POLEN: Vermisst Sebastian Sierpiński (2021)

Das Verschwinden von Sebastian Sierpiński

Was ist mit Sebastian Sierpiński passiert?


Im heutigen Beitrag geht es um einen polnischen Vermisstenfall [Missing Cold Case] aus dem Jahr 2021. Der Fall ereignete sich in der Nähe von Wirówek in der Woiwodschaft Westpommern, Polen. Bis heute sind die Umstände des Verschwindens von Sebastian Sierpiński völlig rätselhaft. Die polnischen Strafverfolgungsbehörden ist es nicht gelungen, den Verbleib von Sebastian Sierpiński aufzuklären.

Das Verschwinden von Sebastian Sierpiński ist seit August 2021 ungeklärt. Was ist tatsächlich mit Sebastian Sierpiński passiert?
Foto: Google 

Der Fall Sebastian Sierpiński

Sebastian Sierpiński wurde 1995 in Dębno als Sohn von Krzysztof und Krystyna Sierpińska geboren.[Anm. Dębno (deutsch Neudamm) ist eine kleine Stadt im Powiat Myśliborski (Kreis Soldin) der Woiwodschaft Westpommern. Dębno hat etwa 13.000 Einwohner.] Sebastian hat noch einen jüngeren Bruder.

Auswanderung nach Skandinavien 

Die Familie Sierpiński wanderte nach Skandinavien aus und lebte seit 2010 gemeinsam in Norwegen.
Die Sierpińskis zogen nach Skandinavien, um Geld zu verdienen. Zuerst ging Krzysztof Sierpiński nach Skandinavien und nach zwei Jahren [im Jahr 2010] kam Krystyna mit den zwei Kindern nach. Sebastian gewöhnte sich schnell an den neuen Ort. Er besuchte eine norwegische Schule und lernte schnell die Sprache.

Rückkehr nach Polen  

Die Familie Sierpiński liebte das Leben in Norwegen. Natürlich vermissten sie ihr Heimatland Polen sehr, aber für Krzysztof und Krystyna Sierpińska war eine Rückkehr nach Polen keine Option, für Sebastian Sierpiński aber schon. Nach sechs Jahren in Norwegen beschloss er, anderswo seinen Platz zu suchen. Er lebte und arbeitete eine Zeit lang in den Niederlanden und später auch in Deutschland. Schließlich kehrte er im Jahr 2021 nach Polen zurück. Er ließ sich in Gryfino in der Nähe von Stettin nieder und wollte sich dort ein neues Leben aufbauen. Seine Heimatstadt Dębno ist gut 70 km von Gryfino entfernt, aber Sebastian störte das nicht.
[Anm. Gryfino (deutsch Greifenhagen, niederdeutsch Gripenhagen) ist die Kreisstadt des polnischen Powiats Gryfino mit etwa 20.000 Einwohnern und Amtssitz der gleichnamigen Stadt- und Landgemeinde in der Woiwodschaft Westpommern. Die Stadt liegt im äußersten Westen der Woiwodschaft Westpommern in Hinterpommern an der Ostoder (Reglitz), dem östlichen Mündungsarm der Oder. Sie gehört zum Einzugsgebiet von Stettin, dessen Zentrum in knapp 20 Kilometern nördlicher Richtung zu erreichen ist. Gryfino liegt an der Bahnlinie Stettin-Küstrin. Zum drei Kilometer entfernten deutschen Nachbarort Mescherin gibt es einen Grenzübergang, der auch mit Kraftfahrzeugen passiert werden kann.]

Sebastian Sierpiński hatte sich in Gryfino niedergelassen und lebte dort in einer Mietwohnung. Seine Heimatstadt Dębno ist über 70 Kilometer von Gryfino entfernt, aber dies machte Sebastian nichts aus.
Foto: Google Maps 

Arbeit in einem landwirtschaftlich Betrieb 

Sobald er in Gryfino ankam und sich eingelebt hatte, konnte man nur noch seine Begeisterung über diesen Ort hören. Er sagte, dass es dort so schön wäre. Er fand auch schnell einen neuen Arbeitsplatz und die Arbeit machte ihm Spaß. Sebastian Sierpiński war als Lieferant auf einem Bauernhof in Wirówek beschäftigt und erledigte auch Arbeiten auf dem Hof. Bei seiner Arbeit kann er Auto fahren und mit seinem Chef verstand er sich auch sehr gut. Noch mehr freute er sich, dass er sich später um neu gebaute Wohnungen kümmern sollte und eine der neugebauten Wohnungen für ihn bestimmt war. Sebastian war glücklich und zufrieden mit seinem neuen Leben und hatte auch bald eine neue Freundin. In dieses Mädchen war Sebastian sehr verliebt. 

Der Ortseingang von Wirówek. Überall in der Umgebung befinden sich viele Maisfelder. 
Foto: Google 

Sebastian Sierpiński arbeitete im August 2021 in einem landwirtschaftlichen Betrieb in Wirówek in der Woiwodschaft Westpommern.
Foto: Google Maps 

Ein ganz normaler Arbeitstag

Der 14. August 2021 [Samstag] war für Sebastian Sierpiński ein ganz normaler Arbeitstag. Den ganzen Tag war nichts Außergewöhnliches passiert. Am Abend machten Sebastian und sein Chef Krystian sich gemeinsam mit dem Auto auf den Weg zum Hof, um dort zu überprüfen, ob alles in Ordnung war. Danach wollte Sebastian Sierpiński Feierabend machen und in seine Wohnung fahren.

Zunächst verlief der 14. August 2021 ganz normal, aber plötzlich fand [angeblich] eine Verhaltensveränderung bei Sebastian statt. Das zumindest sagt sein Vorgesetzter.
Foto: Privat 

Kurz vor dem Verschwinden

Zunächst war auf der Fahrt Richtung Hof noch alles normal, doch dann fing Sebastian an, sich plötzlich seltsam zu verhalten. Sebastian sah sich immer wieder hektisch um und überprüfte, ob ihnen jemand folgte. Es kam Krystian so vor, als hätte Sebastian vor etwas oder jemandem Angst. Dann schaute Sebastian den Autofahrer stechenden Blick an, dass der andere Fahrer sein Tempo verlangsamte, da ihn dieses seltsame Verhalten wohl beunruhigte. Sebastians Chef Krystian erinnerte sich später an den entsetzten Blick des Autofahrers. Sebastian Sierpiński nutzte diese Situation aus, schließlich fuhr er das größere Fahrzeug.

Das Verschwinden 

Plötzlich änderte sich das Verhalten wieder von Sebastian. Er hielt das Fahrzeug abrupt an, öffnete die Tür und rannte tief in das Maisfeld hinein, das sich direkt an die Straße grenzte, auf der Sebastian und Krystian fuhren. Dieser seltsame Vorfall ereignete sich gegen 21.00 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt ging die Sonne gerade unter.

In dieses Maisfeld soll Sebastian Sierpiński gerannt sein. Dieses Maisfeld ist noch ein gutes Stück vom eigentlichen Ziel Wirówek entfernt.
Foto: Google Maps 

Krystian suchte nach Sebastian

Der Vorgesetzte von Sebastian stieg aus dem Fahrzeug aus und suchte laut Berichten zufolge eine gute halbe Stunde nach seinem Mitarbeiter. Da keine Reaktion von Sebastian Sierpiński erfolgte, kehrte der Chef schließlich alleine zurück zum Hof zurück.

Persönliche Dokumente und Gegenstände zurückgelassen

Ich möchte anmerken, dass Sebastian weder seine persönlichen Dokumente noch seine Brieftasche mitgenommen hat. Diese Dinge ließ er im Fahrzeug zurück. Laut einigen Quellen zufolge wurde im Fahrzeug auch sein Mobiltelefon gefunden. Anderen Quellen zufolge hat Sebastian das Mobiltelefon mitgenommen. Jedenfalls war das Mobiltelefon inaktiv. Wahrscheinlich war der Akku nach einem Tag einfach leer oder es wurde ausgeschaltet. Sebastian hatte aber die Schlüssel zu seiner Wohnung bei sich.

Familie konnte Sebastian nicht erreichen

Obwohl Sebastian und seine Eltern in verschiedenen Ländern lebten, hatten alle ein gutes Verhältnis zueinander. Die Eltern telefonierten jeden Tag mit ihrem Sohn. Am 15. August 2021 [Sonntag] versuchten Krzysztof und Krystyna Sierpińska ihren Sohn den ganzen Tag telefonisch zu erreichen, doch Sebastian nahm keinen ihrer Anrufe entgegen. Das beunruhigte die Eltern zunehmend immer mehr und am Abend gerieten sie in Panik, da es ihnen nicht gelang, Sebastian zu erreichen. Dieses Verhalten passte überhaupt nicht zu ihm. Obwohl sie sich große Sorgen machten, wollten sie erst einmal abwarten, schließlich war Sebastian erwachsen und vielleicht war er einfach unterwegs oder hatte viel zu tun.

Die Eltern von Sebastian Sierpiński konnten ihn tagelang nicht erreichen. Auch bei der Arbeit war Sebastian nicht mehr aufgetaucht. 
Foto: Privat 

Mutter rief bei Sebastians Vorgesetzten an

Die Eltern versuchten auch die nächsten drei Tage Sebastian zu erreichen, aber mittlerweile wurden sie sofort zur Mailbox weitergeleitet.
Mutter Krystyna Sierpińska war mittlerweile in großer Sorge und Panik, dass sie nicht lange zögerte und am Dienstag bei Sebastians Vorgesetzten Krystian anrief. Aber was sie hörte, war nicht das, was sie erwartet hatte. Sebastians Vorgesetzter erzählte seinen Eltern von dem sehr seltsamen und schockierenden Ereignis. Er erzählte den Eltern, dass Sebastian plötzlich aus dem Auto sprang und dann im Maisfeld verschwand. Krystian sagte, dass er eigentlich sie schon lange kontaktieren wollte, aber er nicht wusste, wie er die Geschichte erklären sollte. Als Krystyna Sierpińska die seltsame Geschichte von Sebastians Chef hörte, machte sie sich noch mehr Sorgen. Krystyna Sierpińska hatte dunkle Vorahnungen und rechnete mit dem Schlimmsten, weil die ganze Situation so absurd und unerklärlich war.

Krystyna Sierpińska erfuhr von Sebastians Verschwinden von seinem Vorgesetzten Krystian.
Foto: Google 

Nicht als vermisst gemeldet

Obwohl seit dem Vorfall bereits drei Tage vergangen waren und Sebastian nicht wieder auf der Arbeit aufgetaucht war, hatte der Chef von Sebastian ihn weder bei der Polizei als vermisst gemeldet noch seine Eltern informiert. Krystian schwor, dass er auf die Rückkehr des Jungen gewartet und ihn auch mehrfach angerufen hatte. Er rief auch draußen immer wieder nach Sebastian, aber es erfolgte keine Reaktion. Er dachte, dass Sebastian einen Witz mache und er die Sache deshalb nicht besonders ernst nahm. Krystyna sagte später, dass Krystian die ganze Sache nicht besonders ernst nahm und deshalb auch keine weiteren Schritte erfolgt sind.

Bei der Polizei als vermisst gemeldet

Krystyna Sierpińska überredete Sebastians Chef, ihren Sohn bei der Polizei offiziell als vermisst zu melden. Dann fiel auch die Entscheidung der Eltern, sofort nach Polen zu reisen. Krzysztof und Krystyna Sierpińska machten sich noch am selben Tag [Dienstag] von Norwegen auf den Weg nach Polen. Sie erreichten Gryfino am nächsten Tag gegen Mittag. Die ganze Zeit über fragten sie sich, was nur mit ihrem Sohn passiert war?


Die Suche

Vier Tage nachdem Sebastian [angeblich] spurlos in dem Maisfeld verschwunden war, wurde intensiv nach Sebastian gesucht. Die Polizei hatte eine groß angelegte Suche organisiert, koordiniert und durchgeführt.
Neben Polizei und Angehörigen beteiligten sich auch Freiwillige an der Suche. Die Suche wurde auch von verschiedenen Gruppen unterstützt, die sich auf die Suche nach vermissten Personen spezialisiert haben. Die Gryfino Rescue Association stellte der Familie Sierpiński eine spezielle Anwendung zur Verfügung, mit der bereits überprüfte Orte auf der Karte markiert werden können und man einfach eine bessere Übersicht über die bereits durchsuchten Gebiete hatte. Auch Drohnen wurden bei der Suche eingesetzt.

Das letzte Mal lebend gesehen 

Die Familie Sierpiński begab sich zusammen mit der Polizei und Sebastians Chef zu dem Ort, an dem ihr Sohn zuletzt lebend gesehen wurde. Dieses Maisfeld liegt in einem kleinen Dorf etwa 15 Autominuten von Gryfino entfernt und in der Nähe des Dorfes Wirówek. Es gibt dort in der Gegend viele Maisfelder. Eine Straße verläuft durch das Dorf und es gibt dort ein paar Häuser. Felder, Wälder, Sümpfe und Seen sind um sie herum verstreut. Die Gegend ist vorwiegend landwirtschaftlich geprägt. Die Eltern und die Polizei durchkämmten das Maisfeld, in das Sebastian lief. Krzysztof und Krystyna Sierpińska haben jeden Zentimeter dieses Feldes abgesucht. Weitere Maisfelder in der Umgebung wurden mit Infrarotdrohnen überprüft. Allerdings wurde nirgendwo eine Spur von dem 26-jährigen Sebastian Sierpiński gefunden. Auch Leichenspürhunde wurden bei der Suche eingesetzt, die aber auch auf die Suche nach vermissten Personen spezialisiert sind. Sie folgen einem individuellen Duft. Neben der natürlichen Fähigkeit, einen bestimmten menschlichen Duft zu unterscheiden, verfügen sie auch über die Fähigkeit, die Spur einer vermissten oder gesuchten Person zu folgen. Sie können unterscheiden, welche Spur frisch oder älter ist. Aber auch der Einsatz mit den Hunden brachte die Polizei nicht weiter. Leider folgte keiner der Hunde einer Spur. Später wurden weitere Hunde geholt und jedes Mal erhielt die Polizei das gleiche Ergebnis. Die Hunde waren keiner Spur gefolgt.

Hier wurde Sebastian Sierpiński, laut seinem Chef zufolge, das letzte Mal lebend gesehen. Man kann auf dem Bild gut erkennen, dass sich jeweils links und rechts Maisfelder befinden. Die ganze Umgebung sieht ähnlich aus.
Foto: Google Maps 

Der Strohhut 

Genau einen Monat nach dem Verschwinden des Mannes, also am 14. September 2021, wurde eine interessante Entdeckung gemacht. Ein Strohhut wurde gefunden. Es ähnelte dem Hut, den Sebastian oft trug. Der Hut wurde einige hundert Meter von einem Maisfeld entfernt hinter dem Bauernhof entdeckt, auf dem Sebastian Sierpiński arbeitete. Dies ließ viele Zweifel an der Wahrhaftigkeit der Worte des Vorgesetzten aufkommen. Dieser Ort war weit von dem Maisfeld entfernt, in das Sebastian gerannt sein soll. Es ist jedoch bekannt, dass der 26-jährige Sebastian Sierpiński während der seltsamen Autofahrt eine Kopfbedeckung trug. Es ist aber unklar, ob Sebastian eine Mütze oder einen Strohhut getragen hat.
Rätselhaft war auch, dass sich der Strohhut in einem verdächtig guten Zustand befand. Es könnte also ein unlustiger Scherz oder ein Versuch gewesen sein, die Ermittler zu verwirren.

Aus diesem Foto, das sein Chef am Tag seines Verschwindens aufgenommen hat, geht jedoch hervor, dass er einen Hut trug, der identisch aussieht wie der später gefundene Strohhut. 
Foto: Privat 

Die Theorien 

Ich möchte nun kurz auf die Theorien in diesem Fall eingehen.

1. Theorie "Eifersüchtiger Partner"

Hat der eifersüchtige Partner einer jungen Frau etwas mit dem Verschwinden von Sebastian Sierpiński zu tun?

Die Ermittler hielten den jungen Mann zunächst für einen potenziellen Verdächtigen in diesem Fall. Die Ermittler erhielten mehrere Hinweise auf ein Ereignis, das sich im Juni 2021 abgespielt hat und der junge Mann und Sebastian involviert waren. Wie bereits erwähnt, hat sich das Ereignis im Juni 2021, nur zwei Monate vor dem Verschwinden von Sebastian Sierpiński, ereignet.
Sebastian hatte begonnen, mit einer jungen Frau zu flirten, die jedoch mit einem anderen Mann liiert war. Der eifersüchtige Partner warnte Sebastian Sierpiński, seine Freundin in Ruhe zu lassen. Sebastian nahm sich diese Worte jedoch nicht zu Herzen. Dies führte zu einer Schlägerei zwischen den beiden Rivalen.

Durch diese Schlägerei erlitt Sebastian Sierpiński Gesichtsverletzungen. Am schmerzhaftesten war jedoch angeblich der männliche Stolz. Sebastian Sierpiński beschloss, die Angelegenheit nicht der Polizei zu melden. Überraschenderweise führte die ganze Situation nicht dazu, dass der 26-jährige Sebastian Sierpiński das Interesse an dem vielbeschäftigten Mädchen verlor. Aus diesem Grund soll ihr Freund ihn mehrmals bedroht haben. Nach dem mysteriösen Verschwinden interessierten sich die Ermittler für diesen jungen Mann. 

Es gelang den Ermittlern, den Mann zu erreichen, der den vermissten Sebastian Sierpiński geschlagen hatte. Sie hielten ihn für den Hauptverdächtigen. Dieser Mann bestätigte, dass ein solches Ereignis tatsächlich stattgefunden hat. Er gab jedoch zu, Sebastian Sierpiński zuletzt am Tag der Prügelei gesehen zu haben. Zum Zeitpunkt seines Verschwindens sollte er sich bei seiner Partnerin im Haus aufgehalten haben. Die Ermittler schlossen schließlich eine Verbindung zwischen ihm und dem Fall aus. Später verliebte Sebastian sich in ein anderes Mädchen. Mit diesem Mädchen war er zum Zeitpunkt seines Verschwindens zusammen.

2. Theorie "Chef Krystian"

Hat Chef Krystian etwas mit dem Verschwinden von Sebastian Sierpiński zu tun?

Das glauben viele Leute in diversen Internetforen. Sie glauben nicht an die Geschichte, die Sebastians Chef verbreitet hat. Es wurde schließlich nicht eine einzige Spur von Sebastian Sierpiński an dem Ort gefunden, wo Sebastian [angeblich] das letzte Mal lebend gesehen wurde. Auch woanders konnte keine Spur von Sebastian gefunden werden. Die Leute glauben deshalb, dass Sebastians Chef möglicherweise nicht die Wahrheit erzählt hat.

3. Theorie "Psychische Erkrankung oder psychotische Episode"

Hat Sebastians Verschwinden etwas mit einer psychischen Erkrankung oder mit einer psychotischen Episode zu tun?

Auch diese Möglichkeit wurde von den Ermittlern in Betracht gezogen. Es wäre durchaus möglich, dass Sebastian zum Zeitpunkt seines Verschwindens an einer psychischen Erkrankung oder an einer psychotischen Episode litt. Das würde auch sein seltsames Verhalten kurz vor seinem Verschwinden erklären, sofern diese Geschichte auch tatsächlich stimmt. Sein seltsames Verhalten und sein plötzliches Verschwinden könnte beispielsweise auch auf eine Panikattacke zurückzuführen sein. Eine andere Erklärung könnte schließlich eine Hirnschädigung nach den Schlägen im Juni 2021 sein.

Fazit:

Ich kann keine der drei Möglichkeiten komplett ausschließen, alles könnte möglich sein. In diesen mittlerweile fast zwei Jahren gibt es verschiedene Hypothesen, was mit Sebastian Sierpiński passiert sein könnte. Und auch ich habe mich mit den verschiedenen Möglichkeiten beschäftigt. Ich bin hin und her gerissen. Mal lege ich mich auf eine Möglichkeit fest und schmeiße ich am nächsten Tag schon wieder über den Haufen. Eigentlich kann man nichts ausschließen. Einerseits ist es theoretisch möglich, dass Hunde nicht immer der Spur folgen, andererseits gibt es Anlass zum Nachdenken, weil dort viele verschiedene Hunde waren und keiner der Hunde eine Spur von Sebastian folgen konnte. Daher bin ich nicht wirklich überzeugt von der Geschichte von Sebastians Chef. Ich persönlich glaube, wenn es dort eine Spur von Sebastian Sierpiński gab, dann hätte sie einen Hund gefunden. Oder?

Ich frage mich, warum Sebastian plötzlich aus dem Auto springen und ins Maisfeld rennen sollte? Kurz vor dem Vorfall rief er seine Freundin an, um sie von seiner baldigen Rückkehr nach Hause zu informieren. Sebastian hatte auch ein Videogespräch mit seinem Freund. Dieser teilte den Eltern des Jungen mit, dass er während des Anrufs bemerkt habe, dass Sebastian ein Fahrzeug lenkte. Die Sierpińskis versuchten, diese Angelegenheit mit dem Chef ihres Sohnes zu klären. Er behauptete, dass das Videogespräch früher stattgefunden habe. 

Das sind nicht die einzigen Zweifel der Eltern des mittlerweile vermissten 28-jährigen Sebastian Sierpiński. Warum fuhr Sebastian nicht alleine nach Hause? Warum fuhr ihn sein Chef, der in der Nähe wohnte? Wie ist es möglich, dass keine Habseligkeiten der vermissten Person gefunden wurden? Er hatte einen Strohhut auf dem Kopf und Hausschuhe an den Füßen. Trotz vieler Fragezeichen entschied die Polizei, dass die Darstellung von Sebastians Vorgesetzten über sein Verschwinden glaubwürdig sei.

Viele Internetnutzer haben Zweifel an der Darstellung von Sebastians Chef und gehen davon aus, dass der Chef des Mannes etwas mit dem Verschwinden zu tun hatte. Einerseits erscheint die Geschichte, die er erzählte, völlig absurd. Ich denke, es wäre schwierig, sich so etwas auszudenken. Andererseits ist die mangelnde Reaktion des Chefs auf solch eigenartiges Verhalten seines Mitarbeiters sehr verdächtig. Er benachrichtigte weder seine Familie noch die Polizei, obwohl er es hätte tun sollen.

Ich kann auch eine psychische Erkrankung oder eine psychotische Episode ausschließen. Ich musste sofort an das Verschwinden von Lars Mittank denken, als ich mich mit den verschiedenen Möglichkeiten beschäftigt habe. 
Auch er wurde kurz vor seinem Verschwinden geschlagen, benahm sich dann seltsam und flüchtete schließlich panisch vom Flughafen in ein angrenzendes Sonnenblumenfeld. Viele gehen davon aus, dass die Ursache lediglich neurologische Schäden oder psychische Störungen waren. 

Hoffentlich erfahren wir eines Tages die Wahrheit. Seit Sebastians Verschwinden sind weniger als zwei Jahre vergangen. Es besteht also die Möglichkeit, dass der Mann lebend gefunden wird. Zumindest glauben das seine Verwandten.

Beschreibung von Sebastian Sierpiński 
  • Sebastian Sierpiński wurde im Jahr 1995 in Dębno in der Woiwodschaft Westpommern [Polen] geboren.
  • Sebastian Sierpiński gilt seit dem 14. August 2021 als vermisst.
  • Er rannte am Abend des 14. August 2021 gegen 21.00 Uhr in ein Maisfeld, das etwa 15 Autominuten vom Dorf Wirówek entfernt ist. Seitdem fehlt jede Spur von ihm.
  • Zum Zeitpunkt seines Verschwindens war Sebastian Sierpiński 26 Jahre alt und lebte in Gryfino in der Woiwodschaft Westpommern.
  • Zum Zeitpunkt seines Verschwindens trug Sebastian Sierpiński ein schwarzes T-Shirt, schwarze Shorts und wahrscheinlich einen Strohhut. 
  • Sebastian Sierpiński hatte zum Zeitpunkt seines Verschwindens seine Wohnungsschlüssel bei sich. Es ist unklar, ob er sein Mobiltelefon dabei hatte. [Anm. Die Quellen widersprechen sich in diesem Punkt.] Zumindest war sein Mobiltelefon nach seinem Verschwinden noch kurze Zeit aktiv.
  • Bevor es zu den dramatischen Ereignissen kam, unterhielt sich Sebastian 20 Minuten zuvor mit seiner Freundin. Er verhielt sich normal. Sie planten gemeinsam einen Ausflug ans Meer. 
  • Die letzte Person, die ihn sah, war sein Arbeitgeber, mit dem er im Auto unterwegs war.
Was ist mit Sebastian Sierpiński passiert?
Foto: Privat 

Erneute Suchmaßnahmen 

Vor einem Monat, am 13. Juni 2023, führte die Polizei erneute Suchmaßnahmen in der Nähe des Dorfes Mielenko Gryfińskie durch. Ermittler durchsuchten die Sümpfe in der Nähe des Ortes, an dem Sebastian verschwand. Die Aktivitäten wurden zwei Tage lang durchgeführt. Von der Suchaktion erfuhren Sebastians Eltern erst aus den Medien. Die Polizei informierte die Familie des Vermissten nicht über die geplanten Maßnahmen. Wie sich herausstellte, war dies nicht die erste derartige Situation. Krystyna Sierpińska sagte:

"Es war ein großer Schock für uns. Umso mehr, als wir von der Polizei nicht darüber informiert wurden, dass so etwas passieren würde. Wenn ich von Zeit zu Zeit versuche herauszufinden, was los ist, stelle ich nach einiger Zeit fest, dass es verschiedene Aktionen gab, von denen uns die Polizei nichts erzählt hat."

Die erneute Suchaktion der Polizei ergab keine Spuren des vermissten Sebastian Sierpiński. Die Eltern von Sebastian Sierpinski hoffen, dass dies nicht die letzten Aktionen der Polizei sind. Bisher wurde Sebastians Leiche trotz der Suche in den umliegenden Feuchtgebieten und am Wełtyńskie-See nicht gefunden. Wenn der Mann nicht ertrunken ist, was hätte mit ihm passieren können?

Nach Angaben seiner Eltern hatte Sebastian keine ernsthaften Probleme. Nach seinem Umzug nach Polen begann er, sein Leben zu ordnen. Er war mit seinem neuen Job zufrieden und er war verliebt.

Die Nachwirkungen 

Die Eltern versuchten alles, um Sebastian Sierpiński zu finden. Sie haben sogar mehrere Hellseher eingesetzt. Jeder sagte etwas anderes. Einer sagte, dass Sebastian tot sei. Ein anderer Hellseher sagte, dass er nach Westen geflohen sei. Ein anderes Medium sagte, dass Sebastian irgendwo festgehalten werde. Ein anderer Hellseher sagte, dass Sebastian Zeit brauchte und bald zurück sein würde. 

Sebastians Eltern bitten alle um Hilfe, die bei der Suche nach ihrem Sohn helfen können, indem sie der Polizei alle Informationen zur Verfügung stellen, die zur Aufklärung des Rätsels beitragen könnten, aber auch indem sie Informationen über die Suche nach dem 26-Jährigen verbreiten.

Die Belohnung 
Für Informationen wurde eine Belohnung von 20.000 PLN ausgelobt,  die zur Auffindung von Sebastian Sierpiński oder zur Aufklärung des Rätsels beitragen könnten.

[Anm. 20.000 PLN sind umgerechnet 4.496 Euro.]

Aktuelle Einstufung des Falls 

Sebastian Sierpiński wurde als vermisste und gefährdete Person eingestuft. Die Polizei ermittelt aktuell wieder aktiv in dem Fall. Die Akte wurde nie geschlossen. Die Ermittler sind auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen.

Wenn Sebastian Sierpiński noch lebt, ist er mittlerweile 28 Jahre alt.

Fragen der Ermittler:
  1. Wer hat Sebastian Sierpiński am Abend des 14. August 2021 nach 21.00 Uhr noch einmal gesehen oder gesprochen?
  2. Wer hat Sebastian Sierpiński nach dem 14. August 2021 noch einmal gesehen?
  3. Wer weiß, wer oder was für das Verschwinden von Sebastian Sierpiński verantwortlich gewesen sein könnte?
  4. Wer kennt die genauen Umstände und Hintergründe seines Verschwindens?
  5. Wer hat im Juli/August 2021 Kontakt zu Sebastian Sierpiński und kann etwas zu seinem Umfeld, seinen Kontakten und zu seinen Gewohnheiten sagen?
  6. Wer hat im Juli/August 2021 Kontakt zu Sebastian Sierpiński und kann etwas zu seiner psychischen Verfassung sagen?
  7. Wer hat andere Beobachtungen gemacht, die mit dem Verschwinden von Sebastian Sierpiński in Zusammenhang stehen könnten?
  8. Wer kennt den derzeitigen Aufenthaltsort von Sebastian Sierpiński?
  9. Wer hat sonstige Informationen zu diesem Fall?

Wer Informationen zu diesem Fall hat, wird gebeten, sich bei den polnischen Strafverfolgungsbehörden unter der Rufnummer +48 47 782 35 51 in Verbindung zu setzen.

Kommentare

  1. Dieser Fall erinnert mich an die sog. Missing 411 Fälle. Die Art und Weise des Verschwindens (sollte die Aussage des Chefs der Wahrheit entsprechen) , sein Verhalten vorher und die vergebliche suche mit den Suchhunden weisen Parallelen auf.

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  2. Dem Posting von "Anonym" vom 21.07.23 schließe ich mich an. Nach 8 Jahren intensiver Recherchen zeigt sichmir auch hier wieder sehr deutlich das bekannte Muster/ Szenario, das bei so vielen abnormen Vermißtenfällen aufscheint.
    Folgend eine Aufzählung entlang der berichteten Fakten:
    1. ein gewisser Streß-Level (neuer Job, neue Freundin etc.), wie er sehr oft im Vorfeld solcher Vermissungen besteht,
    2. Telefonat (hier: mit Freundin) kurz vor dem Verschwinden,
    3. plötzlich "seltsames" bzw. paranoisches Verhalten des Opfers,
    4. das abrupte, scheinbar völlig unmotivierte Verlassen des Fahrzeugs und das fluchtartige Wegrennen, notabene: in ein Maisfeld (Maisfelder tauchen in solchen Fällen als "Verschwindensort" auffallend häufig auf),
    5 Gewässernähe (Feuchtgebiete und ein See im Umfeld des Vermissungsorts)
    6. Zurücklassen persönlicher Gegenstände,
    7. (kurzzeitige) Aktivität des Handys unmittelbar nach dem Verschwinden,
    8. nicht vorhandene oder aber nicht verfolgbare Fährte(n) bei der Spürhund-Suche,
    9. der später entdeckte, merkwürdig guterhaltene Strohhut
    - und 10. die schiere Unauffindbarkeit des Opfers (die ja an sich schon eine Anomalie darstellt).
    Noch eine Anmerkung: Selbst wenn es eine spontane "psychotische Episode" gegeben haben sollte, würde dies in gar keiner Weise erklären, wieso die Hunde keinen Fährten folgten bzw. keine fanden oder aber die Absuche verweigerten. Erst recht nicht würde dadurch das anhaltende, buchstäblich spurlose Verschwinden des jungen Mannes erklärt - obendrein in einer Umgebung, die ihm höchstwahrscheinlich fremd war!

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