.
Foto: Polizei 

Chaim besuchte bereits seit über zwei Jahren die Jeschiwa 

Im Herbst 1986 war der 15-jährige Chaim Weiss, seit gut zweieinhalb Jahren Schüler an der Torah High School in Long Beach. Im Oktober 1986 verbrachte Chaim anlässlich des Jom Kippur drei Wochen zu Hause. [Anm. Jom Kippur ist ein jüdischer Feiertag]
Er kehrte am Dienstag, dem 28. Oktober 1986 nur zur Jeschiwa [Torah High School] zurück. Aus unbekannten Gründen rief Chaim seine Familie nicht wie üblich am Mittwoch oder Donnerstag an. In diesem Jahr fiel Halloween [31. Oktober 1986] auf einen Freitagabend, den Beginn des jüdischen Sabbats. [Anm. Halloween spielt für die orthodoxen Juden natürlich keine Rolle.]
Am späten Nachmittag verließ der 15-jährige Chaim Weiss mit seinen Freunden den Unterricht, um am Gottesdienst teilzunehmen. Anschließend kehrte er in das Wohnheim zurück.
Einige Stunden später sahen ihn zwei Klassenkameraden im Flur lesen. Das haben dort viele der Schüler getan. Das war nichts ungewöhnliches, denn aufgrund ihrer Religion schalten sie zu dieser Zeit ihr Licht weder ein noch aus. Da es bereits Nacht war, blieb das Licht nur im Hauptflur an. Also saßen die Schüler dann draußen im Flur und lasen in ihren Büchern. 

Das letzte Mal lebend gesehen 

Chaim Weiss wurde in der Nacht zum 1. November 1986, kurz vor 1.00 Uhr morgens, das letzte Mal  lebend gesehen, als er immer noch im Flur las. Kurze Zeit später muss der 15-jährige Chaim Weiss dann ins Bett gegangen sein. Schließlich musste er schon wieder früh aufstehen, um am Samstagmorgengebet teilzunehmen.

Chaim Weiss wurde das letzte Mal lebend gesehen, als er auf dem Flur saß und ein Buch las.
Foto: Google 

Die Entdeckung 

Am Morgen des 1. November 1986 erschien Chaim Weiss nicht zum Samstagmorgengebet, deshalb sollte der Wohnheimaufseher ihn wecken gehen. Der Wohnheimaufseher betrat um 7.30 Uhr das Zimmer von dem 15-jährigen Chaim Weiss und machte eine schreckliche Entdeckung. Er fand die Leiche von Chaim Weiss. Chaim war noch mit seinem Schlafanzug bekleidet gewesen. Der Wohnheimaufseher hatte sofort die Polizei über den Fund benachrichtigt.

Polizei erreichte Wohnheim 

Schon kurze Zeit nach der Meldung des Wohnheimaufsehers erreichte die Polizei und die Kriminaltechniker das Wohnheim der Torah High School in der 63. East Beech Street in Long Beach, New York. Die Ermittler ließen sich von dem Wohnheimaufseher den Fundort zeigen. Die Ermittler schauten sich die Leiche und den Fundort genau an. Die Ermittler stellten fest, dass sich der Körper von Chaim Weiss in einer seltsamen Position befand. Seine untere Hälfte lag immer noch auf dem Bett, aber seine obere Hälfte lag zusammengesunken darüber und sein Kopf berührte den Boden. Die Kriminaltechniker sammelten und sicherten Spuren am Fundort. Die Ermittler stellten außerdem fest, dass der Fundort auch der Tatort ist und Chaim vermutlich im Schlaf angegriffen wurde. Die Kriminaltechniker haben auf dem Bettlaken von Chaim, eine einzelne Haarsträhne gefunden, die nicht ihm gehörte. Es gab auf den ersten Blick keine Hinweise auf einen Raubüberfall oder eines gewaltsamen Eindringens. Auch gab es keine offensichtlichen Anzeichen eines Kampfes, einer Schlägerei oder eines sexuellen Übergriffs, aber nach der Autopsie wüsste man mit Sicherheit mehr. Den Ermittlern war sofort klar, dass dies eine einzigartige Untersuchung sein würde. Die Leiche von Chaim Weiss wurde für weitere forensische Untersuchungen in das Rechtsmedizinische Institut New York City gebracht. 

Das war das Zimmer von Chaim Weiss im Wohnheim der Jeschiwa. Das Zimmer wurde renoviert und bekam auch neue Fenster. Es sieht auf dem Bild ein bisschen anders aus, als zum Zeitpunkt des Mordes. 
Foto: Google 

Die Autopsie 

Bei der Autopsie von Chaim Weiss durch den zuständigen Rechtsmediziner wurde offiziell bestätigt, dass Chaim Opfer eines Gewaltverbrechens geworden ist. Außerdem konnte durch den Rechtsmediziner bestätigt werden, dass Chaim Weiss nicht sexuell missbraucht wurde. Auch konnte der Rechtsmediziner am Körper keine Anzeichen eines Kampfes entdecken. Es gab auch keine Abwehrverletzungen am Körper. Das deutet darauf hin, dass Chaim Weiss vermutlich während des Schlafs angegriffen wurde. Das Opfer wurde von dem Täter mit dem Angriff völlig überrascht. Die genaue Todesursache war eine scharfe Gewalteinwirkung gegen Kopf und Körper. Der Täter hatte mit einem scharfen Gegenstand so hart auf seinen Kopf eingeschlagen, dass sein Schädel zerschmettert wurde. Außerdem hatte der Täter mit nur einem Schlag die Wirbelsäule komplett durchtrennt. Der Rechtsmediziner schätzte, dass der Täter nur zwei bis dreimal auf den Kopf und Hals von Chaim Weiss einschlug. Der Todeszeitpunkt wurde auf die Zeit zwischen 1.20 Uhr und 6.00 Uhr morgens festgelegt. Außerdem fand der Rechtsmediziner heraus, dass der Körper von Chaim mehrere Stunden auf dem Bett gelegen hatte, bevor er bewegt wurde. Das konnte man an den Leichenflecken sehen. Der Rechtsmediziner bezeichnete die Tat als äußerst brutal.

Chaim Weiss wurde im Schlaf angegriffen und getötet. Der Täter ging äußerst brutal vor. 
Foto: Google 

Die Tatwaffe 

Bei der Tatwaffe muss es sich um eine beilartige Waffe gehandelt haben. Obwohl das Wohnheim und das gesamte Wohngebiet intensiv nach der Tatwaffe durchsucht wurden, konnte die [beilartige] Tatwaffe nicht gefunden werden. [Anm. Eine beilartige Waffe könnte ein Beil, eine Axt oder eine Machete sein.]

Ermittler versuchten erste Befragungen durchzuführen 

Als die zuständigen Ermittler am Tatort eintrafen, war Samstag der Sabbat. Es war für die Ermittler sehr schwierig, mit irgendjemandem zu sprechen oder eine Aussage aufzunehmen, weil orthodoxe Juden an diesem Tag nicht schreiben dürfen. Auch jegliche Art von Arbeit ist nicht erlaubt, man soll an dem Tag ruhen, den Gottesdienst besuchen und sich mit der Familie und dem Glauben beschäftigen. Die Ermittler konnten an diesem Tag [zumindest bis Sonnenuntergang] von niemandem eine Aussage entgegennehmen. Beamte und Mitarbeiter der Jeschiwa sagten den Ermittlern, sie könnten erst nach Sonnenuntergang, wenn der Sabbat zu Ende ist, ausführlicher mit allen Schülern und Mitarbeitern sprechen. Die Ermittler hatten auch den Eindruck, dass viele der Studenten entweder sehr schüchtern waren oder Angst davor hatten, mit den Ermittlern zu sprechen.

Die Ermittlungen 

Die Ermittler mussten sich damit erst einmal zufrieden geben, noch keine Befragungen durchführen zu können, deshalb gingen sie noch einmal in Chaims Zimmer, um dort nach Hinweisen zu suchen. In Chaims Zimmer fanden die Ermittler eine Reihe von Hinweisen, die darauf hindeuteten, dass der Mörder mit der Jeschiwa und den Bräuchen des orthodoxen Judentums vertraut gewesen sein könnte. Wie bereits erwähnt, sah es so aus, das Chaim im Schlaf getötet worden war. Sein Körper wurde dann nicht nur einmal, sondern zweimal vom Bett auf den Boden gelegt und später an eine andere Stelle, zwei Fuß vom Bett entfernt, bewegt. Wie bereits erwähnt, wurde durch die Autopsie anhand der Leichenflecken festgestellt, dass sein Körper mehrere Stunden auf dem Bett gelegen hatte, bevor er bewegt wurde. Die Ermittler hatten auch bemerkt, dass das Fenster in Chaims Zimmer offen stand. Es kam den Ermittlern seltsam vor, dass Chaims Fenster an einer so kühlen Oktober/Novembernacht weit offen stand, zumal er krank war. Chaim war erkältet und hatte Halsschmerzen. Er nahm auch Antibiotika ein. Da passt es einfach nicht, dass Chaim mit geöffneten Fenster schlief. Die Ermittler gingen deshalb davon aus, dass der Täter das Fenster geöffnet hat. Die Ermittler spekulierten, dass das geöffnete Fenster ein Versuch gewesen sein könnte, den Geruch der Leiche zu bekämpfen, damit zwischen dem Mord und der Entdeckung der Leiche genügend Zeit vergehen würde. Die Ermittler sprachen mit mehreren Personen, die der orthodoxen Religion angehörten. Sie erfuhren, dass es Brauch ist, beim Tod eines Menschen ein Fenster oder eine Tür zu öffnen, um seinen Geist herauszulassen. Es ist auch üblich, dass der Körper vom Bett genommen wird, da er sich am tiefsten und kühlsten Punkt befinden soll [der kühlste Punkt ist der Boden im Vergleich zum Bett]. 

Das Zimmerfenster war weit geöffnet. Vermutlich hat der Täter es geöffnet. 
Foto: Google 

Wer zündete die zweite Kerze in Chaims Zimmer an?

Ein anderes Ritual würde zu einer weiteren Besonderheit führen. Einer der Rabbiner bat darum, in Chaims Zimmer eine Gedenkkerze aufzustellen, die sieben Tage lang brennen sollte. Anschließend wurde der Tatort versiegelt und die Studenten aus dem Wohnheim verlegt. Doch zwei Tage später tauchte auf mysteriöse Weise eine weitere Kerze auf. Niemand in der Jeschiwa gab zu, sie im Raum platziert zu haben. Die Ermittler hielten fest, dass es schon seltsam war, dass die Person sich nicht meldete, wenn die Person die Kerze als Geste des Mitgefühls oder der Liebe für Chaim angezündet hat. Es war auf jeden Fall eine gute Sache. Bezüglich der zweiten Kerze meldete sich jedoch niemand.

Mörder kannte sich im Wohnheim aus

Die Polizei geht davon aus, dass der Mörder den Grundriss des Wohnheims kannte und wahrscheinlich wusste, dass Chaim Weiss einer von nur zwei Studenten ohne Mitbewohner war. Eine Treppe führte direkt von einem Ausgang im Erdgeschoss zu Chaims Zimmer. Allerdings ist sich die Polizei nicht sicher, ob der Mörder dieses oder ein anderes Treppenhaus benutzt hat.

Wer war Chaim Weiss?

Die Ermittler beschäftigen sich nun genauer mit der Person Chaim Weiss. Sie stellten fest, dass Chaim Weiss einer der besten Schüler der Schule war. Er war äußerst beliebt und machte keine Probleme. Chaim galt als sehr freundlich, zuverlässig, klug und hilfsbereit. Anton Weiss gab bei der Befragung der Polizei an, dass Chaim ein sehr liebevoller, fröhlicher und aufgeweckter junger Mann gewesen sei. Soweit er wusste, hatte Chaim in der Jeschiwa keine Probleme und fühlte sich dort sehr wohl. Anton meinte, es seien vielleicht "Dinge passiert", die bei Kindern normal seien, aber überhaupt nichts Ernstes. Die Ermittler fanden nichts im Leben von Chaim, die so eine Tat erklären würde. 

Chaim war ein ganz normaler junger Mann, der mit niemandem ein Problem hatte.
Foto: Polizei 

Die Befragungen 

Nach dem Sabbat fingen die Ermittler an, die Schüler und Mitarbeiter der Jeschiwa [Torah High School] und des Wohnheims in Long Beach zu befragen. Einige Tage nach dem Mord beriefen die Ermittler ein Treffen mit den Schülern, Lehrern und Rabbinern ein. Sie glaubten, dass jemand in der Jeschiwa Antworten auf ihre Fragen hatte. 
Die Ermittler stellten fest, wenn jemand die Haupttreppe hinauf und den Flur hinunter zu Chaims Zimmer käme, wäre er an mehreren anderen Zimmern vorbeigekommen, die alle von Studenten bewohnt waren. Niemand der anderen Studenten sah oder hörte etwas Ungewöhnliches in dieser verhängnisvollen Nacht. Ein Student sagte jedoch, er habe gehört, wie sich in dieser Nacht seine Tür öffnete und dann ganz schnell wieder schloss. Damals ging er davon aus, dass es sein Mitbewohner war, der hereinkam. Den Ermittlern gelang es nicht, alle Fragen zum Mord an Chaim Weiss zu beantworten. Mehrere Fragen blieben unbeantwortet. Man kann sagen, dass diese Fragen auch fast drei Jahrzehnte nach der Tat nicht beantwortet werden konnten.

Kaum Hinweise aus der Bevölkerung 

Zudem erhielt die Polizei nicht viele Hinweise zum Mord an Chaim Weiss aus der Bevölkerung. Die Polizei hat fast keine Informationen von "außen" erhalten, was komplett ungewöhnlich ist. Normalerweise melden sich immer Leute mit Hinweisen bei der Polizei. In diesem Fall jedoch nicht. Die Ermittler waren verzweifelt auf der Suche nach Informationen und flehten die Studenten und Mitarbeiter der Jeschiwa an, sich zu melden. Aber fast jede Frage, die die Ermittler stellten, wurde mit eisigem Schweigen beantwortet.
Die zuständigen Ermittler erfuhren später, dass im orthodoxen Judentum ein bloßer Verdacht nicht ausreicht, um jemanden zu beschuldigen, es sei denn, man hat Beweise oder einen anderen Zeugen. Infolgedessen sprachen die Schüler mit den Ermittlern nicht über andere Schüler, wen sie möglicherweise verdächtigen, weil sie niemandem ohne mehr als bloßem Verdacht die Schuld zuschieben wollten.


Alle in Chaims Umfeld wurden befragt

Die Polizei befragte fast jeden, der irgendetwas mit Chaim zu tun hatte, darunter Lehrer, Mentoren, Freunde, Schüler, Nachbarn und andere Mitarbeiter der Jeschiwa. Sie untersuchten außerdem die vierzig Studenten und mehrere Lehrer und Rabbiner der Jeschiwa. Allerdings erhielten die Ermittler aus den Polygraphentests [Lügendetektoruntersuchungen] keine nützlichen Informationen. Es schien, als würde die Polizei nie einen Verdächtigen oder ein Motiv finden.
Die Ermittler glauben, dass jemand von der Jeschiwa Informationen über den Mord an Chaim Weiss hat. Die Polizei möchte, dass jeder, der irgendwelche Informationen hat oder nur ein vages Gefühl hat, sich bei der Polizei meldet, auch wenn es damals nur ein Verdacht war und sie es damals den Ermittlern nicht sagen wollten. Die Ermittler möchten, dass diese Leute ihren Verdacht äußern, damit die Polizei losgehen und der Sache nachgehen kann. So können auch Leute als Täter ausgeschlossen werden und das würde den Ermittlern helfen, den Täter immer weiter einzukreisen.

Die Trauerfeier und die Beisetzung 

Anton und Pessy Weiss wurden erst am Ende des Sabbats über den Tod von Chaim benachrichtigt. Es ist unklar, warum diese Informationen so lange zurückgehalten und die Eltern erst so spät benachrichtigt wurden. Aus traditionellen Gründen wurde die Leiche von Chaim bereits am nächsten Tag bestattet. Im jüdischen Glauben gibt es die Regelung, dass der Verstorbene spätestens 24 Stunden nach seinem Tod beigesetzt werden muss. Die Trauerfeier mit über 1.000 Trauergästen fand in der Shomrei Hadas-Kapelle im Stadtteil Borough Park in Brooklyn statt. Anschließend wurde der Körper von Chaim Weiss auf dem jüdischen Teil des Floral Park Cemetery in South Brunswick im Middlesex County, New Jersey, beigesetzt.

Das Grab von Chaim Weiss.
Foto: Find a grave

Polizei erhielt interessanten Hinweis 

Die Polizei von Nassau County erhielt einen interessanten Hinweis. Man kann eigentlich sagen, dass dies der einzige wichtige Hinweis war, denn die Polizei aus der Bevölkerung erhielt. Ein Jogger gab bei der Polizei an, dass er am Morgen des 1. November 1986 auf seiner täglichen Laufrunde unterwegs war, als er um 7.00 Uhr morgens, kurz bevor Chaims Leiche gefunden wurde, ein paar Blocks von der Schule entfernt einen jungen Mann gesehen hatte, der ein Jeschiwa-Schüler gewesen sein könnte. Alle Versuche, den Schüler zu identifizieren, waren erfolglos. Es ist nicht bekannt, ob er etwas mit dem Fall zu tun hat. Mehrere Schüler, Lehrer und Rabbiner wurden im Zusammenhang mit dem Fall mehrmals befragt und einem Lügendetektortest unterzogen. Es wurden jedoch nie Verdächtige identifiziert.
Die Polizei kam mit ihren Ermittlungen einfach nicht weiter. 

Anton Weiss begann seine eigenen Ermittlungen im Jahr 1988

Im Jahr 1988 begann Anton Weiss seine eigenen Ermittlungen zum Mord an seinem Sohn Chaim. Er interviewte mehrere ehemalige Rabbiner und Klassenkameraden von Chaim. Er beschaffte sich Listen und Aufzeichnungen über die Jeschiwa-Studenten. Er reichte außerdem eine Klage wegen widerrechtlicher Tötung in Höhe von 15 Millionen US-Dollar gegen die Jeschiwa [Torah High School in Long Beach] ein und behauptete, sie hätten Chaims Tod aufgrund ihrer Fahrlässigkeit, Rücksichtslosigkeit und Nachlässigkeit verursacht.
Anton Weiss behauptet, die Jeschiwa habe fahrlässig gehandelt, weil das Schloss der Hintertür kaputt gewesen sei und in dieser Nacht kein Wohnheimaufseher im Gebäude gewesen sei. Er behauptete auch, dass die Schulbeamten sich geweigert hätten, bei der Suche nach dem Mörder von Chaim zu helfen. Die Jeschiwa [Torah High School] bestritt die Vorwürfe. Anton Weiss sagte, dass die Klage lediglich ein juristisches Instrument gewesen sei, um die Beamten der Jeschiwa zur Zusammenarbeit bei den Ermittlungen zu bewegen. Und wenn er die Klage gewinnen würde, dann würde er das Geld für wohltätige Zwecke spenden.

Familie und Freunde stellten Belohnung zur Verfügung 

Chaims Familie und Freunde lobten für Hinweise eine Belohnung von 100.000 US-Dollar aus, die zur Ergreifung und Verurteilung des Täters in Chaims Fall führen. Obwohl so eine hohe Belohnung zur Verfügung gestellt wurde, erhielt die Polizei kaum Hinweise im Fall Chaim Weiss.

Der Fall wurde allmählich kalt 

Obwohl die Polizei intensive Ermittlungen durchgeführt hat, kam sie im Bereich der Jeschiwa in Long Beach nicht wirklich weiter. Die Ermittler glaubten, dass in der Jeschiwa all ihre Fragen beantwortet werden können. Leider erhielten die Ermittler auf ihre Fragen immer nur die allgemein bekannten Antworten. Niemand wollte mehr sagen. Irgendwann hatten die Ermittler keine neuen Ermittlungsansätze mehr und die wenigen Hinweise waren bereits mehrfach ergebnislos überprüft worden, deshalb wurde der Fall allmählich kalt und die Ermittlungen ruhten irgendwann ganz.

Erneute Ermittlungen 

Im Mai 2013 wurde Chaims Fall von den Ermittlern wieder aufgerollt. Sie überprüften forensische Beweise und interviewten mehr als 100 ehemalige Studenten der Torah High School in Long Beach. Doch bis Oktober 2015 waren die Ermittlungen kaum vorangekommen. Etwa zur gleichen Zeit gaben sie bekannt, dass ihrer Meinung nach ein Student oder ein Fakultätsmitglied für den Mord verantwortlich sei. Sie haben jedoch noch keine Verdächtigen identifiziert.

Anton Weiss wurde im Jahr 2017 vom Nachrichtensender PIX11 interviewt

Im November 2017 wurde Chaims Vater Anton vom Nachrichtensender PIX11 interviewt. Es bereitet ihm nach wie vor Sorgen, dass Chaim alleine in seinem eigenen Zimmer untergebracht war, während fast alle anderen in Zweier- oder Dreiergruppen in einem Zimmer untergebracht waren. Die Jeschiwa behauptete, dass ihm dieses Zimmer zufällig zugewiesen worden ist. 

Anton Weiss kämpft um die Aufklärung des Falls. 
Foto: Google 

Mehrere bizarre Vorfälle ereigneten sich vor dem Mord

Anton Weiss erinnerte sich auch an mehrere bizarre Vorfälle, die sich vor dem Mord ereignet haben. Im Juli 1986 ereignete sich laut Anton Weiss der erste Vorfall. Im Juli 1986 rief Chaim Weiss seinen Vater Anton aus dem Sommerlager der Jeschiwa im Hinterland an. Chaim weinte und sagte, dass er nach Hause kommen wollte. Anton Weiss war zu diesem Zeitpunkt gerade auf einer Reise. Er sagte Chaim, dass er warten solle, bis er von seiner Reise zurückkäme. Als Anton Weiss nach Hause zurückgekehrt war und dann das Sommerlager besuchte, schien es Chaim gut zu gehen. Er bemerkte, dass Chaim in den vergangenen Jahren nie erwähnt hatte, dass er im Lager irgendwelche Probleme gehabt habe. Trotzdem muss dort etwas vorgefallen sein, da Chaim das Lager unbedingt verlassen wollte.

August 1986

Im August 1986 ereignete sich der zweite Vorfall. 
Im August 1986 besuchte Chaim seine Großeltern in Europa. Während dieser Zeit rief der Direktor der Jeschiwa, Rabbi Avrom Cooper, Anton Weiss mehrmals an. Der Rabbi fragte, wann Chaim wieder zu Hause sein würde und sagte, dass er sich mit Chaim treffen wolle. Anton Weiss fand das sehr seltsam. Als Chaim zurückkam, stimmten seine Eltern zu, ihn zu dem Treffen in Rabbi Coopers Haus in Brooklyn mitzunehmen. Rabbi Cooper sagte den Eltern, dass sie Chaim alleine hineinschicken sollen. Die Eltern sollten draußen warten lassen. Nach etwa zehn Minuten kam Chaim wieder heraus. Er wollte jedoch nicht über das Gespräch sprechen. Anton Weiss wünscht sich nun, er hätte Chaim wegen des Gesprächs mehr bedrängt und das Gespräch mehr hinterfragt.

Seltsame Begegnung mit Rabbi Cooper 

Nach der Ermordung von Chaim ereignete sich der nächste bizarre Vorfall. Anton Weiss erinnert sich auch an eine Begegnung mit Rabbi Cooper nach der Ermordung von Chaim. Laut Anton sagte Rabbi Cooper ihm, dass er über alle seine schlechten Taten nachdenken solle, die er möglicherweise begangen habe. Er solle darüber nachdenken, warum der Familie Weiss möglicherweise Unglück widerfahren sei. Anton Weiss sagt auch, dass Ermittler Rabbi Cooper nur wenige Stunden nach Chaims Ermordung bei einer Bar Mizwa gefunden hätten.

Nachrichtensender wollte mit Rabbi Cooper sprechen 

Der Nachrichtensender PIX11 kontaktierte Rabbi Cooper und fragte ihn nach Chaim. Er sagte, er habe keine Antworten zu dem Fall. Als sie ihn nach Chaims Anruf aus dem Sommerlager fragten, sagte er, dass er nicht daran interessiert sei, zu sprechen. Als sie ihn nach seinem Treffen mit Chaim fragten, weigerte er sich, ihre Fragen zu beantworten und ging in sein Haus. Anton Weiss vermutet, dass Rabbi Cooper wichtige Informationen über den Mord an Chaim haben könnte. Einige haben spekuliert, dass er an dem Mord irgendwie beteiligt gewesen sein könnte.


Ehemaliger Student meldete sich beim Nachrichtensender PIX11 

Kurz nach dem Interview mit Anton Weiss erhielt der Nachrichtensender PIX11 einen Anruf von Simmy Weber, einem ehemaligen Studenten der Jeschiwa. Simmy Weber hat die Jeschiwa [Torah High School] in Long Beach zwischen 1976 und 1977 im Alter von 14 Jahren besucht. Dem Nachrichtensender PIX11 liegt auch ein Brief als Kopie von Simmy Weber vor, in dem er über seine Zeit in der Jeschiwa berichtete.

Simmy Weber sagte, dass er dort aber nur ein Jahr überlebt habe, weil er von einem Rabbiner systematisch misshandelt worden sei.
Er behauptet, dass ein Rabbiner ihn regelmäßig körperlich misshandelt habe, indem er ihm unter anderem Schläge, Tritte und das Verdrehen des Ohrs zugefügt habe. Simmy Weber machte den ehemaligen Schulleiter dafür verantwortlich, dass er den Missbrauch während seiner Amtszeit zugelassen habe. Das war 10 Jahre, bevor Chaim Weiss im Wohnheim der Jeschiwa getötet wurde.

Suizid in der Jeschiwa 

Der Nachrichtensender erfuhr außerdem, dass sich mehrere Jahre vor Chaims Ermordung ein Jeschiwa-Student in der Dusche eines Wohnheims erhängt hatte.

Die Frau des Dekans, Reena Pitter, lebt noch immer mit ihrem Mann gegenüber der Jeschiwa und erinnert sich an den Selbstmord. Reena Pitter sagte, dass der besagte Student nicht sehr lange an der Schule war und einige Probleme hatte. Der Student habe massive psychische Probleme gehabt und sei depressiv gewesen.

Polizei erhält neue Hinweise

Seit der Veröffentlichung des Interviews von PIX11 mit Anton Weiss erhielt die Polizei neue Hinweise. Sie ermitteln in dem Fall weiterhin gegen potenzielle Verdächtige. 

Die Theorien 

Der Mordfall Chaim Weiss ist weiterhin ungeklärt. Trotzdem gibt es einige Theorien darüber, wer für den Tod von Chaim Weiss verantwortlich gewesen sein könnte und warum er sterben musste. Ich möchte kurz näher auf diese Theorien eingehen. Es gilt natürlich wie immer die Unschuldsvermutung.

1. Theorie "Täter war ein Außenstehender"

Wurde Chaim Weiss von einem Außenstehenden ermordet?

Obwohl die Eingangstür des Wohnheims über ein Zahlenschloss verfügte, waren einige Türen und Fenster des Wohnheims unverschlossen, was die Möglichkeit nahelegte, dass jemand von außen für den Mord an Chaim Weiss verantwortlich war. Beamte der Jeschiwa spekulierten, dass der Mörder durch ein Fenster eingedrungen sein könnte, nachdem er die Feuerleiter hinaufgeklettert war. Es gibt jedoch keine Beweise, die diese Theorie stützen. Einige Ermittler glauben nicht, dass ein Außenstehender dafür verantwortlich war.

2. Theorie "Hausmeister der Jeschiwa"

Wurde Chaim Weiss von dem Hausmeister der Jeschiwa getötet?

Dieser Theorie gingen die Ermittler zumindest im Jahr 1986 nach. Der Hausmeister der Jeschiwa kündigte ganz unerwartet nach dem Mord an Chaim Weiss und kehrte nach Europa zurück. Der Hausmeister wurde später von der Liste der Verdächtigen gestrichen.

3. Theorie "Psychisch kranker Mann"

Hat ein psychisch kranker Mann etwas mit dem Mord an Chaim Weiss zu tun?

Der psychisch kranke Mann geriet in den Fokus der Ermittler, weil er im Jahr 1986 Senioren in ihren Häusern in Long Beach angegriffen hatte. Die Ermittler prüften einen Zusammenhang zwischen den Taten, aber der Mann konnte später als Tatverdächtiger im Mordfall Chaim Weiss ausgeschlossen werden. 

4. Theorie "Belästigungen gegen die Studenten des Wohnheims"

Haben die Belästigungen gegen die Studenten des Wohnheims etwas mit dem Mord an Chaim Weiss zu tun?

Der Verwalter der Jeschiwa behauptete, dass in den Jahren vor dem Mord mehrfach in den Schlafsaal des Wohnheims der Jeschiwa [Torah High School] eingebrochen worden sei. Es gab bereits früher immer wieder Vorfälle von Belästigungen gegen die Studenten des Wohnheims, möglicherweise im Zusammenhang mit Antisemitismus. Damals wurde sogar ein Polizist von der Stadt zur Verfügung gestellt, um die Studenten sicher vom Wohnheim zur Schule und zurück zu begleiten. Es ist jedoch unklar, ob diese Vorfälle tatsächlich etwas mit dem Mord an Chaim zu tun haben.

5. Theorie "Halloween-Nervenkitzel-Suchender"

Hat ein Halloween-Nervenkitzel-Suchender den Mord an Chaim Weiss begangen?

In der Nacht vor dem Mord [Halloween-Nacht] wurden mehrere Schüler bei drei Angriffen von "Schlägern aus der Nachbarschaft" entweder gejagt, verspottet oder mit Eiern beworfen und getroffen. Es ist jedoch nicht bekannt, ob diese Vorfälle etwas mit dem Mord zu tun hatten. Die Polizei prüfte auch die Möglichkeit, dass ein "Halloween-Nervenkitzel-Suchender" den Mord begangen hatte. Diese Theorie wurde jedoch später wieder verworfen.

6. Theorie "Täter stammte aus dem Umfeld von Chaim Weiss oder der Familie Weiss"

Stammte der Täter aus dem Umfeld von Chaim Weiss oder der Familie Weiss?

Ein ehemaliger Student der Jeschiwa vermutete, dass der Mörder sich entweder an Chaim Weiss oder an seiner Familie rächen wollte. Ein FBI-Profiler stellte die Theorie auf, dass der Mörder jemand war, den Chaim gut kannte und möglicherweise etwa in seinem Alter war. Der Profiler und die Ermittler glauben, dass der Mord im Voraus geplant war. Sie vermuteten, dass Chaims Intelligenz und Erfolge im Leben sowie die Tatsache, dass er manchmal andere kritisierte, die Gefühle seines Mörders "angestachelt" haben könnten. Der Profiler vermutete, dass Eifersucht ein Motiv gewesen sein könnte. Sie beschrieben den Mörder als "hochintelligent", aber kriminell unkultiviert.

7. Theorie "Rabbi Cooper/ Misshandlungen in der Jeschiwa"

Hat Rabbi Cooper etwas mit der Ermordung von Chaim Weiss zu tun?

Es steht außer Frage, dass der Rabbi wahrscheinlich über wichtige Informationen verfügt. Zumindest wäre interessant zu erfahren, warum Chaim das Sommerlager verlassen wollte und über was er mit Chaim in seinem Wohnhaus in Brooklyn besprochen hat. Möglicherweise würde dies die Ermittler weiterbringen. Wenn die Aussagen von Simmy Weber stimmen, dann hat er es zugelassen, dass Studenten psychisch und physisch misshandelt worden sind. Es muss wohl für manche Studenten so schlimm gewesen sein, dass sie die Jeschiwa vorzeitig wieder verließen. Möglicherweise hat auch der Suizid des Studenden in der Dusche der Jeschiwa etwas mit den Misshandlungen und dem Druck auf die Studenten in der Schule zu tun. Auch das der Rabbiner nicht über die Ermordung von Chaim Weiss sprechen möchte, ist doch recht auffällig.

Fazit:

Ich werde mich dieses Mal kurz halten. Die Polizei glaubt nicht an einen Mord mit einem antisemitischen Motiv. Ich persönlich, glaube dies auch nicht. Wenn es dem Mörder um ein antisemitisches Motiv gegangen wäre, dann hätte er auch das erste Zimmer auswählen können, was auf seinem Weg lag. Er hätte dann sogar die Möglichkeit gehabt, mehrere jüdische Studenten zu töten. Nach meiner Meinung hat der Täter gezielt das Zimmer von Chaim Weiss ausgewählt. Der Täter kannte sich in dem Wohnheim aus. Es könnte sein, dass ein ehemaliger Student, Mitarbeiter oder Beamte etwas mit dem Mord zu tun hat. Ich kann auch nicht ausschließen, dass ein Kommilitone von Chaim etwas mit dem Mord zu tun hat. Der Täter war mit den jüdisch-orthodoxen Ritualen und Traditionen vertraut. Es ist Brauch, beim Tod eines Menschen ein Fenster oder eine Tür zu öffnen, um seinen Geist herauszulassen. Es ist auch üblich, dass der Körper vom Bett genommen wird, da er sich am tiefsten und kühlsten Punkt befinden soll [der kühlste Punkt ist der Boden im Vergleich zum Bett]. Und der Täter hat das Fenster geöffnet und die Leiche von Chaim mehrmals umgelagert.

Die Brutalität der Tat lässt für mich auf ein persönliches Motiv schließen. Es war vermutlich eine Beziehungstat und Chaim kannte seinen Mörder. Der Täter war auch mit den Regeln und Abläufen des Wohnheims vertraut gewesen, da er sich ziemlich lange im Zimmer des toten Chaims aufgehalten hat, wie die Umlagerung der Leiche beweist. Mich persönlich würde interessieren, wer die zweite Kerze in Chaims Zimmer aufgestellt hat und warum die Person es nie zugegeben hat, wenn sie dies aus Mitgefühl gemacht hat und nichts mit der Tat zu tun hatte. Solange, dass nicht geklärt ist, kann ich nicht ausschließen, dass die zweite vom Täter aufgestellt worden ist. Das würde meine Theorie bekräftigen, dass der Täter aus dem Umfeld der Jeschiwa kommt. Natürlich kann ich das nicht beweisen, aber es gibt einige Indizien, die in diese Richtung weisen.

Ich glaube auch, dass in der Jeschiwa nicht alles so toll lief, wie es nach außen dargestellt wurde. Ich glaube, dass es in dieser Schule Misshandlungen gab. Ich glaube auch, dass der Suizid des Studenden etwas damit zu tun hat. Ich vermute, dass die Geschehnisse im Sommerlager und die Treffen mit Rabbi Cooper etwas mit dem Mord an Chaim zu tun haben könnten. Der Rabbi Cooper könnte all diese Fragen beantworten, aber er wehrt sich vehement dagegen.

Mich würde interessieren, was denkt ihr über den Mord an Chaim Weiss? Wer könnte hinter dem Mord stecken?

Ich hoffe, dass der Mord an Chaim Weiss doch noch noch aufgeklärt wird und wir die Wahrheit erfahren werden.

Die Nachwirkungen 

Die Familie Weiss lebt seit fast vier Jahrzehnten in Ungewissheit, wer Chaim getötet hat und warum er sterben musste. Die Familie Weiss wünscht sich endlich Antworten und die Aufklärung des Falls.

Die Polizei geht davon aus, dass es Personen gibt, die mehr über den Mord an Chaim Weiss wissen und aufgrund von Angst oder Loyalitäten bis heute schweigen. Die Polizei appelliert an diese Personen, sich bei den Ermittlern [auch anonym] zu melden. Vertraulichkeit und Diskretion kann auf Wunsch zugesichert werden.

Aktuelle Einstufung des Falls 

Der Tod von Chaim Weiss wurde als Tötungsdelikt eingestuft. Aktuell wird wieder seitens der Polizei in dem Fall ermittelt. Auch wenn seit der Ermordung von Chaim fast vierzig Jahre vergangen sind, bleibt die Akte geöffnet. Die Polizei nimmt immer noch Hinweise zum Fall Chaim Weiss entgegen. Die Polizei ist weiterhin auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen. Jeder Hinweis könnte wichtig sein. 

Die Belohnung 
Die Nassau Crime Stoppers haben die Belohnung für Hinweise, die zu einer Festnahme führen, von 5.000 US-Dollar auf 25.000 US-Dollar erhöht.

Fragen der Ermittler:
  1. Wer hat in den frühen Morgenstunden des 1. November 1986 in der Zeit von 1.20 Uhr bis 6.00 Uhr eine verdächtige Person oder eine verdächtige Wahrnehmung im Bereich des Wohnheims der Torah High School in der 63. East Beech Street in Long Beach, New York, gemacht?
  2. Wer hat am Morgen des 1. November 1986 gegen 7.00 Uhr, nur ein paar Blocks von der Jeschiwa in Long Beach entfernt, einen jungen Mann beobachtet, der ein Jeschiwa-Schüler gewesen sein könnte? Wer hat den jungen Mann ebenfalls gesehen und kann ihn identifizieren?
  3. Wer weiß, wer für den Tod von Chaim Weiss verantwortlich gewesen sein könnte?
  4. Wer kennt die genauen Umstände und Hintergründe des Mordes an Chaim Weiss?
  5. Wer war zum Zeitpunkt des Mordes ebenfalls Student an der Torah High School und hat damals vielleicht nicht sein ganzes Wissen den Ermittlern offenbart?
  6. Wer war im Sommer 1986 ebenfalls im Sommerlager im Ulcer County und weiß, warum Chaim Weiss das Sommerlager unbedingt verlassen wollte? Was ist dort vorgefallen?
  7. Wer weiß, warum sich der Rabbi Cooper im August 1986 unbedingt mit Chaim treffen wollte und worüber bei dem Treffen im Haus des Rabbi Cooper in Brooklyn gesprochen wurde? Vielleicht hat Chaim sich jemandem anvertraut?
  8. Wer hat andere Beobachtungen gemacht, die mit dem Mord an Chaim Weiss in Zusammenhang stehen könnten?
  9. Wer hat sonstige Informationen zu diesem Fall?

Alle Personen, die über Informationen verfügen, werden gebeten, die Nassau County Crime Stoppers unter der Rufnummer +1-800-244-TIPS anzurufen, oder sich online auf der Crime Stoppers-Website des Countys anzumelden oder das Codewort NCCS per SMS und einen Hinweis an CRIMES [274637] zu senden.

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