COLD CASE DER WOCHE: Tötungsdelikt z. N. von Tamara Morris (2006)

Der Mord an Tamara Morris 

Wer tötete Tamara Morris?

Ich habe gerade den neuen Cold Case der Woche fertiggestellt. Nun passt der reguläre Veröffentlichungszyklus für dieses Format wieder.
Ich habe als neuen Cold Case der Woche 
einen belgischen Cold Case aus dem Jahr 2006 ausgewählt. Ich hatte mir schon länger vorgenommen, über diesen ungelösten Mordfall einen Beitrag hier im Blog zu veröffentlichen und nun habe ich es endlich geschafft. Dieser Fall ereignete sich in Tinlot in der Provinz Lüttich, Belgien. Bis heute konnte der Fall nicht aufgeklärt werden.

Der Fall Tamara Morris ist seit 2006 ungeklärt. Es konnten viele Fragen bis heute nicht beantwortet werden. Wer ist für das Verschwinden und den Tod von Tamara Morris verantwortlich?
Foto: Google 

Der Fall Tamara Morris 

Tamara Morris wurde im Jahr 1980 als Tochter von 
Betty Aerts in Belgien geboren. Über den leiblichen Vater ist nicht viel bekannt. Der leibliche Vater von Tamara verließ schon früh die Familie und hatte danach kein Interesse an seinen Kindern. Tamara hatte noch drei jüngere Brüder. Sie wuchsen gemeinsam in Aarschot in der Provinz Flämisch-Brabant in Belgien auf. [Anm. Aarschot ist eine belgische Stadt an der Demer, die sich in der Provinz Flämisch-Brabant am Nordrand des Hagelandes befindet und rund 30.000 Einwohner hat.]

Tamara lebte mit ihrer Familie in Aarschot in der Provinz Flämisch-Brabant, Belgien.
Foto: Google Maps 

Als Kind war Tamara Morris sehr wild und liebte es, in der Natur zu spielen. Tamara hat sich als Kind nicht wie ein typisches Mädchen verhalten. Sie kletterte auf hohe Bäume und sprang von hohen Bauwerken. Sie wurde als richtiger Wildfang beschrieben. Und Tamara mochte keine Kleider,  sondern bevorzugte lieber Hosen, da sie viel besser zu ihr passten. Ich denke, das lag vor allem daran, dass sie mit drei Brüdern aufgewachsen ist. Da es in der Familie an einer Vaterfigur mangelte, tat sie ihr Bestes, um ihre Mutter bei allem zu unterstützen.
Sie verteilte zum Beispiel Brot für ihre Brüder, wenn Mutter Betty frühmorgens zur Arbeit musste.

Tamara war ein kleiner Wildfang und liebte es, mit ihren Brüdern zu spielen. 
Foto: Google 


Ausbildung zur Buchhalterin

Tamara Morris war schon immer eine gute Schülerin gewesen, die mit Ehrgeiz ihre Ziele verfolgte. Später machte Tamara Morris einen guten Abschluss und erhielt ein A1-Diplom. Beruflich hatte sie sich für eine Karriere als Buchhalterin entschieden. In der Freizeit war Tamara häufig mit dem Motorrad, einer Yamaha, unterwegs.

Tamara Morris machte einen super Schulabschluss und machte dann eine Ausbildung zur Buchhalterin.
Foto: Google 

Lebte mit ihrem Partner zusammen 

Im Jahr 2006 war Tamara Morris schon einige Zeit mit ihrem Freund Frank Verbiest zusammen. Die mittlerweile 26-jährige Tamara Morris lebte gemeinsam mit ihrem Partner Frank in einer Wohnung in Aarschot in der Provinz Flämisch-Brabant zusammen. 

Tamara Morris und ihr damaliger Lebensgefährte Frank Verbiest. Leider ist die Bildqualität nicht gut.
Foto: Google 

Freier Tag

Am 17. März 2006 hatte Tamara Morris sich einen Tag freigenommen, um ein paar Einkäufe für das Wochenende zu erledigen. Ihr Lebensgefährte hatte an dem Tag nicht frei. Er musste an diesem Tag arbeiten und verließ die gemeinsame Wohnung deshalb bereits früh am Morgen. Zu diesem Zeitpunkt war es 8.40 Uhr und Tamara schlief noch im Bett. Tamara hatte sich auch vorgenommen, an diesem Tag noch Lebensmittel einkaufen zu gehen. Frank und Tamara haben sich zum Mittagessen in einem Café in der Nähe ihres Hauses verabredet. Frank war pünktlich da, aber Tamara ist dort nie aufgetaucht.

Das Verschwinden 

Als Frank Verbiest nach Beendigung seiner Arbeit am Nachmittag in die Wohnung zurückkehrte, war Tamara nicht da. Es sah für ihn so aus, als hätte sie in großer Eile die Wohnung verlassen. Ihr Bett war nicht gemacht, sie hatte nicht gefrühstückt und ihre Ringe lagen auch noch in der Wohnung. Es lag auch noch etwas Bargeld in der Wohnung. Tamara hatte nur ihr Portemonnaie und ihr Handy mitgenommen. Ihr Auto und ihr Motorrad waren noch an Ort und Stelle. Vermutlich hat jemand Tamara Morris von zu Hause abgeholt, nachdem Frank das Haus verlassen hat. Das waren für ihren Partner Frank seltsame und irgendwie auch verdächtige Umstände.

Bei der Polizei als vermisst gemeldet 

Nachdem Tamara Morris bis zum Abend nicht knapp die gemeinsame Wohnung zurückgekehrt war und sie auch nicht über ihr Mobiltelefon erreichbar war, machte sich Frank große Sorgen um Tamara. Er ging dann zur lokalen Polizeibehörde und meldete Tamara offiziell als vermisst. Frank erzählte den Beamten auch von den verdächtigen Umständen ihres Verschwindens.

Frank Verbiest meldete Tamara Morris bei der Polizei als vermisst und beteiligte sich aktiv an der Suche nach ihr.
Foto: Google 

Die Suche

Die belgischen Strafverfolgungsbehörden nahmen das Verschwinden von Tamara Morris sofort sehr ernst. Sie leiteten umgehend erste Suchmaßnahmen ein. In Aarschot und Umgebung wurde in einer großangelegten Suchaktion nach der 26-jährigen Tamara Morris gesucht. Auch ein Hubschrauber kam zum Einsatz und unterstützte die Suchmaßnahmen aus der Luft. Am Boden suchten eine große Anzahl von Polizeibeamten nach Tamara. Auch in den nächsten Tagen und Wochen wurden die Suchmaßnahmen fortgesetzt, doch die Suchmaßnahmen erbrachten nicht den erhofften Erfolg und Tamara Morris blieb weiterhin spurlos verschwunden.

Was ist Tamara Morris am 17. März 2006 zugestoßen?
Foto: Google 

Die ersten Ermittlungen und weitere Suchmaßnahmen 

Die Polizei überprüfte auch die Aktivitäten ihres Mobiltelefons. Die Ermittler stellten fest, dass das Mobiltelefon von Tamara Morris am 17. März 2006 gegen 11.00 Uhr in einen Sendemast in Linden, einer Teilgemeinde von Lubbeek, in der Nähe des Gasthuisbos [Anm. Gasthuisbos (deutsch Gasthuisbossen) ist ein nationales Waldgebiet in der Provinz Flämisch-Brabant], eingeloggt war. [Anm. Lubbeek ist eine belgische Gemeinde in der Region Flandern. Sie liegt in der Provinz Flämisch-Brabant und gehört zum Arrondissement Löwen. Lubbeek hat 14.776 Einwohner.] Dieser Ort ist etwa 20 Kilometer von ihrem Wohnort entfernt. Ihre Familie verstand nicht, was Tamara dort wollte. Sie hatte eigentlich keinen Bezug dorthin, außer der Tatsache, dass sich in der Nähe des Mobilfunksignals ein Logistiklager ihres ehemaligen Arbeitgebers befand. Ihre Familie verstand es nicht. Niemand, den Tamara kannte, lebte dort und es gab keinen Grund, dort zu sein. Das große Waldgebiet Gasthuisbos [Gasthuisbossen] entlang der Zavelstraat wurde bald durchkämmt, aber diese Suche blieb ergebnislos. Nachdem die Polizei einige Wochen später in den Wäldern von Aarschot nichts fand,  wurde es sehr ruhig um die Ermittlungen. 

Hier habe ich die wichtigsten Orte markiert, die in dem Fall eine Rolle gespielt haben.
Foto: Google Maps 

Geldbörse gefunden

Sechs Monate nach dem Verschwinden von Tamara Morris [Anm. Manche Quellen sprechen auch von sieben Monaten] kam wieder Bewegung in den Fall, als eine Frau plötzlich das Polizeirevier betrat. In ihren Händen hielt sie eine blaue Geldbörse. Es war Tamaras. Die Frau hatte die Brieftasche bereits seit vier Monaten zu Hause, nachdem sie 
 
Die Entdeckung 

Am späten Nachmittag des 10. März 2009, fast drei Jahre nach dem Verschwinden von Tamara Morris, machte eine Lehrerin im Wald von Forkechamps in Tinlot eine schreckliche Entdeckung. Die Lehrerin ging mit ihrem Hund in dem Waldgebiet spazieren,  um sich auf einen Ausflug mit ihrer Klasse vorzubereiten. Plötzlich verschwand ihr Hund und kam nicht zurück, als sie den Namen rief. Die Frau verließ den Waldweg, um nach dem Hund zu suchen, als sie plötzlich eine grausame Entdeckung machte. Unter einem Laubhaufen lag ein menschliches Skelett. Sie informierte die Polizei.

Der Leichenfundort befindet sich im Wald von Forkchamps in Tinlot.
Foto: Google Maps 

Die Polizei erreichte den Leichenfundort 

Schon kurze Zeit später erreichten die Polizei und die Kriminaltechniker den Leichenfundort im Wald von Forkechamps in Tinlot und nahmen sofort ihre Arbeit auf. Das Skelett befand sich halb versteckt zwischen Blättern und Brombeersträuchern.
Der Fundort wurde weiträumig abgesperrt und Spuren wurden gesichert. Neben dem Skelett wurden noch einige Kleidungsstücke gefunden, darunter auch ein BH. Auffällig war, dass der BH genau gefaltet war. Die Ermittler durchkämmten das Gelände und fanden einen Reißverschluss und Schmuck, ein Armband und zwei Ohrringe. Einer davon mit einem Kreuz als Anhänger. Anschließend wurde das Skelett geborgen und für weitere forensische Untersuchungen in das zuständige Rechtsmedizinische Institut gebracht. 

Das Skelett von Tamara Morris befand sich halb unter Brombeersträuchern und Ästen versteckt.
Der Täter muss einen regionalen Bezug zu dem Leichenfundort und zu den anderen Orten haben, die bei dem Fall eine Rolle gespielt haben. 
Foto: Google Maps 

Die Autopsie 

Bei der Autopsie wurde festgestellt, dass es sich um ein weibliches Skelett handelte. Die Liegezeit wurde auf +-3 Jahren festgelegt. Anschließend wurden alle vermissten Frauen, die in diesem Zeitraum verschwunden sind, genau überprüft. Die Ermittler glaubten, dass es sich aufgrund der Kleidungsstücke und des Schmucks um die sterblichen Überreste von der 26-jährigen Tamara Morris aus Aarschot handeln könnte. Die Ermittler zeigten die Kleidungsstücke und den Schmuck Frank Verbiest. Frank konnte den Schmuck eindeutig Tamara zuordnen. Auch die Mutter von Tamara konnte den Schmuck eindeutig ihrer Tochter zuordnen. Ein Schmuckstück enthielt ein Kreuz und einen Edelstein. Dieses Schmuckstück hatte Tamara zu ihrer Kommunion erhalten. Tamara hatte es nie abgenommen. Und ein DNA-Test nahm auch die letzten Zweifel. Bei den sterblichen Überresten handelte es sich tatsächlich um Tamara Morris. 

Die sterblichen Überreste konnten als Tamara Morris identifiziert werden.
Foto: Google 

Die Todesursache 

Die genaue Todesursache war nicht mehr feststellbar. Die Autopsie ergab keine eindeutig erkennbaren Spuren von Gewalt.Darüber hinaus konnten die Experten nicht mit Sicherheit sagen, ob Tamara Morris vor ihrem Tod misshandelt wurde. Aber die Tatsache, dass ihr BH neben ihr war, deutete darauf hin. An ihrem Körper wurden keine weiteren Spuren von Stichwunden oder Schussverletzungen gefunden. Eine Strangulation ist möglich, der Kehlkopf schien jedoch nicht beschädigt zu sein. Der Rechtsmediziner geht davon aus, dass Tamara kurz nach ihrem Verschwinden im März 2006 starb.

Die Ermittlungen 

Die Staatsanwaltschaft stuft den Tod von Tamara Morris aufgrund der Auffindesituation als Tötungsdelikt ein. Zudem hatte Tamara Morris keinen Bezug zu der Stadt Huy und der Umgebung, wo ihre Leiche gefunden wurde. Wie bereits erwähnt, wurde ein Jahr nach ihrem Verschwinden ihr Mobiltelefon mit einer neuen SIM-Karte in der Region Namur in Betrieb genommen. Der Besitzer des Mobiltelefons konnte in Andenne ausfindig gemacht werden. Er hatte das Mobiltelefon auf einem Gebrauchtmarkt in der Region gekauft. Andenne befindet sich in der Nähe von Huy. Vielleicht ist das kein Zufall.

Telefonverkehr erneut überprüft 

Nach dem Fund von Tamaras sterblichen Überresten wurde der Telefonverkehr von Tamara Morris erneut untersucht. Außer ihrem Bruder und ihrem Freund Frank rief an diesem Freitag [17. März 2006] niemand Tamara an. Der Täter muss also jemand gewesen sein, der vor ihrer Tür gestanden hat. Es wurden keine Spuren von Gewalt gefunden. Tamara muss diese Person gekannt haben, denn sie ist freiwillig mitgekommen. Das ganze Haus war in Unordnung. Sie wurde dringend wegen etwas von Zuhause weggelockt und hatte nicht vor, lange weg zu bleiben. Normalerweise verließ Tamara nie so das Haus und ihr Bett war immer gemacht. 

Die Theorien 

Der Fall Tamara Morris ist bis heute ungelöst.  Trotzdem gibt es einige Theorien in dem Fall,  auf die ich kurz näher eingehen möchte. 

1. Theorie "Frank Verbiest"

Hat Frank Verbiest etwas mit dem Tod von Tamara Morris zu tun?

Die Polizei geht davon aus, dass Tamara Morris getötet wurde. Natürlich geriet zunächst Tamaras damaliger Lebensgefährte Frank Verbiest ins Visier der Ermittler. Die meisten Tötungsdelikte werden von Personen aus dem direkten Umfeld des Opfers begangen und deshalb wurde natürlich auch Frank als möglicher Täter überprüft. Auch wenn das Vorgehen der Polizei für Frank Verbiest nachvollziehbar war, traf ihn dieser schlimme Verdacht trotzdem. Das Paar hatte keine Beziehungsprobleme. Sie hatten gerade ihren Urlaub gebucht und waren dabei, ein Haus zu bauen. Die beiden hatten ein gemeinsames Leben geplant. Frank wurde während der Ermittlungen mehrmals von der Polizei befragt und machte sogar einen Lügendetektortest. Er kooperierte zu 100 Prozent mit der Polizei. Es stellte sich doch recht schnell heraus, dass er nichts mit dem Tod von Tamara Morris zu tun hatte. Er hatte ein wasserdichtes Alibi. Als Tamaras Mobiltelefon Kontakt zum Sendemast in Linden aufnahm, war er nachweislich bei der Arbeit. Frank arbeitete jahrelang daran, Antworten in dem Fall zu finden.
Er wurde offiziell von der Liste der Verdächtigen gestrichen  

Frank suchte aktiv nach Tamara und geriet auch ins Visier der Ermittler. Er konnte als Täter ausgeschlossen werden. Ich betonte nochmals, dass Frank nichts mit dem Tod von Tamara zu tun hat. 
Foto: Google 


2. Theorie "Bekannter Täter"

Wurde Tamara Morris von jemandem ermordet, den sie kannte?

Davon geht die Polizei zumindest aus. Die Ermittler glauben, dass am Morgen ihres Verschwindens ein Bekannter bei ihr vor der Tür stand und sie aus dem Haus lockte. Untersuchungen ihres Telefonverkehrs ergaben, dass Tamara an diesem Freitag außer ihrem Bruder und Frank niemanden angerufen hatte. Dies ließ die Ermittler vermuten, dass der Täter vor ihrer Tür gestanden hatte. Es wird vermutet, dass dieser Besuch nicht geplant gewesen ist.

Es gab bei ihr zu Hause keine Hinweise darauf, dass Gewalt stattgefunden hatte, und es kann davon ausgegangen werden, dass Tamara die Person an der Tür kannte und freiwillig mit ihr ging. Nach Angaben der Ermittler hatte sie das Haus mit der Absicht verlassen, bald zurückzukehren. Schließlich war sie auch mit ihrem Lebensgefährten zum Mittagessen verabredet gewesen. Anschließend fuhr diese Person mit ihr in den Raum Lubbeek. Ihr Telefon loggte sich um 11.00 Uhr in den Mast bei Linden in der Nähe von Lubbeek ein. Vermutlich lebte Tamara Morris dort noch. Mit Sicherheit kann die Polizei dies aber nicht sagen. Die Ermittler gehen davon aus, dass anschließend etwas mit Tamara Morris passiert ist, da sie über ihr Mobiltelefon nicht mehr erreichbar und es ausgeschaltet worden war. 
 
3. Theorie "Unterschlagung von Geld"

Hat die Unterschlagung von Geld etwas mit dem Tod von Tamara Morris zu tun?

Während Tamaras Verschwinden im Jahr 2006 zog ihr Arbeitgeber vor Gericht. Aufgrund ihres Verschwindens wurden die gesamten Konten überprüft und es stellte sich heraus, dass eine große Geldsumme verschwunden war. Das Unternehmen erstattete Anzeige wegen Unterschlagung. Zwischen 2003 und 2006 soll ein Betrag von mehr als 57.000 Euro verschwunden sein. Nach Angaben des Unternehmens wurde der Großteil des Geldes auf das gemeinsame Konto von ihr und Frank eingezahlt.

Auch Tamaras Freund Frank hatte den Betrug selbst aufgedeckt. Nach Tamaras Verschwinden schaute er sich ihr Bankkonto an und konnte bestimmte Transaktionen nicht tätigen. Anschließend informierte er die Polizei. Frank selbst dachte, dass andere beteiligt gewesen sein müssten.

Die Familie vermutete, dass Tamaras Ermordung etwas mit den überwiesenen hohen Geldbeträgen zu tun hatte. Doch laut ihrer Mutter hatte sie nichts mit dem Diebstahl zu tun. Ihre Tochter glaubte immer, dass das, was jemand anderem gehörte, ferngehalten werden sollte. Sie bemerkte, dass Tamara sie einige Tage vor dem Verschwinden angerufen und gesagt hatte, sie habe große Angst. Während des Gesprächs fragte sie, ob sie vorbeikommen könne, aber ihre Mutter war zu diesem Zeitpunkt nicht zu Hause. Vielleicht hätte sie damals etwas sagen wollen, was heute ein wichtiger Beweis gewesen wäre. Niemand wird es jemals wissen.

Die Ermittlungen zur Unterschlagung wurden in die Ermittlungen zum Mord an Tamara einbezogen. Jahre sind vergangen und die belgische Polizei hat den aktuellen Stand der Dinge nie öffentlich bekannt gegeben. Am 8. Januar 2010 wurde die gerichtliche Untersuchung des Diebstahls aufgrund von Tamaras Tod eingestellt, da sie die einzige Verdächtige in dem Fall war.

4. Theorie "Ronald Janssen"

Hat Ronald Janssen etwas mit dem Tod von Tamara Morris zu tun?

Am 5. Januar 2010 wurde Ronald Janssen wegen des Doppelmordes an Shana Appeltans und Kevin Paulus aus Loksbergen verhaftet. Zwei Tage später gestand er, der Täter zu sein, und am 11. Januar 2010 gestand er auch den Mord an Annick Van Uytsel im Jahr 2007. Der Mord an Shana und Kevin ereignete sich in Loksbergen, etwa zwanzig Kilometer von Aarschot entfernt, der Heimatstadt von Tamara Morris. Der Doppelmord wies Ähnlichkeiten mit dem Tod von Tamara auf, und es wurde untersucht, ob ein Zusammenhang zwischen den Fällen bestand. Ronald Janssen gestand schließlich, einen vierten Mord an einer noch unbekannten Person begangen zu haben. Nach den Ermittlungen schloss der Ermittler aus, dass der vierte Mord an Tamara Morris begangen wurde. Ronald Janssen war mit Sicherheit nicht für ihren Tod verantwortlich. Der Serienmörder wurde im Oktober 2011 zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.

Der Serienmörder Ronald Janssen.
Foto: Google 

Fazit:

Ich gehe davon aus, dass Tamara Morris ihren Mörder kannte. Sie hat am Morgen ihres Verschwindens in Eile das Haus verlassen. Sie wurde vermutlich von dem späteren Täter zu Hause abgeholt. Ihrem Freund Frank hat sie nichts von diesen Plänen erzählt und so wie sie das Haus verlassen hat, spricht eher dafür, dass sie von dieser Person überrascht wurde und nicht mit ihm verabredet war. 

Dann fuhr Tamara Morris mit dieser Person in den Raum Lubbeek, wo sich ihr Telefon in Linden in einen Sendemast eingeloggt hat. Es ist für mich aber unklar, ob Tamara diese Fahrt freiwillig und ohne Verdacht gemacht hat, oder ob sie zu Hause in Aarschot unter Druck gesetzt wurde, ins Fahrzeug einzusteigen. 

Es ist auch unklar, ob Tamara noch lebte, als ihr Telefon sich in Linden eingeloggt hat. Ich gehe aber davon aus, dass sie zu diesem Zeitpunkt noch gelebt hat. Zumindest war dies das letzte Handysignal von ihr. Warum sie gerade in diese Region fuhr und mit wem sie unterwegs gewesen ist, konnte bisher nicht geklärt werden. Kurze Zeit später muss Tamara Morris getötet und im Wald von Forkechamps in Tinlot verscharrt worden sein. Es ist unklar, ob der Fundort auch der Tatort ist. Die Ermittler schließen dies aufgrund der Auffindesituation nicht aus. 

Der Täter oder jemand anderer hat im Mai 2006 das Portemonnaie von Tamara in der Nähe von Chartreuzeberg in Holsbeek abgelegt. Das Mobiltelefon wurde in der Region Namur ein Jahr nach ihrem Verschwinden in Betrieb genommen und konnte in Andenne ausfindig gemacht werden. Der neue Besitzer hatte nichts damit zu tun. Wo das Mobiltelefon von Tamara Morris gefunden wurde und durch viele Hände es gegangen ist, konnte nicht beantwortet werden.

Es steht außer Frage, dass der Täter einen regionalen Bezug hatte und sich gut in der Gegend auskannte. Es ist für mich nicht ersichtlich, warum Tamara Morris getötet wurde. 

Es wurde vermutet, dass die Unterschlagung von Geld etwas mit dem Verschwinden und Tod von Tamara zu tun hatte. Die Polizei schließt das aus, da keine weiteren Personen ermittelt werden konnten, die in die Sache verwickelt waren.

Ich möchte darauf hinweisen, dass Tamara von jemanden oder vor irgendwas Angst hatte. Vielleicht hatte ihre Angst mit der Unterschlagung des Geldes zu tun, aber ich schließe das eher aus, da noch niemand in ihrer Firma auch nur etwas von einer möglichen Unterschlagung vermutet oder gewusst hat. Ich denke, dass es noch etwas anderes in ihrem Leben gab, von dem wahrscheinlich nur sie und der Täter wussten. Sie wollte kurz vor ihrem Verschwinden unbedingt mit ihrer Mutter sprechen und ihr etwas erzählen, was ihr zu schaffen gemacht hat. Möglicherweise war dies auch der Grund, warum Tamara Morris zum Schweigen gebracht werden mußte. Es könnte sein, dass diese Person möglicherweise am Tag ihres Verschwindens davon erfahren hat, dass Tamara ihr Wissen nicht mehr für sich behalten kann und will. Und deshalb musste die Person handeln. Dieses Geheimnis muss etwas schwerwiegendes gewesen sein und die andere Person fühlte sich bedroht. Das sind natürlich nur Spekulationen, aber das ist für mich, die plausibelste Erklärung für den Mord an Tamara Morris. Ich bin aber auch offen für andere Theorien. 

Ich hoffe sehr, dass dieser Fall aufgeklärt wird und wir die Wahrheit und die Beweggründe für diesen Mord erfahren werden.

Die Nachwirkungen 

Der Mord ist nun als 15 Jahre her, seit Tamara tot ist. Frank Verbiest hat sich nun ein neues Leben aufgebaut. Er wohnt nicht mehr an ihrem früheren Wohnort. Dennoch beobachtet er die Ermittlungen weiterhin genau. Er schaut sich jedes Jahr die Akte an und hofft, dass ein neues Element auftaucht, damit der Fall doch noch aufgeklärt werden kann und die Familie von Tamara und er endlich Antworten bekommen. Da es sich aber um ein laufendes gerichtliches Ermittlungsverfahren handelt, bei dem noch Ermittlungen durchgeführt werden, ist die Auskunftslage der Staatsanwaltschaft jedoch sehr dürftig. Und man darf nicht vergessen, dass es da draußen immer noch jemanden gibt, der für den Mord an Tamara verantwortlich ist. Die Familie von Tamara und auch Frank wissen immer noch nicht, warum sie sterben musste. Er musste irgendwann sein Leben neu ordnen und weitermachen, was verständlich ist.

Und so gibt es nach all den Jahren immer noch keine Lösung für den Mord an Tamara Morris. Ihre Angehörigen versuchen immer noch, Antworten zu finden und gleichzeitig ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen, was nicht einfach ist.

Die belgische Polizei gibt an, den Fall noch zu untersuchen. Alle hoffen, dass es da draußen jemanden gibt, der mehr über das Verbrechen weiß und bereit ist, endlich sein Schweigen zu brechen.

Aktuelle Einstufung des Falls 

Der Tod von Tamara Morris wurde von der Polizei als Tötungsdelikt eingestuft, aufgrund der Auffindesituation und des Leichenfundortes, da Tamara keinen Bezug zur Umgebung hatte. Die Polizei glaubt, dass es wahrscheinlich Personen gibt, die mehr wissen, aber noch nicht ihr Wissen der Polizei offenbart haben.

Fragen der Ermittler:
  1. Wer hat Tamara Morris am Morgen des 17. März 2006 beim Verlassen ihres Hauses in Aarschot gesehen?
  2. Wer hat am Morgen des 17. März 2006 Tamara Morris in Aarschot dabei beobachtet, wie sie von jemandem abgeholt wurde? Wer kann diese Person beschreiben?
  3. Wer hat Tamara Morris am Morgen des 17. März 2009 dabei beobachtet, wie sie bei ihrem Haus in Aarschot in ein Fahrzeug gestiegen ist? Wer kann den Fahrer oder das Fahrzeug beschreiben?
  4. Wer hat Tamara Morris am Morgen des 17. März 2006 in einem Fahrzeug zwischen Aarschot und Linden in der Provinz Flämisch-Brabant gesehen?
  5. Wer weiß, wo Tamara Morris und ihre Begleitung am Morgen des 17. März 2006 hin wollten? Ihr Mobiltelefon war das letzte Mal um 11.00 Uhr in einem Sendemast in Linden eingeloggt.
  6. Wer weiß, mit wem Tamara Morris am Morgen des 17. März 2006 zusammen unterwegs war?
  7. Wer kennt die genauen Umstände und Hintergründe ihres Verschwindens und ihres Todes?
  8. Wer weiß, wer für den Tod von Tamara Morris verantwortlich gewesen sein könnte?
  9. Wer weiß, vor wem oder vor was Tamara Morris Angst hatte? 
  10. Wer hat Gerüchte über den Fall gehört?
  11. Wer hat am 17. März 2006 oder kurz danach im Wald von Forkechamps in Tinlot eine verdächtige Person oder ein verdächtiges Fahrzeug wahrgenommen?
  12. Wer hat im Mai 2006 eine verdächtige Person oder ein verdächtiges Fahrzeug im Wald in der Nähe von Chartreuzeberg in Holsbeek wahrgenommen, wo dann ihr blaues Portemonnaie gefunden wurde?
  13. Wer hat das Mobiltelefon von Tamara Morris gefunden und es dann verkauft? Wann und wo wurde das Mobiltelefon gefunden?
  14. Wer kannte Tamara Morris und hatte im Jahr 2006 Kontakt zu ihr?
  15. Wer hat andere Beobachtungen gemacht, die mit dem Verschwinden und dem Tod von Tamara Morris in Zusammenhang stehen könnten?
  16. Wer hat sonstige Informationen zu diesem Fall?

Wenn Sie Informationen zu diesem Fall haben, dann wenden Sie sich bitte an die belgische Polizei unter der Rufnummer 0800 30300.

Wenn Sie aus dem Ausland anrufen wollen, dann wählen Sie bitte die Rufnummer 0032 255 444 88.

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