COLD CASE DER WOCHE: Tötungsdelikt z. N. von Daria Reluga (1995)

Der Mord an Daria Reluga

Wer tötete Daria Reluga?

Es ist Freitagabend und ich habe den neuen Beitrag für das Format "Cold Case der Woche" fertiggestellt.
Dieser polnischer Cold Case hat mich in die Stadt Danzig geführt. Dieser Cold Case stammt aus dem Jahr 1995 und der Mord ereignete sich in der Stadt Danzig, im Stadtteil Oliwa, in der Woiwodschaft Pommern, Polen. Bis heute ist es den polnischen Strafverfolgungsbehörden nicht gelungen den Mord aufzuklären.

Der Mord an Daria Reluga ist seit 1995 ungelöst.
Wer tötete die 19-jährige Daria Reluga?
Foto: Google

Der Fall Daria Reluga

Daria Reluga wurde am 28. Juli 1976 in Danzig geboren. Sie lebte bis zu ihrem Tod, mit ihren Eltern in einer Wohnung in einem Hochhaus in Bobrowa-Straße 7 [Anm. Auf polnisch heißt die Straße Ul. Bobrowa 7. Ich bleibe bei der deutschen Version.] im Danziger Stadtteil Oliwa. [Anm. Danzig ist die Hauptstadt der Woiwodschaft Pommern an der Ostseeküste im Norden von Polen. Ebenfalls ist Danzig Zentrum der geographischen und kulturellen Region der Kaschubei. Die ehemalige Hansestadt ist mit ihren zahlreichen Werften und dem größten Seehafen des Landes ein bedeutender Handelsstandort. Oliwa ist ein Bezirk der Stadt Danzig (Gdańsk) in der Woiwodschaft Pommern in Polen.]

Daria Reluga lebte in der Stadt Danzig, in der Woiwodschaft Pommern, Polen.
Foto: Google

Sie lebte mit ihren Eltern in dem Hochhaus in der Bobrowa-Straße 7, im Stadtteil Oliwa.
Foto: Google Maps

Das Wohnhaus in der Bobrowa-Straße 7. Hier lebte Daria Reluga mit ihren Eltern.
Foto: Google Maps

Das hintere Hochhaus ist das Wohnhaus, in dem Daria lebte. 
Foto: Google

Ehrgeizig und beliebt

Daria Reluga war eine sehr beliebte und ehrgeizige junge Frau. Andere junge Leute in diesem Alter haben häufig Probleme mit ihren Eltern oder Probleme in der Schule. Daria Reluga war anders. Sie hat ihren Eltern nie Probleme gemacht und hatte immer ausgezeichnete schulische Leistungen. Daria war in manchen Dingen wirklich stur und sie verfolgte ihre Ziele, die sich selbst gesetzt hat, mit aller Kraft. Während ihrer gesamten Ausbildung hatte sie sich als beste Schülerin der Schule hervorgetan. Daria war sehr hilfsbereit, sie half immer allen. Sie hatte eine sehr enge Beziehung zu ihren Eltern. Im Freundeskreis und unter ihren Mitschülern war sie sehr beliebt.

Abitur mit Auszeichnung abgeschlossen

Im Jahr 1995 war Daria Reluga 19 Jahre und hatte gerade ihr Abitur mit Auszeichnung abgeschlossen. Sie war die beste Abiturientin in Danzig. 

Daria bei der Zeugnisübergabe und Abschlussfeier im Juli 1995.
Foto: Google

Daria Reluga bei der Zeugnisübergabe. 
Foto: Google

Im Oktober 1995 sollte dann ihr Studium der Biotechnologie an der Universität Danzig beginnen. Darias Traum war aber eigentlich das Medizinstudium. Sie wollte sich nach zwei Semestern Biotechnologie für das Medizinstudium bewerben. Dafür hatte sie schon vier Prüfungen bestanden und sie hatte tatsächlich sehr gute Chancen auf einen Studienplatz im Fach Medizin.

Daria Reluga sollte im Oktober 1995 ihr Studium der Biotechnologie an der Universität Danzig beginnen, doch leider wurde sie vorher ermordet.
Foto: Wikipedia

Freie Zeit bis zum Beginn des Studiums

In der Zeit zwischen Abitur und Beginn des Studiums machte Daria Reluga hatte Ferien und entspannte sich. Daria verbrachte die freie Zeit sehr aktiv, sie traf sich mit Freunden oder machte Sport. Sie war sehr sportlich und fit. Daria war eine hübsche, langhaarige Brünette mit einer athletischen Figur.

Daria war sehr sportlich und fit.
Foto: Google

Laufrunde im Oliwa Park

Der Morgen des 4. August 1995 war sehr schön. Daria Reluga entschied sich den schönen Morgen zu nutzten und im Landschaftspark "Oliwa Park" joggen zu gehen. Der Oliwa Park ist nur ein paar hundert Meter von ihrem Wohnhaus in der Bobrowa-Straße entfernt und befindet sich hinter der Sportakademie. Gegen 7.00 Uhr an diesem Freitagmorgen verließ Daria Reluga das Wohnhaus und machte sich auf dem Weg zum Oliwa Park. Gegen 9.00 Uhr wollte sie wieder Zuhause sein. Doch Daria kam nicht wie geplant nach Hause.

Oben befindet sich das Wohnhaus von Daria Reluga und unten befindet sich der Oliwa Park. Der Park ist nur wenige hundert Meter von Zuhause entfernt.
Foto: Google Maps 

Der Oliwa Park in Danzig-Oliwa, hier ging Daria regelmäßig joggen.
Foto: Google Maps

Bei der Polizei als vermisst gemeldet

Darias Mutter war die erste, die sich große Sorgen machte. Sie war es, die bemerkte, dass ihre Tochter nicht von ihrem morgendlichen Training nach Hause kam. Die Eltern des Mädchens meldeten Daria bei der Polizei als vermisst und baten die Polizisten sofort um Hilfe. Die Vermisstenanzeige wurde jedoch nicht sofort angenommen, denn der Beamte erklärte den Eltern, dass Daria erwachsen ist und bestimmt bald wiederkommen würde. Die Familie beschloss, auf eigene Faust nach der jungen Frau zu suchen. Freunde und Nachbarn von Darias Eltern schlossen sich der Suche an. Sie unterstützten das Ehepaar und sagten ihnen, dass sie Daria sicher und gesund wiederfinden würden, doch sie fanden Daria nicht.

Darias Eltern und Freunde der Familie suchten vergebens nach ihr.
Foto: Privat 

Die polizeiliche Suche

Am Abend entschied die Polizei sich, das Verschwinden von Daria Reluga doch ernst zu nehmen. Gegen 19.00 Uhr leitete die Polizei erste Suchmaßnahmen ein, auch ein Spürhund kam zum Einsatz. Auch der zuständige Förster unterstützte die Beamten bei ihrer Suche. Der Tag neigte sich dem Ende und die Suchmaßnahmen wurden bis zum nächsten Morgen unterbrochen.

Die Entdeckung

Am Morgen des 5. August 1994 [Samstag] wurde die Suche nach der 19-jährigen Daria Reluga fortgesetzt. Der Förster machte dann die schreckliche Entdeckung. Seine Aufmerksamkeit wurde auf mehrere Äste gelenkt, auf denen ein frisch gepflücktes Farnblatt lag. Dort fand er die halbnackte Leiche von Daria Reluga unter Zweigen, Reisig und Blättern bedeckt. Aufgrund der Auffindesituation stand sofort fest, dass Daria Reluga Opfer eines Gewaltverbrechen wurde.

Daria Reluga wurde Opfer eines Verbrechens.
Foto: Privat

Der Leichenfundort

Der Leichenfundort befand an sich an einer sehr schwer zugänglichen Stelle des Oliwa Parks. Der Fundort war etwa 700 Meter vom Waldeingang bzw. Parkeingang entfernt. Der Fundort fand sich genau an der Stadtgrenze von Sopot und Danzig. [Anm. Die drei Städte Gdańsk (Danzig), Gdynia (Gdingen) und Sopot (Zoppot) sind auch als Dreistadt bekannt. Die Dreistadt ist eine städtische Agglomeration in der Woiwodschaft Pommern in Polen. Die drei Städte Gdańsk (Danzig), Gdynia (Gdingen) und Sopot (Zoppot) haben sich 2007 in der "Charta der Dreistadt" zur engeren Zusammenarbeit bekannt. Die drei Städte grenzen aneinander und liegen an der Danziger Bucht (Ostsee).] Haare des Mörders und ein blutiges Taschentuch wurden in der Nähe des Fundorts gefunden.
Zudem wurde ein Messer gefunden, das in einem Baum steckte.

Der Leichenfundort im Oliwa Park in Danzig-Oliwa. Hier würfe die Leiche von Daria entdeckt.
Foto: Google 

Die Autopsie

Bei der Autopsie wurde festgestellt, dass Daria Reluga mehrfach brutal vergewaltigt worden war. Die genaue Todesursache war Erdrosseln.
An der Leiche der jungen Frau wurden Abwehrverletzungen gefunden. An der Leiche konnte Fremd-DNA [Sperma] sichergestellt werden. Die DNA stammte definitiv vom Mörder.

Umfeld von Daria Reluga überprüft

Mit der sichergestellten DNA-Spur wurden zunächst Personen aus dem Umfeld des Opfers überprüft. Diese konnten jedoch alle als Täter ausgeschlossen werden und von der Liste der Verdächtigen gestrichen werden.

Wer tötete Daria Reluga im August 1995?
Foto: Privat

Die Rekonstruktion der Tat

Daria Reluga hatte es an diesem Morgen nicht geschafft, ihre Joggingrunde komplett zu laufen. Daria muss irgendwo auf Strecke auf ihren Mörder getroffen sein. Der muss sie mit massiver Gewalteinwirkung vom Weg in den Walt hineingezogen haben. Dann muss der Täter Daria mehrfach vergewaltigt und anschließend ermordet haben. Danach zog der Mörder die Leiche weiter in den Wald hinein. Am späteren Leichenfundort bedeckte er die Leiche mit Ästen, Reisig und Blättern. Danach entfernte sich der Täter vom Leichenfundort.

Die Zeugen

Natürlich sprach sich der Mord an der Abiturientin sehr schnell rum und war Gesprächsthema Nummer eins in der ganzen Stadt. auch in den Medien wurde über den Fall berichtet.
Inzwischen meldeten sich die ersten Zeugen bei der Polizei.

1. Zeugin "Hundebesitzerin"

Verdächtiger "Phantombildzeichnung"

Dazu gehörte auch die Frau, die am Morgen des 4. August 1995 mit ihrem Hund im Oliwa Park spazieren ging. Basierend auf ihrer Aussage entstand die erste Phantombildzeichnung eines potentiellen Täters.
Dieser Mann, soll laut der Zeugin zufolge, gegen 7.00 Uhr den Park/Wald betreten haben.

Phantombildzeichnung aus dem Jahr 1995.
Wer erkennt den Mann auf dem Phantombild wieder?
Foto: Polizei

 2. Zeugin "Nachbarin"

Verdächtiger "Phantombildzeichnung"


Nach der Veröffentlichung des Phantombildes meldete sich eine Nachbarin des ermordeten Mädchens bei der Polizei. Sie behauptete, den Mann auf dem Phantombild schon einmal gesehen zu haben. Sie bezeugte, dass sie den Mann zwei Tage zuvor im Oliwa Park gesehen habe. Der Mann kauerte hinter einem Baum. Nur deshalb wurde sie auf den Mann aufmerksam.

Diese Zeugin erkannte den Mann auf dem Phantombild wieder. Auch ihr ist der Mann aufgefallen.
Foto: Polizei

3. Zeugen "Spaziergänger"

Verdächtiger "Verfolger"

Es stellte sich heraus, dass es zwei Monate zuvor einen ähnlich gelagerten Vorfall im Oliwa Park gab. Ein Mann hatte sich an eine Frau angeschlichen, die mit ihrem Partner im Wald spazieren ging. Wahrscheinlich dachte er, sie wäre dort allein. Glücklicherweise gelang es dem Paar, ihn zu verscheuchen. Das Paar versuchte sich an den Mann zu erinnern. Während die Frau glaubte das sie sich sicher ist, dass dieser Mann, der gleiche Verdächtige war, der bereits auf dem veröffentlichten Phantombild zu sehen war. Ihr Freund glaubte jedoch, dass der Mann anderes aussah und die Polizei erstellte ebenfalls ein Phantombild. Da der Freund der Frau, den Mann im Wald nur ganz kurz gesehen hatte wurde dieses Phantombild eigentlich nicht veröffentlicht. Ich werde es aber zur Vollständigkeit es hier veröffentlichen.

Phantombildzeichnung des Mannes, der das Paar verfolgte. Die Polizei hat dieses Phantombild unter Vorbehalt veröffentlicht.
Foto: Polizei

4. Zeuge "Stadtbusfahrer"

Verdächtige "Zwei Männer von der Spacerowa Straße im Oliwa Park"


Ein weiterer Zeuge war ein Stadtbusfahrer, dem am Tattag gegen 8.40 Uhr zwei vermutlich obdachlose Männer an einer Bushaltestelle in der Spacerowa-Straße [Anm. Polnisch heißt die Straße "ul. Spacerowa"] in Danzig-Oliwa durch ihr Aussehen und Verhalten auffielen. Sie stiegen an der Bushaltestelle, in der Spacerowa Straße, in den Stadtbus ein. [Anm. Die Spacerowa Straße ist die Straße, die durch den Landschaftspark Oliwa führte.] 

Die Spacerowa Straße (orange Markierungen) führt durch den Oliwa Park in Danzig-Oliwa.
Foto: Automapa

Die zwei Männer waren total dreckig. Sie waren komplett mit Schlamm und Nadeln befleckt. Ihr Verhalten war auch sehr merkwürdig. Einer von ihnen kaufte beim Fahrer ein Ticket, aber beide waren so verärgert, dass sie das Ticket nicht entwerten konnten. Nach einer Haltestelle rannten die Männer aus dem Bus, als würden sie vor jemandem davon laufen. Der Busfahrer erinnerte sich ziemlich gut an ihre Gesichter. Auf der Grundlage seiner Aussagen wurden Phantombilder der zwei Männer erstellt. Leider gelang es der Polizei nicht, die Identität der Männer zu ermitteln.

Phantombildzeichung aus dem Jahr 1995.
Das sind die zwei Männer aus dem Bus, die sich auffällig verhielten.
Wer erkennt die Männer wieder?
Foto: Polizei

5. Zeuge "Anwohner aus dem Wohnhaus von Daria"

Verdächtiger "Gebäudereiniger"

Ein weiterer Verdächtiger ist ein Mann, der den Block putzte, in dem das Opfer während des Verbrechens lebte. Der Mann hatte die gleiche Blutgruppe wie die sichergestellte Spur am Tatort. Der Mann entsprach auch dem Profil des Täters und wurde in der Vergangenheit wegen sexueller Übergriffe verurteilt. Schließlich wurde er als Verdächtiger ausgeschlossen und wurde nach vier Tagen aus der Haft entlassen. Sein DNA-Material war mit der an Darias Körper gesicherten Probe nicht kompatibel.

Beerdigung von Daria Reluga

An Darias Beerdigung nahmen viele Menschen teil. Die Beerdigung wurde in der Hoffnung gefilmt, dass der Mörder auftauchen würde.  Mehrere Männer, die die Aufmerksamkeit der Ermittler auf sich gezogen hatten, wurden befragt, aber es wurde nichts gefunden, was die Polizei auf die Spur des Mörders brachte.

Die Beerdigung von Daria Reluga.
Foto: Google

Gibt es ähnliche gelagerte Fälle?

Die Ermittler versuchten Darias Fall mit zwei anderen Morden aus dieser Zeit in Verbindung zu bringen. Eines der von den Ermittlern untersuchten Szenarien ging zunächst davon aus, dass der Mord an Daria mit zwei weiteren Morden in einem ähnlichen Zeitraum in Pommern in Zusammenhang stehen könnte. Es geht um die Morde an der 18-jährigen Justyna Wesierska aus Leźno und der 16-jährigen Ewa Miotk aus Sierakowice.

Mord an Justyna Wesierska aus Leźno

Der erste dieser Morde fand im Juni 1994 statt. Die 18-Jährige Justyna Wesierska aus Leźno verließ das Haus und ging zur Bushaltestelle. Aber sie kam dort nie an. Ihre Leiche wurde drei Tage später in einem Bach in Kamień gefunden. Die Leiche war gefesselt und war mit einer Betonplatte beschwert worden.

Wer tötete Justyn Wesierska?
Foto: Polizei

Mord an Ewa Miotk aus Sierakowice

Der zweite Mord ereignet sich im Mai 1995. Die 16-jährige Ewa Miotk ging zur Schule, besuchte aber keinen Unterricht. Ihre Leiche wurde nach einigen Tagen gefunden. Der  Mörder hatte die Leiche in einem Sack versteckt, den er wenige Kilometer vom Haus des Mädchens entfernt im Wald fallen liegen ließ.

Wer tötete Ewa Miotk?
Foto: Polizei

Wer ermordete Justyna und Ewa?

Die Befürworter der Theorie glauben bis heute an die These, dass ein Serienmörder aus der Nähe von Danzig für diese Morde verantwortlich gewesen sein könnte. Diese Theorie wird bis heute immer wieder diskutiert. Vor einigen Jahren wurde eine Sendung zu diesem Thema ausgestrahlt. Mehrere führende Experten schauten sich die Fälle genau an und führten eine Fallanalyse durch. Mehrere Experten schließen eine Beziehung zwischen Darias Tod und den zwei anderen  Morden praktisch aus.

Bei Serienmördern ändern die Täter nur selten ihre Handlungsweise. Es gibt normalerweise Ähnlichkeiten in Bezug auf die Wahl des Opfers, die Mordmethode selbst oder wie die Leiche zurückgelassen wird. Während die Morde an Ewa und Justyna das Werk einer Person gewesen sein könnten, unterschied sich der Mord an Daria praktisch auf jeder dieser Ebenen von den zwei anderen Fällen. Dies sagte zumindest ein Ermittler, der die Einzelheiten der Ermittlungen genau kennt.

Wer hat das Kreuz an den Baum im Oliwa Park genagelt?

Zwei Monate nach Darias Tod geht der Dariusz Reluga zum ersten mal zum Leichenfundort. Die Polizei hatte diese Information immer zurückgehalten. Es kannten damals nur die Polizei, der Förster und der Mörder, die genaue Lage des Leichenfundortes. Nach langen hin und her, bekam Dariusz Reluga endlich die Information, wo genau seine Tochter gefunden wurde. Dariusz Reluga ging zwei Monate nach dem Mord zum ersten mal an den Leichenfundort. 

Darias Vater am Leichenfundort. 
Foto: Google

In der Nähe des Fundorts, entdeckte Darias Vater, ein an einen Baum genageltes Kreuz und einem Schild mit der Aufschrift: 

„An dieser Stelle, starb die 19-jährige Daria Reluga am 4. August 1995, als Märtyrerin.“

Es stellte sich heraus, dass das Kreuz mit dem Schild tatsächlich an der Stelle des Fundorts aufgehängt wurde. Darias Vater behauptete jedoch, dass damals niemand die genaue Lage dieses Ortes kannte - nur die Polizei und der Täter. Nicht mal er wusste wo der Fundort seiner Tochter war. Wie ich schon erwähnt habe, bekam er diese Information von der Polizei auch erst zwei Monate nach dem Mord. 

Dieses Schild bzw. diese Tafel hing unter dem Kreuz.
Foto: Google

Das Kreuz mit dem kleinen Schild und Aufschrift befindet sich am Leichenfundort.
Foto: Google

Das Schild mit der Aufschrift.
Foto: Polizei

Fehler in den Ermittlungen

Dariusz Reluga hat jahrelang selbstständig in dem Fall ermittelt und kritisierte die Ermittlungen der Strafverfolgungsbehörden immer wieder. Es wurden sehr viele Fehler gemacht. Dariusz Reluga bemängelte, dass die Polizei von dem Kreuz am Leichenfundort weder Fingerabdrücke noch DNA-Spuren sichergestellt hat. Polizei und Staatsanwaltschaft sagen jedoch, dass es nicht der Mörder war, der das Kreuz an den Baum genagelt hat.

Verunreinigung der Beweise

An mehreren Stellen der Untersuchung wurden gravierende Fehler gemacht. Jemand von den Strafverfolgungsbehörden hatte versehentlich seine Fingerabdrücke auf ein Messer zurückgelassen, das in der Nähe des Tatorts in einem Baum steckte. Auch im Wald gesicherte Haare, die vermutlich dem Täter gehörten, wurden beim Transport beschädigt. So eine Arbeitsweise der Strafverfolgungsbehörden ist nicht nur skandalös, sondern auch total unprofessionell und fahrlässig. So ein Fehlverhalten würde bei einer möglichen Gerichtsverhandlung, dem Anwalt des Täters in die Hände spielen. Alle Beweise wären unbrauchbar und könnten nicht verwendet werden. Zudem würde es die Glaubwürdigkeit anderer Beweise oder die Arbeitsweise der Polizei, komplett in Frage stellen. Ein guter Verteidiger würde natürlich alles in Frage stellen und die Chancen auf einen Freispruch wurden sich deutlich erhöhen. 

Warum log die Polizei Dariusz Reluga an?

Die Polizei hatte Darias Vater, Dariusz Reluga, jahrelang erzählt, dass ein Polizeibeamte die Leiche von Daria gefunden hatte. Später stellte sich jedoch heraus, dass dies nicht stimmte. Der Förster hatte die Leiche entdeckt. Dariusz Reluga sprach mit dem Förster, Waldemar Baranowski, der aktiv an der Suche nach Daria beteiligt war. Und nach 25 Jahren fand Dariusz Reluga heraus, dass der Förster es war, der seine Tochter gefunden hatte. Warum sich die Polizei so verhielt ist unklar.
 
Zerstörte Beweise und verlorene Akten

Der größte Skandal im Zusammenhang mit den Ermittlungen kam jedoch erst Jahre später ans Licht. Im Jahr 2005 übernahmen die Ermittler des X-Archivs die Ermittlungen im Fall Daria Reluga. Sie wollten den Fall im Rahmen einer X-Akten Ermittlung erneut untersuchen.
Doch es stellte dann heraus, dass die gesamten Fallakten verloren gegangen sind.

Wiederherstellung der Akte

Tatsache ist jedoch, dass sich ein Großteil der Arbeit der Ermittler des X-Archivs zunächst auf die Wiederherstellung der Fallakte konzentrierte. Einige Dokumente wurden von der Familie zur Verfügung gestellt, die einige Fotokopien von Teilen der Akte hat. Allerdings fehlen viele Dokumente.

Die Sache mit der verschwundenen Fallakte von Daria Reluga wurde im Jahr 2007 in der Öffentlichkeit bekannt, als Darias Vater offizielle Informationen über die fehlenden Akten erhielt. Er machte diese Tatsache in den Medien bekannt.

Was ist heute über dieses unglückliche Sache mit den verschwundenen Dokumenten bekannt? 

Sehr wenig. Die Dateien sind irgendwo zwischen den Jahren 2001 und 2006 verloren gegangen, wahrscheinlich in Sopot. Liegt es an der Staatsanwaltschaft? Ist das Gericht schuld? Oder die Polizei? Es ist nicht bekannt.

Untersuchung zur Klärung des Dokumentenverlusts

Obwohl eine Untersuchung zur Klärung des Dokumentenverlusts im Gange war, endete diese natürlich mit der Einstellung des Verfahrens. Ein anderes Ergebnis hätte mich auch gewundert, eine Krähe kratzt der anderen kein Auge aus. Es gibt somit keine Schuldigen, niemand wird für diesen schwerwiegenden Fehler gerade stehen. Keiner braucht berufliche Konsequenzen zu befürchten. 

Die Theorien

Natürlich gab es in den Jahren nach dem Mord eine Vielzahl von Theorien die nicht nur unter den Ermittlern, sondern auch in der Bevölkerung diskutiert wurden. Auf diese Theorien möchte ich kurz näher eingehen.

1. Theorie "Unbekannter Sexualstraftäter"

Wurde Daria Reluga von einem unbekannten Sexualstraftäter ermordet?

Diese Möglichkeit muss man definitiv in Betracht ziehen.
Es könnte tatsächlich sein, dass Daria Reluga einfach zur falschen Zeit am falschen Ort war und zufällig ihrem Mörder in die Arme lief. Es gab mindestens zwei bis drei Zeugen, die in den Wochen und Tagen vor dem Mord eine seltsame Begegnung mit einem unbekannten Mann hatten, der sich an die Frauen anschlich und ihnen folgte. Eine Frau hat den Mann kurz vor dem Mord am Parkeingang/Waldeingang wahrgenommen. Es könnte sein, dass dieser Mann schon mehrmals auffällig verhielt und sich regelrecht an die Frauen anpirschte. Und wir können eigentlich sicher sein, dass dieser Mann sicherlich kein Freund des Versteckspiels war, sondern dass dieser Mann auf der Jagd nach einem geeigneten Opfer war und aus sexuellen Motivation so handelte. Auch die Ermittler halten es für möglich, dass Daria Reluga zufällig auf ihren Mörder traf. Dann gab es keine Vorbeziehung zwischen Opfer und Täter.

Als Täter könnten dann auch alle Verdächtigen in Frage kommen, die ich weiter oben im Beitrag genannt habe.

2. Theorie "Bekannter Täter"

Kannte Daria Reluga ihren Mörder?

Auch diese Theorie wurde berücksichtigt. Zunächst schloss die Staatsanwaltschaft diese Theorie aus, aber im Jahr 2020 wurde diese Möglichkeit erneut untersucht, da über die sozialen Netzwerken neue Informationen ans Licht kamen. Auch in einer polnischen Fernsehsendung wurde die Theorie aufgegriffen und untersucht.

In den sozialen Netzwerken gab es einen Eintrag, dass eine damalige Freundin von Daria, etwas mit dem Tod von Daria zu tun haben könnte. Diese damalige Freundin [Die Frau engagiert sich in einer Stiftung, die sich für die Rechte von Homosexuellen einsetzt] sagte, dass sie nichts mit dem Tod von Daria Reluga zu tun hatte. Tatsächlich gibt es Hinweise darauf, dass Darias Freundin mit ihrem Tod in Verbindung stehen könnte. Es stellte sich heraus, dass Daria jemanden bloßgestellt oder abgewiesen hat. Diese bloßgestellte Person, stammte nicht aus dem direkten Umfeld von Daria.
Angeblich wollte sich diese Person an Daria rächen, man wollte ihr Angst machen, aber sterben sollte sie wohl nicht. Wie nun die damalige Freundin in die Sache verstrickt war, ist nicht bekannt. 

Darias Vater hat die Staatsanwaltschaft auf die Möglichkeit einer  Tatbeteiligung von Darias Freundin hingewiesen und um eine Befragung der engen Freundin von Daria seitens der Strafverfolgungsbehörden gebeten.

Die Staatsanwaltschaft hat diese Freundin im Zusammenhang mit ihrer mutmaßlichen Beteiligung an dem Mord als Zeuge vernommen. Das Motiv wäre hier dann wohl Ablehnung. Die Staatsanwaltschaft hat ihre Ergebnisse nicht veröffentlicht.

Polizisten als auch Staatsanwälte, stehen der Geschichte einer Tatbeteiligung von Darias Freundin jedoch sehr skeptisch gegenüber. Sie betonten, dass dies nur ein Hinweis von vielen ist, der  untersucht wurde. 

3. Theorie "nahestehende Person der Strafverfolgungsbehörden"

Hat eine Person, die den Strafverfolgungsbehörden nahesteht, etwas mit dem Mord an Daria Reluga zu tun?

Diese Theorie wurde natürlich von den Strafverfolgungsbehörden zurückgewiesen, trotzdem wurde diese Möglichkeit weiterhin von der Bevölkerung diskutiert. Es es wurde vermutet, dass eine Person für den Mord an Daria Reluga verantwortlich gewesen sein könnte, die mit der Polizei, der Staatsanwaltschaft oder anderen Diensten in Verbindung stand. Dies würde dann auch die Häufung von unglücklichen Fehlern während der Ermittlungen erklären. Schließlich gab es wirklich mehrere gravierende Fehler, von der Verunreinigung oder die Zerstörung der Beweise bis zum Verlust der gesamten Fallakten, in den Ermittlungen. Die Bevölkerung glaubte nicht an eine "Häufung von Zufällen". Seltsamerweise wurden immer die wichtigsten Beweise verunreinigt oder zerstört und somit unbrauchbar. Auch das die gesamte Fallakte verschwunden war, bekräftigte die These der Bevölkerung, dass der Mörder aus den eigenen Reihen der Strafverfolgungsbehörden kommt. Sie glauben, dass es jemand unter den Beamten gibt, der gezielt die Beweise zerstörte und die Fallakte verschwinden ließ. 

Die Nachwirkungen

Trotz der Fehler von Polizei und Staatsanwaltschaft haben die Ermittlungen des X-Archives noch Aussicht auf Erfolg, weil sie immer noch den Schlüssel und das wichtigste Beweismittel in dem Fall haben - die DNA des Täters. Die Ermittler X-Archivs haben von etwa 70 Personen genetisches Material genommen und mit der DNA des Mörders verglichen, doch es gab keine Übereinstimmung.

Die Ermittlungen in diesem Fall dauern seit vielen Jahren an und es werden seit vielen Jahren verschiedene Aktivitäten durchgeführt, um den Täter des Mordes zu finden. 
Bis heute wurde niemand im Zusammenhang mit Mord an Daria Reluga verhaftet und angeklagt.

Dariusz Reluga hat große Vorbehalte gegen die Arbeit von Polizei und Staatsanwaltschaft. Er glaubt, dass es jemanden interessiert hat, dass die Wahrheit über Darias Mörder nie das Licht der Welt erblickt hat.

Die Familie Reluga warten seit fast drei Jahrzehnten auf Antworten. Dariusz Reluga sagte: 

„Wir bitten Sie, das Schweigen zu brechen. Sie können auch anonym Hinweise abgeben, aber bitte helfen Sie uns.“

Belohnung
Dariusz Reluga hat für Informationen eine Belohnung von 100.000 PLN [Anm. Etwa 20.700 Euro] ausgelobt, die zu der Identifizierung des Mörders oder zur Aufklärung des Falls führen.

Aktuelle Einstufung des Falls

Der Mord an Daria Reluga wurde als Sexualmord eingestuft. Der Fall gilt als Cold Case. Die Akte in diesem Fall wurde schon ein paar mal geschlossen und wieder geöffnet. Aktuell wird nicht aktiv in dem Fall ermittelt.

Fragen der Polizei:
  1. Wer hat Daria Reluga am 4. August 1995 gegen 7.00 Uhr morgens auf ihrem weg von der Bobrowa-Straße zum Oliwa Park gesehen?
  2. Wer hat Daria Reluga am  4. August 1995 kurz nach 7.00 Uhr im Oliwa Park auf ihrer Joggingrunde gesehen? War Daria Reluga allein? Folgte ihr jemand?
  3. Wer war am Morgen des 4. August 1995 im Oliwa Park und hat dort eine verdächtige Person oder eine verdächtige Beobachtung gemacht?
  4. Wer kann die zwei Männern auf den Phantombildzeichnungen identifizieren, die an der Bushaltestelle im Oliwa Park in den Bus stiegen und sich auffällig verhielten?
  5. Wer kann den Mann auf der Phantombildzeichnung identifizieren, der im Oliwa Park Frauen verfolgte und sich auffällig verhielt? Möglicherweise gibt es noch mehr Frauen, die eine ähnliche Begegnung mit dem Mann hatten?
  6. Wer weiß, wer für den Mord an Daria Reluga verantwortlich gewesen sein könnte?
  7. Wer weiß, wer das Kreuz mit dem Schild an einen Baum am Leichenfundort befestigte?
  8. Wer hat andere Beobachtungen gemacht, die mit dem Mord an Daria Reluga in Zusammenhang stehen könnten?
  9. Gibt es Personen die im Oliwa Park eine seltsame Begegnung hatten?
  10. Wer hat sonstige Informationen zu dem Fall?

Personen mit relevanten Informationen zu dieser Angelegenheit können sich direkt an den Vater des Mädchens unter der Rufnummer +48 452 457 043 oder an die Bezirksstaatsanwaltschaft in Bydgoszcz unter der Rufnummer +48 525 190 033 wenden.

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