NIEDERLANDE: Tötungsdelikt z. N. von Bernadett Szabó (2009)
Der Mord an Bernadett "Betty" Szabó
Wer ist für den Tod von Bernadett Szabó verantwortlich?
Heute möchte ich auf einen niederländischen Cold Case aufmerksam machen, den ich zuerst auf meinen Erstblog veröffentlicht habe. Da dieser Fall eigentlich besser in diesen Blog passt, möchte ich den Fall auch hier vorstellen, um mehr Menschen zu erreichen. Es gibt nämlich immer wieder Personen, die nichts von dem Erstblog/Zweitblog wissen oder jeweils nur einen der beiden Seiten verfolgen. Dieser Cold Case stammt aus dem Jahr 2009 vorstellen. Der Mord hat sich in Amsterdam in der Provinz Nordhollland [Noord-Holland] ereignet.
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Der Mord an Bernadett "Betty" Szabó ist seit 2009 ungeklärt. Wer hat Betty getötet? Foto: Polizei |
Der Fall Bernadett Szabó
Bernadett Szabó wurde 1990 in der ungarischen Stadt Nyíregyháza geboren. [Anm. Die Stadt Nyíregyháza liegt im Nordosten Ungarns. Dieser Teil Ungarns ist von Armut geprägt. Nyíregyháza ist Sitz des Komitats Szabolcs-Szatmár-Bereg im Nordosten Ungarns. Die Stadt mit Komitatsrecht hat etwa 120.000 Einwohner und ist damit die siebtgrößte Stadt des Landes. Nyíregyháza liegt nicht weit von der slowakischen, der rumänischen und der ukrainischen Grenze entfernt. In der Nähe befindet sich die früher von vielen Deutschen bewohnte Region Sathmar.]
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Bernadett Szabó ist in ärmlichen Verhältnissen in Nyíregyháza [Ungarn] geboren und aufgewachsen. Foto: Google Maps |
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Sie Skyline von Nyíregyháza [Ungarn]. Foto: Google |
In Ungarn geboren und aufgewachsen
Bernadett Szabó ist mit ihren Geschwistern in Nyíregyháza aufgewachsen. Bernadett wurde von den meisten Menschen nur "Betty" genannt. Die Familie Szabó lebte in ärmlichen Verhältnissen in einem Haus in Nyíregyháza. Obwohl Bernadett nicht die besten Voraussetzungen und nur begrenzte Möglichkeiten hatte, war sie eine sehr gute Schülerin. In der Freizeit hielt sie sich hauptsächlich zu Hause auf. Sie arbeitete im Garten oder spielte Geige. Bernadett war eine talentierte Geigenspielerin, die mehrere Preise gewonnen und Auszeichnungen bekommen hat.
Bernadett wollte aus ihrer schwierigen Lebenssituation entfliehen
Als Jugendliche bemerkte Bernadett immer mehr Unterschiede zwischen ihr und ihren Klassenkameraden. Die Klassenkameraden konnten sich schöne Dinge leisten, mal ins Kino oder Eis essen gehen, aber Bernadett nicht. Ihre Familie konnte es sich einfach nicht leisten. Für solche Dinge war schlichtweg kein Geld da. Bernadett wollte so nicht mehr weiterleben und entschied sich dafür, ihr Leben komplett zu verändern. Bernadett fühlte sich auch in ihrem Körper nicht wohl. Sie nahm zunächst ganz schnell 25 Kilogramm ab. Anschließend machte sie sich als 18-jährige auf den Weg in den "goldenen Westen".
Arbeit als Prostituierte in Amsterdam
Die 18-jährige Bernadett Szabó landete schließlich in der niederländischen Hauptstadt Amsterdam. Dort fing sie im Januar 2008 an, als Prostituierte im Rotlichtmilieu "De Wallen" zu arbeiten. [Anm. De Wallen ist das größte und bekannteste Rotlichtviertel in Amsterdam. De Wallen liegt im Amsterdam-Centrum. Das Rotlichtviertel "De Wallen" ist in einem der ältesten Teile Amsterdams gelegen.]
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Bernadett Szabó ging nach Amsterdam, um ihr Glück zu finden. Foto: Google Maps |
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Bernadett Szabo fing im Januar 2008 im Amsterdamer Rotlichtviertel "De Wallen" an, als Prostituierte zu arbeiten. Sie arbeitete in einem Studio im Oudezijds Achterburgwal. Foto: Google Maps |
Arbeit hinter einer Fensterscheibe
Das Rotlichtviertel besteht aus einem Netz von Gassen mit etwa 300 Einzimmerkabinen, die von Prostituierten gemietet werden, die ihre sexuellen Dienste hinter einem Fenster oder einer Glastür anbieten, die normalerweise mit Rotlicht und Schwarzlicht beleuchtet ist. Fensterprostitution ist die sichtbarste und typischste Art der Sexarbeit im Rotlichtviertel von Amsterdam. De Wallen bildet zusammen mit den Prostitutionsvierteln Singelgebied und Ruysdaelkade die Rosse Buurt (Rotlichtviertel) von Amsterdam. Von diesen ist De Wallen das älteste und größte Viertel. Es ist eine der größten Touristenattraktionen der Stadt.
Bernadett Szabó arbeitete in einem Studio im Oudezijds Achterburgwal. [Anm. Der Oudezijds Achterburgwal, ist eine Straße und ein Kanal in De Wallen, dem Rotlichtviertel im Zentrum von Amsterdam.] Sie saß hinter einer Fensterscheibe und bot sich ihren Kunden an. Bernadett "Betty" Szabó kam mit ihrem auffälligen Äußeren und ihrem freundlichen Lächeln sehr gut bei den Kunden an. Auch mit ihren Kolleginnen kam Bernadett gut klar.
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Hier in der Oudezijds Achterburgwal 40 arbeitete Bernadett Szabo von 2008 bis 2009 als Prostituierte. Foto: Google Maps |
Die Schwangerschaft
Im Jahr 2008 wurde Bernadett Szabó schwanger. Bernadett arbeitete während der Schwangerschaft weiter als Prostituierte im Rotlichtmilieu von Amsterdam. Sie bekam von ihren Kolleginnen deshalb den Spitznamen "Pinguin". Bernadett Szabó brachte einen gesunden Sohn zur Welt. Sie arbeitete bereits acht Tage nach der Entbindung als Prostituierte in ihrem Studio an der Oudezijds Achterburgwal. Der kleine Junge wurde Bernadett bereits kurz nach der Geburt von den Behörden weggenommen und in einer Pflegefamilie untergebracht. Für Bernadett war das wirklich schlimm und sie war sehr traurig darüber. Die Behörden haben ihr das Kind aufgrund ihrer Lebensumstände entzogen.
Die Entdeckung
In der Nacht zum 19. Februar 2009 arbeitete Bernadett auch wieder in ihrem Studio. In der Nacht bemerkten zwei Sexarbeiterinnen, dass sie Bernadett weder gesehen noch in ihrem Arbeitszimmer gehört haben. Auch die Musik, die Bernadett sonst immer abspielte, hatten sie schon nicht gehört. Zuerst denken sie, dass Bernadett vielleicht einen schlechten Tag habe oder schon früher nach Hause gegangen sei. Gegen 1.00 Uhr morgens schauten die Kolleginnen dann doch nach ihr und machten eine schlimme Entdeckung. Bernadett Szabó lag tot in einer großen Blutlache vor ihrem Zimmer. Die Frauen alarmierten die Polizei.
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Das ist die letzte Aufnahme einer Überwachungskamera von Bernadett Szabó kurz vor ihrem Tod. Foto: Polizei |
Polizei erreichte den Tatort
Die Ermittler und Kriminaltechniker erreichten bereits kurz nach der Meldung über den Leichenfund den Fundort. Es war schnell klar, dass es sich um ein Tötungsdelikt handelt und der Fundort auch der Tatort ist. Die Kriminaltechniker sammelten und sicherten Spuren und Beweise am Fundort. Anschließend wurde die Leiche von Bernadett Szabó für weitere forensische Untersuchungen zur Rechtsmedizin transportiert.
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Der Tatort befand sich im Februar 2009 in einem Studio im Oudezijds Achterburgwal 40 im Rotlichtviertel "De Wallen". Foto: Google Maps |
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Der Mord an Bernadett Szabó ereignete sich in einem Studio im Oudezijds Achterburgwal 40 im Amsterdamer Rotlichtviertel "De Wallen". Foto: Google Maps |
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Der damalige Arbeitsplatz von Bernadett Szabo im Oudezijds Achterburgwal 40 im Amsterdamer Rotlichtviertel "De Wallen". Dort wurde Bernadett von einem unbekannten Täter getötet. Foto: Google Maps |
Die Autopsie
Die Autopsie von Bernadett Szabó wurde von dem zuständigen Rechtsmediziner durchgeführt. Bei der Autopsie wurde festgestellt, dass Bernadett Szabó Opfer eines Gewaltverbrechens geworden ist. Die genaue Todesursache war Erstechen. Der Täter hatte mit einer Vielzahl von Stichen auf den Kopf und Körper von Bernadett Szabo eingestochen.
An den Folgen dieser Stichverletzungen ist Bernadett Szabó letztendlich gestorben. Bernadett Szabó wurde nur 19 Jahre alt.
Die Ermittlungen
Die Staatspolizei und die Polizei führten umfangreiche Ermittlungen durch. Die Ermittler sprachen mit den Kolleginnen und Bekannten von Bernadett aus dem Rotlichtmilieu, um sich ein besseres Bild zu verschaffen. Einige Kolleginnen und Bekannte sprachen mit den Ermittlern, andere wollten überhaupt nichts mit der Polizei zu tun haben. Fest steht, dass niemand etwas gesehen oder gehört hat, was mit dem Mord an Bernadett zu tun hat.
DNA von fünf Personen gefunden
Im Mülleimer in Bettys Fensterzimmer fand die Polizei fünf benutzte Kondome. Der Inhalt der Probe wurde verwendet, um DNA-Profile von fünf Männern zu erstellen. Für die Ermittlungen ist es wichtig zu wissen, wer diese Männer sind, auch um möglichst viele Personen ausschließen zu können, die mit der tödlichen Tat nichts zu tun haben. Natürlich hatte Bernadett auch Stammkunden, aber keiner dieses Personenkreis konnte mit dem Mord in Verbindung gebracht werden.
Das Motiv
Es ist unklar, warum Bernadett Szabó ermordet wurde. Es könnte sein, dass es um Geld ging, denn die Polizei fand weder den Tagesumsatz noch die Ersparnisse von Bernadett. Möglicherweise hat der Täter das Geld mitgenommen. Das Motiv könnte aber auch ganz woanders liegen.
Fall wurde allmählich kalt
Trotz der umfangreichen Ermittlungen konnte die Polizei den Fall nicht aufklären. Viele Fragen konnten nicht beantwortet werden. Auch konnten nicht alle Kunden von Bernadett an diesem Abend ermittelt werden. Irgendwann im Jahr 2010 wurden die Ermittlungen eingestellt, weil die Polizei einfach keine neuen Ermittlungsansätze mehr hatte. Die Ermittlungen wurden eingestellt und die Ermittler wurden für andere Fälle von dem Fall Szabó abgezogen. Der Fall wurde allmählich zu einem Cold Case.
Erneute Ermittlungen
Im Jahr 2024 wurde der Fall an das Cold-Case-Team der niederländischen Polizei abgegeben. Die Ermittler des Cold-Case-Teams sollten den Fall Bernadett Szabó mit einem neuen Blick überprüfen. Das Cold-Case-Team der niederländischen Polizei hat den Fall dann neu aufgerollt. Eineinhalb Jahrzehnte nach der Ermordung von Bernadett Szabó versucht die Polizei mithilfe von Technologie und einer Kampagne, den Fall doch noch aufzuklären. Die Ermittler nutzten ein Haus an der Ecke Korte Stormsteeg und Oudezijds Achterburgwal im Rotlichtviertel "De Wallen" für ihre Kampagne.
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Die Kampagne stand dort leider nur eine Woche für die Bevölkerung zum anschauen zur Verfügung. Foto: Polizei |
Das Cold-Case-Team machte mit großen Aufklebern an den Fenstern aufmerksam. In den Fenstern befanden sich Fernsehbildschirme, die einen Dokumentarfilm, den Tatort und die letzten Bilder von Bernadett Szabó zeigten. Das auffälligste Element der Kampagne war jedoch das lebensgroße Hologramm von Bernadett Szabó, die auf einem Hocker in einem Fenster sitzt und versucht, mit Passanten Kontakt aufzunehmen und sie um Hilfe zu bitten. Das mithilfe von 3D-Visualisierungstechnologie erstellte Hologramm zeigte das große und einprägsame Drachentattoo, das Bernadett Szabós Bauch und Brust bedeckte.
Außerdem wurde am Dienstag, dem 12. November 2024, eine Massen-SMS an etwa 12.500 Personen verschickt, die sich am 20. Februar 2009 in der Gegend rund um das Rotlichtviertel aufgehalten hatten. Die Kampagne erhielt große Aufmerksamkeit aus dem In- und Ausland.
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Wer hat Bernadett "Betty" Szabó im Februar 2009 während ihrer Arbeit als Prostituierte getötet? Foto: Polizei |
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Bernadett Szabó hatte eine auffällige Tätowierung eines Drachen auf Brust und Bauch. Wer hat Informationen zum Mordfall Bernadett "Betty" Szabó? Foto: Polizei |
Die Nachwirkungen
Die Familie von Bernadett Szabó lebt seit über 25 Jahren in Ungewissheit, wer Bernadett getötet hat und warum sie sterben musste. Dem Sohn von Bernadett wurde die Möglichkeit genommen, seine leibliche Mutter kennenzulernen. Die Familie hat ein Recht auf die Wahrheit, auf Antworten und auf einen Abschluss. Der Mörder von Bernadett darf nicht ohne Konsequenzen mit der Tat durchgekommen sein.
Aktuelle Einstufung des Falls
Der Tod von Bernadett Szabó wurde von den niederländischen Strafverfolgungsbehörden als Mord bzw. als Tötungsdelikt eingestuft. Die Akte wurde nie ganz geschlossen. Die Polizei ermittelt seit 2024 wieder aktiv in dem Fall. Die Ermittler sind davon überzeugt, dass es Personen gibt, die über wichtige Informationen verfügen. Die Ermittler appellieren an diese Personen, ihr Schweigen zu brechen und ihr Wissen mit der Polizei zu teilen. Auch nehmen die Ermittler weiterhin Hinweise aus der Bevölkerung entgegen. Jeder Hinweis könnte wichtig sein.
Anonyme Hinweise
In den letzten Jahren hat die niederländische Polizei anonyme Hinweise von einer oder mehreren Personen erhalten, die angaben, mehr über den Tod von Betty Szabó zu wissen. Die Polizei möchte mit diesem/diesen Hinweisgeber[n] Kontakt aufnehmen.
Dies ist unter anderem über das Team "Besondere Zeugen" unter der Rufnummer [088-661 77 34] möglich. Dieses Team kann gezielte Fragen stellen und dafür sorgen, dass persönliche Daten des Hinweisgebers nicht in der Ermittlungsakte landen, der Hinweisgeber aber dennoch einen Anspruch auf die Belohnung hat.
Die Belohnung
Die Staatsanwaltschaft und die Polizei Amsterdam haben für Informationen eine Belohnung von 30.000 Euro ausgelobt, die zur Ergreifung des Täters oder zur Aufklärung des Falls führen.
Fragen der Ermittler:
- Wer war am Abend des 18. Februar 2009 oder in der Nacht zum 19. Februar 2009 als Kunde bei Bernadett "Betty" Szabó?
- Wer hat in der Nacht zum 19. Februar 2009 eine verdächtige Person beim Verlassen eines Studios am Oudezijds Achterburgwal im Rotlichtviertel "De Wallen" wahrgenommen? Wahrscheinlich hatte die Person Blutanhaftungen an der Kleidung.
- Wer weiß, wer für den Tod von Bernadett Szabó verantwortlich gewesen sein könnte?
- Wer kennt die genauen Umstände und Hintergründe des Mordes an Bernadett Szabó?
- Wer weiß, ob Bernadett Szabó in der Zeit vor ihrer Ermordung von irgendjemanden Angst oder Ärger mit irgendeiner Person gehabt?
- Wer hat irgendwelche Gerüchte über den Mord an Bernadett Szabó gehört?
- Wer hat in der Zeit vor und nach der Ermordung von Bernadett Szabó im Rotlichtmilieu gearbeitet?
- Wer erinnert sich an etwas, das man noch nicht gemeldet hat, das aber für die Ermittlungen relevant sein könnte?
- Wer kann mehr über Bernadett Szabó, über ihr Umfeld und über ihre sozialen Kontakte oder geschäftlichen Kontakte sagen?
- Wer hat andere Beobachtungen oder Wahrnehmungen gemacht, die mit dem Mord an Bernadett Szabó in Zusammenhang stehen könnten?
- Wer hat sonstige Informationen zu diesem Fall?
Wer Informationen hat, wird gebeten, sich mit den Ermittlern über die kostenlose Hinweis-Hotline der niederländischen Polizei 0800-6070 oder per E-Mail coldcase.amsterdam@politie.nl mit den Ermittlern in Verbindung zu setzen. Auch über das Online-Hinweisformular der niederländischen Polizei kann man seine Hinweise einreichen.
Über die kostenlose Hinweis-Hotline von "Meld Misdaad Anoniem" kann man unter 0800-7000 einen anonymen Hinweis abgeben.
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