COLD CASE DER WOCHE): Vermisst Iwona Wąsik (2002)

Das Verschwinden von Iwona Wąsik

Was ist Iwona Wąsik zugestoßen?

Diese Woche hatte ich eigentlich einen anderen Fall für den neuen "Cold Case der Woche" fest eingeplant, aber ich habe mich dann kurzfristig für einen anderen Fall entschieden, auf den ich besonders aufmerksam machen möchte. Dieser Fall begleitet mich schon seit sehr vielen Jahren immer wieder und liegt mir am Herzen. Dieser Fall braucht nun Eure Aufmerksamkeit. Im heutigen Beitrag geht es um einen polnischen Missing Cold Case [Vermisstenfall] aus dem Jahr 2002. Der Fall ereignete sich in Tarnowskie Góry in der Woiwodschaft Schlesien, Polen. Den polnischen Strafverfolgungsbehörden ist es bisher nicht gelungen, den Fall aufzuklären.

Das Verschwinden von Iwona Wąsik ist seit 2002 ungeklärt. Was ist Iwona Wąsik zugestoßen?
Foto: Polizei 

Der Fall Iwona Wąsik

Iwona Wąsik wurde am 6. Januar 1989 als Tochter von Andrzej und Małgorzata Wąsik in 
Tarnowskie Góry in der Woiwodschaft Schlesien geboren. [Anm. Tarnowskie Góry (deutsch: Tarnowitz) ist eine oberschlesische Stadt in der Woiwodschaft Schlesien, Polen. Die Stadt liegt in Oberschlesien, etwa 25 Kilometer nördlich von Kattowitz und rund 170 Kilometer südöstlich von Breslau. Tarnowskie Góry hat 61.756 Einwohner.]
Iwona Wąsik hat noch zwei Brüder, einer davon war ihr Zwillingsbruder. Iwona ist in Tarnowskie Góry aufgewachsen. Iwona Wąsik lebte mit ihren Eltern und ihren zwei Brüdern in der Wohnsiedlung Przyjaźń in der Ul. Francuska 20 [Francuska-Straße] in Tarnowskie Góry. Das Haus in der Ul. Francuska 20 war ein Wohnblock mit mehreren Wohnungen. Ihr Vater arbeitete in Teilzeit und ihre Mutter war Postbotin.

Die Familie Wąsik lebte in Tarnowskie Góry in der Woiwodschaft Schlesien, Polen. 
Foto: Google Maps 

Iwona Wąsik ist in Tarnowskie Góry aufgewachsen. Bis zu ihrem Verschwinden im Oktober 2002 lebte sie gemeinsam mit ihrer Familie in der Francuska-Straße in Tarnowskie Góry.
Foto: Google Maps 

Iwona Wąsik lebte mit ihrer Familie in einer Wohnung in einem Wohnblock in der Francuska-Straße 20 in Tarnowskie Góry. Der Wohnblock in der Francuska-Straße gehört zur Wohnsiedlung Przyjaźń.
Foto: Google Maps 

Schülerin an einer Mittelschule 

Im Oktober 2002 war Iwona Wąsik 13 Jahre alt und besuchte die Mittelschule in Tarnowskie Góry. Sie war in der 7. Klasse. Iwona Wąsik hatte viele Freunde. Ihre Freunde beschrieben Iwona als ein sehr freundliches, nettes und hilfsbereites Mädchen, wenn sie auch immer sehr verschwiegen war. Iwona Wąsik war zweifellos bei ihren Altersgenossen sehr beliebt. Sie hatte viele Träume und Pläne. Iwona wollte schon früh Tierärztin werden, weil sie Tiere mochte. Sie war ein lebhaftes und spontanes Kind. Iwona Wąsik arbeitete auch regelmäßig ehrenamtlich in einem örtlichen Tierheim. Ihre Eltern unterstützen sie in dieser Tätigkeit. Sie fanden es sehr gut, dass Iwona sich für das Wohl der Tiere einsetzte.

Das ist die Schule von Iwona Wąsik in Tarnowskie Góry. Es ist eine Mittelschule.
Foto: Google 

Freundin Sabina 

Ihre beste Freundin war Sabina, die sie schon seit mehreren Jahren kannte. Die Mädchen lebten nahe beieinander und verbrachten viel Zeit miteinander. Allerdings mochte Iwonas Mutter Sabina nicht besonders. Ihrer Meinung nach bildeten sie zusammen ein unberechenbares Duo, das verrückte und manchmal sogar dumme Ideen hatte. Małgorzata Wąsik wollte nicht, dass Iwona sich mit Sabina traf, aber sie konnte es ihr auch nicht verbieten.

Ein ganz normaler Schultag 

Am 3. Oktober 2002 verbrachten Iwona und Sabina wie üblich ein paar Stunden in der Mittelschule in Tarnowskie Góry. Der Unterricht endete gegen 13.40 Uhr und dann machte Iwona Wąsik sich auf den Heimweg in die Wohnsiedlung Przyjaźń in der Ul. Francuska. Wie üblich wurde sie von ihrer Freundin Sabina begleitet. Unterwegs trafen die Mädchen Iwonas Mutter. Die Frau fragte ihre Tochter nach der Suppe aus der Schulkantine. Es stellte sich heraus, dass Iwona vergessen hatte, die Suppe für ihre Mutter zu kaufen. Małgorzata Wąsik sagte ihrer Tochter, dass sie die Suppe für sie holen solle. Außerdem wollte Iwona Wąsik auch die Reste der Suppe, die nicht mehr in der Schulkantine verkauft wurden, für die Hunde im Tierheim mitnehmen. Iwona wollte an diesem Nachmittag eigentlich ins Tierheim gehen, um dort zu helfen.
Iwona Wąsik musste deshalb noch einmal zur Schule zurücklaufen, um die Suppe zu holen. 

Das Verschwinden 

Iwona Wąsik ging gemeinsam mit ihrer Freundin Sabina zum zweiten Mal den Weg zur Schule und zurück nach Hause zurück. Die Mädchen verabschiedeten sich bei Sabinas Wohnblock. Die 13-jährige Iwona Wąsik sollte dann noch einmal von der Schwester ihrer Freundin Sabina gesehen werden. Sie sah, wie Iwona mit einem Glas Suppe in Richtung ihrer Wohnung ging. Sie musste nur eine kurze Strecke zurücklegen und sollte schon kurze Zeit später dort ankommen. Iwonas Eltern glaubten, dass ihre Tochter sich im Tierheim aufhalten würde. Als es Abend wurde, machten sich Iwonas Eltern Sorgen über die Abwesenheit ihrer Tochter. Sie hofften jedoch, dass Iwona bald auftauchen würde, da sie manchmal zu spät kam und erst nach Einbruch der Dunkelheit nach Hause zurückkam. Einige Stunden vergingen und Iwona war immer noch nicht da. Die Eltern riefen überall an und erkundigten sich nach Iwona, aber niemand hatte etwas von Iwona an diesem Nachmittag gesehen oder gehört. Es stellte sich auch heraus, dass Iwona Wąsik an diesem Tag überhaupt nicht im örtlichen Tierheim gewesen ist. 

Iwona Wąsik verschwand am 3. Oktober 2002 aus ihrem gewohnten Lebensumfeld. 
Foto: Privat 

Bei der Polizei als vermisst gemeldet 

Kurz vor Mitternacht meldeten Andrzej und Małgorzata Wąsik sie bei der lokalen Polizeibehörde als vermisst. Leider ignorierte die Polizei die Sorgen und die Anzeige. Leider ist das ignorante Verhalten der Polizei keine Seltenheit bei Vermisstenfällen. Der Beamte, der mit Iwonas Eltern sprach, ging davon aus, dass das Mädchen wahrscheinlich von zu Hause weggelaufen war. 

Glas Suppe in einer Mülltonne gefunden 

Die Zeit verging und der 13-jährige Iwona Wąsik kehrte nicht zurück. Die einzige Spur von ihr war ein Glas Suppe, das in einer der nahegelegenen Mülltonnen gefunden wurde. Schließlich schritt die Polizei dann doch ein, auch wenn unmittelbar nach dem Verschwinden wertvolle Zeit verloren ging. Die Chancen, das Mädchen zu finden, verringerten sich mit jeder Stunde. Die Polizei versuchte herauszufinden, was mit dem vermissten 13-jährigen Mädchen passiert ist.

Die Ermittlungen 

Die Ermittler stellten fest, dass die vermisste junge Frau gerne Zeit am Computer und im Internet verbrachte. Sie nutzte bereitwillig das Internet, dessen Zugang damals noch nicht so verbreitet war wie heute. Iwona Wąsik verbrachte deshalb oft Zeit in Internetcafés. Eine ihrer liebsten Formen der Online-Unterhaltung waren damals beliebte Internet-Chats. Es stellte sich heraus, dass der Teenager mehreren Männern SMS schrieb, die viel älter waren als sie. Iwona wiederum hatte sich älter gemacht, als sie eigentlich war und immer einen anderen Namen verwendet.

Ermittler folgten Spur aus dem Internet 

Die Ermittler folgten einer Spur aus dem Internet. Es gelang ihnen, einen der Männer zu erreichen, der sich regelmäßig mit dem vermissten Teenager unterhalten hatte. Er war 38 Jahre alt und stammte aus Warschau. Der Mann behauptete, dass er nur wenige Nachrichten mit dem Benutzer ausgetauscht habe, bei dem es sich später um Iwona Wąsik handelte. Das Alibi des 38-jährigen Mannes aus Warschau wurde von der Polizei überprüft. Er konnte als Verdächtiger im Zusammenhang mit dem Fall ausgeschlossen werden. An dem Tag, als Iwona Wąsik verschwunden ist, befand er sich nachweislich in Luxemburg und nicht in Polen. 

Heimliche Treffen und Lügen

Es gab auch Gerüchte, dass die 13-jährige Iwona Wąsik vor ihrem Verschwinden einen Account auf der damals sehr beliebten Website fotka.pl erstellt hatte. Dort konnte Iwona Wąsik die Person [oder die Personen] online treffen, mit denen sie sich später in der realen Welt getroffen hat. Diese Hypothese konnte auch durch die Tatsache bestätigt werden, dass Iwona Wąsik ehrenamtlich in einem örtlichen Tierheim gearbeitet hat. Nach dem Verschwinden stellte sich heraus, dass sie sich dort deutlich seltener aufhielt, als sie ihren Eltern gegenüber angegeben hatte. Es hätte also eine gute Ausrede sein können, Zeit mit Fremden in der virtuellen oder realen Welt zu verbringen.

Iwona Wąsik verbrachte viel Zeit im Internet und in Internetcafés. Dort schrieb sie häufig mit deutlich älteren Jungen und Männern. Man kann sagen, dass Iwona unkontrollierten Zugang zum Internet hatte und ihre Eltern wussten eigentlich nicht, was sie im Internet gemacht hat.
Foto: Privat 

Private Suche 

Die Familie von Iwona Wąsik und Freunde der Familie Wąsik suchten ebenfalls überall in der Stadt nach Iwona und nach Hinweisen auf ihren Verbleib. Die Familie Wąsik ließ Plakate drucken und hing sie im ganzen Stadtgebiet auf. Die Eltern mussten aktiv nach ihrer Tochter suchen. Sie hielten es Zuhause nicht aus. Es meldeten sich wohl auch ein paar Leute mit Hinweisen, aber das brachte die Polizei auch nicht weiter.

Iwonas Eltern suchten auch selbstständig nach ihrer Tochter und hingen überall Suchplakate auf.
Foto: Google

Die Theorien 

Der Fall Iwona Wąsik ist weiterhin ungeklärt. Trotzdem gibt es einige Theorien darüber, was mit ihr passiert sein könnte. Auf diese Theorien möchte ich nun kurz näher eingehen. 

1. Theorie "Internetbekanntschaften"

Hat eine der Internetbekanntschaften etwas mit dem Verschwinden von Iwona Wąsik zu tun?

Diese Möglichkeit muss definitiv in Betracht gezogen werden. Wie bereits erwähnt, war Iwona Wąsik regelmäßig im Internet unterwegs. Sie lernte leidenschaftlich gern neue Leute kennen [bevorzugt ältere Männer] und unterhielt sich online mit ihnen. Sie machte sich deutlich älter als sie war. Iwona Wąsik hatte einen unkontrollierten Zugang zum Internet, da sie hauptsächlich Internetcafés für ihre Aktivitäten im Internet besucht hatte. Ihre Eltern wussten nicht, was ihre Tochter im Internet gemacht und welche Gefahren sie sich ausgesetzt hat. Es könnte tatsächlich möglich sein, dass Iwona Wąsik sich am Tag ihres Verschwindens mit einer Internetbekanntschaft verabredet und getroffen hat. Dieser Mensch könnte die Situation ausgenutzt und Iwona entführt haben.

Ein anderer Freund berichtete, dass Iwona über das Internet einen Termin mit jemandem vereinbart hat. Diese Information wurde jedoch bis heute nicht offiziell von der Polizei bestätigt, die leider nicht sofort mit der Suche nach Iwona begannen und behauptet haben, das Mädchen sei vermutlich von zu Hause weggelaufen. Zur Aufklärung des Falles wurden niemals Spürhunde eingesetzt.

2. Theorie "Mann in Schwarz"

Hat der unbekannte Mann in Schwarz etwas mit dem Verschwinden von Iwona Wąsik zu tun?

Auch diese Möglichkeit muss in Betracht gezogen werden. Die Ermittler fanden heraus, dass das Mädchen von einer Gruppe Jungen gesehen wurde, als sie zusammen mit einem unbekannten, großen, schlanken Mann mit längeren schwarzen Haaren und weit auseinanderstehenden blauen Augen den Laden betrat. Der Mann war im Oktober 2002 etwa 20–25 Jahre alt und trug schwarze Stiefel und eine schwarze Lederjacke. Die Polizei befragte die Verkäuferin in dem besagten Laden, doch die Frau konnte sich leider an nichts erinnern.

Vier Tage nach dem Verschwinden meldete sich Iwonas Freundin Sabina bei den Ermittlern. Sie sagte, sie habe den Mann, über den die Jungs gesprochen haben, auf der Treppe im Wohnblock gesehen. Der Mann soll ein Plakat mit einem Foto des vermissten Mädchens abgerissen haben.

Es stellte sich auch heraus, dass Iwona in den Ferien einen 25-jährigen Mann kennengelernt hatte, mit dem sie sich angeblich auch immer wieder getroffen hat. Dieser Mann wird von allen nur Kacperek genannt. Ist es möglich, dass dieser Mann und der Mann in Schwarz, ein und dieselbe Person sind? Es ist schwer, eindeutig zu sagen, ob dieser Verehrer [Kacperek] auch der Mann in Schwarz ist, aber beide sehen ähnlich aus und haben das gleiche Alter. Es ist wohl so gewesen, dass Iwona Wąsik eigentlich nach den Ferien nichts mehr mit diesem Kacperek zu tun haben wollte, weil sie ihn als anstrengend und zu aufdringlich empfand. Sie wollte diese belastende Beziehung definitiv beenden. 

3. Theorie "Suizid"

Hat Iwona Wąsik sich das Leben genommen?

Ein häufig in Betracht gezogenes Szenario bei Vermisstenfällen ist die Begehung von Selbstmord. Ihre Angehörigen wussten jedoch nicht, warum sich das Mädchen für eine solch drastische Lösung entscheiden sollte. In den Quellen gibt es nirgendwo Informationen darüber, dass Iwona vor ihrem Verschwinden deprimiert oder traurig gewesen ist. Sie hatte auch in der Vergangenheit nie versucht, sich das Leben zu nehmen. Die Option, sich das Leben zu nehmen, ist daher unwahrscheinlich.

4. Theorie "Freiwilliges Verschwinden"

Hat Iwona Wąsik freiwillig ihr gewohntes Lebensumfeld verlassen?

Auch dieses Szenario wird im Zusammenhang von Vermisstenfällen immer wieder genannt. Iwona und Sabina hatten in der Vergangenheit bereits darüber gesprochen, irgendwann gemeinsam von Zuhause wegzulaufen. Sabina hält es jedoch für ausgeschlossen, dass Iwona alleine und ohne sie einfach freiwillig aus ihrem gewohnten Lebensumfeld verschwunden ist. 

5. Theorie "Bekannte Person"

Hat eine Person, die Iwona kannte, etwas mit ihrem Verschwinden zu tun?

Diese Theorie besagt, dass eine Person aus Iwonas direktn oder indirekten Umfeld etwas mit ihrem Verschwinden zu tun haben könnte. Es wurden zahlreiche Personen überprüft, aber es konnte nie eine Verbindung in Zusammenhang mit dem Verschwinden von Iwona Wąsik entdeckt werden. 

6. Theorie "Unbekannte Person/Zufallstat"

Hat eine komplett unbekannte Person etwas mit dem Verschwinden von Iwona Wąsik zu tun?

Diese Theorie muss auch in Betracht gezogen werden. Diese Theorie besagt, dass Iwona Wąsik von einer unbekannten Person ins Visier genommen und dann entführt wurde. Es war eine Zufallstat, ohne eine Vorbeziehung zwischen Täter und Opfer. 

7. Theorie "Bekannter Pädophiler aus Tarnowskie Góry"

Hat ein bekannter Pädophiler aus Tarnowskie Góry etwas mit dem Verschwinden von Iwona Wąsik zu tun?

Irgendwann während der Ermittlungen tauchte die Theorie auf, dass ein bekannter Pädophiler etwas mit dem Verschwinden von Iwona Wąsik zu tun haben könnte. Zum Zeitpunkt des Verschwindens von Iwona Wąsik trieb sich ein bekannter Pädophiler in Tarnowskie Góry herum, der immer wieder Kinder belästigt hat. Die Beamten schlossen ihn als Tatverdächtigen im Fall Iwona Wąsik aus.

Fazit:

Ich persönlich bin fest davon überzeugt, dass Iwona Wąsik entführt und Opfer eines Verbrechens geworden ist. Das ist für mich, die plausibelste Erklärung. Wer dafür verantwortlich sein könnte, ist eine ganz andere Frage. Ich kann weder eine Internetbekanntschaft, eine Zufallstat durch eine unbekannte Person, eine Person aus dem direkten oder indirekten Umfeld noch den Mann in Schwarz als Verdächtigen ausschließen. Alle diese Personen kommen als Verdächtige in Frage. 

Ich tendiere aber prozentual eher zu der Internetbekanntschaft oder zu dem unbekannten Mann in Schwarz. Ich glaube, dass Iwona am Tag ihres Verschwindens nach der Schule nicht mehr nach Hause gegangen ist, da das Glas Suppe in einer der Mülltonnen am Wohnblock gefunden wurde. Außerdem hatte Iwona die Angewohnheit, ihren Rucksack mit den Lehrbüchern immer nach Hause zu bringen und das hat sie an diesem verhängnisvollen Tag nicht gemacht. Sie soll angeblich zu einer Bushaltestelle in entgegengesetzte Richtung zu ihrem Wohnblock.
Ich glaube, dass Iwona Wąsik eine feste Verabredung für diesen Nachmittag hatte, sie von jemandem abgefangen worden ist oder einfach geplant hatte, ein Internetcafé zu besuchen. Iwona wollte eigentlich an diesem Nachmittag ins Tierheim, das hat sie zumindest ihrer Mutter erzählt. Iwona hat beim Tierheim angerufen und ihren Termin abgesagt. Es muss nicht unbedingt sein, dass Iwona Wąsik sich mit jemandem treffen wollte. Sie könnte auch geplant haben, ein Internetcafé zu besuchen. Da könnte sie von irgendwo von jemandem abgefangen worden sein. Dabei habe ich eine bestimmte Person im Kopf, nämlich den Mann in Schwarz. Es ist noch nicht klar, ob der Mann in Schwarz und die Ferienbekanntschaft Kacperek ein und dieselbe Person sind. Ich tendiere dazu, dass Kacperek auch der Mann in Schwarz höchstwahrscheinlich ein und dieselbe Person sind. Ich konnte herausfinden, dass Iwona sich an diesem verhängnisvollen Tag wohl mit diesem Kacperek treffen wollte. 

Als sie die Schule verließ, hatte sie Suppe für ihre Mutter und Reste für ihre vierbeinigen Freunde dabei. An diesem Nachmittag sagte sie jedoch ihren Besuch im Tierheim ab und ließ die Suppe in der örtlichen Mülltonne zurück. Die Polizei hat mit den Zeugen gesprochen, der Iwona Wąsik angeblich am Nachmittag des 3. Oktober 2002 um 14.10 Uhr noch einmal gesehen hat. Zu diesem Zeitpunkt war Iwona Wąsik in Begleitung eines unbekannten, etwa 25-jährigen jungen Mannes. Der Zeuge sah die beiden angeblich an der Ul. Włoska. Könnte es sich bei diesem Mann um den Kacperek gehandelt haben? Es konnte jedoch nicht eindeutig festgestellt werden, ob ein solches Treffen tatsächlich stattgefunden hat und wenn ja, ob es sich wirklich um Iwona Wąsik handelte. Er war ein Mann im Alter von etwa 20 bis 25 Jahren, er hatte langes schwarzes Haar, blaue Augen [weit auseinander stehend] und dünne Lippen. Er trug schwarze Stiefel und eine schwarze Lederjacke.
Unter der Annahme, dass dieser Zeuge [Iwonas Schulfreund] seine Schulfreundin tatsächlich gesehen hat, war er die letzte bisher identifizierte Person, die sie gesehen hat. Was als nächstes mit Iwona geschah, ist bis heute nicht bekannt.

Iwona Wąsik wurde in der Włoska Straße gesehen, wie sie mit einem Mann in Schwarz einen Laden betrat. 
Foto: Google Maps 


Diesen Laden soll Iwona Wąsik am Nachmittag des 3. Oktober 2002 mit einem unbekannten Mann in Schwarz betreten haben. Es ist jedoch nicht eindeutig bestätigt, ob diese Beobachtung auch tatsächlich stimmt. 
Foto: Google Maps 

Die Familie des Mädchens war fleißig, denn sie verteilten viele Poster mit Iwonas Foto und einer kurzen Nachricht über die Umstände ihres Verschwindens. Es wurde festgestellt, dass die Plakate, etwa vier Tage nachdem Iwona Wąsik verschwunden ist, von einem etwa 25-jährigen jungen Mann abgerissen wurden, dessen Beschreibung mit der von Kacperek bzw. dem Mann in Schwarz übereinstimmte. So oder so, sollte die Polizei diesen Mann in Schwarz eindeutig identifizieren oder diesen Kacperek ins Visier nehmen. Kacperek könnte der Täter oder zumindest ein wichtiger Zeuge sein.

In einer anderen Version wurde angenommen, dass Iwona über das Internet eine Beziehung mit einem älteren Jungen begonnen hatte, der möglicherweise etwas mit ihrem Verschwinden zu tun hatte. Iwona sah älter aus als in Wirklichkeit, daher ist es möglich, dass sie in Gesprächen ihr Alter erhöht hat, vielleicht sogar über das Alter von fünfzehn Jahren hinaus. Es könnte auch sein, dass Iwona sich mit einer neuen Internetbekanntschaft getroffen hat und ihr das zum Verhängnis wurde, da sie die Situation und die Person falsch eingeschätzt hat. Gerade als junger Mensch hat man noch nicht das Verständnis für gefährliche Situationen. Man glaubt einfach nicht daran, was die Eltern sagen. Man ist neugierig auf das Unbekannte, aber man erkennt die Gefahren einfach nicht. 

Auch eine Person aus Iwonas direkten oder indirekten Umfeld könnte für ihr Verschwinden verantwortlich sein. Es wäre für die Person vermutlich kein Problem gewesen, Iwona Wąsik davon zu überzeugen, ins Auto einzusteigen, um irgendwo hinzufahren. Und es könnte auch sein, dass Iwona Wąsik von einer unbekannten Person in ein Fahrzeug gelockt oder gezogen wurde und dann an einen unbekannten Ort gebracht wurde. 
Auch diese beiden Varianten einer Entführung schließe ich daher nicht grundsätzlich aus, auch wenn es für diese Möglichkeiten keine Beweise gibt. 

Da die polnischen Strafverfolgungsbehörden so schleppend die Ermittlungen eingeleitet haben, hatte der Täter genug Zeit, alle Beweise verschwinden zu lassen. Wenn es keine Vorbeziehung zwischen Täter und Opfer gibt, dann wird es sehr schwierig, den Fall aufzuklären. Und ich denke, das ist vermutlich auch der Grund, warum der Fall bis heute nicht aufgeklärt werden konnte. 

Trotz intensiver prozessualer und operativer Aktivitäten, der Befragung zahlreicher Zeugen und der Durchführung einer Reihe anderer Aktivitäten bleibt das Schicksal von Iwona Wąsik bis heute ein Rätsel. Es ist jedoch nicht geklärt, was mit Iwona Wąsik passiert ist, nachdem sie sich von ihrer Freundin Sabina getrennt hat. 

Beschreibung von Iwona Wąsik 
  • Iwona Wąsik wurde am 6. Januar 1989 in Tarnowskie Góry in der Woiwodschaft Schlesien [Polen] geboren.
  • Iwona Wąsik ist seit dem 3. Oktober 2002 spurlos verschwunden. 
  • Zum Zeitpunkt ihres Verschwindens war Iwona Wąsik 13 Jahre alt.
  • Bis zu ihrem Verschwinden lebte Iwona Wąsik in der Wohnsiedlung Przyjaźń in der Ul. Francuska 20 [Francuska-Straße] in Tarnowskie Góry. 
  • Sie ist von kaukasischer Abstammung.
  • Iwona war zum Zeitpunkt ihres Verschwindens ein schlankes Mädchen.
  • Sie war 1,68 m groß.
  • Sie hat braune Augen und hatte zum Zeitpunkt ihres Verschwindens lange braune Haare, die normalerweise zu einem Pferdeschwanz gebunden waren.
  • Am Tag ihres Verschwindens war sie mit einer  Jeans, einem braunen Pullover und blauen Turnschuhen bekleidet gewesen.
Was ist mit Iwona Wąsik passiert?
Foto: Privat 

Fernsehsendung befasste sich mit dem Fall Iwona Wąsik 

Am 3. Februar 2003 wurde in der polnischen Sendung "Magazyn Kryminalny 997" [Anm. Vergleichbar mit der deutschen Sendung "Aktenzeichen XY"] der mysteriöse Vermisstenfall Iwona Wąsik aus Tarnowskie Góry behandelt. 

Ermittlungen eingestellt 

Am 4. Juni 2003 [Aktenzeichen 1 Ds 686/03] stellte der Staatsanwalt der Bezirksstaatsanwaltschaft in Tarnowskie Góry die Ermittlungen wegen der Entführung der Schülerin Iwona Wąsik offiziell ein. Die Einstellung des Ermittlungsverfahrens erfolgte nach nur acht Monaten nach dem die junge Frau als vermisst gemeldet wurde. An dieser Stelle ist zu betonen, dass die Einstellung des Ermittlungsverfahrens mangels Aufdeckung des Falles nicht dazu führt, dass die Strafverfolgungsbehörden [Staatsanwaltschaft, Polizei] den Fall vergessen oder aufgegeben haben. Es werden weiterhin Aktivitäten durchgeführt, diese sind jedoch nur rein operativer Natur und weniger formalisiert als eine Kodexuntersuchung. Das gesammelte Material wird weiterhin analysiert, es werden Nachforschungen angestellt usw. 

Foto mit Altersverlauf erstellt 

Im Jahr 2008 erstellten Spezialisten des Woiwodschaftspolizeipräsidiums in Katowice ein Bild von Iwona Wąsik mit dem Altersverlauf. Das Bild zeigt das hypothetische Aussehen der vermissten Person, computergestützt um mehrere Jahre gealtert. 

Unten im Bild ist das Originalbild von Iwona Wąsik. Das große Bild zeigt Iwona Wąsik, wie sie als junge Frau ausgesehen haben könnte. 
Foto: Polizei 

Die Nachwirkungen 

Die Familie Wąsik lebt seit über 20 Jahren in quälender Ungewissheit, was mit Iwona passiert ist. Viele Fragen konnten bis heute nicht beantwortet werden. Die Familie Wąsik hofft weiterhin auf Antworten. Sie möchten endlich Gewissheit haben, was mit Iwona passiert ist und wer dafür verantwortlich gewesen ist.

Andrzej und Małgorzata Wąsik mit einem Foto von Iwona. 
Foto: Google 

Małgorzata Wąsik ist fest davon überzeugt, dass Iwona's Freundin Sabina wichtige Informationen zurückhält. Ich kann es nicht beurteilen, ob dies tatsächlich stimmt, aber ich wollte es zumindest erwähnt haben. 

Die Belohnung 
Im Jahr 2021 hat ein anonymer Spender 50.000 PLN für Informationen ausgelobt, die zur Aufklärung dieses mysteriösen Falls beitragen würden. Die Belohnung ist weiterhin aktiv und steht zur Verfügung. 

Ich kann nur hoffen, dass nach all den Jahren jemand sein Gewissen erleichtern will und enthüllt, was mit der vermissten Frau passiert ist.

Aktuelle Einstufung des Falls 

Iwona Wąsik wurde als vermisste und gefährdete Person eingestuft. Das Verschwinden von Iwona Wąsik wird als Entführung außerhalb der Familie behandelt. Die Polizei geht davon aus, dass Iwona Wąsik Opfer eines Verbrechens geworden sein könnte. Die Ermittlungen sind offiziell eingestellt und der Fall wird als Missing Cold Case bezeichnet. Die Polizei möchte weiterhin den Verbleib von Iwona Wąsik klären. Die Ermittler sind weiterhin auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen, um neue Ermittlungen anzustoßen. Jeder Hinweis könnte wichtig sein.

Fragen der Ermittler:
  1. Wer hat Iwona Wąsik am Nachmittag des 3. Oktober 2002 allein oder in Begleitung in der Wohnsiedlung Przyjaźń in Tarnowskie Góry in der Woiwodschaft Schlesien [Polen] gesehen?
  2. Wer kannte Iwona Wąsik und weiß, was sie am Nachmittag des 3. Oktober 2002 vor hatte oder mit wem sie sich möglicherweise treffen wollte?
  3. Wer kannte Iwona Wąsik und hat noch nicht mit der Polizei gesprochen?
  4. Wer kann mehr Angaben zu den Kontakten von Iwona Wąsik machen?
  5. Wer hat im Sommer/Herbst 2002 mit Iwona Wąsik im Internet gechattet und noch nicht mit den Ermittlern gesprochen?
  6. Wer hat Iwona Wąsik dabei beobachtet, wie sie am Nachmittag des 3. Oktober 2002 in ein Fahrzeug eingestiegen ist? Wie sah das Fahrzeug der Fahrer aus?
  7. Wer hat am Nachmittag des 3. Oktober 2002 vielleicht beobachtet, wie ein junges Mädchen in ein Fahrzeug gebracht oder gezerrt wurde? Wie sah das Fahrzeug oder der Fahrer aus?
  8. Wer kennt die genauen Umstände und Hintergründe ihres Verschwindens?
  9. Wer weiß, wer für das Verschwinden von Iwona Wąsik verantwortlich gewesen sein könnte?
  10. Wer kennt den derzeitigen Aufenthaltsort von Iwona Wąsik?
  11. Wer hat andere Beobachtungen gemacht, die mit dem Verschwinden von Iwona Wąsik in Zusammenhang stehen könnten?
  12. Wer hat sonstige Informationen zu diesem Fall?

Informationen über das Schicksal oder den aktuellen Aufenthaltsort von Iwona Wąsik senden Sie bitte an das Bezirkspolizeipräsidium in Tarnowskie Góry unter der Rufnummer +48 323935-255, -280, oder -283. Außerdem nimmt auch jede andere Polizeidienststelle Hinweise entgegen. 

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