KANADA: Tötungsdelikt z. N. von Andrea Scherpf und Bernd Göricke (1983)

Der Mord an Andrea Scherpf und Bernd Göricke

Wer tötete Andrea und Bernd?

Dies ist ein kanadischer Cold Case aus dem Jahr 1983. Ich habe für das Format "Der Cold Case der Woche" diesen Doppelmord ausgesucht, da es sich bei den Opfern um Deutsche handelt. 

Der Fall Scherpf und Göricke

Der Doppelmord an Andrea Scherpf und Bernd Göricke ereignete sich Anfang Oktober 1983 in Kanada. Das junge deutsche Touristen-Paar wurde bei Chetwynd in Kanada erschossen. Der Fall ist ungeklärt.

Der Mord an Andrea Scherpf und Bernd Göricke ist seit Oktober ungeklärt.
Foto: unbekannt

Mit dem Doppelmord verbunden war ein Justizirrtum, der den Kanadier Andy Rose fast zehn Jahre unschuldig ins Gefängnis brachte, und über den unter anderem in der kanadischen Fernsehserie The Fifth Estate berichtet wurde.

Reise durch Kanada

Die 23-jährige Andrea Scherpf und der 27-jährige Bernd Göricke stammen aus Westdeutschland. Die beiden sind ein Paar und hatten sich erst kürzlich verlobt.

Der erste Punkt ihrer Reise war Winnipeg, Manitoba. 
In den nächsten sechs Wochen besuchte das Paar Verwandte in Roblin, Manitoba. Von dort aus zogen die Beiden dann nach Westen, wanderten und trampten durch ganz Alberta. Dort fanden sie  eine Mitfahrgelegenheit und fuhren von Golden nach Midway, British Columbia. Danach war ihr nächstes Reiseziel Vancouver, dann nach Port Hardy, wo sie eine Fähre nach Prince Rupert bestiegen. Andrea und Bernd verließen dann Prince Rupert und reisten nach Haines, Alaska und fuhren dann weiter Richtung Norden nach Whitehorse, Yukon. Sie wollten sich von dort nach Vancouver zurückkehren, um am 6. Oktober 1983 ihren Rückflug nach Deutschland anzutreten.

Der Mord

Die deutschen Touristen Andrea Scherpf und Bernd Göricke trampten im Herbst 1983 in westlicher Richtung durch Kanada. Wahrscheinlich trafen die Beiden am 3. Oktober 1983 bei Chetwynd auf ihren Mörder, der sie mit dem Auto mitnahm. 

Das ist die kleine Stadt Chetwynd in Manitoba, Kanada.
Foto: unbekannt

Sie wurden von einem 1960er Chevrolet-Pick-up nach Chetwynd mitgenommen. Der Fahrer des Fahrzeugs
tötete Andrea Scherpf und Bernd Göricke.
Das Paar wurde durch Kopfschüsse in einem abgelegenen Waldgebiet getötet, 32 Kilometer westlich von Chetwynd, nahe dem British Columbia Highway 97 und dem Pine River.

Der Tatort und Leichenfundort im Waldgebiet, 32 Kilometer westlich von Chetwynd, nahe dem British Columbia Highway 97 und dem Pine River ist rot eingezeichnet.
Foto: Unbekannt

Der Mörder nahm den Besitz der Opfer an sich und warf seine mit Blut bespritzte Jeans in einen nahen Abfalleimer. Dann fuhr er in einem 1960er Chevrolet Pick-up Richtung Süden davon und kaufte am 4. und 5. Oktober 1983 mit fünf Reiseschecks Benzin, in den Orten Prince George, in Quesnel, in McLeese Lake, in Lac La Hache und in 100 Mile House. Die Reiseschecks gehörten Andrea Scherpf.

Andrea und Bernd sollen von einem 1960er Chevrolet-Pick-up nach Chetwynd mitgenommen worden sein.
Die Farbe des Wagens ist aber nicht näher beschrieben worden.
Foto: Unbekannt

Beschreibung des Fahrers

Der Verdächtige hat ein kaukasisches Aussehen und war etwa 40 Jahre alt. Er war 175 cm groß und wog ca. 190 Pfund. Er hatte glattes, kragenlanges braunes Haar und einen mittel bis dunklen Teint beschrieben. Er ging mit hängenden Schultern und trug ein langärmeliges grünes Hemd, möglicherweise Hosen oder Jeans in derselben Farbe, eine dunkle Mütze im Jägerstil mit hochklappbaren Ohrenklappen und eine Weste.

Die Entdeckung

Am 6. Oktober 1983 wurden die Leichen von Andrea Scherpf und Bernd Göricke gefunden. Mittels forensischer Zahnmedizin und Einschaltung von Interpol konnten die Opfer am 16. Oktober 1983 identifiziert werden.

Entdeckung auf Mülldeponie

Am 7. Oktober 1983 wurde eine blutbefleckte Blue Jeans in der Größe 34 von einer Mülldeponie, etwas mehr als einen Kilometer von dem Gebiet entfernt geborgen, in dem die Leichen von Andrea und Bernd gefunden worden waren. Die Hose war stark blutbefleckt, besonders unterhalb der Knie. Das Blut auf der Jeans stimmte mit dem der Opfer überein. Eine blutähnliche Substanz wurde auch unter Andrea's Fingernägeln gewonnen. Es wurden an der Jeans insgesamt fünf verschiedene DNA Spuren gefunden.

Die Tatwaffe

Die Mordwaffe wurde nie gefunden. Die Marke, das Modell oder die verwendeten Kugeln der Waffe ist unbekannt. Die Waffe entspricht jedoch einer Pistole.

Die Ermittlungen

Am 21. Oktober 1983 nahm die kanadische Nationalpolizei RCMP (Anm. RCMP=Royal Canadian Mounted Police) den US-amerikanischen Arbeiter Vance Hill fest, da er beschuldigt wurde, zweimal mit falschen Angaben zu seiner Unterkunft angeben zu haben. Kurz darauf wurde er wieder freigelassen und geriet erst 1997 wieder in den Fokus der Ermittlungen.

Die Hinweise

In den nächsten sechs Jahren wurden 900 Hinweise gesammelt, doch  die Ermittlungen blieben ohne Erfolg.

Die Verdächtigen

1. Verdächtiger "Andy Rose"

Dann gab es im August 1989 eine Zeugenaussage von Madonna Mary Kelly gegen ihren Bekannten Andy Rose. Sie war mit einem Drogendealer zusammen, dem sie ihre Geschichte erzählte. Da dieser auch verdeckter Ermittler war, gab er die Informationen an die Polizei weiter.

Andy Rose war 10 Jahre unschuldig in Haft.
Foto: Unbekannt 

Fast ausschließlich auf die Zeugenaussage von Madonna Mary Kelly gestützt, wurde Rose 1991 wegen Mordes verurteilt. 
Sie sagte damals aus: 

„Andy Rose ist im Okt 1983 betrunken und blutüberströmt, in der Nähe meines Wohnwagen in Chetwynd aufgetaucht. Er hat mit erzählt, dass er zwei Menschen getötet hat.“

Nach einer Berufung wurde Andy Rose im Jahr 1994 erneut verurteilt.

Die DNA-Analyse

Im März 1996 ergab eine DNA-Analyse, dass sich keine DNA-Spuren von Andy Rose auf der blutigen Jeans vom Tatort befanden.

2. Verdächtiger "Vance Hill"


Vance Hill war ein US-amerikanischer Straßenbau-Arbeiter. Seit 1967 lebte er mit seiner Frau und drei Kindern in Westkanada. Er war Jäger und chronischer Alkoholiker. Im April 1983 zog seine von ihm getrennt lebende Frau mit den Kindern zurück nach Kalifornien. Der damals 55-jährige Vance Hill blieb in Prince George zurück. Das ist drei Stunden vom späteren Tatort in Chetwynd entfernt.

Im November 1983 verließ Vance Hill in Eile Kanada und ging nach Kalifornien zu seiner Familie zurück. Er gestand seiner Ex-Frau Willadeen Hill die Morde. Kurze Zeit später verließ er seine Frau und hinterließ eine Suizid-Botschaft, weil er nicht ins Gefängnis gehen würde. Eineinhalb Jahre später, am 28. Juli 1985, erschoss sich Vance Hill.

Im Jahr 1997 erzählte Willadeen Hill die Geschichte ihrem Neffen, der die Polizei darüber informierte. Dies führte zur Wiederaufnahme der Verhandlung und im Jahr 2001 zum Freispruch von Andy Rose, der fast zehn Jahre unschuldig im Gefängnis gesessen hatte.

Willadeen Hill gab 1997 zu Protokoll, was ihr Ex-Mann ihr 1983 - 14 Jahre zuvor – erzählt hatte:

„Das Paar fragte ihn, ob er sie mitnehmen könne, und er willigte ein. Er fing an, die Frau zu belästigen. Als ihr Freund protestierte, hielt er den Pick-up an, sie stiegen aus und fingen an zu streiten. Er griff in den Pick-Up, nahm das Gewehr und erschoss ihn. Die Frau schrie und schrie und wollte den Mund nicht halten. Er sagte, er musste sie dann auch töten.“

Nachdem Andy Rose Ende 1998 auf Kaution freigelassen worden war, wurde ihm 1999 mit der Ermittlungsmethode Mr. Big ein falsches Geständnis entlockt.

2001 wurden dann beim dritten Prozess gegen Rose die DNA-Spuren an den Jeans vom Tatort ausgewertet. Es fanden sich Spuren von mindestens fünf Personen, darunter der Opfer. Die DNA einer dritten Person war deutlich, passte aber weder zu Andy Rose noch zu Vance Hill Staatsanwalt Gil McKinnon sprach Rose daher frei.

Die Nachwirkungen

Weil sich die DNA beider Verdächtiger nicht an der Hose fand, gilt der Fall seit 2001 erneut als ungeklärt. Am 21. Januar 2009 berichtete der kanadische Journalist Linden MacIntyre in einer Folge der "The Fifth Estate" ausführlich über den Fall. 2013 wurde nach 30 Jahren die Bevölkerung erneut aufgerufen, Hinweise zu dem bis heute verschwundenen Besitz der Opfer abzugeben.
Die Polizei sagte:

„Die Person, die für den Mord an Andrea Scherof und Bernd Göricke verantwortlich ist, ist immer noch auf freiem Fuß und die Polizei unternimmt alle Anstrengungen, um diesem abscheulichen Verbrechen gerecht zu werden.“

Fragen der Polizei:
  1. Wer hat Andrea Scherpf und Bernd Göricke am 3. Oktober 1983 dabei beobachtet, wie sie in der Nähe von Chetwynd in einen Chevrolet Pick-up stiegen?
  2. Wer kann den Fahrer, das Fahrzeug oder das Autokennzeichen näher beschreiben?
  3. Wer hat am 3. Oktober 1983 in dem Waldstück 32 km westlich von Chetwynd, nahe dem British Columbia Highway 97 und dem Pine River, verdächtige Personen oder ein verdächtiges Fahrzeug beobachtet?
  4. Wer weiß, wo das Eigentum von Andrea und Bernd abgeblieben sind?
  5. Wer weiß, wer für diese Tat verantwortlich sein könnte?
  6. Gibt es möglicherweise noch andere Touristen die in der Umgebung von Chetwynd ausgeraubt worden sind und dies nicht der Polizei gemeldet haben?
  7. Wer kann sonstige Angaben zu dem Fall machen?

Hinweise bitte an die Royal Canadian Mounted Police unter der Rufnummer (Vorwahl Kanada)+250-788-9221

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