COLD CASE DER WOCHE: Vermisst Dylan John Ehler (2020)

Das Verschwinden von Dylan John Ehler

Was ist mit Dylan John Ehler passiert?

Ich habe diese Woche für das Format "Cold Case der Woche" einen kanadischen Vermisstenfall [Missing Cold Case] ausgewählt. Im heutigen Beitrag geht es um einen kanadischen Vermisstenfall, der mir besonders am Herzen liegt. Ich beschäftige mich seit gut zwei Jahren immer wieder mit diesem Fall. Ich möchte im Rahmen meiner Möglichkeiten auch hier auf den Fall aufmerksam machen. Dieser Beitrag ist etwas lang geworden. Ich wollte aber nichts weglassen, damit sich jeder ein genaues Bild machen kann. Dieser Missing Cold Case ist noch recht aktuell und stammt aus dem Jahr 2020. Der Fall ereignete sich in Truro, im Colchester County, in Nova Scotia [Neuschottland]. Bis heute ist der Fall ungelöst.

Das Verschwinden von Dylan John Ehler ist seit 2020 ungeklärt. Ist Dylan tödlich verunglückt oder wurde er entführt?
Foto: Polizei


Der Fall Dylan John Ehler

Dylan John Ehler wurde am 16. April 2017 als Sohn von Ashley Brown und Jason Ehler in Truro, im Colchester County, in Nova Scotia, geboren. Er lebte mit seinen Eltern im Guest Drive in Bible Hill, im Colchester County, Nova Scotia. Bible Hill befindet sich in der Nähe von der Stadt Truro. [Anm. Bible Hill ist ein eingemeindetes Dorf im Colchester County, Nova Scotia. Es liegt am Nordufer des Salmon River, gegenüber der Stadt Truro und der nicht rechtsfähigen Gemeinde Salmon River. Bible Hill hat etwa 5.100 Einwohner.] Für Mutter Ashley war Dylan nicht ihr erstes Kind. Sie hatte bereits eine Tochter aus einer anderen Beziehung. Tochter Lily war 12 Jahre alt und sie war somit die Halbschwester von Dylan. Dylan wurde als neugierig und wissbegierig beschrieben. Er liebte es, draußen zu spielen und neue Dinge in der Natur zu entdecken. Dylans Persönlichkeit brachte jeden zum Lächeln.

Dylan John Ehler lebte mit seiner Familie i n Colchester County, in Nova Scotia [Neuschottland], Kanada. Colchester County ist ein County in der kanadischen Provinz Nova Scotia. Das County grenzt im Nordwesten an Cumberland County und im Nordosten an Pictou County. Im Süden liegt die Halifax Regional Municipality und im Südwesten Hants County. Colchester County hat 50.585 Einwohner.
Foto: Google Maps

Dylan John Ehler lebte mit seiner Familie in Bible Hill, im Colchester County, in Nova Scotia [Neuschottland], Kanada. Bible Hill ist ein eingemeindetes Dorf im Colchester County, Nova Scotia. Es liegt am Nordufer des Salmon River, gegenüber der Stadt Truro und der nicht rechtsfähigen Gemeinde Salmon River. Bible Hill hat etwa 5.100 Einwohner.
Foto: Google Maps


Die Großmutter von Dylan, Dorothy Parsons, lebte in Truro, im Colchester County, Nova Scotia.
Foto: Google Maps

Dylan und seine Familie lebten in einem Haus im Guest Drive in Bible Hill, im Colchester County, Nova Scotia.
Foto: Google Maps

Was ist über die Eltern von Dylan Eher bekannt?

Ich möchte nun auch kurz darauf eingehen, wie die Eltern von Dylan, Ashley Michelle Brown und Jason Walter Ehler aufgewachsen sind und wir ihr Leben bis zur Geburt von Dylan verlaufen ist.

Ashley Brown und Jason Ehler.
Foto: Google

Ashley Michelle Brown [Mutter von Lily und Dylan]

Ashley Michelle Brown wurde im Jahr 1988 als Tochter von Norman Brown und Dorothy Dowe Parsons geboren. Ashley ist mit Autos aufgewachsen. Ihr Vater, Norman Brown, betreibt auch heute noch einen Mechanikerladen von seiner Garage aus, etwa 10 Autominuten westlich entlang der zweispurigen Autobahn, die sich durch diesen Teil von Colchester County schlängelt. Norman nahm Ashley regelmäßig zu Autorennen und anderen Veranstaltungen rund um das Auto mit. Und Ashley wusste irgendwann sehr viel über Autos. Ashley nahm dann auch eine Arbeit bei einem Hyundai-Händler an, der nur eine Meile von ihrem Haus in Bible Hill entfernt war. Irgendwann trennten sich die Eltern von Ashley. Die Mutter von Ashley, Dorothy Dowe Parsons, hatte ein Alkoholproblem und Ashley versuchte ihre Mutter bei ihrer Problembewältigung zu unterstützen. Zum Zeitpunkt der Geburt von Dylan war Dorothy Dowe Parsons aber schon eine Zeit lang clean. Dorothy heiratete Jeff Parsons, der ihr Halt und Stabilität gab.

Jason Walter Ehler [Stiefvater von Lily und Vater von Dylan]

Jason Walter Ehler wurde im Jahr 1987 geboren. Er wuchs in der Nähe von Truro in Masstown auf. Das ist ein Bauerndorf mit etwa 150 Einwohnern. Er ging in seinen frühen Zwanzigern in den Westen und dachte, er würde vielleicht auf den Bohrinseln arbeiten können. Als das nicht klappte, zog er wieder nach Hause. Er traf Ashley Brown eines Nachts bei einem Freund. Er sah hart aus mit einer tätowierten Spinne, die über seine rechte Hand kroch. Aber sie mochte seine freundlichen, haselnussbraunen Augen, sein dröhnendes Lachen und seine massige Figur. Sie fingen an, zusammen zu feiern, und schließlich begannen sie, zusammen ihr Leben zu teilen. Ashley's Familie mochte Jason nicht besonders. Er war laut und schroff. Sie dachten, dass er einen schlechten Einfluss auf Ashley hätte. Ihr Vater hatte das Gefühl, dass Jasons hitziges und aufbrausendes Temperament es für ihn schwierig machte, einen Job länger zu behalten. Laut Ashley probierten beide auch Drogen aus [Anmerkung. Jason sagte, dass dies nie passiert ist].
Jason und Ashley kamen auch mit dem Gesetz in Konflikt. Jason wurde einmal wegen Ladendiebstahls an der Tankstelle und dann noch einmal wegen Diebstahls in einem Spirituosengeschäft festgenommen. Auch Ashley wurde angeklagt. Die Polizei beschuldigte das Paar, einen Betrug begangen und die Regierung um mehr als 55.000 US-Dollar geprellt zu haben, indem sie Sozialhilfe forderten, auf die sie keinen Anspruch hatten. [Die Anklage wurde später jedoch fallen gelassen.]

Keine perfekte Familie

Ashley und Jason waren sicherlich nicht perfekt, aber sie waren eine Familie. Jason hatte sich jahrelang ein eigenes Kind gewünscht. Er war zwar bereits der Stiefvater von Lily, aber er wollte unbedingt auch ein eigenes Kind haben. Es schien, dass es für Ashley nie der richtige Zeitpunkt für ein weiteres Kind war. Aber als sie 29 Jahre alt wurde, begannen sich die Dinge zu beruhigen. Sie hatte einen festen Arbeitsplatz und Jason und sie feierten nicht mehr so ​​viel wie früher. Jason arbeitete ebenfalls Vollzeit und lieferte Wasserflaschen für das Werk in Canadian Springs aus. Ashley wurde schwanger und neun Monate später wurde Dylan geboren.

Lockdown und Arbeitslosigkeit

Seit März 2020 war Nova Scotia im Lockdown. Beide Eltern haben aufgrund von Covid und dem Lockdown ihren Job verloren. Viele Menschen hatten ähnliche Probleme wie Ashley und Jason. Für die gesamte Familie war der Lockdown eine große Umstellung. Die 12-jährige Lily ging nicht mehr regulär zur Schule, sondern sie nahm nur an dem online Unterricht ihrer Schule/Klasse teil. Dylan blieb ebenfalls zu Hause und konnte nicht mehr in den Kindergarten gehen. Obwohl das Geld knapp war, schien das Leben für die Kinder normal zu sein, da sie versuchten Covid zu ignorieren. Als der Lockdown alle zwang, zu Hause zu bleiben, begann sich das Leben mehr um Dylan und Lily zu drehen. Da sowohl Jason als auch Ashley zu Hause waren, konnten sie ihre Kinder öfter sehen, und Dylan hatte seine Faszination für Regen entdeckt.

Geburtstag von Dylan

Dylan John Ehler war am 16. April 2020 gerade 3 Jahre alt geworden. Am Wochenende davor hatte die Familie gemeinsam Ostern gefeiert. Da Nova Scotia seit gut einem Monat im Lockdown war, konnte Dylan seinen Geburtstag leider nicht mit Freunden feiern, sondern nur mit seiner Familie. Die Familie versuchte, Dylan trotzdem einen schönen Tag zu bereiten. Für diese Gelegenheit kaufte ihm seine Großmutter, Dorothy Dowe Parsons, brandneue Gummistiefel. Dylan liebte die Gummistiefel, weil sie so schön bunt waren.

Dylan feierte erst einige Wochen vor seinem Verschwinden den 3. Geburtstag.
Foto: Google

Dylan bekam von seiner Großmutter diese Gummistiefel geschenkt, die er sehr gerne trug.
Foto: Polizei

Der Streit

Der Lockdown hinterließ auch Spuren bei Ashley Brown. Anfang Mai 2020 dauerte der Lockdown schon zwei Monate und Ashley war müde und erschöpft. Sie war ohne Unterbrechung zu Hause bei den Kindern geblieben. Am 2. Mai 2020 hämmerte der Kumpel ihres Nachbarn von draußen an ihre Fenster. Der Mann sagte, dass er ziemlich sauer wegen dem Egging [Anm. Jemand hatte Eier gegen das Haus des Nachbarn geworfen] wäre und er Lust auf Streit hätte. Obwohl Jason und Ashley nichts damit zu tun hatten, eskalierte an diesem Tag der Streit.
Jason wachte wütend auf und Ashley kann sich nicht genau erinnern, warum die Dinge so schnell eskalierten. Sie schlug ihn. Jason sprang aus dem Bett und plötzlich schrien alle. Er schrie Ashley nach, dass er sie töten würde. Er schnappte sich ihr Handy und zerschmetterte es auf dem Fliesenboden der Küche. Jemand aus der Nachbarschaft hat die Polizei gerufen. Ashley Brown wurde wegen Körperverletzung und Jason Ehler wegen Drohungen und unzulässigem Verhalten angeklagt. Beide wurden auf Anordnung freigelassen, später im Sommer 2020 vor Gericht zu erscheinen. [Die Anklage wurde zurückgezogen, nachdem die beiden zu einem Gerichtsberatungsprogramm gegangen waren.] Der Richter verhängte zudem ein Kontaktverbot aufgrund häuslicher Gewalt.

Ashley und Jason hatten sich so heftig gestritten, dass ein Gericht ein Kontaktverbot anordnete.
Foto: Google

Was bedeutete das für Ashley und Jason?

Ashley Brown und Jason Ehler wurde vom Gericht ein gegenseitiges Kontaktverbot auferlegt. Dieses Kontaktverbot verbietet eine direkte Kommunikation zwischen Ashley und Jason. Die Eltern von Ashley und Jason fungierten als Vermittler zwischen den beiden, da sie nicht direkt miteinander sprechen durften. Wenn es was zu besprechen gab, dann lief dies alles über die Eltern der beiden. Zudem zwang das Kontaktverbot die beiden auch, vorübergehend getrennt voneinander zu leben. Ashley blieb mit Dylan und seiner älteren Halbschwester Lily im Haus der kleinen Familie, und Jason wohnte bei seiner Mutter. Sowohl Jason als auch Ashley kommunizierten während dieser Zeit nur über ihre Mütter miteinander. Jason sollte natürlich weiterhin auch seinen Sohn sehen können. Außerdem war Ashleys Handy kaputt [Anm. Jason hatte ihr Handy bei dem Streit kaputt gemacht], sodass sie von niemandem auf ihrem Handy direkt kontaktiert werden konnte. Dieses Kontaktverbot tat der ganzen Familie gut, denn alle mussten erstmal zur Ruhe kommen und dachten über verschiedene Strategien nach, wie man einen Streit vernünftig umgehen und eine Eskalation verhindern könnte.

Jason traute seiner Schwiegermutter nicht

Wie bereits erwähnt, fungierten die Mütter des Paares als Vermittler und brachten Dylan zwischen den Häusern hin und her. Jason Ehler stellte sicher, dass er Dylan fast jeden Tag sah. Auf diese Weise war er ein hingebungsvoller Vater. Aber die Situation führte auch zu Spannungen. Jason gefiel es nicht, dass Schwiegermutter Dorothy half, sich um seinen Sohn zu kümmern, auch wenn sie ihn nur zurück zu seinem Haus in Bible Hill brachte. Er traute ihr zum Teil nicht, weil sie in der Vergangenheit immer wieder einen Rückfall und Alkohol getrunken hatte.

Jason traute seiner Schwiegermutter aufgrund ihrer Suchtproblematik nicht.
Foto: CTV

Verabredung mit Freundin

Am Morgen des 6. Mai 2020 kuschelte Dylan mit seiner Mutter in ihrem Bett, bevor sie ihren Tag begann. An diesem Morgen erhielt Ashley Brown eine SMS von ihrer Freundin, in der sie um ein Treffen bat. Ashley stimmte zu, sich mit ihrer Freundin zu treffen, da ihre Mutter Dorothy angeboten hatte, auf Dylan aufzupassen.

Besuch bei der Großmutter

Am 6. Mai 2020 kurz vor 11.00 Uhr brachte Ashley den 3-jährigen Dylan zu seiner Großmutter und ihrem Ehemann nach Truro, im Colchester County, Nova Scotia. Seine Großmutter, Dorothy Dowe Parsons, lebte in einem Haus an der Ecke 321 Elizabeth Street/Queen Street, in der Nähe des Salmon River.
Die Nachbarschaft, in der Ashley's Mutter lebt, wurde mir als "Slum von Truro" beschrieben. Dorothys Haus, mit Schindeln in gedämpftem Graublau, ist 450 Fuß vom Lepper Brook entfernt, einem Bach, der zur Mündung des Salmon River und von dort in die Bay of Fundy fließt. Dorothy hatte einen Welpen, und der Hund war eines der wenigen Familienmitglieder, das mit Dylan mithalten konnte und ihm auf den Fersen war. Sie hatte Ashley gegenüber erwähnt, dass sie die beiden zum Spielen in ihren Hinterhof mitnehmen würde, in dem ein Picknicktisch und eine Tiefkühltruhe standen und der sich zur Sackgasse der Elizabeth Street öffnete. Der Hinterhof von Dylans Großmutter befindet sich an der Ecke Elizabeth Street und Queen Street in Truro, Nova Scotia, Kanada. Ashley scherzte, dass Dorothy beide "Babys" besser an die Leine nehmen sollte. Dylan war ein Junge, der immer sehr viel in Bewegung war. Er war ein Läufer und erkundete gerne die Natur und die Umgebung.

Die Großmutter von Dylan lebte an der Ecke Elizabeth und Queen Street in Truro, im Colchester County, Nova Scotia.
Foto: Google Maps

Das ist das Haus, in dem Dorothy mit ihrem Mann Jeff lebte. Sie lebten im Obergeschoss und im Erdgeschoss lebten die Eltern von Jeff Parsons.
Foto: Google Maps

Das Verschwinden

Gegen 11.00 Uhr fuhr Ashley aus der Einfahrt ihrer Mutter, um sich mit ihrer Freundin zu treffen.
Gegen 13.15 Uhr waren Dorothy und Dylan draußen im Hof. Sie drehte sich um, um ihren Welpen an die Leine zu nehmen, und als sie sich wieder umdrehte, konnte sie ihren Enkel nicht mehr finden. Sie rannte auf die Straße und rief nach ihm. Ihre Rufe wurden zu Schreien und sie flehte ihre Nachbarn an, die Notrufnummer 911 zu wählen. Die Polizei traf nur 4 Minuten später am Haus der Parsons ein. Sie schwärmten aus, suchten in der Nachbarschaft und suchten in den Ecken und Winkeln der Gegend, an denen sich ein verspieltes Kleinkind verstecken könnte.

Das auf der rechten Seite ist noch einemal das Haus von Dylans Großmutter mit dem Blick von der Elizabeth Street zur Queen Street.
Foto: Google Maps 

In diesem Hinterhof spielte Dylan im Beisein seiner Großmutter.
Der Hinterhof liegt in der Elizabeth Street.
Foto: Polizei

Auf der linken Seite befindet sich der Hinterhof von Dylan Großmutter. Wie man sieht ist der Hof nicht komplett umzäunt. Zwischen dem Hinterhof und dem Haus des Nachbarn befindet sich ein Weg bzw. Pfad der zum Lepper Brooke und zum Salmon River führt. Für Dylan wäre es kein Problem abzubauen und zum Lepper Brooke zu laufen.  Es stellt sich nur die Frage, ob er es in 18 Sekunden [laut Dorothys Aussage] schafft, ungesehen zum Lepper Brooke zu laufen?Vor allem weil Dorothy sofort nach ihm gesucht hat?
Foto: Google Maps

Ashley wurde abgeholt

Als Ashleys Vater vor der Haustür ihrer Freundin auftauchte, war er versteinert. Sie hatte ihn nicht erwartet. Sie wusste sofort, dass etwas nicht stimmte. Er sagte ihr, dass sie ins Auto setzen solle.
Sie gehorchte und setzte sich auf den Beifahrersitz des Trucks. Dann ließ Ashleys Vater die Bombe platzen und sagte ihr mit dem Blick auf die Straße gerichtet, dass Dylan verschwunden ist.
Den größten Teil der restlichen Fahrt saßen die beiden schweigend da, ein Vorbote der kommenden Ruhe. Sie fuhren nach Hause zum Haus der Großeltern, fest entschlossen, Dylan zu finden. Ashley hoffte, dass Dylan bei ihrer Ankunft vielleicht schon gefunden worden ist.

In direkter Nachbarschaft zum Salmon River

Wie ich schon erwähnt habe, wird die Gegend, in der Dylans Großmutter lebte, als rauerer Teil von Truro bezeichnet, aber die Familie hatte dort noch nie ein Problem und Dylans Großmutter Dorothy war eine wichtige Bezugsperson für Dylan. Sie war einfach eine wichtige Stütze in Dylans Leben. Das Haus lag jedoch in der Nähe eines Flusses, der zu diesem Zeitpunkt ungewöhnlich hoch war, da es mehr geregnet hatte. Der Fluss ist ein Zufluss der Bay of Fundy. Dorothy Parsons war in voller Panik und erzählte ihrer Tochter:

„Ich wollte den Hund an ihre Leine binden und ich drehte mich um und Dylan war einfach weg. Ich habe keine Erklärung.“

Wurde Dylan entführt?

Dorothy Parsons argumentierte, dass der Junge entführt wurde. Es ist unklar, wie lange Dorothy Parsons brauchte, um den Hund an die Leine zu nehmen, oder wie lange genau Dylan außer Sichtweite von ihr war. An diesem Tag hatte weder Dorothy noch ihr Mann irgendwelche Verdächtigen im Hinterhof ihres Hauses entdeckt.

Was ist mit Dylan passiert?
Foto: Google

Die Suche

Die ganze Stadt war auf den Beinen, um Dylan zu finden. Viele Einwohner von Truro wollten bei Suche nach Dylan helfen. Es war wirklich schön, dass nicht nur Beamte da waren, sondern viele Freiwillige, die von Dylans Verschwinden gehört hatten und helfen wollten, schlossen sich der Suche an. Es waren zudem Bodensuch- und Rettungsteams, die Feuerwehr, die Polizei, RCMP-Tauchern, einer K-9-Einheit, ein Hubschrauber des Department of Natural Resources und andere technische Mittel bei der Suche im Einsatz. Es wurde sowohl an Land als auch auf dem Wasser in der Cobequid Bay gesucht. Die Suche wurde an allen physikalisch möglichen Stellen durchgeführt und dauerte 6 Stunden, bis eine Person einen wichtigen Fund machte.

Die Suche nach Dylan Ehler.
Foto: Google

Gummistiefel entdeckt

Eine Person zog einen von Dylans Gummistiefeln aus dem Lepper Brooke, der im Fluss befestigt war, der in die Bucht führte. Eineinhalb Stunden später fand ein anderer Freiwilliger seinen anderen Stiefel, der etwa 60 Fuß flussabwärts im Schlamm steckte. Beide Gummistiefel lagen an zwei unterschiedlichen Stellen.

Ich habe das Gebiet in dem Dylan verschwunden ist und die Fundorte der Gummistiefel eingezeichnet.
Foto: Google Maps

Der Fundort des ersten Gummistiefel im Lepper Brooke.
Foto: Google

Von Dylan fehlte jede Spur

Trotz umfangreicher Such- und Rettungseinsätze, die sich in den ersten 6 Tagen auf die Wasserwege konzentrierten, blieb er vermisst. 
Tagelang suchten Ermittler der Polizei und Freiwillige der Bodenrettung nach dem 3-jährigen Dylan Ehler. Ein ortsansässiger Pilot zeichnete Dylans Namen in seine Flugbahn am Himmel ein. Auf Treppenstufen in der ganzen Provinz stellten Feuerwehrleute und Eltern Regenstiefel für Dylan bereit. Und nachts wurden überall Leuchtfeuer der Hoffnung aufgestellt. Seit zweieinhalb Jahren werden jedes Wochenende die Wasserwege von seiner Familie und engen Freunden durchsucht, doch bis dato wurde keine weitere Spur des Kleinkindes gefunden.

Von Dylan fehlt bis heute jede Spur.
Foto: Google

Nachricht verbreitete sich schnell im Land

Die Nachricht von Dylans Verschwinden verbreitete sich – zuerst in der Provinz, dann im ganzen Land, dann auf dem ganzen Kontinent.
Tausende Internetermittler kamen in Facebook-Gruppen zusammen, die geschaffen wurden, um Details des Falls zu diskutieren, bewaffnet mit Tastaturen und Neugier. Am selben Tag startete ein Freund der Familie eine GoFundMe-Kampagne. Jason und Ashley wandten sich an Facebook, um Unterstützung zu erhalten, um Suchmaßnahmen zu planen, Spendenaktionen zu organisieren und ihre Community auf den neuesten Stand zu bringen. Das Paar wusste, dass es auch entscheidend war, Dylans Bild überall in Umlauf zu bringen.



Ashley Browns Videos

Nach dem Verschwinden wurden Videos entdeckt, die von Dylans Mutter [Ashley Brown] auf der Social-Media-Plattform TikTok gepostet wurden. In einem Video rauchte Ashley Marihuana und beschimpfte Dylan als einen "Motherfucker" und sagte ihm dann, dass er sie eines Tages ins Gefängnis bringen würde. Ein weiteres Video war gepostet worden, in dem Ashley zur Melodie von "Do You Want to Build a Snowman? " aus Disneys Frozen singt.

„Hilfst du mir, eine Leiche zu verstecken? Komm schon, wir können es nicht aufschieben ... niemand kann ihn auf dem Boden sehen ... bring ihn zur Tür raus, bevor es zu spät ist...!“

Die Videos wurden von Ashley gelöscht und dann für kurze Zeit auf einer True-Crime-Website erneut veröffentlicht. Sie sind an anderer Stelle noch öffentlich zugänglich. Ausschnitte aus den Videos finden sich in der W5 - Dokumentation von CTV News, Where's Dylan?

Nach Dylans Verschwinden und angesichts der Video-Uploads seiner Mutter überlegten verschiedene Online-Communities, ob sie oder ein anderes Familienmitglied Dylan ermordet und seine Leiche versteckt hatte. Katherine Laidlaw vom Magazin Wired war der Ansicht, dass diese öffentliche Reaktion teilweise auf die ländliche Natur von The Maritimes und die hohe Rate an vermissten Personen in Nova Scotia zurückzuführen war, und stellte fest, dass ein Großteil der Provinz mit dichtem Wald und unbebautem Land bedeckt ist. 

Ashley Brown versuchte Videos zu Erklären

In einem Interview für CTV News gab Dylans Mutter zu, dass ihre TikTok-Videos unangemessen seien, argumentierte aber, dass die Öffentlichkeit sie aus dem Zusammenhang gerissen habe. Insbesondere das Frozen-Songvideo sollte laut Ashley mit einem anhaltenden Internettrend übereinstimmen, Parodien von Frozen -Soundtracks zu veröffentlichen, und das Video sollte morbiden Humor sein, der in keiner Weise mit Dylan zu tun hat. 

Die Stimmung schlug um

Jason Ehler und Ashley Brown waren verzweifelt und wollten nur, dass ihr Sohn nach Hause kommt.
Zwei Tage nachdem Dylan verschwunden war, waren Jason und Ashley außer sich. Es fühlte sich surreal an, dass ihr Sohn immer noch nicht gefunden worden war. An diesem Morgen erhielt Ashley eine Nachricht von ihrer Schwägerin. Sie warnte Ashley und sagte ihr, dass sie bitte nicht auf Facebook einloggen solle. Es war zu spät: Ashley hatte bereits einen Strom von Nachrichten von Fremden gelesen, die sie beschuldigten, ihren Sohn getötet zu haben. Eine Internetermittlerin hatte ihre TikTok-Seite entdeckt und die Videos, die sie gemacht hatte, auf Facebook gepostet. Achtundvierzig Stunden, nachdem ihr Sohn verschwunden war, erklärten Online-Ermittler Ashley Brown zur Hauptverdächtigen. 

Facebook-Gruppe gegründet

Es wurde eine Facebook-Gruppe mit über 17.000 Mitgliedern auf ihrem Höhepunkt gegründet, in der der Fall debattiert und Vorwürfe erhoben wurden, dass Dylan von einem Familienmitglied getötet wurde. Der Familie Ehler-Brown wurde auch Fahrlässigkeit gegenüber Dylan vorgeworfen. 

Das Medium und ihre Theorien

Fälle von vermissten Personen sind Magneten für Hellseher. Es ging wirklich so weit, dass ein "Medium" das aus New York stammte ihre wilden und unbestätigten Theorien verbreitete und viele Menschen auf die Familie von Dylan hetzte. Das Medium behauptete, dass Ashley und Dorothy etwas mit schwarzer Magie und Ritualen zu tun hatten. Sie sagte tatsächlich, dass die beiden bei einem Ritual Dylan für Satan geopfert hätten. Dann sprach das Medium wieder von Visionen, dass Dylan die Treppe herunter gestoßen wurde. Und obwohl, die Polizei immer wieder betonte, dass es keine Beweise gibt, dass die Familie etwas mit dem Verschwinden zu tun hatte, hörten diese Leute nicht auf gegen die Familie von Dylan zu hetzen. Viele Familienmitglieder hatten auch bestätigte Alibis und waren nicht einmal in der Nähe der Elizabeth Street in Truro gewesen. Trotzdem hörten die Leute nicht auf, die Familie zu beschuldigen. Das war ekelhaftes Cybermobbing. Aber das war noch nicht alles, die Situation im Internet eskalierte, vor allem weil das Medium nicht aufhörte, ihre absurden Theorien zu verbreiten. [Anm. Man muss sich nur einmal vorstellen, was die Familie durchmachte. Ashley und Jason hatten ein Alibi und wurden trotzdem auf das übelste beschuldigt. Sie machten sich so große Sorgen um Dylan und sagen nur beschäftigt, sich zu rechtfertigen. Dorothy machte sich sowieso schon Vorwürfe, da Dylan in ihrer Obhut verschwunden ist und dann bekommt sie noch von fremden Leuten so schreckliche Nachrichten.]

Betrügerische Lösegeldforderungen

Dieses Cybermobbing ging über die Anschuldigungen des Paares hinaus. Jason erhielt betrügerische Lösegeldforderungen von Online-Trollen. Eine Forderung enthielt ein manipuliertes Bild von Dylans Gesicht, das mit Blutergüssen über seinem rechten Auge und einer tiefen Wunde an seiner Lippe übersät war. In der Forderung stand:

„Sie müssen 3 Bitcoins überweisen, innerhalb von 72 Stunden.“

Der Absender, war ein Facebook-User, der einen Fake-Account unter dem Namen Brad betrieb. Dieser Brad sagte Jason, dass er seinen Sohn freigeben würde, sobald die Überweisung erfolgt sei. Und wenn er die Überweisung nicht tätigte, dann würde er Dylan nie wieder sehen. Brad schrieb:

„Du hast 3 Tage Zeit, um Dylans Leben zu retten.“

Suche wurde eingestellt

Nach sechs Tagen ohne neue Beweise – keine Fußabdrücke, Trümmer oder glaubwürdige Sichtungen, stellte die Polizei ihre Suche ein. Nichts, als die Gummistiefel wurden gefunden. Aber Jason Ehler hörte nicht auf, nach Dylan zu suchen. Er ging Tag für Tag durch das Bachbett und zog Dutzende von Einheimischen an, um zu helfen. Die GoFundMe-Seite hat etwa 12.500 US-Dollar für die Familie gesammelt. Ashley und Jason boten diese Spende als Belohnung für jede Information an.
Jason verteilte Anstecknadeln, ein blaues Band und ein grünes Band ineinander verschlungen. Er verschenkte Schlüsselanhänger mit dem Gesicht seines Sohnes. Er bestellte Autoaufkleber und verteilte die Aufkleber überall.

Internet-User diskutierten weiterhin über den Fall

Auch im Internet wurde Dylans Verschwinden weiterhin diskutiert. Monatelang untersuchten Mitglieder der Facebook-Gruppe die spärlichen Beweise des Falls. Es war ein schwindelerregendes, dystopisches Spaßhaus voller Gerüchte und Spekulationen. Theorien tobten im Internet umher. Für viele war die Geschichte der Großmutter nicht nachvollziehbar. Andere glaubten, sie würde ihre Tochter decken. Dass die Familie auf einer GoFundMe-Seite Geld sammelte, bedeutete für diese FB Gruppe, dass die Eltern etwas mit Dylans Verschwinden zu tun hatten, weil sie das Geld für Alkohol oder Drogen oder beides brauchten. Zu einem bestimmten Zeitpunkt umfassten die Reihen der Gruppen mehr als 23.000 Menschen.

Drohungen und Belästigungen wurden immer schlimmer

Bis Ende September 2020 waren die Belästigungen und Drohungen so schlimm geworden, dass ein Gruppenmitglied begann, die Gesetze zu recherchieren, die Cybermobbing in der Provinz regeln und sogar eine örtliche Anwältin namens Allison Harris kontaktierte. Allison Harris wusste von dem vermissten Jungen. Dylans Geschichte war wochenlang nach seinem Verschwinden in den Nachrichten, aber sie war schockiert, als sie von dem Missbrauch erfuhr, den die Online-Ermittlergemeinschaft hervorgebracht hatte. Nur anderthalb Jahre nach dem Jurastudium strahlte Allison Harris eine Aura absoluter Unerschütterlichkeit aus. Sie spricht in knappen, anspruchsvollen Sätzen, und selbst ihr Lächeln wirkt präzise, ​​wenn es eine perfekt zentrierte Lücke zwischen ihren Vorderzähnen offenbart. Harris war einer von nur zwei Anwälten in der Provinz, die vor Gericht Online-Klagen wegen Körperverletzung geführt hatten. Sie sagte dem Gruppenmitglied, dass Ashley und Jason Kontakt aufnehmen sollten, und bot ihre Dienste pro bono an, nachdem sie ihre Geschichte gehört hatte.

Anwältin sammelte Beweise

Gemeinsam machten sich die drei an die Arbeit und dokumentierten Tausende von missbräuchlichen Screenshots, Hunderte von schrecklichen Nachrichten und Dutzende von Morddrohungen. Sie schrieben Briefe an die Administratoren von zwei der Facebook-Gruppen und forderten sie auf, sie zu schließen. Zunächst weigerten sich beide Administratoren der Gruppen, obwohl eine ihre Meinung änderte, nachdem sie das Ziel einer Belästigungskampagne innerhalb ihrer eigenen Gruppe geworden war. Allison Harris sagte, dass dieser Fall sie sehr überrascht hat, denn anstatt anzuerkennen, dass sie Schaden anrichten, scheinen sie zu glauben, dass sie ein Recht darauf haben, diese Gruppen zu haben. [Trotzdem waren die Gruppen wie eine Hydra: Wenn eine geschlossen wurde, gründeten Ashleys und Jasons lautstärkste Kritiker einfach andere unter unauffindbaren Pseudonymen wie "Holiday Precious".]

Verwalter der zweiten Gruppe waren Nachbarn

Die Verwalter der zweiten Gruppe waren Anwohner von Truro: ein Ehepaar namens April Moulton und Tom Hurley, die die Straße runter  vom Hinterhof wohnten, in dem Dylan Ehler zuletzt gesehen wurde. April Moulton, die rot gefärbte Haare und Grinsekatzenaugen hat, war sich sicher, dass sie wichtige Arbeit leistete, ihre kräftigen Hände waren mit silbernen Ringen an fast jedem Finger beschwert, als sie die Einzelheiten des Falls untersuchte und Gerüchte und Spekulationen von Tatsachen trennte. Tom Hurley schlurfte einfach hinter ihr hin und her. Sie kannten Jason oder Ashley nicht, bevor Dylans Geschichte Schlagzeilen machte, aber sie stellten sich als zwei der lautstärksten Befürworter heraus, die Gerechtigkeit für den Jungen forderten. Sie wussten so gut wie jeder andere, was es bedeutete, ein Kind zu verlieren.

Tom Hurley hatte Sohn verloren

Vor zwei Jahren starb Tom Hurleys Sohn Nick. Er war erst 31 Jahre alt, er war nicht krank; er war einfach an einem Tag am Leben und am nächsten tot. Das Paar war am Boden zerstört. Nick, April Moultons Stiefsohn, war ein helles Licht gewesen, hatte schnell gelacht oder mit ihr einen Joint geteilt, als er älter wurde. Und als Dylan Ehlers Geschichte fast auf den Tag genau ein Jahr später durch die Nachrichten ging, fühlte sie sich dazu aufgefordert, nach zu Hilfe gerufen. April Moulton sagte, dass sie anfing zu träumen und sie habe das Gefühl gehabt, dass Dylan die Hand ausstreckte, um gefunden zu werden, aber er hat Angst. Sie hatte Dylan nie getroffen, aber sie würde alles tun, um ihn nach Hause zu bringen. Sie gründete auch eine Facebook-Gruppe, die den Fall aus allen Blickwinkeln untersuchte und jede Theorie untersuchte. Mit der Zeit wurde sie darauf fixiert, die Gruppe zu leiten und die ganze Nacht zu posten.

Klage gegen April Moulton und Tom Hurley eingereicht

Ende Januar 2021 reichten Jason Ehler und Ashley Brown eine Klage gegen April Moulton und Tom Hurley ein und forderten das Gericht auf, dem Paar zu befehlen, die Facebook-Gruppe zu schließen und das Posten über ihre Familie einzustellen. [Anm. Gruppenmitglieder mischten sich ein und sagten, dass sie Ihnen versichern können, dass sie völlig am Boden zerstört wären, wenn das ihr Kind oder Enkelkind wäre, sie hätten weder Zeit noch Energie, um auch nur in Betracht zu ziehen, Leute vor Gericht zu bringen, um sie zu verklagen.] Als der Kurier es versuchte, Tom Hurley in seinem Garten die Papiere der Anklage zu überreichen, rannte er in sein Wohnmobil und schrie Schimpfworte hinter sich, bevor er die Tür zuknallte. Allison Harris stellte schließlich einen Sonderermittler ein, der von der Polizei eskortiert wurde und zu Tom Hurleys Haus zurückkehrte, um ihm die Dokumente zu übergeben.

Keine Fortschritte im Fall April Moulton und Tom Hurley

Der Fall schleppte sich dahin, und nach zwei Monaten machte Allison Harris endlich erste Fortschritte. Ihre Kunden wollten kein Geld; Sie wollten nur, dass das Paar zustimmt, nicht öffentlich über ihre Familie zu posten oder sie jemals wieder zu kontaktieren. Ende April 2021 näherten sich die Paare einer Einigung und es sah so aus, als würden sie diese Vereinbarung endlich unterzeichnen. Am 1. Mai 2021 eröffnete April Moulton ihr Facebook-Konto und tippte und beschwor:

 „Dieses Kind wird vermisst und sie bringen mich vor Gericht, damit ich seinen Namen nie wieder nenne, weil ich ihn seit einem Jahr suche! Sein Name ist Dylan Norman John Ehler!! Sein Name ist Dylan! Sein Name ist Dylan! Sein Name ist Dylan! Vergiss nie seinen Namen! Das wird das letzte Mal sein, dass ich seinen Namen nenne, bevor ich diese Papiere unterschreibe!!“ 

Aber es sollte nicht das letzte Mal gewesen sein. Sie beschloss, nicht zu unterschreiben.
Der Aufstieg der "Internet-Ermittler", wie Allison Harris sie nennt, hat Tausende von Menschen mit Freizeit, Neugier und einen Hang zur Wachsamkeit in Foren wie Websleuths.com gelockt. Und Crowdsourcing-Gerechtigkeit kann auch funktionieren: Michelle McNamaras unermüdliche Suche nach dem Golden State Killer begann dort, und die Netflix-Dokumentation Don't F**k With Cats: Hunting an Internet Killer untersucht, wie sich Sesseldetektive auf der ganzen Welt zusammengetan haben, um den kanadischen Mörder zu identifizieren Lukas Magnotta. Allison Harris sagte:

„Ich denke, die Leute sehen diesen Dokumentarfilm und möchten diese Person sein. Sie wollen ihren Ruhm dafür, dass sie das können. Jemand wie April Moulton glaubt wirklich, dass sie Gerechtigkeit für Dylan sucht. Sie versucht, diesem kleinen Jungen um jeden Preis zu helfen. Sie betrachten diese Leute nicht als echte Menschen.“

Die Fundorte der Gummistiefel

Von Dorothys Haus bis zum Bachbett, wo Dylans erster Gummistiefel gefunden wurde, dauert es ein paar Minuten in zügigem Tempo. Strecken von nicht eingezäunten Land führen hinunter zum Wasser; Schrumpelige Baumwurzeln und verfilzte Gräser schaffen Ruhepunkte am Ufer. Dylans anderer Stiefel wurde in einer Trümmertasche unter der Wasseroberfläche gefunden, 60 Fuß vom ersten Stiefel entfernt, kurz vor der Gabelung, an der Lepper Brook in den Salmon River eintaucht. Der Fluss schlängelt sich meilenweit hinter der Gabelung vorbei, vorbei an Überschwemmungsgebieten und Backsteinschornsteinen, über Wasserfälle und unter skelettartigen Stahlbrücken hindurch. Während die meisten Flüsse in eine Richtung fließen, ist der Lachs ein Gezeitenfluss, was bedeutet, dass er in zwei Richtungen fließt. Jeden Tag schickt eine Gezeitenwelle eine 6 Fuß hohe Welle den Fluss hinauf, direkt in die Stadt und dann wieder hinaus. Das Wasser, eine Mischung aus Schlick und Ton, ist bis zur Mündung, wo der Fluss in die Bucht mündet, rötlich schokoladenbraun.

Die Bay of Fundy ist ein Trichter der Wildheit. Von oben ist es eine Senke im Sandstein der kanadischen Ostküste, die von den Provinzen Nova Scotia und New Brunswick sowie dem Bundesstaat Maine begrenzt wird. Dort ist der Frieden dünn gesät. Die meisten Ozeane haben im Durchschnitt einen Tidenhub von 3 Fuß. Die Reichweite in Fundy beträgt 53. Stellt Euch mal die Kraft vor, die von den stampfenden Hufen von 24 Millionen angreifenden Pferden erzeugt wird, und immer noch sind Fundys Gezeiten stärker.

Das ist das Gewässer, in dem Dylan höchstwahrscheinlich verschwunden ist.
Foto: Google Maps

Experimente mit einer Schaufensterpuppe

Das Such- und Rettungsteam hatte RF-Tracker an einer Schaufensterpuppe von etwa Dylans Gewicht und Größe befestigt, sie dann in Lepper Brook fallen gelassen und sie verfolgt, als sie in tiefen, unsichtbaren Taschen unter Wasser verschwand. Es dauerte weniger als eine Stunde, bis die Schaufensterpuppe von diesen mächtigen Fluten mitgerissen wurde. Der Präsident des Teams, das die Suche vor Ort leitete sagte:

„Die Natur hat von Anfang an gegen Dylan gearbeitet. Die Ufer des Baches waren so angeschwollen, dass die Strömungen ausgewachsene Männer von den Füßen rissen.“

Die Crew des Such- und Rettungsteams hat fast 6.000 Stunden damit verbracht, nach Dylan zu suchen, mit Fischern und Strandräubern und Gezeitenexperten gesprochen, um besser zu verstehen, womit sie es zu tun haben. Sie haben Rennstrecken, Kiesgruben, Käsereien abgesucht – überall sonst gab es einen Hinweis, eine mögliche Sichtung. Der Präsident des Teams ist weiterhin wachsam und späht aus seinen Autofenstern nach aasfressenden Vögeln oder verformten Lehmklumpen, wenn er jeden Tag den Fluss überquert. Vier Mitglieder seiner Crew haben das Team verlassen, unfähig, mit den unbeantworteten Fragen fertig zu werden, die immer noch um den Fall herumwirbeln. 

„Haben wir ihn übersehen? Haben wir etwas verpasst oder falsch gemacht? Das ist eine schwere Last, die jeder von der Crew nach Hause tragen muss.“

Der Präsident des Such- und Rettungsteams glaubt, dass er weiß, was an diesem Tag passiert ist. Er sagte:

„Wir glauben, dass das Kind im Hinterhof war und seine Großmutter abgelenkt wurde – wir sind uns nicht sicher, wodurch und nicht sicher, wie lange. Wir glauben, dass das Kind aus der Ecke des Hofes hinter dem Haus des Nachbarn gegangen ist. Es gibt einen Pfad, der zum Bach hinunter führt, und direkt darunter ist ein kleiner Stau. Ungefähr 50 Fuß von dort unten im Wasser haben wir den ersten Stiefel gefunden.“ 

Er kann sich aber nicht dazu durchringen, es genau zu sagen, dass der Junge von den Gezeiten erfasst wurde, so heftig und dick mit Schlamm, dass es unter Wasser unmöglich ist, ihn zu sehen.

Ashley ist fertig mit den Nerven

An dem Tag, an dem Allison Harris die Familie besuchte, saß Ashley im Schneidersitz in ihrem düsteren Wohnzimmer und faltete hübsche weiße Papierquadrate zu Origami-Formen. Auf die Quadrate hatte sie Wörter wie Hoffnung und Stärke mit Filzstift geschrieben. Der Raum liegt irgendwo zwischen Zeitkapsel und Schrein. Dylans Regenstiefel standen auf einem hölzernen Bücherregal. Suchplakate tapezierten die Fenster. An den Wänden hängen Kunstwerke von Menschen aus dem ganzen Kontinent, die an Dylan erinnerten, neben Dylans Liste der Dinge, die er jeden Tag tun sollte. ["Zähneputzen. Lernzeit. Zeit mit Lily. Mittagszeit."]

Ashley hat sich in sich selbst zurückgezogen

Seit Dylan verschwunden ist, hat sich Ashley in sich selbst zurückgezogen, weg von Freunden und Familie, die dieses Jahr nicht für sie aufgetaucht sind. Sie meidet jetzt ihren alten Lebensmittelladen und verfolgt sie mit misstrauischen Augen durch die Gänge. Sie spricht nicht mehr mit ihrer Mutter, die sich ihrer Meinung nach nicht für ihre Rolle in dem, was passiert ist, entschuldigt hat. Sie spricht selten mit Jasons Familie, von der sie glaubte, dass sie beteiligt war, als sie die von ihr erstellten TikTok-Videos sahen.

Ashley und Jason sind mit den Nerven am Ende. Ihr Sohn ist verschwunden und die Anschuldigungen gegen sie hören nicht auf.
Foto: CTV

Beilegung des Gerichtsverfahrens zugestimmt

Ende Mai 2021 stimmte April Moulton schließlich einer Beilegung des Gerichtsverfahrens zu. Ashley sagte, dass es sich gut anfühlen wird, eine Sache loszulassen. Bis Juli 2021 ließ sich auch Tom Hurley nieder und stimmte einer Beilegung des Gerichtsverfahrens zu. Währenddessen machte die andere Facebook-Gruppe, die von anonymen Kritikern betrieben wird, weiter. Ashley und Jason könnten vor Gericht gehen, um Facebook zu zwingen, offenzulegen, wer hinter den Konten steckt, und dann, falls das Unternehmen die Daten herausgeben würde, Klage einreichen. Da Ashley und Jason nicht die finanziellen Mittel für eine neue Klage hatten, reichten sie jedoch keine neue Klage ein.

Jason verdächtigte seine Schwiegermutter Dorothy

Jason Ehler glaubte, dass die Aussage von Dylans Großmutter nicht genau überprüft wurde. Er möchte, dass ihre Angaben weiter untersucht werden. Dorothy sagte, dass sie einen von der Polizei durchgeführten Polygraphen bestanden habe. Sie fügte hinzu, dass sie alles untersuchen können, was sie wollen, denn ich habe nichts zu verstecken.

Private Suchmaßnahmen

Jason, Ashley und Jasons Zwillingsbruder Justin suchten weiter nach Dylan, die Ufer und die Küsten ab. Sogar eine Drohne setzte Jason ein, um seinen Sohn zu finden. Jason hatte die letzten Monate damit verbracht, Menschen um Hilfe zu bitten und ausende von Fotos nach Spuren zu durchsuchen, die so klein sind wie die Flecken auf Dylans Jacke.  Er glaubte, dass sein Sohn noch am Leben sein könnte, noch am Leben sein muss, und dass ihn jemand am Tag seines Verschwindens vom Hinterhof geholt hat und mit ihm verschwunden ist. Die einzigen Hinweise in dem Fall doch auf das Wasser hin.

Jason und Ashley suchen weiterhin täglich nach Dylan.
Foto: Google

Schon früh sagte jemand bei Wings of Mercy, einer freiwilligen Suchunterstützungsgruppe, dass Jason vorsichtig sein solle, denn es sei leicht, sich beim Suchen zu verlieren. Aber keine Leiche bedeutete für Jason Hoffnung. Er kam die nächsten Wochen immer am selben Tag wieder dorthin, um nach Dylan zu suchen. Das war seine Art, mit dieser schlimmen Situation umzugehen. Ashley suchte auch nach Dylan, aber sie verkroch sich die meiste Zeit Zuhause und in sich selbst. Jason ging jede Woche am Ufer des Flusses und der Bucht spazieren. Wenn er dann nach Hause geht, postet er das Filmmaterial in einer Facebook-Gruppe, die seiner laufenden Suche nach Dylan gewidmet ist. Jason hat einige Ordner, die voller Bilder und Karten sind, wo er bereits war und wo er glaubt, dass sie es noch einmal versuchen sollten. Die Gezeitenkraft bedeutet, dass sich die Landschaft ständig verändert, daher ist es hier sinnvoll, Schritte zurückzuverfolgen und nach etwas Menschlichem im Sand und Lehm zu suchen.

Die Gummistiefel machen keinen Sinn?!

Dylans Vater Jason Ehler sagte irgendwann, dass die Gummistiefel keinen Sinn machen. Er glaubt, dass die Gummistiefel noch nie einen Sinn gemacht haben! Er erklärte die Sache mit den Gummistiefeln und sagte, dass es zwei Gummistiefel, die in der Nähe des Wassers waren und sechs oder sieben Stunden nach dem Verschwinden von Dylan gefunden wurden.
Die Leute haben genau diesen Bereich abgesucht, sobald Dorothy [Dylans Großmutter] um Hilfe geschrien hat. Jason sagte, als Dorothy um Hilfe rief, war sofort ein Typ an diesem Bach und da war nichts, keine Stiefel, kein Junge oder andere Spuren.

Diese auffälligen Gummistiefel trug Dylan, als er verschwunden ist. Die Gummistiefel wurden später gefunden.
Foto: Polizei

Dylans Eltern vermuten Verbrechen

Die Mutter von Dylan, Ashley Brown sagte, dass Jason und sie an eine Entführung glauben. Sie vermuten, dass ihr Sohn möglicherweise entführt wurde und dass seine Stiefel von der kleinen Eisenbahnbrücke geworfen worden sein könnten, die über den Lepper Brook in der Nähe der Mündung des Salmon River führt.
Die Eltern von Dylan glauben auch, dass die Polizei ihre ganze Aufmerksamkeit nur darauf verwendet hat, den Fluss zu durchsuchen und nicht offen genug war für andere Möglichkeiten. 
Die Polizei von Truro sagte, dass sie nicht davon ausgehen, dass Dylan Ehler Opfer eines Verbrechens geworden ist. Jason Ehler sagte, dass er davon überzeugt ist, dass Dylan entführt wurde, aber es ist schwer zu sagen, was wirklich passiert ist, weil man nur die Gummistiefel gefunden hat.

Wurde Dylan doch entführt? Das glauben zumindest seine Eltern.
Foto: Google

Eigene Nachforschungen

Jason Ehler und Ashley Brown haben irgendwann selbst Nachforschungen angestellt. Sie sprachen mit Leuten, telefonierten und hingen Plakate auf. Schließlich boten sie mit Unterstützung einer GoFundMe-Kampagne. Für die lebende und gesunde Rückkehr von Dylan wurde eine Belohnung von 10.000 US-Dollar ausgelobt. Für Informationen wurde eine Belohnung von 1.000 US-Dollar ausgelobt, die direkt zu seinem Aufenthaltsort führen.

Finanzielle Unterstützung für Eltern vermisster oder ermordeter Kinder

In Kanada erhalten Eltern eine finanzielle Hilfe, wenn eines ihrer Kinder vermisst wird oder bei einem wahrscheinlichen Verbrechen stirbt. Da die örtliche Polizei den Vorfall nicht als Verbrechen bezeichnete, qualifizierten sich Ashley und Jason nicht für diese staatliche finanzielle Unterstützung. Die Eltern von Dylan wären aber auf diese staatliche Unterstützung angewiesen, da sie eigentlich nicht in der Lage waren, arbeiten zu gehen und der Lockdown auch noch nicht beendet war. Im Oktober 2021 wurde der Lockdown der Provinz Nova Scotia aufgehoben. Als das Autohaus wieder vollständig geöffnet war, ging Ashley wieder zur Arbeit, obwohl es ihr sehr schlecht ging.

Vorwürfe wegen polizeilichen Fehlverhaltens

Dylans Eltern haben seitdem die mangelnde Reaktionszeit der Behörden auf die anhaltende Abwesenheit von Dylan zurückgeführt und Kritik an den freiwilligen Rettungskräften geäußert, die bei der Suche helfen. Laut seiner Mutter haben sie Dylans Fall nie wie eine kriminelle Untersuchung behandelt. Sie haben ihn nur wie eine Suche und Rettung behandelt. Sie weiß, dass sie keine Straßen blockiert haben. Sie haben die Öffentlichkeit nicht daran gehindert, das ganze Gebiet zu betreten, in dem er vermisst wurde, und sie waren sehr spät dran, Warnungen herauszugeben und Hilfe zu holen. Also denkt Ashley, dass der Tunnelblick dabei eine Rolle gespielt hat, sie eine festgefahrene Meinung hatten und nicht offen für andere Erklärungen waren. Sobald sie die Stiefel gefunden hatten, sagte die Polizei, dass Dylan dorthin gegangen ist. Die Polizei sagt uns, dass wir es akzeptieren müssen. Und mit dem Leben weitermachen sollen. Aber wie sollen Eltern weitermachen, wenn ihr Sohn spurlos verschwunden ist und niemand ihnen sagen kann, was tatsächlich mit ihrem Sohn passiert ist?

Jason Ehler im Januar 2022 festgenommen

Im Januar 2022 wurde Jason Ehler [Dylans Vater] festgenommen und wegen Betrugs angeklagt, nachdem er erwischt worden war, wie er die Bankdaten einer verstorbenen Person bei drei verschiedenen Finanzinstituten in der Gegend von Bible Hill verwendet hatte. Laut meiner Recherche zeigten die Gerichtsinformationen, dass Jason Ehler beschuldigt wird, von Melanie MacCormick [eine verstorbene Person] an sich selbst ausgestellte Schecks über verschiedene Beträge zwischen 100 und 800 US-Dollar gefälscht zu haben. Ihm wird vorgeworfen, die Schecks bei der TD Bank und der Royal Bank of Canada eingelöst und betrogen zu haben. Zudem wird Jason vorgeworfen, auch die Bank of Montreal in Truro im Zeitraum vom 15. bis 23. November 2021 ebenfalls mit den gefälschten Schecks betrogen zu haben.

Der Jahrestag von Dylans Verschwinden

Ein Jahr nach Dylans Verschwinden stellte seine Familie in Lepper Brook zahlreiche Papierboote als eine Art Denkmal für den Jungen auf, an dem die gesamte Bevölkerung teilhaben konnte. Jason sagte, dass dies heute eher ein Treffen für Dylan war, um über ihn zu sprechen und erneut auf den Fall aufmerksam zu machen.

Dylan ist seit 2020 verschwunden.
Foto: Google

Warnsystem "Ehler Alert"

In der Hoffnung, ein stärkeres öffentliches Warnsystem in Nova Scotia einzurichten, starteten Dylans Eltern eine Petition zur Einrichtung des "Ehler Alert".  Dies soll ein öffentliches Warnsystem sein, das die schnelle Verbreitung von Informationen an die Öffentlichkeit über vermisste Kinder erleichtern würde. In den Vereinigten Staaten [USA] gibt es bereits so ein Warnsystem. Dieses Warnsystem ist eigentlich mittlerweile weltweit unter dem Namen "Amber Alert" bekannt.
[Anm. AMBER ist ein System zur Verbreitung von Vermisstenmeldungen von Kindern in den Vereinigten Staaten von Amerika. Es wurde 1996 nach der Kindesentführung von Amber Hagerman eingeführt. Über die angeschlossenen Radiostationen und Verkehrsinformationstafeln werden Suchmeldungen ausgestrahlt.]

Die Zeitleiste

Um das Verschwinden von Dylan Eher besser zu verstehen, habe ich eine Zeitleiste erstellt. Es sollte auch beachtet werden, dass die Namen der unten erwähnten Personen nicht erwähnt werden, um sie mit Dylans Verschwinden in Verbindung zu bringen. Bitte keine voreiligen Schlüsse ziehen. Die nachstehenden Informationen werden bereitgestellt, um bei der Festlegung des voraussichtlichen Zeitplans zu helfen, in der Hoffnung, dass jemand, der dies liest und möglicherweise nicht bemerkt hat, dass er Informationen hat, die hilfreich sein können, um den Verbleib von Dylan zu klären.

6. Mai 2020 zwischen 10.00 Uhr und 10.30 Uhr 

Ashley setzt Dylan am Haus ihrer Mutter, Dorothy Parsons, an der Ecke Queen Street und Elizabeth Street in Truro, Nova Scotia, ab. Dorothy und ihr Ehemann Jeff Parsons wohnen im obersten Stockwerk des Hauses in der 321 Elizabeth Street in Truro. Ihre Schwiegereltern von Dorothy Parsons wohnen im Erdgeschoss des Hauses.

6. Mai 2020 zwischen 10.30 Uhr und 11.00 Uhr 

Ashley Brown und ihre Mutter Dorothy unterhalten sich ein bisschen und dann verabschiedet Ashley sich, um ein paar Stunden mit einer Freundin zu verbringen und Kaffee zu trinken.

6. Mai 2020 kurz vor 12.00 Uhr

Dorothy's Ehemann, Jeff Parsons [nicht Dylans leiblicher Großvater], kommt von der Arbeit zum Mittagessen nach Hause.

6. Mai 2020 gegen 13.00 Uhr

Jeff Parsons verlässt das Haus und macht sich wieder auf den Weg zur Arbeit.

6. Mai 2020 kurz vor 13.15 Uhr

Dorothy nimmt Dylan und ihren 5 Monate alten Welpen mit nach draußen in ihren Garten.

6. Mai 2020 um 13.15 Uhr 

Dorothy dreht sich um, um ihren Hund an die Leine zu nehmen. Sie war etwa 18 Sekunden lang abgelenkt [sie hat dies für die Polizei nachgestellt und die haben es auf 18 Sekunden festgelegt. [Anm. In ursprünglichen Nachrichtenberichten wurde dies mit 10 Sekunden angegeben.] Als sie sich wieder umdreht, ist Dylan spurlos verschwunden.

6. Mai 2020 zwischen 13.15 Uhr und 13.24 Uhr

Dorothy sagt, dass sie sofort zur Straße gerannt ist [ich glaube, sie meinte die Queen Street], weil sie dachte, dass Dylan dorthin gelaufen sein könnte. Wenn er weggelaufen ist, dann konnte sie eigentlich nicht wissen, in welche Richtung er gegangen ist. Nachbarn hören, wie Dorothy Dylans Namen ruft und kommen, um ihr zu helfen. Sie weist mindestens einen Nachbarn an, bitte den Notruf, die 911 anzurufen. Ein anderer Nachbar geht sofort zum Bach, um nach Dylan zu suchen, und findet weder ihn noch irgendwelche Beweise [zum Beispiel seine Gummistiefel] dafür, dass er in der Nähe des Baches war.

6. Mai 2020 um 13.24 Uhr

Ein Nachbar ruft über die 911 die Notrufzentrale an und bittet um Hilfe der Polizei.

6. Mai 2020 um 13.29 Uhr

Die Polizei von Truro trifft innerhalb von 5 Minuten nach dem Anruf am Tatort ein. Dorothy hat erklärt, dass sie der Polizei sofort gesagt habe, dass sie dachte, Dylan sei entführt worden.

6. Mai 2020 um 15.00 Uhr

Jason Ehler kommt am Haus seiner Schwiegermutter an. Er hatte früher am Tag versucht, Dorothy Parsons zu erreichen [10.30/11 Uhr und dann noch einmal um 14.15 Uhr), da er Dylan sehen wollte, aber keine Antwort erhalten hat, fährt er zu ihrem Haus, um herauszufinden, wo Dylan ist [er wusste nicht, dass Ashley ihn zu Dorothy gebracht hatte]. Erst als er am Haus von Dorothy und Jeff eintraf, erfuhr er, dass sein Sohn vermisst wird.

6. Mai 2020 ebenfalls um 15.00 Uhr

Norman Brown, Ashleys Vater, kann sie nicht per Handy erreichen, da ihres kaputt war, also fährt er zu ihrer Freundin, um Ashley abzuholen und um ihr mitzuteilen, dass Dylan vermisst wird.

6. Mai 2020 um 15.45 Uhr

Such- und Rettungsdienst treffen vor Ort in der 321 Elizabeth Street/Queen Street in Truro ein.

6. Mai 2020 um 16.32 Uhr

Ein nicht aufdringlicher öffentlicher Alarm wird vom Nova Scotia Emergency Management Office ausgegeben [Alarm bleibt bis 9.59 Uhr am 7. Mai 2020 aktiv]. NS EMO kann die Warnung nicht senden, bis die Polizei sie dazu offiziell auffordert. EMO erhielt um 16.13 Uhr die genehmigte Nachricht über das Verschwinden von Dylan von der lokalen Polizeibehörde Truro.

6. Mai 2020 um 19.20 Uhr

Der erste Gummistiefel von Dylan wird in Lepper Brook unter Wasser gefunden, in einem Einkaufswagen, der ebenfalls im Bach untergetaucht war.

6. Mai 2020 um 20.43 Uhr

Der zweite Gummistiefel wird, an der Eisenbahnbrücke, unter Wasser in einer Kurve des Lepper Brook gefunden, der in den Salmon River mündet.

Die Theorien

Ich möchte noch einmal kurz auf die Theorien eingehen, die bis heute diskutiert werden.

1. Theorie "Im Fluss verunglückt und ertrunken"

Ist Dylan Ehler am Bach oder am Fluss verunglückt und dabei ertrunken?

Diese Theorie muss man definitiv in Betracht ziehen. Die Polizei von Truro geht zumindest stark davon aus, dass Dylan in den Fluss gelangt und dann ertrunken ist. Dafür wurden auch die zwei gefundenen Gummistiefel von Dylan passen, die man an zwei verschiedenen Stellen am und im Lepper Brooke gefunden hat. 

2. Theorie "Verbrechen/Entführung"

Wurde Dylan Ehler Opfer eines Verbrechens und wurde er entführt?

Auch diese Möglichkeit muss man in Betracht ziehen, auch wenn es keine klaren Beweise für diese Theorie gibt und die Polizei diese Theorie ausschließt. 

Fazit:

Ich möchte mich kurz zu dem Fall äußern. Ich bin hin und her gerissen. Manchmal bin ich fest davon überzeugt, dass Dylan ertrunken ist und dann schleichen sich wieder Zweifel ein. So wie es bei mir ist, verhält es sich auch bei vielen anderen Menschen.

Die Polizei geht stark davon aus, dass Dylan im Lepper Brooke ertrunken ist und dann über den Salmon River in den Cobequid Bay gespült wurde. Zwar wurde bis heute keine Leiche von Dylan gefunden, aber der Fund der Gummistiefel weist laut der Polizei in diese Richtung. Auch dass bis heute keine Leiche von Dylan gefunden wurde, ist in diesem Gewässer nicht unüblich. Dylans Körper war recht klein und die Strömungen aufgrund der Tide ist dort außergewöhnlich hoch. Dort kann ein Körper sehr schnell durch die Strömungen in den Fluss und dann in die Bucht und ins offene Meer gespült werden. Auch könnte ein so kleiner Körper auch irgendwo am Grund festgehakt sein und mit Lehm bedeckt sein.

Es gibt laut Jason Ehler aber Unstimmigkeiten im Bezug der Gummistiefel. Laut seiner Aussage, haben die ersten Helfer, die nach Dylan suchten, die Gummistiefel nicht gefunden. Sechs Stunden später wurde der gleiche Bereich noch einmal abgesucht und dann waren die Stiefel plötzlich dort. Ich denke aber, dass dies nicht unbedingt gegen die Theorie spricht, dass Dylan ertrunken ist. Erstens machen  Menschen Fehler. Zweitens waren das keine ausgebildeten Rettungskräfte, sondern Privatpersonen, die anderes die Gegend absuchen, als Rettungskräfte. 

Der zweite Stiefel wurde an der Eisenbahnbrücke gefunden. Ashley Brown argumentiert, dass jemand den Stiefel dort entsorgt haben könnte. Die Ermittler schließen das aus.

Jason sucht täglich die Gewässer und die Ufer nach Dylan ab. Die Leute fragen sich, warum Jason das macht, wenn er nicht zu 100% an diese Theorie glaubt. 

Die Antwort ist einfach – er muss etwas unternehmen und sucht nach irgendwelchen Hinweisen auf Dylans Aufenthaltsort. Da die Theorie der Polizei besagt, dass er ertrunken ist, sucht Jason dort nach seinem Sohn oder nach anderen Beweisen als den Stiefeln. Nach zweieinhalb Jahren der Suche an den Ufern und den Wasserstraßen hat er keinen einzigen Beweis dafür gefunden, dass sein Sohn ins Wasser gelangt ist.

Andere Personen, wie auch Ashley glauben, dass sein Stiefel dort an der Eisenbahnbrücke platziert wurde und Dylan entführt wurde. Es gibt auch Experten, die diese Theorie unterstützen. Andere Experten glauben, dass alle Beweise darauf hindeuten, dass er in Lepper Brook gefallen und anschließend auf See gespült wurde.

Wie ich schon erwähnt habe, bin ich hin und hergerissen und ich möchte mich ungern komplett nur auf eine Theorie festlegen. Ich möchte weiterhin offen für alle Möglichkeiten sein. Wenn ich mich aber prozentual auf die beiden Möglichkeiten festlegen müsste, dann würde ich mich 70% auf das Ertrinken im Fluss und 30% auf die Entführung festlegen.

Beschreibung von Dylan Ehler
  • Dylan John Ehler wurde am 16. April 2017 in Truro, im Colchester County in Kanada geboren.
  • Dylan lebte mit seinen Eltern und seiner Halbschwester im Guest Drive in Bible Hill, im Colchester County, Nova Scotia.
  • Er verschwand am 6. Mai 2020 vom Hinterhof seiner Großmutter in der 321 Elizabeth Street in Truro, im Colchester County, Kanada.
  • Zum Zeitpunkt seines Verschwindens war Dylan 3 Jahre alt.
  • Er ist von kaukasischer Abstammung und kanadischer Staatsbürger.
  • Er war zum Zeitpunkt seines Verschwindens 91,5 cm groß und wog 14,5 Kilogramm.
  • Er hat braune Haare und braune Augen.
  • Zuletzt wurde er in einer Winterjacke mit Tarnmuster mit Pelzkapuze und Aufnähern der US-Flagge an Armen und Brust, einem roten Dinosaurier-T-Shirt, einer Jogginghose mit Tarnmuster und grauen und orangefarbenen Gummistiefeln gesehen.
Das ist die Kleidung, die Dylan am Tag seines Verschwindens trug.
Foto: Polizei

Die Nachwirkungen

Ashley Brown und Jason Ehler suchen weiterhin nach Dylan und machen auf den Fall in den Medien aufmerksam. Es gibt immer noch Personen, die Ashley und Jason verdächtigen, etwas mit dem Verschwinden von Dylan zu tun haben, obwohl die Polizei dies komplett ausschließt.

Ashley hat aktuell keinen Kontakt mit ihrer Mutter Dorothy Parsons, da sie sich bis heute nicht richtig bei ihr entschuldigt hat, nicht richtig auf Dylan aufgepasst zu haben. 

Ashley Brown und Jason Ehler schließen eine Entführung weiterhin nicht aus und werfen der Polizei einseitige Ermittlungen vor. Die Großmutter von Dylan, Dorothy Parsons, glaubt auch an eine Entführung.

Jason Ehler sucht fast jeden Tag nach Dylan, spaziert an den Ufern des Lepper Brook, des Salmon River und des Cobequid Bay. Ashley und Jason wollen ihren Sohn finden. 

Die Polizei hat ein Bild von Dylan mit Altersverlauf erstellt. So könnte Dylan heute aussehen.
Foto: Polizei

Aktuelle Einstufung des Falls

Dylan John Ehler wird als gefährdete vermisste Person eingestuft. Das Verschwinden von Dylan wird weiterhin als Vermisstenfall von der Polizei bearbeitet. Der Fall wird aber mittlerweile auch als Missing Cold Case bezeichnet. Die Akte wurde bisher nicht geschlossen. Die Polizei hat aber die Suchmaßnahmen komplett eingestellt.

Fragen der Ermittler:
  1. Wer hat Dylan Ehler am 6. Mai 2020 gegen 13.15 Uhr im Bereich der 321 Elizabeth Street in Truro gesehen?
  2. Wer hat Dylan Ehler am 6. Mai 2020 gegen 13.15 Uhr dabei beobachtet, wie er sich von der Elizabeth Street auf den Weg zum Lepper Brooke machte?
  3. Wer hat am 6. Mai 2020 gegen 13.15 Uhr eine verdächtige Person oder ein verdächtiges Fahrzeug im Bereich der Elizabeth Street in Truro gesehen?
  4. Wer hat am 6. Mai 2020 nach 13.15 Uhr Dylan Ehler am Lepper Brooke gesehen oder verdächtige Wahrnehmungen gemacht?
  5. Wer hat am 6. Mai 2020 oder in den Tagen, Wochen, Monaten nach dem Verschwinden von Dylan möglicherweise Kleidungsstücke am Uferbereich des Lepper Brooke, des Salmon River oder des Cobequid Bay gefunden?
  6. Wer hat Dylan Ehler nach dem 6. Mai 2020 noch einmal gesehen?
  7. Wer hat Dylan Ehler am 6. Mai 2020 oder danach in Begleitung gesehen?
  8. Wer kennt den derzeitigen Aufenthaltsort von Dylan Ehler?
  9. Wer hat andere Beobachtungen gemacht, die mit dem Verschwinden von Dylan Ehler in Zusammenhang stehen könnten?
  10. Wer hat sonstige Informationen zu dem Fall?


Jeder, der Informationen zum derzeitigen Aufenthaltsort von Dylan hat, wird gebeten, die Polizei von Truro unter der Rufnummer [Vorwahl Kanada]+ 902-895-5351 anzurufen.

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