COLD CASE DER WOCHE: Vermisst Martin Allen (1979)

Das Verschwinden von Martin Allen

Was ist mit Martin Allen passiert?

Für das Format "Der Cold Case der Woche" habe ich einen Vermisstenfall aus dem Jahr 1979 ausgewählt. Mit dem Fall  beschäftigte ich mich über die Jahre, immer mal wieder. Der Fall ereignete sich in London, Großbritannien. Der Fall ist ein Cold Case und bis heute ungeklärt.

Der Fall Martin Allen

Martin Allen war ein britischer Teenager, der am 5. November 1979 auf mysteriöse Weise verschwunden ist. Es wurden keine Spuren von Martin Allen gefunden und sein Schicksal ist bis heute unbekannt.

Seit 1979 ist Martin Allen spurlos verschwunden.
Foto: wordpress

Der sozialen Aufstieg der Familie Allen

Martin Allen und seine Brüder wuchsen in einer Sozialwohnung in Hornsey auf. Die der Mutter Geschwister arbeitete als Sekretärin an der Tufnell Park Primary School. Als Martin 12 Jahre alt war, bekam sein Vater Tom eine Anstellung als Fahrer beim australischen Hochkommissar und die ganze Familie zog in ein Cottage auf dem Gelände der australischen Hochkommission in Kensington, London. Dies war eine bedeutende Änderung der Lebensumstände und zu ihren neuen Nachbarn gehörte die. Familie De Beers,die erfolgreich Schmuck produzierte und verkaufte. Auch Margaret Thatcher und Ted Heath waren regelmäßige Besucher in der Straße und Margaret Thatcher hatte eine vorübergehende Bekanntschaft mit Martin Allens Vater.

Das Gymnasium der Central Foundation

Martin besuchte das Gymnasium der Central Foundation in der Old Street und wurde als sehr intelligent beschrieben. Er war sehr gut in Französisch, Mathematik und im Zeichnen. Martin war ein schüchterner Junge, und für sein Alter noch recht jung. Er war nicht der Typ, der von zu Hause weglief.

Was ist dem 15-jährigen Martin Allen im November 1979 zugestoßen?
Foto: Google

Das Verschwinden

Am 5. November 1979 fuhr der 15- jährige Martin mit der Londoner U-Bahn von der Schule nach Hause. Seine Absicht war es, seinen älteren Bruder Bob zu besuchen, der in der Nähe der Holloway Road lebte, aber er musste zuerst nach Hause gehen, um etwas Geld zu holen. Gegen 15.50 Uhr verabschiedete er sich von einigen Schulfreunden an der King's Cross Station und machte sich auf den Weg in Richtung Piccadilly Line Plattform, um nach Hause zu fahren. Erste Berichte besagen, dass dies die letzte bestätigte Sichtung von Martin Allen war. Spätere Berichte besagen, dass Martin gegen 17.00 Uhr nach Hause kam, wie sein Bruder Kevin bezeugte, aber sofort wieder ging. 

Nicht beim Haus seines Bruders angekommen

Martin Allen hat das Haus seines Bruders Bob nicht mehr erreicht. Die Familie war nicht beunruhigt darüber, dass Martin in dieser Nacht nicht nach Hause kam, da sie wussten, dass Martin, wenn es zu spät wurde, bei seinem Bruder Bob übernachten würde. 

Bei der Polizei als vermisst gemeldet

Am nächsten Tag hatte die Familie nichts von Martin gehört. Um 19.00 Uhr rief Frau Allen bei ihrem Sohn Bob an, der ihr sagte, dass Martin nicht bei ihm gewesen ist. Dann riefen die Eltern auch Martins besten Freund Robert an, der ihnen sagte, Martin war auch nicht in der Schule gewesen. Die Eltern riefen dann sofort die Polizei an, und meldeten Martin als vermisst.

Erste Ermittlungen


Als der 15-jährige Martin Allen als vermisst gemeldet wurde, wurde eine groß angelegte Polizeieinsatz gestartet, die von einer Medienkampagne unterstützt wurde. Dies alles führte nicht zum Auffinden von Martin Allen.


Die Suche

Die Kriminaltechniker der Polizei durchsuchten neun Stunden lang Martin's komplette Schlafzimmer im Haus der Familie Allen, jedoch fanden die Beamten  keine Fingerabdrücke von Fremden, nicht einmal die von Martin selbst. 

Beschreibung von Martin Allen
  • Er war zum Zeitpunkt des Verschwindens unter 152 cm groß, er ist relativ klein für sein Alter und viel jünger aus, als er wirklich ist. 
  • Er hatte braunes Haar und trug eine feste Zahnklammer.
  • Er war bekleidet mit einem
  • dunkelblauer Blazer mit einem gold- und rot geviertelten Schildmotiv  (siehe Bild unten), einem
  • weißen Hemd, einer grauen Hose, und einer blau-gelb gestreifte Krawatte.
  • Er trug blaue Leder "POD" Schuhe mit einem weißen Band, eine schwarze Digitaluhr Casio F100, und eine Goldhalskette.
  • Außerdem führte er einen  gelben U-Bahn-Pass in einem durchsichtigen Plastikhalter mit und er hatte auch seine Schlüssel und 1,30 Pfund Wechselgeld dabei.
  • Martin hatte auch seine  Schultasche dabei, eine leuchtend gelbe Tasche, die mit dem Wort "Astral" in schwarzer Schrift beschriftet ist. 
  • In der Schultasche befanden sich eine kleine gestrickte blaue Sturmhaube in einer BHS-Tasche, ein Modelleisenbahntransformator "Clipper", eine Brotdose mit "Kit Kat" in roter Schrift auf dem Deckel, Schulbücher, das Buch "My Family & Other Animals" und ein Taschenrechner.
  • Martin war ein begeisterter Fahrradliebhaber und hatte ein großes Wissen über Autos.
  • Er liebte auch die Fotografie.
Dieses Abzeichen befand sich auf dem Blazer von Martin Allen.
Foto: wordpress

 Der Zeuge

Nach einem TV-Appell fünf Wochen nach dem Verschwinden von Martin Allen, meldete sich ein Zeuge, der am Tag des Verschwindens um 16.15 Uhr einen Mann gesehen hat, der einen Jungen begleitete. Das Verhalten des Mannes, an der U-Bahn Station Gloucester Road, war für den Zeugen verdächtig.

Die U-Bahn Station Gloucester Road.
Foto: Google

Dies war ungefähr eine halbe Stunde, nachdem Martin verschwunden war. Der Zeuge berichtete, dass der Mann und der Junge an der U-Bahn Station standen. Der Mann hatte seinen Arm um die Schulter des Jungen gelegt, der Martin Allen sehr ähnelte. Der Junge wirkte, laut dem Zeugen, irgendwie verzweifelt und beide Parteien schienen sehr nervös zu sein, als sie in die U-Bahn stiegen. 

Der Bahnhof Earl's Court.
Foto: Google

Als das ungleiche Paar den Zug am Bahnhof Earl's Court verließ, sah der Zeuge, wie der Mann den Jungen in den Rücken stieß und hörte, wie er dem Jungen sagte, er solle nicht versuchen zu wegzurennen. Ich Frage mich warum hat der Zeuge nicht eingegriffen? War er ehrlich oder hat er gelogen, um Aufmerksamkeit zu bekommen? War er am Verschwinden beteiligt und hat einfach bei der Polizei einen falschen Verdächtigen angeben, um die Aufmerksamkeit von sich abzulenken?

Hier habe ich die U-Bahn Station Gloucester Road und den Bahnhof Earl's Court, blau markiert. Die Strecke zwischen Gloucester Road und Earl's Court ist nicht groß.
Foto: Google

Es könnte aber auch sein, dass es gibt es zwischen dem unbekannten Mann aus der U-Bahn Station und Martin Allen keine Verbindung gibt, und der Zeuge sich getäuscht hat. Dies muss man auch in Betracht ziehen.

Beschreibung des Unbekannten aus der U-Bahn Station
  • Der Zeuge beschrieb den Mann als 183 cm groß, Mitte 30, und gut gebaut. Der Mann hatte sehr blonde Haare und einen Schnurrbart. 
  • Er trug eine Jeansjacke und eine Hose.
Phantombild
So soll der Mann ausgesehen haben, den der Zeuge gesehen hat.
Foto: Polizei

Polizei wollte den unbekannten Mann identifizieren

Die Ermittlungen, um den unbekannten Mann zu identifizieren, wurde zu dieser Zeit als Londons größte Haus-zu-Haus-Suche aller Zeiten beschrieben. 
Es beinhaltete einen Besuch in jedem Anwesen in Earls Court, die Veröffentlichung eines künstlerischen Eindruck und die weite Verbreitung von Phantombildern des Mannes. Die Ermittler eliminierten 200 mögliche Verdächtige, sprachen mit 50.000 Menschen und sammelten während der Untersuchung 600 Aussagen. Die Identität des Mannes wurde nie geklärt.

Hochrangige Personen am Verschwinden beteiligt?

Martin Allens Bruder Jeffrey behauptete, dass der verantwortliche Ermittler für die ursprünglichen Ermittlungen von 1979, der Familie Allen in den frühen Phasen der polizeilichen Untersuchung mitgeteilt habe, dass "hochrangige Personen beteiligt" seien und dass die Familie aufhören sollten über das Verschwinden von Martin zu reden und die Ermittlungen besser nicht weiter gehen sollten, weil sonst "jemand verletzt werden könnte".

Erneute Ermittlungen

Der Fall wurde dann tatsächlich in den 80er Jahren abgeschlossen, jedoch wurden die Ermittlungen im Jahr 2009 aufgrund neuer Informationen wieder aufgenommen. Der Beamte, der die neuen polizeilichen Ermittlungen leitete, gab zu, dass die Polizei von dem Fall verblüfft war und trotz einer massiven ersten Untersuchung und einer guten Reaktion der Öffentlichkeit nur wenige Hinweise hatte. 

Serienmörder Dennis Nilsen befragt

Die Polizei befragte den Serienmörder Dennis Nilsen zweimal über Martin's Verschwinden. Es wurden keine Hinweise auf einen Zusammenhang gefunden. 

Der Serienmörder Dennis Nilsen.
Foto: wikipedia

Das Elm Guest House

Im Jahr 2012 leitete die britische Polizei eine Reihe neuer Untersuchungen zu Kindesmissbrauchs-vorwürfen ein, die in den letzten 20 bis 30 Jahren passiert warten. Dies beinhaltete eine erneute Untersuchung von Behauptungen über Kindesmissbrauch im Elm Guest House. 

Das Elm Guest House in London.
Foto: soundcloud

Das Elm Guest House war ein Londoner Gästehaus, von dem bekannt war, dass in den 1970er und 1980er Jahren über einen längeren Zeitraum wiederholt Ausbeutung und Missbrauch von Kindern stattgefunden hatten. Die Lage des Elm Guest House sowie die bekannten räuberischen Aktivitäten der dort beteiligten Personen haben zu Medienspekulationen geführt, wonach um diese Zeit möglicherweise Martin Allen und ein anderer Junge, der achtjährige Vishal Mehotra, von aktiven Pädophilen entführt (und später im Gästehaus ermordet)  wurden.

Vishal Mehotra ist ebenfalls spurlos verschwunden.
Foto: Polizei

Die Operation Midland

Im Jahr 2015 forderten die Beamten der Operation Midland Martins Bruder Kevin auf, sich "auf das Schlimmste vorzubereiten", da sie "glaubwürdige Beweise" von einem Überlebenden einer VIP-Bande hatten, dass Martin ermordet worden war.

Falsche Anschuldigungen

Operation Midland interviewte Carl Beech, der damals unter dem Pseudonym "Nick" öffentlich bekannt war und fälschlicherweise behauptete, er habe drei Jungen gesehen, die vom pädophilen Netzwerk ermordet wurden. Einer der Jungen wurde laut Beech überfahren, ein anderer von einem konservativen Abgeordneten erwürgt und der dritte vor einem  Regierungsminister getötet. Beech sagte der Polizei, dass der ehemalige Tory-Abgeordnete Harvey Proctor für zwei der Morde verantwortlich war und in den dritten verwickelt war. Harvey Proctor bestritt alle Anschuldigungen und erkannte bei der Befragung kein E-FIT-Foto des Jungen. Die Anschuldigungen erwiesen sich als falsch und Beech hatte sich das alles ausgedacht. Carl Beech wurde im Juli 2019 wegen Verbrechen im Zusammenhang mit seinen  Falschaussagen, Falschbeschuldigungen und dem Rufmord an einen Politiker und seinen falschen Angaben bei den Strafverfolgungsbehörden, bei Gericht verurteilt. Er erhielt eine 18 Jahre lange Haftstrafe. 

Carl Beech hat für seine falschen Anschuldigungen eine 18-jährige Haftstrafe erhalten.
Foto: wikipedia

April 2015

Im April 2015 wurde von der Polizei bekannt gegeben, dass einige der verlorenen Beweise wiederentdeckt worden waren. 

Die Operation Malswick

Im Mai 2016 löste die Operation Malswick die Operation Midland ab und wurde speziell gegründet, um den Fall von Martin Allen erneut zu untersuchen. Es kam heraus, dass die australische High Commission damals im Jahr 1979 eine Chauffeur-Firma eingesetzt hatte, die den berüchtigten Pädophilen und Mörder Sidney Cooke beschäftigte.
So gesehen, könnte es tatsächlich zwischen Martin Allen und Sidney Cooke eine Verbindung geben.

Deshalb befragte die Polizei Sidney Cooke, einen pädophilen Bandenführer, der im Jahr 1985 zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt wurde und bis dato noch inhaftiert war. Aber auch diese Befragungen brachten nicht den erhofften Erfolg.

Die Nachwirkungen

Im Jahr 1984 erschien bei Corgi Books ein Buch über den Fall vom Schriftsteller Anton Gill.



Im Jahr 1998 wurde berichtet, dass die Polizei in Liverpool aufgrund eines anonymen Hinweis einen "Schrein" entdeckt hatte, der Martin Allen im Haus eines mutmaßlichen Pädophilen gewidmet war. Laut Berichten zufolge besuchten Beamte das Haus des 62-jährigen Mannes und fanden einen provisorischen Schrein mit Zeitungsausschnitten, Bildern und einem Grabstein mit der Gravur "In Erinnerung an Martin Allen".

Diese bizarre Entwicklung führte zu einer kurzen Wiederbelebung des Interesses an dem Fall, aber es gab keine neuen Hinweise. 

Im Jahr 2009 teilte die Polizei den Brüdern Kevin und Jeffrey Allen mit, dass die Akten der Ermittlungen bei einer Flut zerstört worden seien.

Im Jahr 2009 gaben die Eltern von Martin Allen zu, dass sie keine Hoffnung hatten, ihn wieder lebend zu sehen. 
Sie glaubten, er sei entführt worden.
Sie äußerten den Wunsch, einfach zu wissen, was passiert war und warum.

Martins Vater Tom Allen starb im Jahr 2012. 
Seine Mutter ist kurze Zeit später ebenfalls gestorben.

Belohnung
Die australische Hochkommission bot eine Belohnung an, die nicht beansprucht wurde. Ein Mann namens James Stunt hat kürzlich 50.000 Pfund Belohnungsgeld (online) bereitgestellt, aber bis heute ist aus mehreren Gründen unklar, ob es als legitim bestätigt wurde.

Fragen der Ermittler:
  1. Wer hat Martin Allen am Nachmittag des 5. November 1979 gesehen?
  2. Wer hat Martin Allen an diesem Tag in Begleitung gesehen oder wie er in ein Fahrzeug stieg?
  3. Wer hat Martin Allen am 5. November 1979 in Begleitung des Unbekannten an der U-Bahnstation Gloucester Road und am Bahnhof Earl's Court beobachtet?
  4. Wer weiß in welche Bahn Martin Allen und der unbekannte Begleiter am Bahnhof Earl's Court gestiegen sind oder ob sie den Bahnhof Earl's Court verlassen haben? In welche Richtung gingen sie, als sie den Bahnhof wieder verließen? Oder sind sie in einen Bus gestiegen?
  5. Wer erkennt den Mann auf dem Phantombild wieder?
  6. Wer hat Martin Allen nach dem 5. Noch 1979 noch gesehen?
  7. Wer kennt die genauen Hintergründe des Verschwindens von Martin Allen?
  8. Wer könnte für das Verschwinden verantwortlich sein könnte?
  9. Wer hat am 5. November 1979 oder danach, Beobachtungen gemacht, die mit dem Verschwinden von Martin Allen in Zusammenhang stehen könnten?
  10. Wer hat sonstige Informationen zu dem Fall?

Hinweise bitte an die Metropolitan Police London.

Zur Vollständigkeit:

Wenn ihr Lust habt könnt ihr Euch auch das Video der lieben Youtuberin Marshmelli anschauen. Sie hat sich ebenfalls mit dem Fall befasst.


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